Hallo Thomas,
ich versuche, es noch genauer zu erklären:
Wenn wir Musik hören, hören wir ja keine Abfolge von reinen Sinustönen. Physikalisch gesehen hören wir einen Grundton, der die Tonhöhe vorgibt (das wäre die Grundfrequenz eines Tons). Diesen können wir dann z. B. nachsingen oder spielen. Zusätzlich zu diesem Ton schwingen aber automatisch noch viele Obertöne mit, die den Klangcharakter von Instrumenten ausmachen. Daher klingt ein Ton auf einer Violine anders als auf einer Geige, obwohl beide Instrumente einen Ton in der gleichen Tonhöhe spielen.
Meine Frage ist tatsächlich ein wenig technisch: Ich frage mich nämlich, ob das Musikhören so schwierig ist, weil das Gehirn evt. verstimmte Obertöne nicht richtig einsortieren kann. Normalerweise empfinden wir die ersten Obertöne (Oktave, Quinte, Quarte etc.) als harmonisch. Diese harmonische Wahrnehmung kann aber nur dann funktionieren, wenn auch die zusätzlich zum Grundton mitschwingenden Obertöne von der Tonhöhe her richtig wahrgenommen werden. Wenn das nicht (oder wie ich hoffe noch) nicht funktioniert, würde das grundsätzliche Einschränkungen beim Musikhören erklären. Das hat mit dem eingeschränkten Tonumfang des CIs (wenn man jetzt wieder an die Sinustöne denkt) nur insofern bedingt zu tun, weil neben den tiefen Tönen auch die hohen Obertöne automatisch abgeschnitten werden.
Wenn meine Vermutung zutrifft, hätte man aber eine klare Übungsperspektive, wonach es vor allem darum gehen muss, die Tonhöhen nach und nach möglichst in vielen Oktavlagen (also z. B. in verschiedenen Bereichen des Klaviers) zu trainieren.
Bei mir ist es so, dass ich nun nach und nach in der mittleren Klavierlage unbekannte Melodien von den Konturen her richtig hören kann, mich aber manchmal noch in den Halbtönen vertue. Sobald es aber an Intervalle oder gar Dreiklänge geht, wird es gleich um vieles schwieriger, und ich staune beim Korrekturhören manchmal, welche Töne hier zum Vorschein kommen.
Das effizienteste Training, das ich gefunden habe, ist tatsächlich Meludia, weil dort alles in einer sich steigernden Abfolge angeboten wird, und man Erfolge unmittelbar rückgemeldet bekommt. Aber auch hier sind meine Fortschritte sehr unterschiedlich: Als Musikerin sind die Rhythmusübungen natürlich ein Selbstläufer, im Bereich Melodie erziele ich durch viele (und ich meine wirklich hunderte!) Wiederholungen Erfolge, aber was nach wie vor unfassbar schwierig ist, ist der Bereich des räumlichen Hörens: Allein die einfache Aufgabe, zu hören, ob zwei oder drei Töne gleichzeitig erklingen, kann ich nach wie vor nicht zuverlässig bewältigen. Auch die Unterscheidung von Intervallen, Dur- und Molldreiklängen (insbesondere in weiter Lage) gelingt noch überhaupt nicht. Hier könnte meine Obertonhypothese evt. eine mögliche Erklärung sein - zumindest motiviert mich das beim Üben 