Beiträge von Schreibkraft

    @Andrea2002

    Noch zwei Nachträge:

    Sollte deine Frage tatsächlich der reinen Neugier entsprungen sein, entschuldige ich mich bei dir für meinen bissigen Ton. Denn mit meiner Gehörschädigung bin ich bereits mal in Hartz IV gefallen, samt aller Folgen, zu denen auch Rechtfertigungsdruck durch alle möglichen, mal netter, mal weniger netter Fragen gehörte, die letztlich aber einen Vorwurf transportierten . Und wie geschrieben, habe ich mich über die Musik selbst daraus und aus der Alternative Grundsicherung befreit. Das hinterlässt Spuren, weshalb ich - wenn auch selten - durch bestimmte Fragen und Formulierungen auch schon mal getriggert werde und übers Ziel hinaus schieße.

    Weiterhin sei noch erwähnt, dass in vielen akademischen oder anspruchsvollen Jobs ebenfalls prekäre Zustände herrschen, insbesondere für junge Menschen, die nun in diese Berufe nachrücken. Das hat - und da stimme ich @ci_joe zu - tatsächlich etwas mit der Neoliberalisierung des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft (die dies akzeptiert und durch Wahlen honoriert) zu tun. Und wer keine Ausbildung hat, kann auf Jobs, die bei Krankheit oder im Alter Armut verhindern, eh nur in den seltensten Fällen hoffen. Es ist schlicht ein strukturelles Problem, vor dem es in vielen Branchen keinen Schutz mehr gibt.

    Hallo Schreibkraft, jetzt muss ich mal fragen, warum man sich im journalistischen Bereich prekäre Verhältnisse antut. Ich gehe mal aus, dass jemand der gut schreiben kann, auch anderswo sozialversicherungspflichtige Arbeit finden kann.

    Ich persönlich wäre mit Rente auf Grundsicherungsniveau nicht zufrieden.

    Dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn die Zahl der freischaffenden Journalisten und Journalistinnen liegt meines Wissens nach bei ca. 50.000. Dazu kommen unzählige, die in Mischformen arbeiten, also nicht allein vom Journalismus leben und somit nicht in die Statistik einfließen. Ich denke, dass es von Überzeugung ( die nicht wenigen Menschen wichtiger ist als gute Bezahlung), Talent, Interesse, falsche, bzw. veraltete Vorstellung vom Beruf bis hin zu ungeraden Lebenswegen reicht, die in journalistischer Arbeit münden.

    Ich habe eine Weile überlegt, ob ich die Frage auch auf persönlicher Ebene beantworten will. Die Antwort ist nein, weil ich auf den Rechtfertigungsmodus, in den Menschen gedrängt werden, die Leistungsnormen nicht entsprechen, keine Lust habe.

    Nur soviel: Ich gehöre zu jenen, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr in ihrem ursprünglichen Beruf arbeiten können und auch sonst wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und schon gar nicht auf einen Job, der vor Altersarmut bewahrt. Ich bin als Quereinsteiger in den Musikjournalismus gekommen und der hat mich vor der Grundsicherung bewahrt. Du verstehst nun vielleicht, warum ich deine Frage als latent zynisch empfinde.

    Passabel schreiben zu können, heißt ja nicht zwangsläufig, einen passabel bezahlten Job zu bekommen. Die Annahme, dies wäre so, lässt zahlreiche mögliche hinderliche Faktoren außer Acht und für diese sollte sich niemand rechtfertigen müssen - schon gar nicht in einem Forum, in dem überwiegend Menschen mit Behinderungen unterwegs sind, die im Umgang mit Normalhörenden sicherlich schon ein ums andere Mal die Erfahrung gemacht haben, dass von sich auf andere zu schließen, bestimmter Problematiken nicht gerecht wird.

    Ich hoffe, du hast auch dafür vorgesorgt (z.B. Versicherung, hohe Kante, ...). Das ist schließlich die Pflicht eines Selbständigen oder Freiberuflers. Es gibt diverse Gründe, warum das aktuelle Einkommen wegbrechen kann.

    Ich glaube, du hast da eine völlig falsche Vorstellung vom Kulturbereich und/oder vom heutigen Journalismus. Sofern es sich nicht um subventionierte (so genannte) Hochkultur oder das ganz große Musikgeschäft (Chats & Co.) handelt, findet Kultur sehr oft im oder nahe am Bereich des Prekären statt, auch wenn einige als angesagt geltende Großstädte (wie z.B. Berlin) ökonomische Vorteile daraus ziehen, da diese Kulturszenen Touristen und Investoren anlocken. Nicht zufällig sind viele Künstler/innen durch Corona nun auf Hartz IV angewiesen, weil das Geld - wenn überhaupt - für die Künstlersozialkasse reicht, nicht jedoch für weitere Absicherungen oder die hohe Kante.

