Beiträge von Sanne2

    Moin Robert,

    so, wie du deine Hörsituation schilderst, denke ich schon, das du mit CI auf alle Fälle dazu gewinnen wirst. Es ist ein himmelweiter Unterschied ob du mit zwei Ohren oder wie du derzeit, mit einem Ohr hörst. Das kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen. Mein linkes Ohr konnte mit HG nicht mehr richtig versorgt werden, nun habe ich da seit über einem Jahr ein CI und es liegen Welten dazwischen. Ja, ich werde auch mit CI nicht normalhörend werden und es bleibt schwierig, aber ich kann nun Gespräche aus zwei-drei Meter Entfernung zumindest mit entsprechender Konzentration überhaupt wieder hören bzw. verstehen. Mein Richtungshören wird auch immer besser und ich höre mit CI Töne/Frequenzen und auch Lautstärken (~20dB) die mein HG rechts überhaupt nicht verstärkt bzw. mein rechtes Ohr auch mit Verstärkung nicht mehr hört. Das allein ist schon fantastisch und hat den Aufwand gelohnt.

    Für welchen Hersteller du dich entscheidest, ist wirklich Bauchgefühl und eine Überlegung, was dir wichtig ist. Hier ist die Diskussion hier im Forum sehr emotional aufgeladen, teilweise hat man schon den Eindruck, einzelne hier sind mit ihrem Hersteller verheiratet oder anderweitig verbunden. Ich kann dir nur den Tipp geben, lese dich hier neugierig durch alle Threads, gib in der Suchmaske alle drei Hersteller ein ( mehr gibt es nicht) und lese, was jeder einzelne dazu schreibt (neueste Modelle beachten, die alten werden nicht mehr implantiert). So bekommst du vielleicht einen Überblick und kannst auch besser entscheiden, worauf du für dich selbst Wert legen solltest. Die Empfehlung des operierenden Arztes ist noch eine gute Ergänzung und letztendlich hängt der Erfolg deiner Hörreise auch vom Techniker ab, der hauptsächlich deine Einstellungen vornimmt. Je mehr Erfahrungen und Feeling er oder sie für das jeweilige System hat, desto mehr wirst du davon profitieren.

    Worüber ich bei deinen Fragen und Lebenssituationen gestolpert bin, ist deine Beschreibung vom Surfen. Also, ich würde niemals weder HG noch CI zum Surfen mitnehmen, da gebe ich dir Recht. Ich hätte aber auch meine Bedenken zu viele oder überhaupt Schläge auf meinen Kopf zu bekommen (Wellen, die über mir zusammen brechen, in eine harte Brandung Kopf voran zu fallen ect.). Du hast ein Implantat im Kopf und eine Elektrode in der Schnecke. Das alles kann verrutschen, die Stelle, wo das Implantat unter der Haut sitzt, ist bei mir noch immer druckempfindlich und bleibt es wohl auch. Kampfsport, Ballsportarten werden nur bedingt empfohlen, da auch hier ein Schlag auf dem Kopf schwer zu vermeiden ist. Bitte spreche in Ruhe mit dem operierenden Arzt wie dieser dein Surfen sieht, ob er da Bedenken hat. Ich bin da ein wenig ängstlich, ich bin bis heute noch nicht wieder auf ein Pferd gestiegen, da ich selbst mit Helm Angst habe davor, das ich irgendwann mal wieder im hohen Bogen runter falle und auf dem Kopf lande.

    Moin,

    das klingt alles sehr schön und wir Betroffenen würden von solchen Studien immens profitieren, da wir so ja nicht nur hören können sondern sogar immer besser und besser bis hin zum normalem Hören.

    Was ich mich allerdings frage ist,

    wer soll denn diese Studien finanzieren? Und, wir sind so oder so auf die CI’s angewiesen und haben im Moment nur unter drei Herstellern zu wählen. Diese haben immer nur kurzzeitig untereinander Wettbewerbsvorteile, langfristig gleichen sie sich wieder an bis ein Hersteller eine neue Innovation auf den Markt schmeißt und die anderen irgendwann folgen können.

