Hallo Anita,
ich kann dir aus meiner Erfahrung bestätigen, dass das eingeschränkte Gesichtsfeld auf der rechten Seite mit dem rechten tauben Ohr zu tun haben wird.
Ich habe es auch so erlebt, wie du es beschrieben hast.
Der rechte Raum war stets kleiner. Mir ist das unter anderem auch beim Autofahren aufgefallen. Mein Beifahrer sagte mir, dass ich unwahrscheinlich weit rechts fahren würde. Jetzt, mit dem CI, halte ich unbewusst rechts mehr Platz ein, da sich wohl das Gesichtsfeld angepasst haben wird.
Mit dem unbewussten Ignorieren was auf der rechten Seite so alles vorfällt ist es mir ebenso aufgefallen.
Als ich zu einer Verabredung kam, suchte und schaute ich ausschließlich über die linke Seite nach dem Treffenden. Als ich dann feststellte, dass mein Trainingspartner die ganze Zeit von meiner rechter Seite aus gesehen in der Nähe stand und den Kopf schüttelte, dass ich ihn nicht gesehen hätte, erschrak ich ein wenig. Da ist es mir damals im Grunde bewusst geworden, dass das Gesichtsfeld über die rechte Seite eingeschränkt ist.
Als ich die Schwankungen in der Seitigkeit hatte, hatte sich auch das Sehen als solches manchmal verändert.
Es ging soweit, als dass es mir öfter nach der Versorgung mit dem CI auffiel, dass mein Büro beim Hineingehen am Morgen „anders“ aussah. Der Raum wirkte detaillierter. Ich konnte ihn kurzzeitig nicht als ganzen Raum überblicken.
Ich habe erfahren, dass hier tatsächlich die beiden Hirnhälften verantwortlich sein sollen. Mit der linken Hirnhälfte werden Details stärker wahrgenommen. Mit der rechten Hälfte eher die Übersicht. Man sollte hierbei wissen, dass die jeweiligen Hirnhälften stets für die Augen und Ohren auf der gegenüberliegenden Seite verantwortlich sind.
Da nun das rechte Ohr hinzu kam, dieses sich salopp gesagt mit dem rechten Auge zusammenschloss und ein Bündnis einging, wurde das rechte Auge wohl stärker von der gegenüberliegenden linken Gehirnhälfte gefördert.
Somit könnte das für mich erklären, weshalb der Raum auf mich tatsächlich „anders“ wirkte.
Man kann es sogar selber testen:
Versucht man, sich einen Überblick über einen Raum zu machen, dann hat man wahrscheinlich das Gefühl, es über die linke Seite zu tun. Hier wird dann die rechte Hirnhälfte mehr beansprucht.
Ich hatte ebenso das Problem, als dass ich beim Tischtennis stets bemerkte, dass mir bei der Vorhand vor dem erhaltenen CI der rechte Raum fehlte.
Ich habe die Vorhand zwar mit der rechten Hand ausgeführt, doch mich stets nach links orientiert.
Jetzt, mit CI, musste ich die Vorhand tatsächlich neu lernen; der rechte Raum, die Seite war auf einmal da. Der ganze Bewegungsablauf ist nun anders. Aber es ist viel besser!
Das Gefühl, in die Mitte zu kommen, kann ich auch bestätigen.
Als ich das CI erhalten und über die Zeit all die für mich noch unerklärten Veränderungen bemerkte, habe ich eine Ergo-Therapie zur Begleitung in Anspruch genommen.
Dort wurde mir vieles bestätigt und es war spannend zu erfahren, wie z. B. Schlaganfall-Patienten von gleichen Veränderungen berichteten. Nur mit dem Unterschied, dass nach dem Anfall etwas nicht mehr funktionierte und verloren war.
Bei mir war es ja genau anders herum; es kam etwas hinzu.
Und bei der Ergo-Therapie hatten wir einmal eine Entspannungsübung gemacht mit Kopfhörern. Da kam zwar noch nichts bewusst am CI-Ohr an, doch es hatte trotzdem geklappt:
Es wurden Geräusche über beide Ohren zugespielt. Irgendwelche „Wellen“, deren Begriff mir leider nicht mehr einfällt.
Nach ca. 20 Minuten, als die Beschallung zu Ende war, wollte ich mich an meiner Nase kratzen. Ich war da absolut entspannt.
Ich war dann umso erstaunter, als ich merkte, dass beide Hände gleichzeitig zur Nase wollten!
Im Grunde stimme ich dir völlig zu, dass das hinzugekommene rechte Ohr zu einigen guten Veränderungen geführt hat. Auch, als das Hören noch nicht „rund“ und erst im Aufbau war, habe ich körperlich und vom Kopf her sehr vom CI profitiert.
Mit den Müdigkeiten bin ich relativ entspannt umgegangen. Im Grunde kamen diese erst richtig an die Oberfläche, als ich begann über das rechte Ohr bewusst hinzuhören.
Wenn man im Grunde darauf achtet, genügend zu schlafen , dann müsste es eigentlich gut gehen.
Sicherlich, wenn man eine extrem kommunikative Arbeit hat z. B., dann kann es hier wieder anders aussehen. Das wird einfach individuell verschieden sein.
Ambulante Betreuungen machen auch nach meiner Meinung Sinn. Es kommt wirklich auf den Einzelfall an. Ich glaube, dass man mit der Zeit bemerkt, was man benötigt.
Mir hat wie gesagt eine begleitende Ergo-Therapie sehr gut geholfen.
Vielleicht gibt es hier andere Berichte über Menschen, die tatsächlich von Geburt an auf einem Ohr taub waren und Ähnliches erlebt haben? Oder vielleicht andere Dinge?
Ein interessantes Thema ist es allemal
Und es freut mich, dass es dir Mut macht, über die CI-Versorgung nachzudenken.
Viele Grüße,
Salve