schlechtes Sprachverstehen und keine Gebärdensprache

  • Sehr geehrte Mitglieder:innen dieser Webseite,


    zunächst stelle ich mich kurz vor, ich (M26) bin seit dem 4. Lebensjahr an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig und bis zum 23. Alter trug ich Hörgeräte, dann bin ich seit ca. 3 Jahren mit zwei Cochlea-Implantaten. In Deutschlang bin ich seit 2017.

    Nun gehen wir genau zur Frage. Wie leben CI-Träger:innen, die schlechtes Sprachverstehen haben (15-20% bei Sätzen) und nicht gebärden können? Ich sehe keine Möglichkeit, mich irgendwie wohlzufühlen. In der Gesellschaft sehe ich irgendwie viel zu dumm aus. An unterschiedlichen Stammtischen und Selbsthilfegruppen von CI-Trägern und CI-Trägerinnen war ich natürlich, aber ich fühle mich so, als ob ich nicht zur Gesellschaft von CI-Trägern und CI-Trägerinnen gehöre, weil sie alle , die ich getroffen habe, hören ziemlich gut, aber wer schlecht hört (Das ist aber selten der Fall), kommuniziert in der Gebärdensprache und daher kann ich mit keinem von diesen Menschen kommunizieren.

    Was bleibt dann am Ende? Eine Person, die nicht sozialisiert werden kann. Ich kann mein Studium nicht schaffen, habe keine Kontakte mit anderen Studierenden an der Hochschule, kann keine Beziehung aufbauen und mit dem Geschlechtsleben anfangen, kann keinen Job finden, kann nicht wie meine Gleichaltrige aktives Leben führen usw.

    Wie leben sie (die Leute, die ich oben beschrieben habe, die schlecht akustisch verstehen und nicht gebärden können)? Ich sehe irgendwie keinen Sinn von solchem Leben. Natürlich besuche ich Logopädie regelmäßig, fahre zur Rehaklinik alle 2-3 Monate, arbeite mit einem Psychotherapeuten an meinem Problem mit Selbstwertgefühl. Aber dies alles helfen dabei einfach nicht.


    Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen. Ich freue mich sehr darauf, Ihre Antworten lesen zu dürfen.


    Mit freundlichen Grüßen

    Sultan Aliyev

    Seit dem vierten Lebensjahr beidseitig an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig (80 dB).

    Von 4. bis zum 23. Lebensjahr trug ich Hörgeräte (die Letzte waren Phonak Naida V90-UP)

    Am 5. August 2020 wurde links implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

    Am 27. Oktober 2021 wurde rechts implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

  • Hallo Sultan,

    Du hast ein super Schriftdeutsch, obwohl Du erst seit 2017 in Deutschland bist und mit Hörbehinderung Deutsch lernen müsstest.

    Warum lernst Du denn nicht einfach Gebärden?

    Evtl,bekommst Du auch Kontakte, wenn Du Dir ein Hobby suchst, wo nicht die Kommunikation im Vordergrund steht, z.B Sportarten, z.B Angeln oder Klettern.

    Es wäre schade, wenn Du das Studium nur wegen der Ohren nicht schaffst, Du kannst z.B. Schreibdolmetscher für Seminare beantragen.

    Wenn die Entscheidung zum Studienabbruch final ist, musst Du unbedingt eine Ausbildung machen, für einige Ausbildungsberufe kann man.am Berufskolleg in Essen die Berufsschule in Blockunterricht absolvieren.

    Gruß Andrea

  • Vielleicht schreibst Du einmal wo in etwa Du wohnst. Ich glaube das doch mehr mit Kommunikation möglich ist wenn Du in einer Gruppe unterwegs bist die sich deines Problems bewusst ist.

    Da kommt vielleicht auch das ein oder andere Angebot aus dem Forum wenn die örtliche Nähe gegeben ist.

    Und ich plädiere auch dafür Gebärdensprache zu lernen. Geht auch online mit z.B. manimundo.

  • hallo Sultan,

    es tut mir auch leid, dass Dein Sprachverstehen nach 3 Jahren mit Cochlea Implantaten sich so mangelhaft anfühlt für Dich.

