@ ALL:
Zunächst einmal vielen Dank für die letzten längeren Eingaben. Erfahrungsberichte ob gut oder schlecht...oder ob Hoffnung spendend oder nicht.... sind alle für mich besonders wertvoll.
Ich habe nun schon mehrmals rausgehört, dass es wohl sinnvoll ist, dass noch vorhandene Hörgerät auszuschalten und möglichst viel mit dem CI zu arbeiten, weil sonst der Lerneffekt schlecht ist (solange das Hörgerät parallell an ist).
Es soll wohl auch hilfreich sein sich direkt 2 CI einbauen zu lassen.
Aber dazu hat meine Mutter (nachvollziehbarer Weise) noch nicht den Mut. Die will erstmal schauen was passiert, wenn sie das ohnehin tote Ohr freigibt. Ich glaube das wäre undenkbar für sie das noch "intakte" Ohr (funktioniert auch nicht wirklich mit 80-100 db und 10-40 % sprachverstandnis) auch zu verheizen.
Wenn ihre Erfahrungen (sehr) positiv sind mit dem einen CI wird sie bestimmt das andere Ohr auch freigeben (früher oder später).
Die Berichte von Otoplatik, Magneto und Sheltie was Musik angeht finde ich persönlich sehr sehr sehr ermutigend.
Bei bsp. Ziggy, Muggel und Otoplastik habe ich verschiedene Fragen und Verwunderungen rausgehört.
Nach dem Motto, ich würde stress verbreiten, warum denn meine Mutter nicht selber schreibt und dass ich meine Mutter bevormunden würde und ähnliches....
Ich habe das alles nicht so recht verstanden.....daher im folgenden ein paar Worte dazu.....
Es würde hier ein Abend füllendes Programm ergeben, wenn ich mich auf eine Herleitung der Situation und den Umgang bzw. die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter einlassen würde. Das ist auch nicht Sinn des Forums hier.
Nur so viel :
Ich versuche meiner Mutter zur Seite zu stehen, den Druck und die Angst abzumildern, Optionen zu recherchieren, diese aufzuzeigen und ggf. zu motivieren.
Meine Mutter ist derart "ausgelastet" ...sie hat nicht die nötigen Resourcen sich um sich und ihrer Hörproblematik angemessen zu kümmern.
Das fängt schon damit an, dass sie mir nicht immer sagt, wann sie etwas nicht verstanden hat, sondern lieber rein-interpretiert (was oft schief geht). Und ich es an ihrer Reaktion selbst erkennen muss, wann sie etwas verstanden hat oder nicht.
Wenn wir das dann geklärt haben, dass ich etwas wiederholen muss, und sie dann nach weiteren 8-maligen erfolglosen Wiederholen nicht von selbst auf die Idee kommt das Programm am Hörgerät umzustellen (was fast immer zum Erfolg führt), und sie dann auch noch ungehalten reagiert, wenn ich sie andeutungsweise (Geste) ruhig darauf hinweise auf den "Knopf" zu drücken, dann sollte das Hinweis genug sein, dass das Thema tabu besetzt ist und sie sich eigentlich nicht damit auseinandersetzen kann.
Computer sind sowieso nicht ihre große Leidenschaft...zusammen mit dem Angstbesetzen Thema der eigenen Ertaubung und der geringen Kraft-reserven ist es einfach extrem unwahrscheinlich, dass sie im Internet nach einer Lösung, einem Chochlae-Implantat, einer Selbsthilfe-gruppe oder Forum "recherchiert" und sich engagiert.
Das hat etwas mit dem vorhandenem Stress und Ängsten zu tun. Es hat etwas damit zu tun, dass sie sich lieber ihrem Schicksal der Ertaubung ergibt, als jetzt wieder ein riesiges "Fass" (bspw. Chochlae-Projekt) aufzumachen, dass sie nur Kraft kostet und dann wohlmöglich genauso wenig weiter bringt wie das jahrelange Gehampel mit den Hörgeräten. An das eigene Schicksal immer wieder erinnert zu werden ist schlimm genug, aber geschürte Hoffnungen zerstört zu bekommen ist schlimmer als erst garkeine Hoffnung aufkommen zu lassen.
Trotzdem ist sie aber immer dankbar, wenn ich die Suche und Organisation für sie übernehme und nicht aufgebe. Sei es, dass ich damals mit ihr in einer Druckkammer (hyperbare sauerstofftherapie ) gegangen bin oder sei es, dass ich bei dem Professor in der UK Aachen einen Termin mache, die Zugfahrkarten besorge und mit ihr zusammen dort hinfahre und die Unterhaltung übernehme und ihre Interessen vertrete; die Recherche/Einbau einer Akustikdecke organisiere, mit ihr zur Akupunktur fahre (ja ja ich weiss....jeder Strohhalm) usw.
Das wären alles Dinge, die für sie zu viel sind....sie würde noch nicht mal auf die Idee kommen.
Und ich kann das super gut nachvollziehen.
Das ist ein bischen so, wie wenn man seine eigene Wohnung nicht aufräumen kann, aber gut die Wohnung für andere aufräumen kann.