    Jetzt ist die Frage, was ist der Motor, dass sich die Hersteller überhaupt verbessern wollen bzw. wollen sie den Konkurrenzkampf untereinander so dermaßen einheizen, das sie quasi gezwungen sind immer und immer wieder kurz hintereinander Neuerungen auf dem Markt zu bringen, nur um kurzzeitig die Nase vorn zu haben. Ist es sinnvoll viel Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken, sich messen zu lassen durch Studien, ihren Klienten Transparenz anzubieten, obwohl diese sowieso auf ihre Produkte angewiesen sind. Oft ist es eben auch so, dass mit dem gerade eben entwickelten Produkt erst einmal eine zeitlang Gewinn erwirtschaftet werden muss, um genug Geld für eine Neuentwicklung zu haben. Warum sollten die Hersteller mit Studien sich die Zeit der Gewinne verkürzen? Also, wer finanziert solche Studien? Die Hersteller bestimmt nicht und ansonsten haben wir Betroffenen keine große Lobby, was interessiert die Welt die paar nahezu ertaubten und tauben Menschen, sie sollen froh sein, dass es CI’s gibt und basta. Was eher vom wirtschaftlichen Interesse ist, ist diejenigen, die noch misstrauisch sind und zögern, die Angst haben vor OP und dem, was danach kommt und diejenige, die eine Alternative zum Hören suchen bzw. auch gefunden haben, die müssen überzeugt werden, um noch mehr Klienten in den großen Topf zu schmeißen, damit sich noch mehr einzelne Personen aus dem Topf bedienen können.

    Ich bin dankbar, das es solche genialen Menschen gibt, die mit Herzblut CI entwickelt, verbessert haben und tolle medizinische und technische Leistungen vollbringen. Ich habe aber keine rosarote Brille auf, wir sind und bleiben ein winziges Zahnrädchen im Getriebe und unsere Mittel sind begrenzt, daran etwas zu ändern. Solche Studien sind schlicht und einfach zu teuer, um sie bei jeder technischen Neuentwicklung zu wiederholen Keiner hat einen Nutzen davon, außer wir Betroffene.

    Moin

    Ich habe zwei Akkus für einen Marvel im Gebrauch, den mittleren und den kleinen. In der Regel benutze ich nur den Mittleren: Morgens gegen sechs Uhr geht es los, tagsüber mit Musik oder Hörbuch streamen weiter ( Durchschnitt 2-3 Stunden) ansonsten überwiegend im Autosense, wobei viel geregelt werden muss, da während der Arbeit ständiger Wechsel der akustischen Situation mit viel Störlärm. Wenn ich dann Abends gegen 21 Uhr noch Hörbuch zum Einschlafen höre, der Akku in dem Fall die ganze Nacht in Betrieb ist, weil eingeschlafen, dann schafft er am nächsten Tag noch so ungefähr bis zehn Uhr. In dem Fall wechsele ich auf den Kleinen, der mich ohne streamen bis zur nächsten Nacht begleitet. Fazit: Seit ich vom Hörgerät mit Batterien auf CI mit Akku als Hörohr gewechselt bin, habe ich keine peinlichen Situationen mehr erlebt wie während des Telefonats plötzlich mitten im Satz taub da zu stehen oder dergleichen mehr. Der mittlere Akku bringt mich zuverlässig durch den gesamten Tag und wenn gewollt auch durch die Nacht.

    Moin,

    Dani! wollte Quellen haben, also habe ich geliefert.

    Zur Erinnerung, die Zahlen stützen folgende Aussage:

    „Es gibt tatsächlich nur wenige Gl Eltern mit Gl Kindern, die meisten sind wohl Coda. Zahlen konnte ich jetzt nicht finden, aber ich habe das so gelernt und gelesen, lasse mich mit entsprechenden Quellen gerne eines Besseren belehren. Von daher, ja, ich kann in einem solchen Fall von einem einzigen Fall ausgehen, der es zufällig in die Öffentlichkeit geschafft hat.„

    Ich habe irgendwo mal gelesen, dass 95% der gehörlos geborenen Kinder hörende Eltern haben!

