Beiträge von AnniB

    Ich bin irgendwann bei einem HNO gelandet, der mir nach wenigen Minuten sagte: Und jetzt ist ihr ganzes Selbstkonzept zusammengebrochen“. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was das große Problem war und was mir unbewusst bei den anderen Ärzten gefahndet hat, die immer nur eine Kurve bewertet haben. Man / Dein Mann muss sich neu finden.

    Doch, haben sie. Sie sollten aber wissen, dass die Erfahrungen und Schwierigkeiten einer einseitigen Ertaubung zum Teil andere sind als die einer beidseitigen Schwerhörigkeit.

    Wenn es für den Mann ok ist, dass sie sich hier austauscht, ist ja alles ok.

    Ja, es ist ein Trauerprozess, den ich auch durchgemacht habe. Und vermutlich wird sich auch der Mann der Threaderstellerin zum Frieden mit der Situation durchringen (müssen / können / wollen). Möglicherweise ist es dennoch sinnvoller, wenn er selbst diese Diskussionen führt, weil sonst über und nicht mit ihm gesprochen wird. Die Entscheidung, auf Teilzeit zu gehen, ist ja auch für die Zukunft nicht folgenlos und somit ist es ggf schlauer, sich mit Betroffenen aus einem ähnlichen Feld auszutauschen.

    Dieses Seminar hier speziell für Lehrkräfte ist leider schon vorbei, das gibt es erst nächstes Jahr wieder https://www.institut4c.de/termin/seminar…rschulen-2.html

    Meine Einschätzung, dass eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein kann, war durchaus ernst gemeint.

    Ich habe mich schon immer gegen Grippe (und Pneumokokken) impfen lassen. Was den Status „Risiko-Patient wegen CI und deswegen erneut Corona-Impfung?“ angeht, hatte ich das mal in der Klinik angefragt und die Antwort war „nein, kein Risikopatient“. Also achte ich weiter auf die Pneumokokken- und Grippe-Impfung und gut is.

    Aus dem Blick zurück - ich bin von Arzt zu Arzt getingelt, in der Hoffnung, dass einer DAS Wundermittel hat -, kann ich nur sagen, dass Akzeptanz und Loslassen wichtig ist. Ich habe mir durch das Über-Hören durch den Knochenschall auch lange was vorgemacht. Ich WOLLTE ja hören, es DURFTE nicht sein, was war.

    Ich - auch Lehrkraft - habe anfangs das CI absolut abgelehnt und war sehr entsetzt angesichts der Simulationen und allem, was ich mit dem Tragen verbunden habe. Also internalisierter Ableismus.

    Ich und ein CI? Nie im Leben! Ich wollte nicht „behindert“ sein.

    Da sich aber meine Lebensqualität so verschlechtert hat - immer mehr Energie für das gleiche oder sogar weniger Ergebnis, keine Lust mehr auf Treffen mit Anderen, Gefühl des Aufgeriebenwerdens bei der Arbeit, Wut usw. -, habe ich die Chance des CI begriffen. Da such der Urzustand nicht mehr herstellen ließ, war Option B die beste, die ich treffen konnte. Ich bin wieder froh.

    Vielleicht braucht dein Mann noch Zeit. Vielleicht statt Teilzeit auch eine psychotherapeutische Begleitung des neuen Zustands.

    Ich glaube, du kannst ihn da nicht draus retten, das sind Prozesse, die er bewältigen muss.

    Wenn man auf den letzten Hörtest die Sprachbanane legt, ist die Einschränkung nachwievor groß. Als Lehrer muss er gut verstehen und ist in einer akustisch anspruchsvollen Umgebung. Eine Kompensation mi einem HG kann u.U. tatsächlich nur begrenzt möglich sein. Ich bin mit dem HG in der Anfangszeit, als die Werte noch besser waren, gut klar gekommen, dann aber war es nur noch störend. Das Ding hat in mein Ohr geschrieen, das andere Ohr sagte immer nur, dass der Klang am dem HG-Ohr so anders ist. Obwohl der Klang auf dem CI nun eigentlich im Vergleich noch deutlicher anders ist, wenn ich isoliert höre, habe ich im Zusammenspiel mit dem gut hörenden Ohr diese Empfindung nicht. Es klingt insgesamt wie auf dem guten Ohr, vom Höreindruck merke ich nicht, dass da ein künstlicher Kumpane am Start ist.

    Ich habe mich im Rahmen und auch infolge des Ganzen drum Herumimplantation von meiner meiner ehemals besten Freundin “getrennt“. da waren natürlich auch noch andere Sachen, aber es wurde mir durch Aussagen und Aktionen ihrerseits irgendwie bewusst, dass es mir besser tut.