    2021 hattest Du geschrieben, dass Du 60 % Einsilber-Verstehen hast bei 60 Dezibel, ist das so schlecht ? oder hatte ich was falsch verstanden damals ?

    Ich hatte selber mit einem CI auch 60 % nach 1.5 Jahren, komme aber damit ganz gut zurecht, und benutze in schwierigen Situationen ein Roger On In Funkmikrofon, z.B. bei grösseren Gruppen.

    Ich habe in den ersten 1.5 Jahren nach CI-Implantation auch konsequent Hörtraining zuhause gemacht, mit Podcasts, Nachrichten, Audiolog und diversen youtube Angeboten, ohne Mundbild und abgestöpseltem , damals noch hörendem 2. Ohr. Aber ich bin sicher, Du hast auch viel Hörtraining gemacht .

    Ist wirklich alles ausgetestet und abgeklärt, weshalb Dein Sprachverstehen sich verschlechtert hat ?

    Alles Gute für Dich !

  • Guten Tag ci_joe ,

    vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Diese Option verwende ich natürlich teilweise, jedoch besteht das Leben nicht nur aus WhatsApp und den ganzen Tag am Handy zu sitzen. Ich hatte Phasen im Leben, in denen ich den ganzen Tag nur in anonymen Chats verbracht habe. Das ist kein reales Leben, nur virtuell und sehr eingeschränkt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Sultan Aliyev

    Seit dem vierten Lebensjahr beidseitig an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig (80 dB).

    Von 4. bis zum 23. Lebensjahr trug ich Hörgeräte (die Letzte waren Phonak Naida V90-UP)

    Am 5. August 2020 wurde links implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

    Am 27. Oktober 2021 wurde rechts implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

  • Hallo Nicki_Earphones ,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Allerdings habe ich bereits Erfahrungen mit einem Schriftdolmetscher gemacht. Es klingt zwar so, als ob das eine hilfreiche Lösung sein könnte, aber ich studiere Informatik. Rein theoretisch funktioniert das, aber ich studiere Informatik. Hier werden viele mathematische und physikalische Formeln & Beispiele und Codeabschnitte bei Fächern, die mit dem Programmieren zu tun hat, besprochen. Es wird auch viel auf der Tafel geschrieben. Die Transkription wird hierbei viel zu umständlich. Außerdem soll man idealerweise Sprachprozessoren abschalten und lediglich lesen. Dadurch kann ich keine Fragen stellen, da ich mich selbst nicht höre und die Lautstärke meiner eigenen Stimme nicht anpassen kann. Zudem ist es kaum möglich, wesentliche Informationen nur aus dem Lesen von Texten ohne Formeln und Codeabschnitte zu erfassen. Das löst das Problem nicht. Ich verstehe viel mehr, wenn ich nur schaue, was der Professor oder die Professorin an der Tafel schreibt, oder, wenn ich einfach selbst das Skript lese. Also alles ist sehr umständlich und man hat einfach keine Lust, mit diesen alle Sachen zu arbeiten. Mit diesem Tempo habe ich innerhalb von vier Jahren nur die Hälfte aller Modulen bestanden. Darüber hinaus habe ich noch nichts über Lerngruppen und Gruppenarbeiten erwähnt. Ich will das Studium einfach abbrechen und nicht mehr studieren oder eine Ausbildung machen.

    Für Bewerbungsgespräche könnte das eine gute Option sein. Allerdings verlieren die meisten Personalverantwortlichen das Interesse an mir, wenn sie feststellen, dass ich nicht in der Lage bin, mit hörenden Menschen zusammenzuarbeiten und zu interagieren.

    Dennoch bin ich Ihnen sehr dankbar für Ihre Idee bezüglich des Schriftdolmetschers.


    Mit freundlichen Grüßen

    Sultan Aliyev

    Seit dem vierten Lebensjahr beidseitig an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig (80 dB).

    Von 4. bis zum 23. Lebensjahr trug ich Hörgeräte (die Letzte waren Phonak Naida V90-UP)

    Am 5. August 2020 wurde links implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

    Am 27. Oktober 2021 wurde rechts implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

  • Ich finde das so schade, weil es ist ja nun hauptsächlich wegen dem schlechten verstehen.

