Svenjas etwas anderes CI Tagebuch!

Hi Leute, ich bin etwas anders, also dachte ich mir mein CI Tagebuch sollte so sein wie ich. Etwas anders. Les selbst, wenn ihr Lust habt. Wenn es hier stört oder als unpassend empfunden wird, sagt bescheid, dann nehme ich es weg, es ist halt wie ich, etwas anders.
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Es ist der 01.01.2014, das Jahr in dem sich alles ändern
soll hat begonnen. 14 Tage noch.

Ich habe Angst. Das ganze Nachdenken macht mich müde. Mein Deutschlehrer
hat mal gesagt ich hätte ein großes
Talent zu schreiben. Vielleicht stimmt das sogar, ich habe schon immer viel
geschrieben, ich mag meine Geschichten, dumm nur das sie nie jemand gelesen
hat. Daher sage ich, vielleicht stimmt es, ich weiß es nicht. Was allerdings
stimmt ist, das Schreiben für Menschen wie mich genau das richtige ist. Es ist
eine Wohltat. Beim Schreiben brauche ich nur mein Gehirn und meine Hand, naja
und Papier und Stift halt, wobei man auch im Kopf seitenweise Geschichten
schreiben kann. Beim schreiben braucht man nicht hören. Lesen ist ähnlich, es
entspannt. Lesen und Schreiben, ist alles was mir bleibt. Also schreibe ich,
kann ja nicht schaden und du liest es sogar gerade. 14 Tage noch…

Ich bin 18 Jahre alt, von Geburt an Schwerhörig, Progradient,
ertaubt. Ich heiße Svenja und ich bin gehörlos. Erst vor 3 Jahren hab ich durch
Freunde vom CI Erfahren. Diese Technik faszinierte mich, sie gab mir Hoffnung und
sie wurde zu meiner großen Sehnsucht. Gleichzeitig machte diese Technik mir
Angst. Große Angst. Mensch und Maschine, wurden wir zu Transformer? Nein, nein
falsch… so ein Schwachsinn, die Frage war viel eher, was war stärker: Angst
oder Sehnsucht? 14 tage noch….

Zurück ins hier und jetzt. Es ist 21:42 Uhr. Ich weiß, das
ist eigentlich keine Zeit mehr um sich Gedanken zu machen, ich sollte schlafen
gehen, schließlich muss ich morgen wieder arbeiten und der Kuli ist auch schon
fast leer… Aber meine Gedanken kreisen, ich kann mich nicht entspannen. Je mehr
ich es versuche, desto weniger klappt es, ihr kennt das. 14 Tage noch…

Ich hab Angst. Wovor?
Ich weiß es nicht so recht. Vielleicht vor der Narkose, ich hasse
Kontrollverlust. Außerdem weiß ich nicht was man im OP trägt, also an
Klamotten, ich hab Angst nackt sein zu müssen. Man das hört sich furchtbar verklemmt
an… ich hoffe ihr denkt jetzt nichts Falsches von mir. Ich habe ziemliche Angst
davor handlungsunfähig zu sein, das ist meine größte Angst. Vielleicht ist das
einer meiner bescheuerten Ticks, immer anwesend sein zu wollen. 14 Tage noch…

Problem ist auch, ich bin allein, naja Papier und Stift sind
jetzt meine Gefährten, aber sonst bin ich allein. Meine Eltern waren/sind gegen
CI´s , sie akzeptieren zwar meine Entscheidung aber ich kann mit ihnen nicht
darüber reden, wovor ich Angst hab. Ich will sie damit nicht nerven, ich bin
einfach froh das sie meine Entscheidung dulden und mich nicht mehr belabern es
nicht zu tun. Ich will kein Risiko eingehen. Naja schieben wir das einfach mal beiseite.
Meine Entscheidung ist gefallen, alle Formalitäten sind geklärt, warte… bis auf
die Überweisung fürs Krankenhaus, die muss ich noch beim bei meinem HNO Arzt
holen. Kann er mir die verweigern? 14 Tage noch…

Als alles geklärt war und ich den OP Termin in der Hand
hielt war ich grenzenlos glücklich, mein Traum ging in Erfüllung. Es kommt mir
vor als sei dies Jahre her, dieses Hochgefühl, dabei waren nur die Feiertage
dazwischen, komisch, alles ist verrückt, in den Hintergrund, irgendwie
abgehackt, fast unwahr. 14 Tage noch…

Mich erreichen immer wieder Phasen der Vorfreude und de
Hochstimmung. Manchmal zwischen dem ganzen Alltag und Feiertagskram. Immer wenn mir klar wird, das diese oder jene
Situation dach bald einfacher werden wird. Das mein Traum näher rückt. 14 Tage
noch….

Dann erreichen mich Phasen der Angst… vor der Zukunft. Was
ist wenn das CI gar nicht die Lösung ist? Also in der Uni wird es bestimmt einfach
werden, keine Frage. Aber was ist zwischenmenschlich? Was ist mit meinem Wunsch
nach Kommunikation? Vielleicht schiebe ich jetzt alles nur aufs hören, aber was
ist wenn ich demnächst zwar hören und dem Gespräch folgen kann aber trotzdem
nicht mitreden kann weil ich keine Ahnung habe oder weil ich einfach kein
Kommunikationstyp bin oder den Leuten schlichtweg nichts zu sagen habe?