    Ähnlich verhält es sich schon seit ein bis zwei Jahrzehnten mit nicht unwesentlichen Teilen des Journalismus, weil Verlage seltener auf Festeinstellungen und häufiger auf freie Autoren setzen. Dazu kommen natürlich Unterschiede bei den thematischen Schwerpunkten. Wer gerade bei besser sortierten Zeitungsläden mal genau hinschaut, wird viele Magazine für Nischenthemen finden, die natürlich keine großen Auflagen haben und entsprechend mit freien Mitarbeitern arbeiten, denen sie auch keine so hohen Honorare zahlen können, wie große Magazine, bzw. Verlage. Denn geringe Auflage heißt nicht nur geringe Verkaufseinnahmen, sondern auch geringere Werbeeinnahmen.

    Dazu kommen politische Entscheidungen, die vom Lobbyismus beeinflusst, kleinere Verlage (zugunsten der großen) zunehmend ins Aus drängen. Darüber liest man in den Medien der großen Verlage nätürlich wenig, aber schaut man sich die Medienlandschaft mal genauer an, so stellt man fest, dass seit Jahren ein Verlagssterben stattfindet. Und nein, das alles hat wenig mit den Gesetzen des freien Marktes zu tun und die Folgen drücken sich dann an den Zeitungsständen in Einfalt statt Vielfalt aus.

    Ähnliches droht durch Corona gerade der Kulturszene, denn jenseits der Hochkultur und des lukrativen Chartgedudels finden sich viele Veranstalter/innen und ehremamtliche Vereine, die Konzerte und Festivals veranstalten derzeit in höchster Not, bzw. haben bereits ihre Aktivitäten dauerhaft eingestellt. Mit entsprechenden Folgen für die Musiker/innen, die in Hartz IV fallen oder in einen anderen Beruf wechseln. Ob die nach der Pandemie zurück auf die Bühne kommen, ist fraglich.

    Okay, das war jetzt ziemlich OT, aber die Sache mit der "Pflicht eines Selbständigen oder Freiberuflers" war mit Blick auf die deutsche Kulturszene (die zum großen Teil nichts mit den gutbezahlten oder subventionierten Künstler/innen zu tun hat, die in den großen Medien erwähnt werden), erschein mir so realitätsfern, dass ich das dann doch mal richtigstellen wollte. Und das müsste eigentlich noch viel umfangreicher geschehen, denn völlig unerwähnt blieben viele andere Bereiche, in denen Selbständige und Freiberufler in prekären Bereichen leben und arbeiten - namentlich z.B. viele jener Paket- und Kurierfahrer/innen und sonstige Liferanten, die während der Pandemie den meisten von uns diverse Sachen liefern. Die sind häufig eben nicht bei dem Dienst angestellt, für den sie liefern, sondern sind als Selbstständige unterwegs, an die Unternehmen ihre Risiken (politisch gewollt) auslagern.

    Es kommt halt immer auf die Arbeit an, und was man dafür leisten muß.

    Nun ja, bis vor der Pandemie hatte ich als Musiker mit Konzerten Geld verdient und als Redakteur auch mit Konzertberichten. Ein ebenfalls nicht unwesentlicher Teil meiner Arbeit besteht aus CD-Rezensionen und auch Interviews (meist über Skype).

    Das heißt, ein Großteil meiner Einnahmequellen würde zumindest für die Zeit der Reha wegbrechen. Zudem bin ich kein fest angestellter Redakteur, sondern Freiberufler. Die regelmäßigen Aufträge die ich bekomme, würden wegbrechen und ich hätte kein Anrecht auf Lohnfortzahlung. Meine Auftraggeber müssten auf andere Redakteure zurückgreifen, was bedeuten könnte, dass ich beim Wiedereinstieg auch nicht mehr dieselbe Anzahl Aufträge bekommen würde.

    Das Sprachverstehen konnte durch das CI erhalten und verbessert werden, worüber ich sehr glücklich bin.

    Das freut mich sehr für dich!

    DIe Hörwahrnehmung von Akkorden hat mit der Erinnerung an ihren Natur-Ohr-Klang nichts mehr gemein. Die von mir selbst komponierten Stücke kamen wir vor wie zerschlissene Anzüge.