    Das tut mir so leid, dass du dich so entmutigt fühlst und ich würde dir gerne einen Tipp geben, habe aber keinen durchschlagenden.

    Das einzige was ich dir wirklich nur ans Herz legen kann in diesem Fall, dass du dich wirklich mit Gebärden Sprache auseinandersetzt und das Studium dann so machst.

    Weil so wie es für mich rüber kommt, bist du einfach total frustriert wegen der schlechten Kommunikation, was ich sehr gut verstehen kann.

    Es gibt dann sicher auch über Gebärden die Möglichkeit weiter zu lernen, wenn du es denn möchtest.

    Ich weiß allerdings nicht wie da das Angebot ist und will mach da nicht zu weit aus den Fenster lehnen.

  • Guten Abend nele ,

    vielen Dank für Ihren Kommentar. Was das Thema Einsilber betrifft, haben Sie recht.. Es ist jedoch auch zu beachten, dass Einsilber und ganze Sätze ganz unterschiedliche Dinge sind. Mit meinem Niveau des Sprachverstehens kann ich nur zu zweit komfortabel kommunizieren, wenn der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin langsam & deutlich spricht und das soll in einer ruhigen Umgebung stattfinden. Das allein reicht jedoch nicht für ein erfülltes Leben aus.

    In Hörbüchern, Podcasts, Filmen und in Übungen in Apps wird oft sehr schnell gesprochen. Selbst langsam gesprochene Nachrichten von der Deutschen Welle sind für mich zu schnell. Ich kann nur Videos auf YouTube mit Untertiteln und verlangsamter Wiedergabegeschwindigkeit (0,75) anschauen und trotzdem nicht alles verstehen, aber zumindest einen großen Teil schon. Das ist für mich auch eine Art Übung, da ich akustisch nicht anders erfassen kann.

    Der Grund für mein schlechtes Sprachverständnis liegt laut Therapeuten darin, dass ich erst spät mit Cochlea-Implantaten versorgt wurde. Ursprünglich hätte ich bereits im Alter von 4 Jahren CIs bekommen sollen, stattdessen trug ich jedoch Hörgeräte, die mir nicht besonders geholfen haben, und erst mit 23 Jahren erhielt ich CIs. Theoretisch hätte ich mit einem solchen Sprachverständnis die Gebärdensprache beherrschen müssen, aber das ist nun Vergangenheit und momentan habe ich keinerlei Interesse oder Motivation, die Gebärdensprache zu erlernen. Die deutsche Sprache interessiert mich wesentlich mehr, als die Gebärdensprache.

    Ich danke Ihnen für Ihre Meinung dazu.


    Mit freundlichen Grüßen

    Sultan Aliyev

    Seit dem vierten Lebensjahr beidseitig an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig (80 dB).

    Von 4. bis zum 23. Lebensjahr trug ich Hörgeräte (die Letzte waren Phonak Naida V90-UP)

    Am 5. August 2020 wurde links implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

    Am 27. Oktober 2021 wurde rechts implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

  • Hallo Sultan,

    ich habe selbst ohne offenes Sprachverstehen studiert und weiß daher aus eigener Erfahrung, dass ein Studium mit einer starken Hörschädigung bzw. mit Gehörlosigkeit eine ziemliche Herausforderung ist. Und wenn man nicht in der Muttersprache studieren kann, dann ist es nochmal schwieriger. Hier erst mal ein großes Lob, dass Du als Hörgeschädigter so schnell so gut Deutsch gelernt hast.

    Ich habe im Studium die FM-Anlage eingesetzt und mich in die 1. Reihe gesetzt, da ich trotz FM-Anlage nach wie vor von den Lippen absehen musste. Die Kombination von Hören mit FM und das Absehen hat das Verstehen der Professoren erleichtert. Aber es gab auch Professoren, die ich nicht verstehen konnte, weil sie ein schlechtes Mundbild hatten, der Raum abgedunkelt wurde oder weil sie nicht zu den Studenten hin gesprochen haben. Ich habe versucht mich so zu behelfen, dass ich mir die Mitschriften von den Studenten kopiert habe.

