Hallo WiLa,
mir scheint, wir haben viel gemeinsam ich bin auch vor lauter Arbeit längst nicht so fleißig hier, wie ich wollte und ich bin auch einseitig versorgt. Mein linkes Ohr gibt auch nicht mehr viel her, weshalb es bei mir von Anfang an eine Frage der Zeit war bis zur zweiten OP.
Ich denke, auch bei der zweiten OP ist es wichtig, dass man sich ganz einfach bereit dafür fühlt. Nachdem ich mit dem CI schnell Fortschritte gemacht habe, hatte ich diesen Punkt schnell erreicht, aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Meine aktuelle Situation ist, dass mein unversorgtes Ohr wohl für den Klang zuständig ist und nicht mehr viel Sprachverständnis liefert. Die Kombination mit dem CI hat für mich gefühlt im Alltag sehr viel gebracht, langfristig würden mir 2 Blechohren aber sehr viel mehr bringen, denke ich. Ein Stück weit ist es ja so, dass das natürliche Hören links die Entwicklung vom CI-Hören rechts nicht unbedingt begünstigt, weil mein Hirn versucht über die vertrauten Signale von links klar zu kommen um sich die Arbeit zu sparen, sich immer mehr an die neuen Signale von rechts zu gewöhnen. Das ist zumindest einer der Gründe, warum ich die zweite OP nicht so auf die lange Bank schieben wollte, wie es die MHH machen wollte.
Nachdem ich Anfang des Jahres in Reha war, stand ich quasi zwischen zwei Kliniken, weil die Reha-Klinik die zweite OP empfohlen hat und die MHH das am liebsten mindestens auf nächstes Jahr verschoben hätte. Es kommt bei mir hinzu, dass ich mich mit der MHH sowieso nicht mehr wirklich wohlgefühlt habe, weshalb ich dann natürlich geneigt war, der Reha-Klinik zu glauben. Die Konsequenz, die ich für mich daraus gezogen habe, ist ein Wechsel der Klinik von Hannover nach Braunschweig, wo ich Ende August mein Erstgespräch hatte. Das Gefühl bei der Braunschweiger Klinik war auf Anhieb bei Weitem besser als in Hannover und die Aussage der Ärztin lautete: Ich kann sie in vier Wochen operieren, wann wollen Sie einen Termin?
Ich weiß nicht, ob ich das noch vorhandene natürliche Hören noch eine Weile behalten sollte um das rechte CI zu unterstützen, aber ich weiß, dass ich nicht ewig so tief im Thema CI bleiben will. Ich sehne den Moment herbei, wo ich beide Ohren versorgt und mich damit im Alltag angekommen weiß. Und ich will auch nicht mehr ewig Zeit haben bis zur OP, weil ich dadurch nur Gelegenheit künstlich Ängste aufzubauen. Angst, vor der kompletten Gehörlosigkeit, die mich erwartet. Angst, ob mein Gleichgewichtsorgan auch beim zweiten Mal unbeschadet davon kommt, sodass es sich für mich doch noch lohnt, einen Führerschein zu machen. Angst, ob ich nach der OP zurecht kommen werde, nur noch mit dem CI-Ohr. Je länger ich Zeit habe, darüber nachzudenken, desto schlimmer wird es werden und das will ich mir nicht antun. Ich will leben und ich habe das Gefühl, dass ich langfristig mit 2 CI eine ganz andere Lebensqualität haben werde und auch viel bessere Möglichkeiten mir ein soziales Leben aufzubauen, mit dem ich glücklich bin.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe mich entschieden und werde am 20.10. mein zweites CI erhalten. Damit liegen zwischen meinen beiden OPs 1 Jahr und acht Monate, von denen aber ca. ein halbes Jahr den Umständen mit den verschiedenen Kliniken geschuldet ist und nicht mir. Aber das ist nur mein Weg und du musst für dich selbst herausfinden, ob du dich mit der Vorstellung eines zweiten CI schon wohl fühlst oder ob du noch eher Angst davor hast. Ich hoffe, ich konnte dir mi meinem Roman ein bisschen helfen.
LG
Sunny