    Ich habe gerade in einem Fachvortrag gelesen 5% sind angeborene Hörschädigung, diese nochmal unterteilt in erblich, Empryopathien und Perinatal. 95% sind erworbene Hörstörungen. Bei beiden sind dann aber alle Hörstörungen gemeint von leichtgradig bist taub. Wie diese auf Gl und Nicht-Gl verteilt sind steht hier nicht.

    Okay, ich habe eine Quelle gefunden. Hier ein Auszug aus der Dissertation von Regina Leven mit dem Titel Psychische Störungen; Gehörloser und Schwerhöriger Psychotherapie-Patienten; Unter besonderer Berücksichtigung Kommunikativer Aspekte, 1. Aufl. - Hamburg: Verlag Hörgeschädigter Kinder, 1997.

    Ist schon etwas älter, es wird sich an der angegeben Prozentzahl nicht viel geändert haben, S.19:

    „Zu 90% wählen Gehörlose auch Gehörlose (Ehe-) Partner. Da doch ungefähr 90 % der gehörlosen Kinder hörende Eltern haben, die in der Regel nicht der Gehörlosenkultur angehören (es sei denn, es handelt sich um Hörende, die selbst gehörlose Eltern haben), muß eine Zugehörigkeit zur Gehörlosenkultur erst erworben werden. Lediglich die 10 % der Gehörlosen Kinder, die ebenfalls Gehörlose Eltern haben, haben die Möglichkeit, von Kindheit an der Gehörlosenkultur anzugehören.“

    Ich wusste, das ich die Zahlen irgendwo gelesen hatte und da ich heute in Quarantäne bin, hatte ich genug Zeit meine Unterlagen mal wieder zu sortieren und durchzublättern. Das ist kein Bauchgefühl.

    Auszug aus Planetwissen:

    In der Bundesrepublik werden im Schnitt täglich zwei gehörlose Kinder geboren. In rund der Hälfte der Fälle ist die Behinderung genetisch bedingt. Doch auch eine Viruserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft oder schwere Erkrankungen im Kleinkindalter können eine Gehörlosigkeit bewirken.

    Gehörlosigkeit ist zum Teil vererbbar, aber viele gehörlose Eltern bekommen hörende Kinder. In Fachkreisen werden sie "CodA-Kinder " genannt – der Name stammt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung von "Children of deaf Adults" ("Kinder von gehörlosen Eltern").

    Feste Zahlen kann man gar nicht finden, weil sich die Statistiker schon uneinig ist wer überhaupt gehörlos und wer schwerhörig ist.

    Die Hälfte aller frühkindlichen schweren Hörstörungen sollen nach dem Artikel genetisch bedingt sein. Jetzt gibt es dominante und rezessive Erbgänge. Ich mache es einfach, will ja keinen Fachvortrag halten. Wenn laut dem Artikel im Schnitt zwei Neugeborene pro Tag taub sind. Das eine wegen Medikamente, Alkohol oder Probleme während der Geburt, Schwangerschaft oder sonstigsten. Das andere genetisch bedingt. Und wir jetzt nur mal diese beiden Möglichkeiten auf die Gesamtbevölkerung ca. 80 Millionen Menschen und den von angeblich 80.000 Gehörlosen ( sind jetzt Zahlen, die ich im Netz gefunden habe) umsortieren. Jetzt muss ich noch irgendwie, die Pärchenbildung, wer wird Eltern, unterbringen, diejenigen, die zu jung oder zu alt oder gar keine Kinder wollen weg rechnen. Die genetische Vielfalt unter Gl und Nicht Gl aufteile und noch berechne, bei welcher Menschengruppe eventuell andere Ursachen häufiger auftreten. Wenn ich dass alles in eine halbwegs rechenbare Funktion bekomme, (schaffe ich ich aber nicht, da mit Mathe und Statistiken auf Kriegsfuß stehe) mal angenommen, ich wäre so genial, dann könnte ich hier feste Zahlen nennen. Ich glaube es genügt aber vollkommen die geschätzte 80 Millionen den geschätzten 80 Tausend gegenüber zu stellen, um zu begreifen, das es nicht so viele Gehörlose Eltern geben kann, die Gehörlose Kinder bekommen und sich dagegen wehren, diesen ein CI implantieren zu lassen. Ich lese auch mehr von den sogenannten Coda. Das CI ist eindeutig im Vormarsch, so nehme ich es wahr.