    Hast Du die FM-Anlage schon ausprobiert? Hast Du einen Studienkollegen, der bereit ist, Dir die eigenen Aufschriebe mitzugeben?

    Ich kenne einen Resthörigen, der ebenfalls Informatik studiert hat, er hat den Weg des Fernstudiums gewählt. Vielleicht wäre dies für Dich auch eine Option? So könntest Du von zuhause aus lernen und bekommst den Stoff schriftlich.

    Bezüglich der Kontakte könnte ich Dir den Tipp geben sich die Bundesjugend vom Schwerhörigenverein anzusehen. Viele Veranstaltungen werden für Jugendliche und junge Erwachsene bis 35 Jahre angeboten. Hier besteht die Möglichkeit viele junge Leute mit Hörschädigung kennenzulernen. Die meisten sind von Kindheit an schwerhörig, einige auch CI versorgt, viele haben eine ähnliche Hörbiographie wie Du.

    Ich habe auch mal eine Veranstaltung besucht von der DCIG, hier sind aber überwiegend Spätertaubte bzw. Spätschwerhörige. In den Schwerhörigenvereinen findet man eher Frühschwerhörige, vielleicht findest Du hier eher Gleichgesinnte, die ebenfalls lautsprachorientiert sind?

    Ich hoffe, dass Du einen guten Weg für Dich findest.

    Viele Grüße Lilly

  • Gib die Hoffnung nicht auf. Du bist ja trotz allem noch sehr jung und das kann immer noch besser werden.

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Hallo Sultan,

    Informatik ist eigentlich noch einer der Studiengänge, die man ohne offenes Sprachverstehen studieren kann. Und Informatiker haben gute Berufsaussichten, Reinknien könnte sich finanziell lohnen.

    Ich selbst habe auch ohne CI studiert. Mit FM Anlage klappte das bei mir ganz gut. By the way, wird eigentlich überhaupt noch abgeschrieben, oder fotografiert man nur das Tafelbild.

    Gebärdensprache zu lernen, macht nur Sinn, wenn Du auch Kontakte zu anderen Gebärdensprechern suchen möchtest. Wenn Du Lautsprache schlecht versteht, ist DGS eine Möglichkeit, mühelos zu kommunizieren. Lautsprachlich wird es für Dich vermutlich immer mühsam bleiben. Vielleicht fasst Du Dir noch ans Herz, lernst etwas DGS und suchst Kontakt zum Gehörlosensport. Da sind durchaus auch Lautsprachkompetente dabei.

  • Hallo,

    ich habe Informatik studiert und bin im Studium ertaubt.
    Für mich hieß es, dass man die Vorlesungen vor- und nachbereiten muss. Das kostet natürlich Zeit, daher ist die doppelte Zeit absolut nachvollziehbar und auch absolut ok. Einfach jedes Semester 2 Fächer auswählen und die durchziehen.

    Ich selbst habe mir die Skripte genommen, die empfohlenen Bücher (hier kann man mit der Bib Sonderkonditionen vereinbaren, dass man die Bücher das gesamte Semester leihen kann) hinzugezogen. Regelmässig zu den Übungen gegangen und dort auch das nachgefragt, was ich nicht verstanden habe.
    Während der Vorlesung habe ich mit FM versucht zu folgen, habe das Tafelbild (die Folien etc) fotographiert. MIt den Profs habe ich vereinbart, dass ich den Foliensatz nach der Vorlesung bekomme, so dass ich während der Vorlesung zuhören konnte und mir nur das notiert habe, was wichtig war. Bei einigen Profs habe ich die Folien auch vor der Vorlesung bekommen, damit ich dann an die entsprechenden Stellen meine Kommentare dran schreiben konnte und auch den Stoff schon mal vorbereiten konnte.

    Wichtig war, die Probleme mit den Profs zu kommunizieren, zu sagen, warum man diese Hilfen benötigt. Die meisten hatten viel Verständnis und haben auch geholfen, wenn ich mal eine Frage hatte.