Vielleicht versteht ihr was ich meine, vielleicht ist es aber
auch nur ein weiterer Tick von mir. Manchmal denke ich das ich ein ziemlicher
Spezi der Menschheit bin, aber ist das wirklich schlimm?

Ich denke ich werde morgen hier weiterschreiben oder so.
Jetzt sollte ich schlafen, der Kuli ist sowieso leer… Noch 14 Tage!

XOXO Svenja

P.S. Über Antworten freue ich mich natürlich!

Hallo, Danke für eure Antworten!
Ich musste leider auf ein seminar fahren letzte Woche, grad geht alles drunter und drüber. Ich werde am Wochenende nochmal mich hinsetzten und schreiben.

Die Zeit rast.... Noch 6 Tage!      

Kennt ihr das wen man auf den Jahrmarkt geht? Dieses
Fahrgeschäft das sich immer im Kreis dreht, Runde um Runde um Runde. Raupe
nennt man das glaube ich, ich mag Jahrmärkte nicht so. Meine Gedanken sind im
Moment der Raupe ziemlich ähnlich, sie drehen sich Runde um Runde um Runde,
Gedanken steigen ein und aus, manchmal drehen sie sich rückwärts, dann wieder
vorwärts. Runde um Runde um Runde, bis einem schon ganz Schwindelig wird.

Ich muss trotzdem sagen die Panikartige Angst von letzter
Woche (oder wars vorletzter Woche) hat sich deutlich gebessert, nicht das ich
wirklich was getan hab aber ich war so beschäftigt das ich kaum Zeit hatte über
all das nachzudenken. Schon komisch wie die Zeit rennt….

Es ist 18.14 Uhr ich sitze perfekt angezogen und geschminkt
auf meinem Bett, ich habe nämlich gleich noch einen Auftritt mit meiner
Gardetanzgruppe. Der letzte vor der OP.

Gestern hab ich mir die Hand verbrannt, ganz schön blöd von
mir…. Wird bestimmt eine Narbe aber naja. Ich mag Backöfen einfach, sie sind ja
auch ganz schön heiß

Allein die Angst das die Eintscheidung für das CI falsch war
macht mir nach wie vor Angst, es bleibt die Frage ob diese OP einen Nutzen für
mich haben wird, werde ich wirklich besser hören? Und noch viel Wichtiger:
Sprache besser verstehen?

Alles in allem ist es sonst ok, am Montag um 10 Uhr geht’s in
die Klinik. Ich bin schon furchtbar aufgeregt, habe vermehrt Tinitus und
Kopfschmerzen. Klar bei dem Nervenstress und Anspannung kein Wunder, ich kenn
mich. Blöd nur das man keine Kopfschmerztabletten mehr nehmen darf -.- aber
egal ich halte es aus, ich weiß ja wofür.

Aber vielleicht kann mir ja jemand bisschen helfen was ich
für die Woche so alle brauche? Wäre klasse, ich hab echt keinen Plan.

Ich muss jetzt los zum Auftritt.

Svenja xoxo

Hallo,

Danke Norbert für deine Antworten.

Morgen gehts in die Klinik... die Angst hat mich wieder fest im Griff. Ich habe meine Tasche gepackt und war den ganzen Tag nicht zu gebrauchen....

Ich mache mir einfach voll den Kopf, wegen allem. Ich wünsche mir so sehr auch auf größere Distanz zu hören und auch wenn man ein paar Störgeräusche sind und auch mal wenn mehrere Leute in ruhiger Umgebung reden.... aber manchmal Beschleicht mich das Gefühl das ich einfach eine Memme bin und mich total anstelle, das ich eigentlich noch genug höre und genug verstehe. Dabei gibt es so viel Situationen wo echt nix mehr geht und das sind so viele...und ich lese von Geschichten wo Menschen einen Hörschwelle von 70-90 db haben und ein CI wollen/brauchen.... meine Hörschwelle liegt bei 90-100 db....

Ich würde gerne wissen, vieviel ich hören und vieviel mein Gehirn mache ...

ich bin grade so wuschig im Kopf, ich kann bestimmt die ganze Nacht nicht schlafen, ich hab auch seit 2 Tage Kopfschmerzen weil ich so unter Stress stehe und heute ist so ein ricthiger Heul-Tag... bin ich zu senisbel?   vielleicht gehe ich gleich mal in die Badewanne und versuche mich zu entspannen.... schwer isses...


Immerhin kann ich mich auf meine Familie verlassenn, auch wenn ich es am Anfang nicht geglaubt habe, weil sie ja nicht so für das CI sind. Aber Blut ist eben immer dicker als Wasser!  

Guten Abend ihr lieben Leut,

Ich grüße euch aus der Klinik. Heute Morgen war ich um 10 Uhr hier und nach viel Hin und her und Warterei bekam ich ein Zimmer. Ich muss sagen alle hier sind sehr freundlich und meine betreuende Pädagogin kam auch direkt vor bei, das hat mich sehr beruhigt. Der ganze Tag war sehr aufregend. Hörtest, Geschmack und Gleichgewichtstest alles super. Gespräche mit mehreren Ärzten und auch dem Anästesiten und so. Aufklärung und pipapo.

Trotzdem stehe ich stark unter Strom hab aber nur einmal geheult

Huhu Wolfram und Norbert,

Heute war nur die aufnahme, morgen ist die Op