Ich bin seit dem 8. Lebensjahr einseitig taub, dies nach wiederholten Mittelohrentzündungen welche auch das Innenohr angegriffen hatten.
Mit knapp 20 hatte ich meine erste Brillen-Cros-Versorgung, diese aber nicht gerne getragen und vor 7 Jahren dann eine Funkcros von Phonak. Seither hab ich mich damit abgefunden, wohl den Rest meines Lebens einseitig durchs Leben zu gehen, immer mal wieder verloren zu gehen, fast überfahren zu werden von Bus oder Tram und meinem Elektroauto wenn mein Mann fährt...
Vor einem Jahr suchte ich wegen eine Nasennebenhöhlenenzündung einen neuen HNO auf, und dieser schickte mich dann ins Unispital zur CI Abklärung. Nach einigem Hin und Her, weil hier in der Schweiz bei SSD noch nicht so viele Cis implantiert wurden, gab dann die KK grünes Licht und am 8.2.2018 erfolgte dann die OP in Bern. Die OP verlief eigentlich gut, leider blutete es dann eine Weile lang ziemlich stark, so dass ich statt zwei, sechs Tage im Spital war. Danach war ich noch eine Weile ziemlich ko und müde, ging aber nach zwei Wochen wieder meinem Beruf als Sonderpädagogin nach. Weil ich eh nicht der Typ bin, der gerne daheim herumliegt.
Genau einen Monat nach der OP war am 8.3. 18 die Erstanpassung meines Kanso. Zuerst zum CT um die Lage der Elektroden zu untersuchen und dann zum Ingenieur welcher mir mir die Bilder anschaute. Danach bekam ich den Kanso erklärt und durfte ihn anziehen und die Anpassung begann. Dies war ein ziemlicher Schock für mich, zuerst habe ich lange nichts gehört bei den ersten Tönen und als es dann klappte war mir sofort alles zu laut, vor allem als dann alles zusammen eingeschaltet wurde. Der Ingenieur war aber super und rasch wurde es so angepasst, dass ich mich wieder wohler fühlte. Alles fühlte sich an als sprach jemand mit vollem Mund in eine Blechbüchse mit viel Echo.
Der Heimweg mit dem Auto war schon ziemlich komisch, keine Ahnung was für Geräusche ich dann alles wahrnahm. Zuhause merkte ich wie laut alles ist um mich herum, gewöhnte mich aber rasch an den Trubel der beiden Kinder und der Umgebung. Dank Minimic2+ habe ich brav angefangen mit dem iPhone zu üben und hörte und las mit Voice Dream ein Buch, verstanden habe ich aber nicht wirklich viel. Schon nach einem Tag habe ich aber mit einer App Zahlen geübt und auch "verstanden" wenn auch nicht wirklich deutlich, aber immerhin. Man hatte mir vor der OP nicht viel Hoffnung gemacht, dass es dann rasch gehen würde, halt weil ich so lange taub gewesen sei.
Schon nach drei Tagen war ich recht müde und ziemlich dünnhäutig, bin dann aber trotzdem in die Schule gegangen und dort wurde mir immer übler und schwindliger, was sich auch ohne Kanso nicht legte. Also nach zwei Tagen zum HNO und dieser schrieb mich umgehend krank, schickte mich zum Ingenieur und dann versuchte man herauszufinden woran es lag, schlussendlich lag es weder am Implantat noch am Sprachprozessor, sondern einfach dran, dass es für mich zu viel wurde, vor allem mit dem Trubel bei der Arbeit zusammen.
Was aber bei der Untersuchung, genau eine Woche nach der EA kam heraus, dass ich wirklich schon einige Zahlen verstand und auch die Einsilber gar nicht schlecht abschnitten, cool, wer hätte gedacht dass bereits 80% der Zahlen richtig sind? Die Frage ist einfach wie viel mein gutes Ohr, trotz Ohropax und Gehörschutz, noch mithalf. Aber dafür hatte auch niemand wirklich eine Lösung, ausser einer angepassten Otoplastik samt Gehörschutz?
Die Lautstärke wurde nur wenig lauter gemacht im Hinblick auf meine Übelkeit und den Schwindel und ich sollte nur lauter machen wenn ich mich wohler fühlte.
Schon nach drei Tagen ging es aber aufwärts und ich konnte wieder mit üben und auch den Haushalt wieder erledigen und zu den Kids schauen. Nach fast einer Woche war dann die Energie wieder halbwegs da und die neuerliche Einstellung beim Ingenieur lief wiederum gut ab, die Lautstärke konnte erhöht werden, einfach die hohen Töne fallen noch ab, wieso auch immer.
Nun bin ich gespannt was noch kommt und wie es weitergeht, arbeiten werde ich sicherlich erst nach den Osterferien wieder und geniesse bis dahin die Zeit für mich, übe regelmässig und bin gerne draussen am spazieren.