    Ich hatte mein neues Klavier-Hören über Monate ausgiebig erkundet und dabei keine Veränderungen festgestellt. Meinen Flügel habe ich in der Folge verkauft, weil mich sein Klang nur noch deprimierte, so schön er auch als Möbel blieb. Ich höre eigeninitiativ keine Musik mehr, da ich derzeit noch nicht offen dafür bin, an der CI-Musik-Klangwelt Gefallen zu finden.

    Das wiederum tut mir sehr leid!

    Wer dem CI-Musikerlebnis mit einer positiven Einstellung gegenübertreten kann, wird jedoch gute Chancen haben, Freude daran zu entwickeln. Gegenseitig austauschen darüber wird er sich allerdings wohl nur mit CI-Trägern können.

    Nun ja, die Musik, die ich höre, ist mehr als 100 Jahre alt, hat seither viele verschiedene neue Ausprägungen und Stile entwickelt und es gibt sie von spartanischen Solostücken, bis hin zu opulenten Arragements. Sie ist für mich nicht nur die Musik, die ich liebe, mache und über die ich berichte, sondern sie ist für mich auch Lebensgefühl und Lebensphilosophie. Sie bietet nahezu alles, was ich musikalisch brauche und entsprechend gering ist mein Interesse, durch ein verändertes Klangerlebnis neue Musik zu entdecken. Ich möchte das, was ich kenne und für das ich auch mehr oder minder ein Kenner mit viel Fachwissen bin, gern so lange wie möglich bewahren.


    @all

    Also bei mir stehen eh gerade neue Hörgeräte an und da es heißt, dass sich die Technik in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, habe ich beschlossen, die erst einmal ausgiebig zu testen und die CI-Entscheidung für diese Zeit aufzuschieben.

    Da das nicht aus der Welt ist, werde ich weiterhin hier bleiben, mitlesen, mich sicherlich hier und da auch mal zu Wort melden und vermutlich auch diverse weitere Fragen haben, sollte ich mich fürs CI entscheiden.

    Nochmals vielen Dank für all die Antworten, die meinen Horizont erweitert und meine vorläufige Entscheidungsfindung erleichtert haben!

    Erstens: Ganz herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung im Forum und die vielen Antworten.

    Zweitens: Puh..., ich merke, das wird wohl eine sehr schwierige Entscheidung mit kaum kalkulierbaren Faktoren und bei der ich im besten Fall viel gewinnen, im schlechtesten Fall auch viel verlieren könnte. Auch die Dauer der Rehabilitation schreckt mich ab, weil ich als Freiberufler selbst im besten Fall über einen längeren Zeitraum meine bisherige Lebensgrundlage verliere und vermutlich durch die Hartz-IV-Mühle gedreht werden würde.

    Auf der anderen Seite wird das Hörvermögen sicherlich weiter abnehmen und solange meine Hörnerven noch aktiv sind und das Gehirn im Trainig ist, dürfte die Reha deutlich besser verlaufen als wenn ich zu lange mit dem Umstieg warte - so jedenfalls erklärte es mir mein HNO-Arzt.

    Jetzt ist ja bei Dir die Frage, wieviel schon an Frequenzen "weg" sind. Auch wenn Musik weiterhin "normal" und gut klingt, so fehlt ja jetzt schon was! Das macht sich beim Sprachverstehen deutlich(er) bemerkbar, bei alles andere nicht so sehr. Aber auch da fehlen sie bereits!

    Und das wird sich dann beim neuen Hören per CI sehr wohl bemerkbar machen, weil sie so "plötzlich" wieder da sind, und deshalb sich auch manche Dinge ungewohnt anhören werden!

    Leider kann ich das Hördiagramm nicht deuten, aber grundsätzlich höre ich hohe Töne noch recht gut, während tiefe Töne ab einem bestimmten Bereich schwer zu verstehen sind und irgendwie "matschig" und undifferenziert klingen. Wenn es mit CI ungewöhnlich klingen würde, weil ich plötzlich wieder mehr Frequenzen wahrnehme, würde ich das als Verbesserung werten, selbst wenn es Training braucht, das alles wieder zu verarbeiten.


    Oder, ich habe mal zur Hochzeitsfeier meiner Tante ein Stück spielen müssen. Ich kannte es nicht. Die Melodie spielen lernen ist ja einfach, und mein frührerer Lehrer hatte mir da noch bei geholfen. Aber ich habe mir das Stück mal von meiner Freundin ausgeliehen, weil ich wissen wollte, wie das im Original klingt, und mich gewundert, daß ich immer so eine Melodie spielen muß, die ich im Stück definitiv nicht hören konnte! ?(

    Ich wußte ja, an welche Stellen die kommen mußte. Doch, egal, wie sehr ich mich auch angestrengt hatte, da war praktisch nix gewesen! Dachte schon, es ist halt so im Notenheft "dazugedichtet" worden. Hätte ja sein können.

