Mono (-Hörerin) aus Hessen

  • Hallo an alle, die das lesen!

    Ich lese hier schon länger mit, bin aber erst jetzt so richtig im Thema angekommen.

    Ich bin 47 Jahre alt, links ertaubt und höre rechts normal. Bis zum Zeitpunkt der Ertaubung konnte ich auf beiden Seiten sehr gut hören.

    Wie kam es zur Ertaubung: ich habe mich im Juni 2023 geschnäuzt, bekam dann Druck auf beiden Ohren und konnte das rechte Ohr wieder "befreien". Das linke Ohr ertaubte danach von einem Tag auf den anderen. Ich konnte zuhören, wie die Töne sich verabschiedet haben.

    Ich wurde dann operiert. Eine Ärztin versuchte die Rundfenstermembran abzudichten. Das half, dass der Druck verschwand und dass ein paar Töne zurückkamen. Ich kann nun z. B. noch einen Lastwagen an mir vorbeifahren hören ;) Mehr passierte nicht mehr.

    Nachdem ich nun alle Stationen der Trauer durchlaufen habe (Schock - emsige Betriebsamkeit mit der Hoffnung, dass sich doch noch was ändert - Verleugnung - loslassen und Akzeptanz) bereite ich mich nun auf ein CI vor. Alle Untersuchungen seitens der Klinik sind gemacht. Nun muss ich "nur" noch springen. Das werde ich im Lauf des Jahres machen, wenn die Zeit für mich gekommen ist, ich genug Infos gesammelt und mich mit genug Menschen ausgetauscht habe.

    Ich freue mich, dieses Forum gefunden zu haben und habe schon viel dazu gelernt. Z. B., dass man seinen Prozessor mit Stolz tragen kann.

    Herzliche Grüße
    Katharina

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen ertaubt. Vorher normalhörend. Ich bereite mich auf ein CI vor.

    Rechts normalhörend.

  • Ja, lass dir etwas Zeit, bis alles stimmt. Verlieren kann du nichts mehr, nur gewinnen......

    Gruß

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Danke für eure Worte!

    Ich höre von mehreren Ärzten, dass ich nicht zu lange warten soll, damit ich den größten Erfolg habe. Mein Hörnerv sei sozusagen jetzt noch gut geschult, weil er bis vor kurzem noch gehört hat. Dennoch werde ich mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Ich denke, es wird nur erfolgreich, wenn ich bereit bin.

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen ertaubt. Vorher normalhörend. Ich bereite mich auf ein CI vor.

    Rechts normalhörend.

  • So ganz so falsch scheint dies nicht zu sein.

    Es bringt aber trotzdem nichts, wenn der Patient selbst nicht soweit ist!
    Denn nach der OP, bzw. eigentlich ja erst nach der EA geht es ja so richtig los. Dazu braucht es Geduld und vor allem viel Nerven, und auch die Zeit, um das alles zu bewältigen, was auf einem zu kommt. Ist man nicht bereit dazu, wird jeder noch so winzige Rückschritt als extreme Hürde wahrgenommen und man gibt schneller auf!
    Ist ja auch nicht der Sinn der Sache!

    Steht der Patient voll hinter dem Ganzen, so werden alle kleineren Rückschläge eher wie Herausforderungen angenommen und man kämpft erst recht für sein Ziel. Und genau das braucht man, um überhaupt erfolgreich zu sein.


    Ich selbst war nach meinem Hörsturz 10 Jahre lang taub auf meinem ohnehin schon schwerhörigen Ohr gewesen, auf der anderen Seite HG versorgt. Erst, als für mich selbst klar war, ich will das wieder anders, mindestens wieder wie früher haben, war ich bereit gewesen für die OP.
    Natürlich hinterlassen 10 Jahre Taubheit ihre Spuren, aber da diese Seite schon immer mein gutes Ohr gewesen war, ich da prima Sprachverstehen drauf gehabt hatte, wurde dies auch wieder recht schnell gut! Und ich habe auch brav geübt und alles mitgemacht, was ich machen sollte.


    Du bist normalhörend, die ganze Zeit über so durchs Leben gegangen und erst kürzlich ertaubt.
    Das sollte also nicht der Knackpunkt sein.
    Es gibt allerdings einen medizinischen Grund, der sehr wohl dafür sorgt, daß man sich möglichst bald operieren lassen sollte - doch dies scheint wohl bei Dir nicht der Fall zu sein.

    Also, ganz in Ruhe durchatmen, alle Phasen bis zum Ende hin durchleben, und irgendwann kommt der Tag, wo Du selbst sagst JETZT! Dann ist es früh genug!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Danke Sheltie!

    Einen medizinischen Grund für Eile gibt es Gott sei Dank nicht. Das wurde schon abgeklärt.

    Noch eine Frage: wie würdest Du Rückschläge beschreiben? Was war das für Dich? Ich bin ein Mensch, der sich gerne vorbereitet und gerne möglichst gut informiert etwas angeht, deshalb frage ich das :)

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen ertaubt. Vorher normalhörend. Ich bereite mich auf ein CI vor.

    Rechts normalhörend.

  • Das können unterschiedliche Dinge sein.