    Ach ja, schräg sein, ist mein Markenzeichen.

    Bei Interesse hier gerne nachlesen, Braunschweig scheint nicht der einzige Fall zu sein.

    Kein Cochlear Implantat für zwei gehörlose Kinder. Sozialamt Landkreis Trier-Saarburg übergibt Fall an Jugendamt - Deutsche Gebärdensprache lernen? Verlag Karin Kestner e.K.!
    Das Sozialamt Landkreis Trier-Saarburg hat, bezugnehmend auf den Fall aus Braunschweig, eine gehörlose Familie an das Jugendamt gemeldet, um prüfen zu lassen…
    web.kestner.de

    Es gibt tatsächlich nur wenige Gl Eltern mit Gl Kindern, die meisten sind wohl Coda. Zahlen konnte ich jetzt nicht finden, aber ich habe das so gelernt und gelesen, lasse mich mit entsprechenden Quellen gerne eines Besseren belehren. Von daher, ja, ich kann in einem solchen Fall von einem einzigen Fall ausgehen, der es zufällig in die Öffentlichkeit geschafft hat. Ich bleibe dabei, erst einmal muss es eine gesetzliche Grundlage zum Beratungszwang geben, erst dann kann man gerichtlich dagegen vorgehen, wenn Eltern, wie auch immer sie aufgestellt sind, nicht zum Beratungsgespräch erscheinen und eine andere Entscheidung treffen als Ärzte und öffentliche Meinung das gerne wollen, es sei denn, es geht um lebensrettende Maßnahmen.

    Alles andere ist Fürsorgepflicht der Eltern, sie müssen mit ihrem Kind in der Lage sein diesen oder jenen Weg überhaupt zu gehen. Das Jugendamt hat das Recht bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung sich genauer umzuschauen und wenn nötig mit Sachverständigengutachten einzuschätzen, ob Kindeswohlgefährdung vorliegt und das ist leider in vielen Fällen angebracht und gut so. Die Eltern haben sich gegen den Besuch vom Jugendamt nicht gesperrt sondern die Tür geöffnet. Warum das vor Gericht gezerrt werden musste, ist mir schleierhaft, Aber mit diesem Urteil als Präzedenzfall eigentlich auch wieder gut. Mir tun nur die Familie sehr leid. Unter diesen Bedingungen auch noch Zwillingzuwachs zu bekommen und ständig die Angst im Nacken, das sie einem das eigene Kind weg nehmen. Das wünsche ich niemanden.

    Zum Thema Offenheit der Beratung bzw. das mehr oder auch weniger subtile Drängen. Wenn man von einer Sache wirklich überzeugt ist, dass wird man m.E. nicht offen beraten können. Da wäre es vielleicht besser, man lässt zwei 100% Überzeugte pro und Contra CI beraten. Wichtig ist dann nur der Respekt, wenn eine Familie einen Weg wählt, den man persönlich nie und nimmer wählen würde.

    Das ist wohl der Knackpunkt und wird vom Elternverband Gehörloser Kinder e.V. gefordert. Die Beratung ist in der Regel wohl sehr einseitig und geht immer in Richtung CI, mit den Alternativen können die Kliniken auch keine Gewinne erwirtschaften. Das wäre für mich auch der Grund, warum ich keinen Bedarf an ein zweites oder drittes Beratungsgespräch hätte sondern die Zeit lieber mit meinem Kindern nutzen würde oder eine unabhängige Beratungsstelle aufsuchen würde.

    Hersteller und Kliniken müssen wirtschaftlich denken, da kann man ihnen keinen Vorwurf machen, so ist das in der Gesellschaft, aber das muss ich mir auch stets bewusst machen, wenn ich in einem Beratungsgespräch bin.

