Rechte Schnecke mit Med El versorgt

  • Ich schliesse mich hier an, erlebe es auch genauso. Es ist auch total schwierig zu verstehen, ich konnte mir das vorher selber auch nicht wirklich vorstellen.

    Ich kämpfe auch eher mit den psychischen Folgen, vor allem nach dem jahrelangen verstecken der Schwerhörigkeit.

    H2o7778

    Der Amtsarzt ist ja super, das ist fast ein bisschen peinlich!

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Okay, wenn man vorher schon als "normaler Schwerhörigkeit" seine Behinderung ständig versteckt hat, dann ist man wohl etwas anders dran.

    Ich habe ja schon als Kind gelernt, damit umzugehen.

    Leute, die nur neugierig waren, die interessiert daran waren, denen habe ich das höflich erklärt.

    Leute, die unverschämt gegafft hatten, habe ich einfach dreist zurückgestarrt, bis DIE die Blicke abgewandt hatten.

    Gleichaltrige Kinder, kein Problem! Meist war da die natürliche Neugier gewesen, kam ich mit klar.

    Ich hatte selten mit Menschen zu tun gehabt, die mich praktisch gemieden hatten, nur weil ich Schwerhörig war.

    Nur, damit hatte ich auch keine Probleme gehabt.

    Die waren mir schlicht und einfach egal gewesen. Ich konnte die ignorieren. Schließlich war mein Wohl nicht davon abgehängig gewesen, mit denen in Kontakt zu kommen.


    Was das CI betrifft, gerade, weil eine OP ansteht, bzw. man eine hinter sich gebracht hatte:

    Da hilft es wohl, diesen Leuten mal einzuspielen, was man am Anfang (so in etwa), weil ja doch jeder Mensch etwas anders hört, und nach einer gelungenen CI OP auch anders hören würde, hören könnte. Da wird ja kein Gedudel, Glockenton, Gepiepe mit drauf sein, was viele von uns ja gerade am Anfang hören, bevor es mit dem "richtigen Hören" losgeht.

    Also, was mal in einem SSD Thread eingestellt wurde.


    Ich habe das mal vor meiner OP gemacht.

    Chef, Kollegen und einigen Bekannten, denen das interessiert hat, den Link mit dem einen Satz vorgespielt, was beim CI Träger ankommen könnte.

    Sie hatten von mir die Aufgabe bekommen, mir den Satz zu wiederholen 8o

    Ich habe es auch gerne mehrmals abgespielt, und auch die Lautstärke hochgefahren :).

    Mehr als, zwei, maximal drei Begriffe wurde nicht verstanden.

    Nur zwei Normalhörende hatten den kompletten Satz verstanden! Respekt!! :thumbup:

    Was aber ganz besonders wichtig gewesen war: sie haben alle gehört, wie "komisch" das schon klingen kann!

    Darauf kam es ja auch an!

    Ein weiteres Beispiel, mit dem gleichen Satz, ziemlich weiter unten, da handelt es sich darum, was bei einem schwerhörigen Menschen, dem bestimmte Frequenzen fehlen, so ankommen könnte. Das spielte schon meine Art der Schwerhörigkeit wieder, welches ich zum Ende hin, also vor meiner OP, hatte.

    Da hatte ich den Respekt meiner Kollegen sicher! Das ich DA noch was verstehen würde! 8|

    Ja!

    Klar, ich meine, ich kannte es ja nicht mehr anders! Es war ja ein schleichender Prozeß gewesen, und ich habe mit der Zeit gelernt, damit zu leben, so zu hören! Das darf man nicht vergessen!

    Aber, das reichte aus, um denen mal deutlich bewußt zu machen, was da so wie wegfällt!

    Denn, genau DAS können sich die Normalhörende doch nicht vorstellen! Selbst, wenn die ihr Ohr mit Watte vertäuben und noch dazu einen Kopfhörer drüber setzen, hören sie noch was. Vielleicht deutlich leiser, aber, da kommt noch was an, was eher unter "normal" zu verbuchen ist. Weil eben alles "runter gefahren" wird.


    Wir haben ja das Problem, daß Hören immer relativ ist!

    Man kann das, was bei uns ankommt, nicht immer beschreiben! Wir nutzen ja Vergleiche, aber auch da gibt es ja Unterschiede in der Wahrnehmung! Wir können quasi nur irgendwie dumpf, hohl, blechernd, MickeyMouse-mäßig, und so weiter beschreiben. Genauer geht es nun einmal nicht!

    Selbst Normalhörende hören doch nicht alle gleich.

