Sehr geehrte Mitglieder:innen dieser Webseite,
zunächst stelle ich mich kurz vor, ich (M26) bin seit dem 4. Lebensjahr an Taubheit grenzend hochgradig schwerhörig und bis zum 23. Alter trug ich Hörgeräte, dann bin ich seit ca. 3 Jahren mit zwei Cochlea-Implantaten. In Deutschlang bin ich seit 2017.
Nun gehen wir genau zur Frage. Wie leben CI-Träger:innen, die schlechtes Sprachverstehen haben (15-20% bei Sätzen) und nicht gebärden können? Ich sehe keine Möglichkeit, mich irgendwie wohlzufühlen. In der Gesellschaft sehe ich irgendwie viel zu dumm aus. An unterschiedlichen Stammtischen und Selbsthilfegruppen von CI-Trägern und CI-Trägerinnen war ich natürlich, aber ich fühle mich so, als ob ich nicht zur Gesellschaft von CI-Trägern und CI-Trägerinnen gehöre, weil sie alle , die ich getroffen habe, hören ziemlich gut, aber wer schlecht hört (Das ist aber selten der Fall), kommuniziert in der Gebärdensprache und daher kann ich mit keinem von diesen Menschen kommunizieren.
Was bleibt dann am Ende? Eine Person, die nicht sozialisiert werden kann. Ich kann mein Studium nicht schaffen, habe keine Kontakte mit anderen Studierenden an der Hochschule, kann keine Beziehung aufbauen und mit dem Geschlechtsleben anfangen, kann keinen Job finden, kann nicht wie meine Gleichaltrige aktives Leben führen usw.
Wie leben sie (die Leute, die ich oben beschrieben habe, die schlecht akustisch verstehen und nicht gebärden können)? Ich sehe irgendwie keinen Sinn von solchem Leben. Natürlich besuche ich Logopädie regelmäßig, fahre zur Rehaklinik alle 2-3 Monate, arbeite mit einem Psychotherapeuten an meinem Problem mit Selbstwertgefühl. Aber dies alles helfen dabei einfach nicht.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen. Ich freue mich sehr darauf, Ihre Antworten lesen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Sultan Aliyev