    Klar gibt es genügend Eltern, die von Vorsorgeuntersuchung, Prophylaxe, Frühförderung und dergleichen mehr null Ahnung haben oder einfach ignorieren, weil sie mit ihrem eigenen Leben vielleicht nicht zu Recht kommen oder anderweitige Gründe. Die einen sind Hörend die anderen nicht. Bevor man mit Jugendamt und Gericht draufhaut, muss aber erst einmal für alle ein Beratungszwang gesetzlich verankert sein, sonst ist das schlicht und einfach Diskriminierung. Es müssten alle Eltern, egal ob hoher oder niedriger Bildungsstand, deutschsprachig oder nicht, Lautsprache oder Gebärdensprache und was es sonst noch für Unterschiede gibt, unter Generalverdacht gestellt werden.

    Für mich waren die ersten Töne eher ein Fühlen denn Hören. Und als lauter gestellt wurde schmerzhaft. Nach zwei Tagen kam dann die ersten zaghaften Höreindrücke auf einem Ohr, welches seit über zwanzig Jahren mit Power-HG Sprache überhaupt nicht mehr verstanden hatte. Jetzt nach fast einem Jahr höre ich nur mit dem Ohr Hörbücher und manchmal telefoniere ich damit.

    Okay, ich versuche es noch einmal, eine Erklärung für meine Reaktion hinzubekommen, mit anderen Worten, in der Hoffnung, dass die besser verstanden werden und dann ist es aber genug für mich, da ich den Eindruck habe, das das hier eh zu nichts führt.

    Noch kurz vorweg, ich habe heute Film und Doku gesehen und fühle mich bestätigt wie ich den Fall Braunschweig sehe. Die einzige Fehlinformation im Film ist meiner Meinung nach die 15 Jahre, nachdem das Implantat ausgetauscht werden muss. Hier im Forum finde ich Fälle wo wegen Defekte, Erkrankungen und dergleichen früher reimplantiert wird aber auch Fälle, die weitaus länger halten. Also ist dieser Punkt ein vielleicht. Ansonsten ist der Film tatsächlich wie Fernsehfilme sind dramatisch aufgebauscht, um ein sehr heikles Thema irgendwie einfach ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, die in der Regel kaum Berührung mit der anderen Welt außer ihrer eigenen haben.

    37Grad kann ich persönlich sehr gut nachempfinden und erklärt, warum einige taube Menschen das CI ablehnen. Nicht alle, das stimmt, denn auch Taube oder Gehörlose Menschen sind verschieden und nicht einheitlich. Und hier komme ich zu meiner Erklärung

    Da leider sehr viele Unwahrheiten über das CI gerade bei gehörlosen Eltern existieren (zB dass da ständig ein Draht durch die Haut durchschaut, etc) wollte der Arzt sicherstellen, dass die Ablehnung gegen das CI nicht auf solchen Falschinformationen basiert. Aber die Eltern sind ja nicht mehr zu einem Termin erschienen, also hat

    Ich habe diese Aussage so verstanden: Da Muggel einige Gehörlose kennt, die nicht wissen, was ein CI ist oder komische Vorstellungen davon haben, sind automatisch die Eltern im Braunschweiger Fall fehlinformiert, weil diese ja auch Gehörlos sind und das CI ablehnen. Selbst der Arzt geht davon aus, das die Eltern nicht genug Informationen haben. Hörende Eltern, die sich gegen ein CI für ihr Kind entscheiden würden und nach dem ersten Beratungsgespräch auf weitere Gespräche verzichten, denen würde man Kindeswohlgefährdung nicht vorwerfen sondern zutrauen, das sie sich gründlich mit dem Thema auseinander gesetzt haben und Gründe für ihre Entscheidung haben. Und die gäbe es auch, da bräuchte ich nur aufmerksam dieses Forum hier lesen, da würde mir Angst und Bange um mein Kind werden. Und tatsächlich, aber das ist meine Meinung, ich respektiere alle anderen, tatsächlich finde ich ein taubes Kind ist nicht krank sondern kerngesund, warum sollte ich es krank machen, ein Leben lang abhängig von Medizinern und Technikern? Da gäbe es nur einen einzigen Grund für mich und der ist, das wir als Familie eine Gemeinsame Sprachebene finden, um das Kind in ein eigenständiges, unabhängiges Leben begleiten können. Das wäre in meiner Familie die Lautsprache, da ich die einzige Ertaubte bin und DGS nicht beherrsche.