    Anders ist es doch bei Dingen, die man sehen kann. Wenn einer auf einem roten Farbklecks deutet, und sagt, das ist grün, und viele sehen aber das rot. Dann kriegt man deutlicher mit, das da was "falsch" ist.

    Oder, wenn jemand nicht in der Lage ist, die verschiene Blautöne zu unterscheiden, während ein anderer x verschiene blaus erkennen und sogar aufzeigen, gar benennen kann.

    Das kann man dann wohl leichter erfassen.


    Wegen den Ärzten:

    je nach dem, was am Ende ihr Spezialgebiet werden wird, wofür sie sich am meisten interessieren, so müssen sie sich nicht zwangsläufig mit dem CI auskennen.

    Ich fand das schon spannend, als ich im Krankenhaus gelegen habe!

    Meine zweite CI OP, vor genau einem Jahr (Mann, wie die Zeit nur so verfliegt =O8o), da war eine Visite gewesen, mit dem Doc, der meinen Kopf einen Tag nach der OP inspizierte, mit den jungen Assistenzärzten. Keine Ahnung, wie viele von denen später im HNO Bereich arbeiten würden, sogar selbst CI mal einpflanzen wollen.

    Denen wurde lang und breit erklärt, was mit meiner linken Seite los ist, die sollten sich auch die leichte Schwellung, meine Narbe hinterm Ohr ansehen.

    Da ich rechtsseitig schon CI versorgt war, wurde das auch gleich mal eindrucksvoll optisch gezeigt, wie das am Ende aussehen wird, wenn alles verheilt ist, und das System mit einem SP als zweites Teil außen dran, und dem Magneten, funktioniert. Ist ja immer wieder spannend zu sehen, wie die Spule "von alleine an den Kopf springt" :D


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Sheltie

    Mir hat man immer gesagt ich hätte ja noch ein Ohr und das sei ja alles kein Problem damit, man höre damit ja genug. Wenn das einem auch der HNO eintrichtert glaubt man das dann wirklich.

    Darum ist es nun so speziell wenn ich nun den Unterschied höre, ich kannte es ka jahrzehntelang nicht anders und fand mein Gehör normal bislang.

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Das mit dem zweiten Ohr höre ich auch häufig.

    Dass aber dieses eine Ohr in den letzten Jahren Höchstarbeit geleistet hat und noch tut wird irgendwie vergessen...

    Und beim letzten Hörtest kam nun ja auch dazu, dass es nun auch schlechter wird.... vielleicht Überbelastung? Oder auch ohne erkennbaren Grund... Wer weiß das schon...

    Zu den Ärzten.... keine Frage, dass die ganzen Assistenzärzte im Krankenhaus das alles noch lernen müssen... das finde ich legitim.

    Auch dass mein Hausarzt ganz klar sagt, dass das nicht sein Gebiet ist, kein Problem!

    Aber ein Amtsarzt, der deswegen für oder gegen stationäre Reha entscheiden darf...Sollte sich doch etwas besser vorbereiten. Oder?


    DieHörbeispele nutze ich auch viel um zu zeigen, wie in etwa ich höre.... aber das allein erklärt bei weitem nicht die Anstrengung und alles andere was dazu gehört...finde ich.

  • Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten. Spannend zu lesen was euch so wiederfahren ist.

    Ja, ich hab irgendwie über 40 Jahre schlecht verstanden, weil sich die hohen Frequenzen immer mehr verabschiedet haben. Irgendwie gings aber immer noch, zuletzt unter größten Anstrengungen, die ich immer auf andere Probleme (Job, kleine Kinder, Hausumbau...) geschoben habe. Von Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen durch Hörstress habe ich erst in der Reha erfahren.

    Daß ich mit dem CI erst recht aufpassen muß nicht unter dem Druck der Anderen und natürlich meinem eigenen Leistungsdruck wieder in diese Hörstressspirale zu geraten, weiß ich dank Euch und der vielen Berichte hier im Forum.

    Ich hoffe ich bekomme auch im CIC Hirte in Hannover bei der Reha Unterstützung. Vielleicht in Form einer Planung meiner Wiedereingliederung in den Job und beim Ausfüllen des Verschlechterungsantrags für die Prozente der SB.

    Hilfe anzunehmen ohne sich dabei hilflos zu fühlen ist irgendwie schwierig für mich;).

    VG Sabine.

    Mi 1200 Synchrony Flex 28 re. OP 13.11.2018 Helios Hildesheim. Seit juli 2020 Sonnet 2

    MI 1250 Synchrony 2 Flex 28 li. OP 29.08.2019 Helios Hildesheim.Sonnet 2

  • Ja, ich habe schon öfters gelesen, daß bei einem Normalhörenden, der plötzlich einseitig ertaubt ist, gesagt wird "So schlimm ist es nicht, du hast ja noch ein gutes Ohr".

