Von der Firma Med-EL wird darauf Bezug genommen, dass ihre Elektroden länger sind, und deshalb
die tiefen Spektren besser abbilden können.
Die Länge der Elektroden bei Cochlear konnte ich nirgends finden, und habe deshalb beim Hersteller angefragt.
Die tiefen Frequenzen werden dabei auf höhere moduliert ("als Oberwellen"). Zudem können auch tiefer gelegene
Neurone in der Hörschnecke erreicht werden, da die Schnecke gewunden ist, und die elektrischen Impulse je nach
Einstellung tiefer eindringen können.
Ich erhielt hierzu folgende Information (9/2023):
Elektroden
Wir von Cochlear haben im Cochlea-Implantat 22 Kanäle und die Stimulation wird sequenziell statt parallel genutzt.
Bei den Kodierungsstrategien geht es darum, wie der Schall in elektrische Impulse umgesetzt wird. Dabei gibt es das Prinzip, dass alle 22 Kanäle angesteuert werden und dabei konstant bleiben oder dass nur spezielle Kanäle ausgewählt und aktiviert werden, weil sie in dem Moment bedeutungsvolle Informationen übertragen (z.B. Sprache). Andere werden wiederum weniger angesteuert, weil sie gerade nicht gebraucht werden. Dies macht z.B. dann Sinn, wenn man Sprache in geräuschvoller Umgebung hört (-> Sprache wird deutlicher, Störgeräusch wird unterdrückt).
Allgemein ist es also möglich, durch die verschiedenen Strategien verschiedene Merkmale des Eingangssignals zu beeinflussen. In einem zweiten Schritt können dann zusätzlich gewisse Voreinstellungen verändert und damit z.B. ein Musik-Programm erstellt werden. Hierbei werden dann bspw. leise Töne (Geigen) hervorgehoben. Welche Strategie am Ende die Beste für den Patienten ist, entscheidet nicht der Hersteller, sondern der CI-Träger. Diese Einstellungen nimmt der Audiologe in der Klinik dann vor.
Wir haben 22 intracochleäre Elektroden für einen feinere Frequenzauflösung. Außerdem gibt es Studien, die zeigen, dass das Hören im Störgeräusch mit den 22 Elektroden besser ist (Croghan et al. 2017).
Wenn eine Elektrode stimuliert wird, regt sie Nervenzellen an. Wenn eine andere Elektrode stimuliert wird, regt sie ebenfalls Nervenzellen an. Die Frage, die hier gestellt wird, ist die, wie weit sich die Population der Zellen voneinander unterscheiden. Richtig ist, dass sich bei 22 Elektroden die Populationen weniger stark trennen lassen.
Die kanalübergreifende Interaktion ist gut, da dadurch die verschiedenen Tonhöhen entstehen. Werden zwei benachbarte Elektroden stimuliert, entsteht der Höreindruck zwischen diesen beiden Elektroden. Entscheidend ist also immer noch die hohe Anzahl der physischen Kontakte.
Je mehr Elektroden angesteuert werden, desto feiner können die Töne aufgelöst werden. Es werden mehr Tonhöhen wahrgenommen als die Anzahl der Elektroden, da es zu Wechselwirkungen kommt.
Um komplexe Töne wie Sprache oder Musik gut hören zu können, müssen verschiedene Tonhöhen sowohl in der Darbietung als auch in der Wahrnehmung kombiniert werden.
Mit mehr aktiven Elektroden können die Nerven in der Cochlea gezielt an mehr Stellen stimuliert werden, was zu einer sehr hohen Zahl an potenziell unterscheidbaren Tonhöhen führt.
Hier ein Schaubild:
Der Elektrodenträger ist hier in der Cochlear/Hörschnecke eingeführt, die unterschiedlichen Farben stellen die Frequenzen dar.
Die Elektrodenträger von Cochlear sind optimal dünn und werden in dem Teil der Hörschnecke entlang platziert, in dem der meiste Platz ist. Dadurch wird vermieden, dass die feinen Strukturen der Hörschnecke beschädigt werden.
Weiterhin decken die Elektrodenträger von uns genau den Bereich ab, der für eine elektrische Stimulation und Weiterleitung der Geräusche an den Hörnerv wichtig ist.
Alle Bereiche der Hörschnecke die darüber liegen, sind dafür geeignet (sofern Restgehör vorhanden ist), ein hybrides CI-System zu nutzen, d.h. dass der Teil, in dem noch natürliches Hören möglich ist, weiter akustisch stimuliert werden kann.
Zum Thema Länge der Elektrode:
Unsere Elektroden brauchen nicht so tief in die Cochlear eingeführt zu werden, da die ersten beiden Schnecken-Spinden (also die ersten beiden Windungen der Hörschnecke) wichtig sind. Dabei werden auch die tiefen und hohen Töne abgedeckt.
Bei einem CI werden nicht die Haarsinneszellen stimuliert, sondern die Nervenzellen darunter. Daher kann man auch mit einer weniger tief eingeführten Elektrode alle Frequenzen hören.
Wir vermeiden die Gefahr einer möglichen Verletzung der Hörschneckenspitze, also umgehen beim zu tiefen Einschieben des Elektrodenträgers ein „Aufschieben“ des Elektrodenendes.
Bei uns kann sich der Chirurg aufgrund unseres breit gefächerten Elektroden-Portfolios die geeignete Elektrodenform und -länge (14-19,1mm) für den Patienten aussuchen, denn jede Form der Hörschnecke ist individuell und unterschiedlich.
Des Weiteren unterscheiden sich unsere Elektroden noch durch einen Punkt, der nicht minder unwichtig ist: Wir haben eine zweite Elektrode, die „extracochleäre Elektrode“. Diese hat drei Funktionen:
- Das Implantat ist in der Lage in der Cochlea Nerv-Antworten zu messen. Bisher sind wir die einzige Firma, die das in einer Güte tun kann, die erlaubt diese Messung als Standard in der Anpassung des Gerätes zu verwenden, was die Anpassung effizienter macht. Die externe Elektrode ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass diese Messung bei uns so gut funktioniert.
- Direkt neben der Cochlea verläuft der Gesichtsnerv und in seltenen Fällen kann es vorkommen, dass dieser mit angeregt wird. Unsere intracochleären Elektroden sind bereits sehr gut darin dies zu verhindern. Dennoch kann das in einzelnen Fällen vorkommen. Hier kann es helfen den Stromfluss umzulenken und auch dabei ist diese Elektrode eine Hilfe.
- Diese weitere externe Elektrode liegt direkt auf dem Implantat-Körper. In der Standardstimulation fließt der Strom aus der Cochlea heraus zu beiden oder zu einer der externen Elektroden, da das die besten Ergebnisse erzielt. Angenommen die Implantat-Elektrode geht kaputt (z.B. bei einem heftigen Sturz, Unfall), dann wird gegen die externe Elektrode abgleitet, ohne dass sich im Hören etwas verändert (und umgekehrt). Sie dient also auch zur Sicherheit.