    Für Dich, als Normalhörender würde sehr wahrscheinlich der Klang vom "neuen Hören" am meisten abschrecken. Denn es ist - gerade zu Anfang - kein natürliches Hören. Eher eventuell etwas mehr "Roboterhaft", oder wie "Mickey Mouse", oder ...... die Vergleiche kommen ja immer von den Patienten, und somit auch, womit sie das am besten in Verbindung bringen.

    Hinzu kommt noch, daß gerade am Anfang wohl noch ein bißchen mit den Einstellungen "gespielt" wird. Kann also sein, daß das Hören bis zum Tag X noch okay war, auch wenn was hätte besser sein können, und mit der neuen Einstellung total daneben liegt. Mehr Zischlaute, zum Bespiel, oder alles klingt dumpf, oder es hallt.

    Dann auch das Verstehen lernen. Dadurch, daß es gerade am Anfang ein bißchen gewöhnungsbedürftig klingt, kann es sein, daß man dann erst gar nichts versteht, sondern nur mitbekommt, daß das Wort gerade mal drei Silben gehabt hatte. Was genau aber gesagt wurde, ähm, nö, jetzt noch nicht nachsprechbar.

    Das ist bei jedem so anders. Meine Freundin konnte direkt mit ihrem CI hören, aber auch, weil sie nicht aus der Not heraus (nach einem Hörsturz) operiert wurde, sondern, weil sie eh immer schlechter gehört hatte, und das einfach nur der nächste Schritt gewesen war.

    Ich hatte am ersten Tag nur ein Gedudel gehabt, am zweiten Tag wurde dies von einem penetranten Dauerton abgelöst, und daraus hatte sich ganz langsam das Verstehen herauskristallisiert. Erst noch mit einem "komischen Klang", was mir aber egal gewesen war, Hauptsache, ich konnte schon prima verstehen, und mit der Zeit ist alles natürlicher geworden.

    Da man nie voraus sagen kann, wie lange das bei einem dauern könnte, bzw. manches, was heute noch gut klappte, aber morgen nicht mehr, kann einem schon ein bißchen aus der Bahn werfen.


    Wichtig ist, beim neuen Hören lernen, daß man sich zwar etwas herausfordert, aber auch darauf achtet, es nicht gleich zu schwierig gestaltet.
    Als es bei mir so langsam gut lief, habe ich mit einem Hörbuch angfangen. Da habe ich aber noch nicht jedes Wort verstanden gehabt. Das war dann auch nicht so wirklich mein Ziel gewesen! Ich habe ganz bewußt eine Geschichte gewählt, die ich schon kannte, und mich einfach auf jedes Wort gefreut, welches ich verstanden hatte.
    Daraus wurde dann immer mehr, so daß ich eine Ahnung bekommen konnte, wo sich die Geschichte gerade befand. Dann habe ich immer mehr Sätze mitbekommen. Und jetzt kann ich mühelos ein Hörbuch verfolgen, und muß mich noch nicht einmal dazu anstrengen, kann sogar zeitgleich was anderes dabei machen!

    Es gab dann schon mal Tage (ist auch Tagesform abhängig!), wo ich keine ganze Sätze mehr verstehen konnte, auch nicht, wenn ich mich so sehr angestrengt hatte. Dann sollte man nicht einfach die Flinte ins Korn werfen, sondern auch mal Pause für ein Reset einlegen, was anderes machen, und dann eben wieder von vorne anfangen.


    Sowas in der Art meine ich mit "Rückschläge".

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Es ist sozusagen ein Abenteuer, in das man zum richtigen Zeitpunkt aufbricht. Es werden Berge kommen, die man mit Pausen erklimmen kann. Wenn man durchhält, kann man irgendwann ins sonnige Tal blicken. Wie das sonnige Tal aussieht, kann einem keiner voraussagen. Man kann sich nur mit Vertrauen auf die Reise machen.

    Danke Sheltie, dass Du dir die Zeit genommen hast, mir diesen Einblick zu geben.

    Herzliche Grüße
    Katharina

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen ertaubt. Vorher normalhörend. Ich bereite mich auf ein CI vor.

    Rechts normalhörend.

  • Deine Beschreibung gefällt mir! :)

    Paßt prima zum Begriff "Hörreise" - und ja, so ähnlich kannst Du es Dir vorstellen, wenn Du irgendwann mal die Fahrt antreten solltest! :thumbup:

    Du kommst auf jeden Fall irgenwann mal ins Ziel!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Und es ist eine sehr spannende Reise, liebe Katharina, weil Du jeden Tag neue Geräusche findest oder etwas mehr verstehst. Das kann auch ganz lustig sein. Ich habe nach drei Wochen wieder mit der Arbeit begonnen und mein Kollege klimperte voll laut auf seiner Tastatur, so dass ich ihn gebeten habe nicht so einen Lärm zu machen. Na, der hat vielleicht geguckt!

    Du wirst es innerlich spüren, wenn Du soweit bist. Und dann wirst Du auch ganz ruhig aber voller Vorfreude sein. Natürlich kann es Rückschläge geben - dann machst Du eine Pause und erholst Dich. Auch nach 5 Jahren habe ich manchmal genug, gerade bei langen Tagen und dann kommt das CI in die Schachtel und das Ohr hat Pause.

    rechts AB HiRes Ultra 3D mit HiFocus MS Elektrode

    links Phonak Naida Link