    Jetzt, Jahre später, kam das Stück mal wieder im Radio. Ich habe sofort wieder an diese Melodie denken müssen, die ich ja immer spielen mußte, aber im Stück selbst ja noch nie gehört hatte.

    Was soll ich sagen? JETZT habe ich diese Melodie doch tatsächlich gehört! Es war die ganze Zeit schon da. Halt eben nur leise, ganz zaghaft. 8|

    Kein Wunder, daß ich dies zur meiner reinen HG Zeit schon nicht mehr gehört hatte! Und das in einer Phase, wo ich dachte, ich käme mit den HGs noch so prima klar! :huh:

    Auch das ist natürlich eine deutliche Verbesserung. Wobei ich schon denke, dass ich Melodien usw. zumindest bei Musikaufnahmen noch wahrnehme. Etwas problematischer sind Konzerte - insbesondere akustische in Cafés und Kneipen, in denen sich ein Teil der Leute unterhält. Dann kann es schwierig werden, andere Musiker/innen oder auch meine Gitarre zu hören. Allerdings ist das mitunter auch für Normalhörende ein Problem, wenn auch nicht im gleichen Maße.

    Jeder Mensch hört ja auch die Musik anders! Damit meine ich nicht schlecht, gar "falsch", oder so, sondern, wie man das Ganze ja generell aufnimmt.

    Ich merke es jetzt immer noch! Bei Gesprächen mit normalhörenden Menschen.

    Im Prinzip ist es doch so: Du bewertest ja ohnehin nach Deinem eigenen Empfinden. Daran wird sich ja nichts ändern.

    Ja, das stimmt natürlich schon irgendwie. Insbesondere was die technische Klangqualität von Aufnahmen angeht, halte ich mich in aller Regel bei Rezensionen zurück, weil ich schon bei eigenen Bandaufnahmen im Studio gemerkt habe, dass ich gerade im Tieftonbereich andere Empfindungen habe als die Bandmitglieder.

    Meine Frage basiert nicht zuletzt auf Erfahrungsberichten aus dem Internet und auf einigen Klangbeispielen, wie CI-Hören angeblich klingen soll (auch wenn ich bezweifle, dass die wirklich dem Hörerleben entsprechen). Oft hieß es, dass es sehr nach Computer klingt, andere nahmen nur bestimmte Instrumente oder Frequenzen wahr und viele positive Erfahrungsberichte stammen von ehemals Gehörlosen, die verständlicherweise glücklich waren, erstmals Musik hören zu können, was aber nicht meine Frage beantwortete, ob diese Menschen tatsächlich im Großen und Ganzen das hören, was gespielt wird oder nur Teile, wie den Rhythmus oder bestimmte Instrumente.

    Oder um es konkreter auszudrücken: Meine Befürchtung war, dass ich vertraute Musik nicht mehr erkenne oder irgendwelche akustischen Instrumente wie ein Computersynthesizer klingen. Auch wenn es nunmehr 20 Jahre her ist, dass mein Gehör sich zu verschlechtern begann und ich auch mit HG nicht mehr so differenziert höre, klingt eine Gitarre noch immer wie eine Gitarre und ein Klavier wie ein Klavier und Songs die ich schon ewig kenne, klingen im Großen und Ganzen noch immer so wie früher.

    Auch wenn mir postive Kommentare wie deine Hoffnung machen, scheinen meine Ängste, dies mit dem CI zu verlieren, auch nicht völlig unbegründet zu sein...


    Ich kann nach 1,5 Jahren mit dem CI-Ohr noch keine Musik genießen, da werden nur Bruchstücke übertragen. Wenn nur ein Instrument spielt, ist es ok, aber als Liebhaber "handgemachter Rockmusik" mit mehreren Instrumenten und z.T. mehrstimmigen Gesang bin ich heilfroh, dass ich noch ein HG-Ohr habe.

    Das tut mir natürlich sehr leid! Dazu zwei Fragen:

    Heißt das, dass du bei bestimmter Musik das CI ausschaltest, um Musik besser hören zu können?

    Wieviel Hörvermögen hast du denn noch auf dem HG-Ohr, bzw. wie gut kannst du mit dem HG hören? Bei mir sind auf beiden Ohren zwischen 20 und 30% Restgehör. Ich trage HGs beidseitig und durch gelegentliche Ausfälle musste ich auch schon auf der Bühne oder beim Arbeiten mit einem HG auskommen. Das ist irritierend, aber geht notgedrungen auch mal. Aber dauerhaft würde ich wohl Musiker- und Redakteursdasein an den Nagel hängen müssen.

