Studieren mit CI etc.

  • Hallo,

    ich habe als Spätertaubte lediglich mit CI studiert, ohne FM, die hab ich ausprobiert, fand sie aber nicht wirklich hifreich weil viel Interaktives verloren ging.
    Klar ist das anstrengend, aber dafür wirkte ich auch immer besonders interessiert, was die Dozenten freute ;)
    Es hängt wohl sehr stark vom Einzelfallab inwieweit Studium mit CI funktioniert oder nicht. Bei Erststudium ohne vorherige Ausbildung hat man ja auch diverse Förderungsmöglichkeiten wie Schriftdolmetscher, wenn keine Gebärdenkenntnisse vorhanden sind.
    Manche Sachen wie Statistik mußte ich nacharbeiten, da das gleichzeitig Sprechen und an die Tafel schreiben mich komplett überforderte. Insgesamt muss man sich denke ich mehr anstrengen als hörgesunde Personen, wer aber bereit ist sich stark zu engagieren und das für sich passende Fach findet, der dürfte auch mit CI studieren können.

  • Ich finde, es macht keinen Unterschied, ob man mit CI studiert, zur Schule geht oder sonstwas.
    Gruß Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Die Aussage finde ich aber sehr gewagt. Hörbehinderte müssen doch viel mehr Energie aufbringen um alles zu verstehen. Selbst wer mit CI sehr erfolgreich ist muss mehr Kraft inverstieren als Normalhörende.

    leichte Sh seit Kleinkindalter, CI seit Jan. 2005

  • Ich finde, es macht keinen Unterschied, ob man mit CI studiert, zur Schule geht oder sonstwas.

    Wenn man auf weitere Unterstützungen wie Dolmetscher oder Mitschreiber verzichtet, ist es wohl wirklich ähnlich, wobei ich es aus der FH kenne, dass es dort weniger Wiederholungen des Stoffes gibt als in der Schule. Aus normalen Schulen kenne ich es nicht mit Gebärdensprachdolmetscher, nur bei FH/Uni. Wenn man sich für den akustischen Weg entscheidet, würde ein Gebärdensprachdolmetscher wohl keinen Sinn machen, denke ich. Das wäre wohl zu viel hin und her. Oder aber man entscheidet je nach Fach so oder so. Die meisten CI-Träger werden wohl den akustischen Weg einschlagen. Mitschreibhilfen wären aber sicher dennoch interessant, oder? Ablesen und Mitschreiben geht doch auch nicht gut. Ich hatte damals das volle Programm: Dolmetscher, Tutor und Mitschreibhilfe, allerdings ohne CI.
    j.

  • Ich habe mit CI (einseitig versorgt, anderes Ohr komplett taub) ein Aufbaustudium begonnen; dieses Studium setzte sich aus 80 % Diskussion und Gruppenarbeit (in einem Raum natürlich) und 20 % Vorlesungen (größtenteils auf Englisch) zusammen. Meine KommillitonInnen war durchaus rücksichtsvoll, aber im Endeffekt ließ sich das permanente Herumreichen des FM-Senders nicht realisieren. Ich fand das extrem anstrengend (zumal das Studium 30 Wochenstunden umfasste, also kaum Zeit zum Regenerieren blieb). Schriftmittler wäre undenkbar gewesen, sowohl von der Realisierungsmöglichkeit als auch von der Finanzierung her. Was mich letztendlich gekillt hat, war die Aula an der 8 spurigen Straße bei (unbedingt erforderlichen) offenen Fenstern im Sommer, inkl. brummender Beleuchtung und brummenden Beamers. Ich hatte mich dann entschieden, das Aufbaustudium zu unterbrechen. Allerdings habe ich auch in den 2 der 4 erforderlichen Semester viel Interessantes gelernt.

    Maryanne

  • Nur zur Aufklärung, es muss bei mir natürlich genau heißen:
    Ich finde, es macht keinen Unterschied, ob man mit CI oder HG studiert, zur Schule geht oder sonstwas....
    Gruß Norbert

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  • Schriftmittler wäre undenkbar gewesen, sowohl von der Realisierungsmöglichkeit als auch von der Finanzierung her.

