Vom 11.-15.11.24 fand - organisiert von Jana Verheyen und Kollegen - die erste Hörreise in den schönen Odenwald statt.
Das ist ein Angebot zur Erstanpassung des CI ungefähr 1-2 Wochen nach der OP. Wir waren 11 Patienten mit ganz verschiedenen Hörprofilen und unterschiedlicher Versorgung. Angeboten wurde eine Vorabendanreise ins sehr schön gelegene Landhotel Lortz in Reichelsheim. Diese habe ich genutzt und habe somit schon am Sonntag Abend das Team und eine weitere Patientin kennengelernt. Am Montag Morgen um kurz nach 9 Uhr fuhren wir gemeinsam zur Erstanpassung des CI in die HNO-Abteilung des Heilig-Geist-Hospitals nach Bensheim. Die anderen 9 Patienten wählten die Anreise in die Klinik am Montag Morgen. Nach der Erstanpassung wurden wir alle mit einem Shuttlebus ins Landhotel Lortz gefahren.
Am Abend des ersten Tages hörten wir einen Einführungsvortrag zu unserer Hörreise. Hier wurde uns erklärt, dass ein langer und spannender Weg vor uns liegt und es wurde uns Mut und Zuversicht zu diesem nicht immer einfachen Weg vermittelt.
Der zweite Tag begann mit einem Hör- Spaziergang rund ums Haus. Es war noch dunkel und wir begannen mit Duftnoten verschiedener Kräuter, die wir benennen sollten. Das Ziel war, uns vom Hören wegzuleiten. Klappte gut. 😊 Nachdem das geklärt war, lauschten wir den Geräuschen des frühen Morgens, z.B. dem 🐓 und der Amsel. Hinter dem Haus hörten wir uns an, wie sich Schritte auf verschiedenem Bodenbelag anhören. Und auch ein Bach verlief hinter dem Haus, der aber noch kaum wahrnehmbar war mit dem neuen CI. Das war insgesamt ganz nett und viele Teilnehmer konnten die Geräusche erkennen, wenn sie erfuhren, um was es sich handelte.
Insgesamt verbrachten wir eine spannende Woche mit Hörtraining, Hörspaziergängen und Audiotherapie. Wir erhielten einen Laptop mit einem neu entwickelten Hörtrainingsprogramm ausgehändigt. Damit konnten wir täglich bis zu 60 Minuten üben. Es heisst Hear Clearly und bietet viele Aufgaben zum Verstehen von Geräuschen, Silben, Worten und in den höheren Levels auch Geräusche-Memory oder Verstehen im Störgeräusch an. Mir hat das Programm viel Freude gemacht - auch wenn es ab und zu technische Probleme gab. Diese wurden jedoch meistens schnell behoben, so dass wir gut damit üben konnten. Leider konnten wir das Programm nach dem Ende der Erstanpassungswoche nicht weiter nutzen, was viele gerne getan hätten. Aber wir wurden gut über digitale Angebote zum Hören lernen informiert.
Die täglich stattfindenden 45 Minuten Hörtrainin waren sehr interessant, wir waren in 2er und 3er Gruppen eingeteilt. Ich übte mit einer lieben Frau, welche genau wie ich selbst, das zweite CI bekommen hatte. Wir haben schnell gemerkt, dass wir schon recht gut verstehen - daher wurde der Schwierigkeitsgrad direkt erhöht.
Ich finde es sehr gut, dass die zusammengestellten Teams ein ähnliches Profil haben bzw. gleichartig versorgt sind. Da kann man sich noch mal vertieft austauschen, in unserem Fall u.a. über die Unterschiede vom ersten zum zweiten CI. Und auch die Kleinstgruppen mit zwei, max. drei Personen intensivieren das Training.
Zudem wurde den Teilnehmern zurückgemeldet, wenn bestimmte Vokale nicht gut oder auch gar nicht verstanden wurden und darum gebeten, das bei der nächsten Einstellungssitzung direkt zu erwähnen.
Die Hersteller stellten einen Nachmittag lang die Technik und das Zubehör vor und halfen im Einzelfall gleich individuellen Problemen ab.
Außerdem gab es zwei Vorträge zum Thema "üben mit dem CI" - analog und digital. Die Apps wurden am Bildschirm vorgeführt und ansonsten Tipps zum Alltag mit CI gegeben, wie z.B. Frühstück machen nur mit CI und dabei auf die Geräusche achten. Oder Radio nebenbei laufen lassen.
Ein Abend gehörte der Rehabilitation und die Informationen dazu bekamen wir aus erster Hand von Fr. Dr. Voineag, der Chefärztin HNO aus der Bosenbergklinik in St. Wendel. An diesem Abend guckte Dr. Servais auch kurz vorbei und so hatten wir gleich zwei kompetente Ansprechpartner.
Es wurden insgesamt drei Mal Einstellungen am CI vorgenommen. Zunächst am Montag die Erstanpassung, sodann am Mittwoch die zweite Anpassung und am Freitag Vormittag die dritte Anpassung in der Klinik, dort wurde auch die "neue" Hörkurve ermittelt und der Einsilbersprachtest durchgeführt. Wir sprachen auch noch mit der Logopädin und bekamen abschließend noch einige Hinweise. Den Warteraum belegten wir komplett und sorgten mit unseren lebhaften Gesprächen für einige Aufmerksamkeit. Gegen Mittag waren die meisten von uns fertig und der Warteraum leerte sich.
Am letzten Abend besuchte uns Frau Verheyen und bat um ein ehrliches Feedback. Das gaben wir alle sehr gerne, denn wir waren begeistert von der gemeinsamen verbrachten Woche . Nach dem Abendessen saßen wir oft noch lange gemeinsam an unserem Babbeltisch und unterhielten uns über alles mögliche. Es war schön zu sehen wie alle, unabhängig vom Verstehen, sich beteiligen konnten und es ging immer sehr lebhaft und fröhlich zu. Eine rundum gelungene Veranstaltung war das, die ich jedem Patienten empfehlen kann. Die Fortschritte, welche wir in diesen wenigen Tagen machen konnten, waren erstaunlich. Vom Spaß ganz zu schweigen.