    Wurdest du über die Möglichkeit aufgeklärt, dass Musik zum Problem werden könnte? Mein Eindruck ist so ein bisschen, dass zumindest bei der Erstberatung durch den HNO-Arzt als auch bei Erfahrungs- und Werbevideos das Sprachverständnis im Vordergrund steht.


    Ich bin zwar nicht repräsentativ, aber ein Beispiel, dass sich das Empfinden ändern kann: Vor den OPs konnte ich mit Schlagzeug kaum was anfangen. Heute zählt es zu meinen Lieblingsinstrumenten.

    Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich, dass das Bewerten von Musik sich damit auch ändert. Ich zumindest würde Musik heute anders bewerten als noch zu Zeiten, wo ich hochgradig schwerhörig war und HGs trug. Was mir früher sehr gut gefallen hat, ist für mich heute zum Teil nur noch mittelmaß. Vielleicht, weil ich nun Frequenzen höre, die ich Jahrzehnte nicht gehört habe und mir jetzt den Genuss bestimmter Stücke versauen. Dafür gefällt mir Metal-Musik umso besser als früher, wo ich diese Musikrichtung auch schon gerne gehört habe.

    Wobei das für mich, bzw. nach meinem Maßstab, nach einer Verbesserung klingt. Meine Angst war und ist (das hatte ich in der Eingangsfrage nicht ausreichend auf den Punkt gebracht), dass ich Instrumente nicht mehr erkenne oder diese nach Computer klingen, ich bestimmte Musikstile oder bekannte Songs nicht mehr identifizieren kann oder Musik wie undifferenzierter Krach klingt.

    Hallo,

    da ich hochgradig hörgeschädigt bin, hat mir mein (nach einem Umzug neuer) HNO-Arzt die Möglichkein eines Cochlea-Implantats eröffnet. Mit den bisherigen Hörgeräten habe ich (abgesehen davon, dass Lärm außerordentlich nervt) in den meisten Lebenssituationen kaum Probleme. Ich kann die meisten Alltagsgeräusche recht gut wahrnehmen und meist auch räumlich Hören, habe im Straßenverkehr keine Probleme und mit geringen Abstrichen kann ich sowohl live als auch von CD gut Musik hören. Was mir jedoch große Probleme bereitet und auch Folgeprobleme (wie den sozialen Rückzug) mit sich bringt, ist das Sprachverstehen.

    Da ein CI gerade in diesem Bereich auf deutliche Verbesserungen hoffen lässt, war ich erst einmal optimistisch und habe ein Implantat in Betracht gezogen. Allerdings klingt in Erfahrungsberichten und Informationsmaterial recht oft an, dass das Hören mit einem CI anders klingt, was für mich die Frage nach der Musik aufwirft. Die Informationen dazu sind recht widersprüchlich, weshalb ich mich nun hier angemeldet habe, in der Hoffnung, einige Antworten zu finden, auch wenn mir bewusst ist, dass Hörempfinden sehr individuell ist und Klangqualität von vielen Faktoren abhängt.

    Hintergrund: Ich bin nicht nur Musikliebhaber und Musiker, sondern auch Musikredakteur - das heißt, ich verdiene mein Geld auch mit der Bewertung von Musik. Zudem bin ich auf eine recht alte Musikform spezialisiert, bei der es quasi zum guten Ton gehört, dass sie spieltechnisch mitunter recht unperfekt klingt und Aufnahmen aufgrund des Alters auch schon mal knistern und rauschen. Mit meinen Hörgeräten ist es bislang noch möglich, diese Musik zu hören, zu bewerten und auch auf der Bühne selbst zu spielen. Meine Befürchtung ist, dass dies mit einem CI nicht oder zumindest nicht mehr vollumfänglich möglich sein wird.

    Deshalb habe ich folgende Fragen, die sich nicht nur aber doch insbesondere an CI-Träger/innen richten, die einen direkten Vergleich anstellen können (z.B. einseitig normal hörend):

    - Klingt die Musik (nach entsprechender Lern- und Gewöhnungsphase) wieder so, wie vor dem CI gewohnt oder gar besser, bzw. differenzierter?

    - Wenn nicht, wie würdet ihr die Unterschiede beschreiben?

    - Glaubt ihr, Musik für normal Hörende beschreiben und bewerten zu können oder sind die Unterschiede so groß, dass es quasi zwei verschiedene Klangwelten sind?

    - Wie lange hat es nach der OP gedauert, bis Musik wieder gut und auch vertraut klang?

    Vorab schon mal besten Dank für eure Antworten!