    Ansonsten hilft nur, die Gebärdensprache zu lernen und darüber zu kommunizieren. Damit benötigt man keinen Schriftdolmetscher mehr, sondern Gebärdensprachdolmetscher.

  • Hallo Andrea2002,

    vielen Dank für deine beiden ausführlichen Kommentare. Theoretisch stimme ich dir zu, dass man Informatik auch ohne hören zu können studieren kann. Das erkenne ich an ausländischen Studierenden, die nicht einmal einen Smalltalk auf Deutsch flüssig führen können. Ich bin jedoch einfach erschöpft aufgrund der Schwierigkeiten, die sich durch meine Schwerhörigkeit ergeben. Aktuell arbeite ich mit einem Psychotherapeuten an meiner Apathie.

    Was die Gebärdensprache betrifft, ist die Situation schwierig, da es extrem viel Zeit und Motivation erfordert, sie zu erlernen. Weil ich bereits 25 Jahre alt bin, habe ich jedoch viele andere Dinge zu tun. Ich habe Deutsch gelernt, als ich ein Teenager war und keine Verpflichtungen hatte. Es gab Zeiten, in denen ich weder Schule noch Arbeit hatte. Vielleicht kann ich irgendwann damit beginnen, die Gebärdensprache zu lernen, aber im Moment ist das sicherlich nicht möglich.

    Danke für deine Unterstützung.


    Mit freundlichen Grüßen

    Sultan Aliyev

    Seit dem vierten Lebensjahr beidseitig an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig (80 dB).

    Von 4. bis zum 23. Lebensjahr trug ich Hörgeräte (die Letzte waren Phonak Naida V90-UP)

    Am 5. August 2020 wurde links implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

    Am 27. Oktober 2021 wurde rechts implantiert (MED-EL Synchrony 2, Sonnet 2)

  • Hallo

    Ich studiere nochmal Biomedizinische Technik an der HTW in Saarbrücken. Gut okay ich kann mit meiner Hörtechnik schon sehr gut hören und bei mir im Studium gibt es in jedem Fach ein Skript. Aber es gibt auch bei uns Professoren zb. Elektrotechnik, der ist Chinese und ist echt schwer zu verstehen. Du kannst bestimmt für dein Studium bei der Schwerbehindernvertretung einen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen und auch dein Studium in Teilzeit studieren. Ps was ich auch gemacht habe.

    Gruß Joachim

  • Hallo, und Herzlich Willkommen erst einmal!


    Deine Hörgeschichte liest sich ganz schön heftig! :huh:


    Selbst langsam gesprochene Nachrichten von der Deutschen Welle sind für mich zu schnell.

    Krass! 8|

    Ich frage mich hierbei, ob es eventuell daran liegen könnte, daß Deutsch eventuell nicht Deine Muttersprache ist?

    Ich meine, Du schreibst recht gut! So daß man auf jeden Fall glauben kann, daß Du die Sprache recht gut beherrscht! Besser als ich englisch! Aber, ich könnte in Englisch schon schreiben, würde ich mir Mühe geben. Und das auf jeden Fall deutlich besser, als ich diese Sprache beim Hören verstehen kann, ganz zu schweigen vom Sprechen.

    Hierbei wäre die Frage, fällt das Hören und somit auch Verstehen in Deiner Muttersprache genauso schwer?

    Wenn nein, würde es für Dich mehr Sinn machen, das Studium in einer anderen Sprache fortzusetzen? Wäre zumindest eine Idee.


    Ich muß zugeben, diesen Teil hier

    Außerdem soll man idealerweise Sprachprozessoren abschalten und lediglich lesen.

    verstehe ich auch nicht so ganz! Wieso SP abschalten?

    Vor allem, weil Du ja danach das hier schreibst:

    Ich verstehe viel mehr, wenn ich nur schaue, was der Professor oder die Professorin an der Tafel schreibt, oder, wenn ich einfach selbst das Skript lese.

    Das ist doch schon einmal prima!