    Und deswegen zitiere ich mich hier noch einmal:

    „Ich habe nicht geschrieben, dass Muggel audistisch ist, will ich auch nicht behaupten. Aber die zitierten Aussagen empfinde ich als audistisch.“

    Da ich verstanden habe, das hier dieser kleine Unterschied meiner Aussage nicht so verstanden wird und ich schon gar nicht Muggel hier angreifen möchte wiederhole ich hier auch gleich noch meine Entschuldigung:


    Muggel, falls du dich von mir angegriffen fühlst, möchte ich mich hiermit entschuldigen. Mir ist tatsächlich kein „kleineres“ Wort als Audismus eingefallen. Sinn und Zweck war es, aufzuzeigen, wie schnell man verurteilt wird, wenn die Hintergründe nicht bekannt sind oder man über fremde Menschen urteilt. Wenn die Eltern tatsächlich Arzttermine nicht eingehalten haben, gab es wahrscheinlich

    Ich kenne die Eltern im Braunschweiger Fall nicht und ich war auch bei dem Beratungsgespräch nicht dabei. Ich würde mir niemals anmaßen über sie zu urteilen. Und ich würde es als diskriminierend empfinden, wenn ich nach einem Beratungsgespräch mit einem Arzt zu einer anderen Entscheidung für mein Kind komme, als der Arzt das gerne möchte und dieser mich beim Jugendamt meldet, weil ich mich angeblich nicht richtig informiert habe oder weiteren Einladungen nicht gefolgt bin. Einladungen muss ich erst einmal bestätigen, dann werden sie bindend. Natürlich ist es höflicher sie abzusagen, wer weiß, warum das nicht geschah, ich nicht.

    Fast alle Eltern informieren sich vorher eingehend, was der richtige Weg für ihr Kind ist, zumindest bei so entscheidenden verschiedenen Wegen. Und nur weil es unter den Eltern wiederum, welche gibt, die sich nicht informieren und tatsächlich auch gehörlose Eltern gibt, die nicht wissen, wie ein CI funktioniert oder ausschaut, darf ich nicht automatisch alle Gehörlose Eltern als desinformiert ansehen. Und die Begründung der Eltern sind einleuchtend, deswegen habe ich auch die Stellungnahmen von Menschen hier eingefügt, die sich beruflich, privat schon jahrelang mit diesem Thema befassen, nicht erst seit dem Braunschweiger Fall.

    Das war es von mir. Mehr mag ich dazu nicht mehr schreiben. Zerfetzt mich gerne weiter. Einen Sündenbock braucht man immer und das ist in der Regel derjenige, der nicht ins gleiche Horn bläst.

    Na denn, schade, ich hätte doch zu gern deine Quellen.

    Sei es drum. Es ist so wie es ist: einen CI Zwang darf es nicht geben. Und ich denke, das allein war der Bildungsauftrag des Filmes „Du sollst hören“. Wenn es einen Bildungsauftrag gegeben hat.

    Muggel, falls du dich von mir angegriffen fühlst, möchte ich mich hiermit entschuldigen. Mir ist tatsächlich kein „kleineres“ Wort als Audismus eingefallen. Sinn und Zweck war es, aufzuzeigen, wie schnell man verurteilt wird, wenn die Hintergründe nicht bekannt sind oder man über fremde Menschen urteilt. Wenn die Eltern tatsächlich Arzttermine nicht eingehalten haben, gab es wahrscheinlich auch dafür gute Gründe.