    Du meinst mit "Schriftmittler" einen Schriftdolmetscher? Einen Versuch wäre es vielleicht wert gewesen. Ich habe mal solche probiert und fand es gar nicht schlecht. Der technische Aufwand ist nicht so gering, d.h. es muss vorher einiges mit Laptops und Netz aufgebaut werden, aber die Dolmetschleistung war gut. Die beiden Schriftdolmetscher haben mit Spracherkennung 1:1 gedolmetscht und es kam fast fehlerfrei an, wenn man mal davon absieht, dass an manchen Stellen noch während des Dolmetschens korrigiert wurde. Hier habe ich mal was dazu getippt. Der Schriftdolmetscher ist eine Lösung, wenn man keine Gebärden kann. Und manchmal würde ich auch trotz Gebärdenkompetenz einen Schriftdolmetscher einem Gebärdensprachdolmetscher vorziehen, je nach Situation.

    Meine Gebärdensprachdolmetscherin im Studium damals wurde vom Integrationsamt finanziert. Selbst hätte ich die nie bezahlen können.
    j.

  • Natürlich, lieber Jens, muss es Schriftdolmetscher(in) heißen. Mir geistert immer noch die Bezeichnung aus den Anfangstagen des Schreibdolmetschens im Kopf herum.
    Inhaltlich denke ich, hängt es auch vom Studienfach ab: wenn man, wie ich ein sehr kommunikationsintensives Studium absolviert (hat), d.h. dass ein Großteil der Seminare aus Diskussion besteht (oder ähnlich auch in beruflichen Meetings / Diskussionen), da kommen Schreibdolmetscher einfach nicht mehr mit, irgendwann weiß der Hörgeschädigte nicht mehr, WER WAS gesagt hat, da, während die Dolmi schreibt, schon der / die Nächste spricht. Und sich dann auch noch an der Diskussion zu beteiligen, ist fast unmöglich. Nicht umsonst studieren ja viele (die meisten) hochgradig hörgeschädigten Leute "Lernfächer": Ingenieur- oder Naturwissenschaften, Medizin, Jura.

    Tele-Nobbi: es ist ein sehr großer Unterschied, ob man als höchstgradig Schwerhöriger mit HG oder CI studiert!

    maryanne

  • Hallo Maryanne,
    Der Unterschied ist, daß es mit CI besser bzw.leichter ist als mit HG????
    Oder doch umgekehrt?
    Ich weiß es wirklich nicht...bin derzeit noch HG Träger


    Lg Holger

    CI OP beidseitig am 12.5.2015,
    Reimplantation am 13.5.2015

    Nucleus Profile Series,CP 920 :thumbup:
    Erstanpassung: 11.06.2015

    war beidseitig um die 90 db hg schwerhörig,nun 100% Taub  ;(
    ( letztes HG: Siemens Nitro 7 )

  • Die Frage habe ich mir auch gestellt, wie das mit dem Unterschied gemeint ist.
    Ich glaube eher, da gibt es alle Kombinationen, was nun besser oder schlechter ist.
    Gruß Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
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  • Wenn ein HG-Nutzer mit HG so wenig Sprache versteht, dass er ein CI benötigt, wird er nach Rehabilitation mit dem CI besser verstehen als mit HG - sonst wäre das Ganze ja unnötig. Dies insofern, als das CI wirkich funktioniert und dass mit HG Sprache kaum noch / gar nicht mehr verstanden wird.
    Es geht also um Leute, die bds. an Taubheit grenzend schwerhörig bzw. vollständig taub sind.

    Wer mit HG noch so gut hört, dass er damit studieren kann, ist meiner Meinung nach kein CI-Kandidat (das wird aber mittlerweile von maßgeblichen Stellen nicht immer so gesehen).

    Damit meine ich: allein um als Hörgeräteträger (mit Sprachverstehen) vielleicht besser zu verstehen mit CI, sollte man sich einfach mal vor Augen führen, dass eine OP, eine Reha erforderlich sind und dass es keine Garantie gibt.

  • Zitat

    wenn man, wie ich ein sehr kommunikationsintensives Studium absolviert
    (hat), d.h. dass ein Großteil der Seminare aus Diskussion besteht (oder
    ähnlich auch in beruflichen Meetings / Diskussionen), da kommen
    Schreibdolmetscher einfach nicht mehr mit

    Mit Gebärdendolmetschern klappt das prima, selbst bei sehr kommunikationsintensiven Seminaren.