    Es gibt ja auch genug Normalhörende, die zum Beispiel hier im Forum schreiben, oder auch welche im Bekanntenkreis, die plötzlich einseitig ertaubt sind, die von sich aus behaupten, daß es so schlimm nicht ist, sie gut zurechtkommen, und ja, wenn überhaupt, dann gibt nur ein Problem in lauter Umgebung, wenn viele Leute sprechen, aber sonst geht es.


    Das finde ich persönlich schon richtig erschreckend!

    Nach meinem Hörsturz, wo ich auch 10 Jahre lang einseitig mit HG versorgt weiter gehört habe, habe ich gemerkt, wie anstrengend das ist. Das ermüdet einen total schnell.

    Es ging sogar soweit, daß ich zwar verstanden habe, was mir erzählt worden war, aber ich konnte das später nicht mehr wiederholen, weil es praktisch aus meinem Kopf gefegt wurde. Erst spät habe ich begriffen, daß es da sogar ein Zusammenhang gab!

    Ich vermag nicht vergleichen, oder gar behaupten können, daß es einen Schwerhörigen "härter" trifft, als einen Normalhörenden, der ja wirklich alles viel besser hören kann, als ich, hochgradig, an Taubheit grenzend Schwerhörig, mit meinem Hörgerät.

    Das ist wohl immer von Person zu Person unterschiedlich und auch abhängig, und wie die betroffende Person das selbst so empfindet.

    Ich weiß nur, wie anstrengend das ist, und ich gehe automatisch davon aus, daß es auch für die normalhörende sehr anstrengend sein wird!


    Normalhörende, ohne irgendwelche Eingrenzungen, haben für so etwas natürlich absolut kein Gespür.

    Woher auch?

    Selbst, wenn sie für eine kurze Zeit ein Ohr vertäuben, und was "testen", ist es ja nicht das gleiche, wie, wenn man dauerhaft damit leben muß.

    Das ist schon so ähnlich, wie, wenn man einen Rollstuhl testet, um zu sehen, wie es sich anfühlt, so ein Ding rollen zu müssen, und dann mal eben bei "Achtung! Feuer!" schnell aufsteht und den Raum verläßt.

    Bei Menschen, wo diese Hörbehinderung so schleichend auftritt und sich immer weiter ausbreitet, findet das ganze komplett im Hintergrund statt. Meist sogar so, daß selbst die Betroffenen das nicht mitbekommen. Wie auch? Die "hören" ja noch was, und täglich wird das, was noch gehört werden kann, als "normal" empfunden, weil das Gehirn viel Zeit hat, sich an das "verändertes Hören" zu gewöhnen, und das eben als "normal" zu empfinden.

    Da kann auch niemand daneben stehen, und wie bei den Farben sagen, nee, du, das ist falsch!

    Wenn der Betroffene das schon nicht zeitig mitbekommt, wie soll das ein Außenstehender bemerken?


    Zum Amtsarzt:

    Da bin ich mittlerweile weg davon, daß die was wissen "müssen".

    Wünschenswert wäre das natürlich, klar!

    Ich weiß nicht, wie man Amtsarzt wird. Ob man dazu "berufen" wird, also da jemand einen irgendwo einsetzt.

    Wenn man dann als Beispiel selbst jahrelang als Orthopäde gearbeitet hat, so gehe ich nicht davon aus, daß so ein Arzt dann weiß, was ein CI ist, auch wenn er mal davon gehört haben sollte.

    Das gleiche gilt für mich auch, wenn dieser Posten von einem HNO Arzt besetzt werden sollte, der in der Tat viel Ahnung von CI und die damit verbundenen Probleme hat! Ich kann dann nicht erwarten, daß er dann bei Problemen mit dem Rücken alles richtig beurteilen kann.

    Idealerweise bereitet er sich besser zum Thema vor, wenn da ein Patient mit einem bestimmten Problem kommt, worüber dieser dann urteilen muß.

    Wäre wirklich wünschenswert!

    Wie weit das realistisch durchführbar ist, vermag ich nicht beurteilen.


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Sheltie deinen Beitrag finde ich super ! Besser kann man es wohl kaum ausdrücken. Ja die Audiodateien mit der Hochtonschwerhörigkeit, mit dem CI und das Original verwende ich auch öfter , um anderen zu zeigen, bzw. vorzuspielen, wie unterschiedlich das Hören unter den verschiedenen Vorausstzugne ist. Das hilft sehr bei der "Aufklärung".

    Andreas