    Andrea2002 Du hast sicherlich Recht: Mit einer gescheiten Kommunikation zwischen Eltern und Arzt wäre das sicherlich nicht passiert. Aber für eine gelingende Kommunikation braucht es zwei, die auf Augenhöhe miteinander reden. Keiner von uns weiß, wie die Gespräche tatsächlich abgelaufen sind.

    Ich weiss nicht woher du die Informationen hast, aber die hier geposteten Auszüge und auch die Stellungnahme an sich hat ja mit der Ursache, warum das Jugendamt eingeschaltet wurde, nichts zu tun.

    Ursache für die Einschaltung war, dass die Eltern mehrfach unentschuldigt Arztterminen fern geblieben sind.

    Und woher hast du diese Information?

    Die Stellungnahme von Professor Rathmann habe ich vom Gehörlosen-Bund und hier kommt gleich noch eine Stellungnahme von Dr. Roland Zeh, ein vehementer Verfechter des CI.

    https://www.gehoerlosen-bund.de/browser/3205/08_DCIG-Stellungnahme_Zwangsimplantation%20in%20Braunschweig%202017-11-19.pdf

    Das Urteil bzw. die Begründung kann jeder im Internet nachlesen.

    Ich finde nichts, woraus hervorgeht, das sich der Arzt nur ans Jugendamt gewendet hat, weil die Eltern mehrfach unentschuldigt nicht zum Arzttermin erschienen sind.

    Falls es noch jemand interessiert hier die Stellungnahme vom Bundeselternverband Gehörloser Kinder e.v.

    https://www.gehoerlosen-bund.de/browser/3203/09_Stellungnahme-BGK-CI-Zwang.pdf

    Muggel, es gibt bestimmt viele Menschen, die nicht wissen was ein CI ist und wie es funktioniert. Und bestimmt sind auch einige darunter, die es auch gar nicht wissen wollen, obwohl sie gehörlos, ertaubt sind und oder Gehörlose, ertaubte Kinder haben. Du kennst ja einige, ich nicht.

    Die Gründe, warum die Eltern im Braunschweiger Fall ihren zweijährigen Sohn nicht mit CI versorgen lassen wollen sind weder sinnlos noch unbegründet noch aus Unwissenheit. Zumindest kann ich nirgends davon etwas lesen. Also bitte ich dich hiermit noch mal die Quelle zu nennen, woher du diese Behauptung nimmst. Im Moment sieht es für mich so aus als ob du von den dir bekannten Menschen ausgehend über andere dir unbekannte Menschen dein Urteil fällst.

    Wie auch immer, mit Sicherheit ist muggel nicht audistisch!

    Ich habe nicht geschrieben, dass Muggel audistisch ist, will ich auch nicht behaupten. Aber die zitierten Aussagen empfinde ich als audistisch.

    Es mag sein, das Muggel solche unwissenden Menschen kennt und diese gehörlos und zudem auch noch Eltern sind. Deswegen darf man aber nicht diese mit anderen vergleichen, die zufällig auch gehörlos und Eltern sind.

    Ich habe hier mal den Link zur Stellungsnahme zum Fall Braunschweig von Professor Rathmann eingefügt und darunter Auszüge aus dem Urteil

    https://www.gehoerlosen-bund.de/browser/3206/10_StellungsnahmeRathmannCIBraunschweig.pdf

    Urteil

    • "Nach den Ermittlungen des Familiengerichts bestehen keine ausreichenden Gründe, um familiengerichtliche Maßnahmen (…) anzuordnen. "
    • "Die Kindeseltern können und wollen den optimalen Therapieverlauf, der sich nach der Cochlea-Implantation anschließt (…) nicht gewährleisten."
    • '"Ohne Akzeptanz der Eltern (…) ist es unmöglich, dass das Kind trotz Cochlea-Implantat die Hör- und Sprachfähigkeit erlangt."

    muggel Ich weiß nicht, woher du deine Informationen hast. In der Stellungnahme von Professor Rathmann liest sich der Fall anders und die vollständige Urteilsbegründung ebenfalls, leider kann ich diese nicht mehr finden bzw. habe ich keine Zeit dazu, aber Ausschnitte daraus habe ich auf der br Homepage gefunden.