Sich seinen eigenen (zu Recht) angsteinflössenden Baustellen zu widmen ist meist schwieriger als anderen zu "helfen"
Tja und manchmal ist das im Leben einfach so, da kann man nicht mehr und man braucht einfach eine Stütze. Jemand der sozusagen Hinterher ist, Dinge abnimmt, organisiert, einem die Möglichkeiten aufzeigt und manchmal auch einfach versucht die MORAL zu BOOSTEN und einem den nötigen Stubs und Zuversicht vermittelt in eine bestimmte Richtung zu gehen.
Ich hoffe das erklärt ein wenig die Situation.
Ich zwinge meine Mutter NICHT zu einem CI.
(ich war ja noch selbst bis dato auf der Suche, ob dies das einzige und richtige für meine Mutter ist- aber es hat sich bis jetzt keine Alternative aufgetan)
Ich sage ihr auch nicht, welche CI sie zu kaufen hat
(sondern ich versuche Informationen zu sammeln, aufzubereiten und dabei auf ihre Interessen zu achten )
Ich sage ihr auch nicht, in welcher Klinik sie ggf. eine OP zu machen hat.
(Ich sage ihr höchstens was ich wie rausgefunden haben und wo ich aus welchen Gründen ggf. ein besseres Gefühl habe)
Momentan schwanke ich zwischen Westhofen in UK Aachen und Stöver in Frankfurt. Die Reha voraussichtlich in Bad Nauheim bei Zeha.
Ich empfehle ihr etwas und begründe ggf. meine Empfehlung (wenn sie gerade die Nerven und Geduld hat das mit mir durchzukauen).
Und das ist das was sie sich auch wünscht.......
Wenn ich höre ich würde "Stress" und "Druck" machen und über den Kopf meiner Mutter Entscheidungen für sie treffen, dann erfüllt mich das nur noch mit Unverständnis.
Was den aktuellen persönlichen Entscheidungsstand meiner Mutter angeht folgendes:
Meine Mutter spielt mit dem Gedanken ernsthaft ein CI installieren zu lassen...WEIL der Leidensdruck sehr groß ist; weil die Aussicht, dass es von alleine besser wird oder zumindest aufhört schlechter zu werden gegen "Null" zu gehen scheint (empirisch); Weil die Hörgeräte Versorgung am Ende ist (empririsch wie "offiziell"); weil das CI anscheinend manchmal auch Aussichten auf Erfolg zu bieten scheint (auch bei Musik); und weil es keine anderen Alternatiben zu geben scheint.
Sie weiss mittlerweile, dass es sich nie wieder wie das original anhören wird und sie weiss auch, dass es unter Umständen Zeit brauchen kann. Wobei sie wohl einfach hofft, dass es sich dabei um Tage, Wochen und Monate handeln wird und nicht um Jahre oder Jahrzehnte.
Ich versuche Eindrücke zu erhaschen, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass meine Mutter mit einem schnelleren/positiven Ergebnis rechnen darf oder ob es wahrscheinlich ist, dass sie nur eine blechernde Computerstimme hört mit der man keine Musik hören wird und wo das Sprachverständnis erst nach 2 oder 10 Jahren eintritt.
Wenn ich letzteren Eindruck bekommen würde, dann würde ich meiner Mutter raten die Idee mit dem CI in die Tonne zu kloppen. Weil auf so einen Dreck könnte sie dann in Anbetracht des damit einhergehenden Stresses getrost verzichten (Preis-/Leistungsverhältnis)... zumindest zur Zeit......ich hoffe ihr versteht.
Sodele......:
Soll ich mir das Leiden meiner Mutter also weiter anschauen und SIE GAR DAVON abbringen das CI installieren zu lassen, weil es keine 100% Garantie gibt, dass sie zu den "Schnell-und Musikhörern" gehören wird ????????????????????????????????????????????????????????
Oder soll ich versuchen ihr möglichst viele unterschiedliche Erfahrungsberichte zu besorgen und ihr die Chancen aufzeigen und schmackhaft machen, dass sie vielleicht (und nicht unwahrscheinlicher Weise) innerhalb von Tagen, Wochen und Monaten wieder ein akzeptables Sprach- und Musikverstehen haben wird ?????
Also ich persönlich entscheide mich, nach meinem derzeitigen Wissensstand und in Anbetracht des Leidensdrucks und der Alternativlosigkeit eher dafür die zweite (mutmachende) Variante an meine Mutter heranzutragen.
Und damit kommen wir zurück zu dem Sinn dieses ganzen Threads.
Ich bin überglücklich über jeden Erfahrungsbericht !!!!!!!!!!!!
Da meine Mutter vermutlich nicht (alleine) zu einer CI-Selbsthilfegruppe gehen wird, weil sie ohnehin niemanden versteht, ist jeder schriftlicher Erfahrungsbericht, den ich ihr vor die Nase zum Lesen legen kann besser geeignet um ihre Entscheidung zu festigen.
Entschuldigung.....dass das jetzt doch so lang geworden ist.....
Grüße vom Kauz....
und danke nochmal für die teilweise längeren und ergiebigen Eindrücke die ich von euch lesen durfte.