    Seit 2017 N6 bilateral / 2011-2017 CI Cochlear N5 bilateral
    --
    OP li: 05.2011 | EA: 06.2011
    OP re: 08.2011 | EA: 09.2011

    DGS und Ci :thumbup:


  • Inhaltlich denke ich, hängt es auch vom Studienfach ab: wenn man, wie ich ein sehr kommunikationsintensives Studium absolviert (hat), d.h. dass ein Großteil der Seminare aus Diskussion besteht (oder ähnlich auch in beruflichen Meetings / Diskussionen), da kommen Schreibdolmetscher einfach nicht mehr mit, irgendwann weiß der Hörgeschädigte nicht mehr, WER WAS gesagt hat, da, während die Dolmi schreibt, schon der / die Nächste spricht.

    Ja, das Fach macht einen großen Unterschied, das denke ich auch. Bei Elektrotechnik(FH) konnte ich vieles auch noch nacharbeiten. Schriftdolmetscher kommen mit Spracherkennungssystem (mit schalldichtem Mundkorb) jetzt aber nahezu komplett mit, also fast 100%. Tippende Dolmetscher sind viel langsamer. Es kann jedoch schwierig sein, den Leuten Namen zuzuordnen, wenn der Dolmetscher sie nicht kennt. Dann steht am Laptop nur "Sprecherwechsel" oder so. In dem Fall ist ein Gebärdendolmetscher im Vorteil, weil er auf die Person zeigen kann.
    j.


  • Gebärdendolmetscher sind bestimmt eine ganz tolle Sache, zumindest, wenn man Gebärden kann!
    Wer spätertaubt ist, der muss Gebärden erst mal lernen.... und das ist nicht unbedingt so einfach.

    Ja, das stimmt. Meist ist man aber noch im Schulalter ertaubt, wenn man hörgeschädigt studiert. Ich hatte noch Ende der Schulzeit und in der Ausbildung etwas Gebärden gelernt (sowie später in einer GL-Theatergruppe). Das reichte zum Studieren mit Gebärdensprachdolmetscher. Allerdings sieht es bei der heute eher üblichen Inklusion in Regelschulen ja wieder anders aus. Da lernen hochgradig Schwerhörige wohl kaum mehr so nebenbei Gebärden, da es keine richtige Hörgeschädigtenszene mehr gibt, so dass sie mit Gebärdensprachdolmetschern dann nicht viel anfangen können und ggf. eben ein anderes Fach wählen müssten. Allerdings ist es auch mit Gebärdensprachdolmetscher nicht so easy mitzukommen. Teilweise finde ich es mit Schriftdolmetscher entspannender. Im Falle von Diskussionsrunden dürfte es jedoch mit Gebärden besser klappen - vorausgesetzt man versteht sie. Um Gebärden zu lernen, reichen Kurse m.M.n. nicht aus. Man muss auch privat schon etwas gebärden, damit sie hängen bleiben.

    Wie ist das bei Kindern mit CI im Schulalter? Versucht man da Gebärden zu vermeiden oder sind die ok.?
    j.

  • Also ich bin als Student ertaubt und habe Gebärden zwischendurch (vorlesungsfreie Zeit, Praktikum, Freizeit, etc.) gelernt.
    Das war viel auf einmal, hat sich aber letztendlich gelohnt.
    So kenne ich auch den Vergleich Schreibdolmetscher <> Gebärdendolmetscher.
    In der Schule brauchte ich noch keine Dolmetscher.

    Ich finde es auch schade, dass so viele Kinder keine Gebärden mehr lernen.
    Mir würde es fehlen mich auch in Gebärden zu unterhalten.
    Manchmal kann oder will ich nicht hören, da bin ich mit Gebärden dann im Vorteil
    (Mein Mann (hd) hat mit mir gelernt).
    Letztendlich muss das aber natürlich jeder selbst endscheiden - alles ist ok ^^ .
    Ich finde es nur immer schade, wenn jemand einen Weg, egal ob Ausbildung oder Uni, oder ...
    abbrechen muss :( .

    Seit 2017 N6 bilateral / 2011-2017 CI Cochlear N5 bilateral
    --
    OP li: 05.2011 | EA: 06.2011
    OP re: 08.2011 | EA: 09.2011

    DGS und Ci :thumbup:

  • Für alle Leser und Interessierte,

    wer nach Möglichkeit ohne Probleme studieren will, für den ist das kommende BHSA-Einführungsseminar (12.-14.9.14) hilfreich! :)

    Das gilt auch für diejenigen, die schon mühsam angefangen haben. Anmeldungen sind noch bis 11.8.14 möglich! Näheres unter http://www.bhsa.de/.

    Viele Grüße

    Michael