    Andrea2002 ich habe mich auf den Film „Du sollst hören“ bezogen und nicht auf 37 Grad.

    Audi Ob ich mein Kind mit CI versorgen lasse, ist ganz allein eine Entscheidung beider Eltern im Idealfall mit dem Kind zusammen (was bei Kleinkindern noch nicht möglich ist). Ich kann nicht über Menschen urteilen, die in einer anderen Kultur leben. Die Entscheidung Gehörlos zu bleiben und die Kinder ebenfalls unversorgt zu lassen ist eine Identitätenentscheidung. Es gelingt wahrscheinlich nur wenigen Menschen in beiden Welten zu Hause zu sein.

    Für mich ist CI ein Segen und die Möglichkeit meine Einschränkung auszugleichen, für andere ist die Einschränkung an sich überhaupt keine Einschränkung sondern sie sind so wie sie sind und Gebärden ist ihre Sprache. Sie grenzen sich bewusst von den meisten Menschen ab, die Gründe sind unterschiedlich und sehr individuell und für mich und wohl auch andere Schwerhörige schwer nachvollziehbar, da wir mit Technik und Kommunikationstaktiken alles versuchen, um in der Welt der Hörenden Fuß zu fassen. Einigen gelingt das wunderbar, anderen nicht und diese haben dann tatsächlich Identifikationsprobleme. Und in solchem Falle ist Technik nicht die Lösung sondern Inklusion.

    Das alles führt hier sehr weit weg vom Film. Mir ist nur wichtig, dass kein CI Zwang entsteht. Der Titel „Du sollst hören“ bringt das eigentliche Problem auf den Tisch: „Du wirst eventuell hören können, wenn du es willst“, so sollte das CI meiner Meinung nach diskutiert werden. Und da man ein Baby/Kleinkind nicht fragen kann, sind hier die Eltern gefragt und gehörlose Eltern sind genauso mündig, fürsorglich, informiert usw. wie hörende, die einen mehr, die anderen weniger. Es ist gut, dass das Jugendamt das Kindeswohl im Blick hat, manchmal auch sehr wichtig und lebensrettend fürs Kind, leider. Im Braunschweiger Fall war das öffentliche Meinungsbild, das Verhalten des Arztes und die Berichterstattung teilweise aber übergriffig und entmündigend.

    Andrea2002 und SICI21 Danke für eure Antwort. So kann ich eure Aussagen besser einschätzen.

    Den Film habe ich übrigens nicht gesehen. Da Filme nicht informieren sollen sondern vor allem unterhalten und möglichst viele ansprechen sollen. Der Wahrheitsgehalt bleibt dabei immer auf der Strecke.

    Aber ich bin der Meinung, dass niemand zu einem CI gezwungen werden darf. Gehörlose Eltern haben die Möglichkeit sich umfassend über CI zu informieren.

    Im Braunschweiger Fall hatten die Eltern berechtigte Gründe sich gegen CI zu entscheiden und das haben sie auch kommuniziert.

    Die OP und das Hören lernen mit CI ist und bleibt ein Risiko, auch wenn es inzwischen sehr gering ist. Es ist eine individuelle Entscheidung, abhängig vom Umfeld, Einstellung und bei Minderjährigen von den Erfahrungen, die die Eltern im Leben gemacht haben.

    Ich bin übrigens mit einer progrienten beidseitigen Schwerhörigkeit aufgewachsen. Lautsprache ist meine Sprache, DGS kann ich nicht. Trotz CI und bimodale Versorgung fehlt mir was, nämlich das unbeschwerte kommunizieren mit anderen. Ich bin es manchmal leid, um jedes Wort kämpfen zu müssen und in Gruppengesprächen trotz guter Technik und einem für mein Hörverlust gutem Sprachverständnis, kaum mithalten zu können bzw. einfach stiller Beobachter zu sein. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich fürs CI entschieden habe. Ich kann es aber auch akzeptieren, wenn sich jemand dagegen entscheidet. Und wenn mir dieser Mensch lieb ist, dann lerne ich eben DGS.