    Tja, wenn Deine Schwester glaubt, ihre Schüler mit CI hören normal. Dann ist Deine Schwester diesen Schülern nicht nahe. ob das eine gute Lehrkraft ausmacht???

    Ich würde Deiner Schwester aber trotzdem mal sagen, dass sie total falsch liegt. Deine Schwester sollte viel mehr überlegen, ob die Schüler ihr Nichtverstehen nicht zugeben wollen, oder ob sie erst gar nicht mitkriegen, dass sie etwas nicht verstanden haben.

    Als Lehrerin mit (einem) CI und auch mehreren stark schwerhörigen Schülern: Mein Eindruck ist, dass sie auf keinen Fall auffallen wollen mit ihren Hörgeräten bzw. bei langjähriger Schwerhörigkeit auch viele Kompensationsmöglichkeiten haben. Die Möglichkeit, sich an mich mit meinen ‚Forderungen‘ an die Klassen, was eine gute Hörumgebung angeht, anzuhängen, weil ich ja quasi die bin, die aus der Deckung geht, wollen sich nicht annehmen.

    Was das Nah-am-Schüler-Sein angeht: Dazu ist in der Regel durch Unterrichtstaktung, Gruppengröße usw. gar nicht groß die Möglichkeit.

    Zum Wissen von Biolehrkräften: Hören als Thema spielt im Studium wohl keine derartige Rolle, dass sie aus dem Nichts wissen, was Hören mit CI bedeutet. Damit kennen sich doch selbst HNO-Ärzte manchmal wenig aus.

    Vielleicht kannst du deinen Mann auch motivieren, sich selber hier mit seinen Ängsten und Sorgen auseinander zu setzen. Unter Umständen kann es helfen, sich mit dem vermeintlichen Worst Case auseinander zu setzen und zu schauen, wie schlimm der wirklich ist. es kann unter Umständen auch beruhigen, dass es etwas gibt, auf das man zur Not zurückgreifen kann. Ein Hörsturz kommt ja nicht selten allein….

    Wie ist denn allgemein die „Akzeptanz“ dieses Implantates? Wird Mann häufig darauf angesprochen? Mittlerweile gibt es ja wirklich ziemlich dezente Modelle? Er hat irgendwie einen vollen Horror davor, da man es am Kopf natürlich deutlich sehen kann.

    Keiner hat mich bisher darauf angesprochen. Neuen Schülern beziehungsweise Klassen, erkläre ich am Anfang, dass ich das Ding trage, warum ich es trage und warum deshalb Mikros auf den Tischen stehen. Auch auf der Straße bin ich noch nicht einmal angesprochen worden. Ich hatte vorher gedacht, dass mich alle angucken. Ich fand anfangs das Gerät auch riesig groß, wollte so etwas auf gar keinen Fall im Kopf haben. Jetzt ist es immer noch groß, aber es ist mir vollkommen egal.

    Ich glaube, jeder, der plötzlich mit so etwas konfrontiert wird, hat er erst mal ganz viele Hürden zu überwinden. Bei mir war es auch ein Prozess. Ich hätte wie gesagt, mit nur einem Ohr nicht weitermachen wollen und können und insofern war das Implantat genau das, was ich brauchte.

    Inzwischen sage ich mir auch, dass es total egal ist, ob man es sieht oder nicht. Es macht mich nicht zu einem schlechte(re)n Menschen. Die Probleme liegen viel mehr in unseren Annahmen und Haltungen zu körperlicher (Un)Versehrtheit.

    Mit nur einem Ohr hätte ich langfristig (bzw. keinen Tag länger) in der Schule arbeiten können. Es fehlt das Richtungshören, man sucht ständig den, der einen angesprochen hat, und der kann neben einem stehen oder links oder rechts, man weiß es nicht. Alles ist leiser, andere Geräusche, ja sogar andere Gespräche neben dem eigenen stören, man muss viel mehr filtern usw.

    Ich finde es absolut normal, dass jemand, der erstens den natürlichen Klang von Instrumenten kennt, also das CI erst spät(er) bekommen hat, und zweitens auch noch Profi im Hören ist, im Vergleich zu jemandem, der den natürlichen Klang nicht oder kaum kennt und kein Profi ist, un“glücklicher“ ist. Er empfindet dann aber die Musik nicht so gut, nicht, weil er unglücklich ist, sondern ist nicht so „glücklich“, weil er die Musik nicht (mehr) so hört. Es ist doch letztlich bei allem die Frage, metaphorisch gesehen, wie tief falle ich?, wie hoch war ich vor dem Fall? Wie hart ist der Boden bzw. wieviel Dämpfmasse bringe ich für den Aufprall mit? Wie (anders) habe ich mir den Boden vorgestellt? Usw.