    Was mir so einfällt: wäre es für Dich eine Option, wenn Du dem Ganzen selbst verfolgst, damit Du überhaupt was verstehen kannst, und dann einfach nur eine Abschrift vom Professor, oder sogar einem Mitstudenten bekommen könntest? Dann wäre Dir einigermaßen geholfen. Und Du könntest weiter studieren.

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Sultan97

    Eine sinnvolle Kombination der bisherigen Vorschläge und weiterer unterstützender Möglichkeiten, dürften dich letztendlich bei der Suche nach einem erfolgsversprechenden Konzept zum Ziel führen.

    Die Mitarbeiter (Audiologen, Sprachtherapeuten), z.B. der Rehakliniken, besitzen meistens einen gewaltigen Erfahrungsschatz, den man vielleicht auch, ohne gleich eine Reha durchführen zu müssen, abrufen könnte.

    rechts und links: AdvancedBionics (AB) Naída CI-M 90

  • verstehe ich auch nicht so ganz! Wieso SP abschalten?

    Vor allem, weil Du ja danach das hier schreibst:

    Vielleicht meint Sultan, dass er die Texte beim lesen besser versteht, wenn keine störende Nebengeräusche dazu kommen und daher den SP abschaltet.

    Wenn ich zb. Buch oder andere anspruchsvollere Texte lese, dann schalte ich die SP auch oftmals aus da mich die Geräusche sei es der TV rennt nebenbei, bin auf Balkon wo div. Geräusche zu hören sind, im Zug und je nach Thema auch bei Vorträge und kann dann besser auf gelesene Texte einlassen

    @Sultan…ich finde, dass Deine deutsche Schriftsprache sehr gut ist. Ist es so, dass zuviel hören dann dich stresst und man versteht mit zunehmender Zeit schlechter, da du den Druck hast jetzt alles verstehen zu müssen? Das kann das eigentliche „gutes Sprachverstehen“ mit CI stressen!? Ich kenne mich nicht mit Unis aus und weiss nicht wielange Vorlesungen bei in Uni dauert. Bei mir ist so je länger Vorträge bei irgendwelche Veranstaltungen und auch vom Thema abhänging ist, verstehe ich mit zunehmender Zeit auch schonmal schlechter, dass danach erstmal Hörpause brauche

  • Hi Sultan,

    ich mache zurzeit eine berufsbegleitende Weiterbildung und werde dabei auch von Schriftdolmetschern unterstützt. Meine bieten im Anschluss an die jeweilige Schulstunde eine PDF mit ihrer Mitschrift an, damit ich im Nachgang nochmal alles nachvollziehen kann. Würde dir das vielleicht auch helfen?

    So könntest du je nach Bedarf im Unterricht den Dolmetschern oder den Professoren folgen (je nachdem, was im jeweiligen Moment hilfreicher ist) und würdest trotzdem nichts verpassen.

    Was die Isolation angeht und die Erschöpfung geht es mir nicht viel anders als dir. Ich bin in der Schule nur von Normalhörenden umgeben, die sich meiner Schwierigkeiten selten bewusst werden und bin mehrheitlich außen vor, verbrauche aber meine ganze Energie dabei, möglichst viel mitzubekommen. Es ist frustrierend und hart, aber da ich das bereits aus meiner Erstausbilung kenne und weiß, wie es im Berufsleben weitergehen kann, möchte ich versuchen, dir ein bisschen Mut zu machen: Wenn man sich erstmal durchgebissen und einen Abschluss hat, lässt sich darauf gut aufbauen. Mit ein bisschen Glück und Offenheit kann man sich eine Situation schaffen, mit der man gut leben kann, wenn man erstmal im Berufsleben Fuß gefasst hat. Man muss den Fuß nur in die Tür kriegen, was bei mir durch den erfolgreichen Ausbildungsabschluss gut geklappt hat.

    Liebe Grüße

    Sunny

    ab 15. Lebensjahr progressiver Hörverlust ohne Befund
    Mi1200 SYNCHRONY von MED-EL
    links: OP am 20.10.2017, EA 14.11.2017
    rechts: OP 02.02.2016 EA 21.03.2016

    beidseitig inzischen Generationswechsel zu Rondo 3