Krass.
Wieso kann ich dann ohne T-Mic und ohne Ohrmuschel die Richung eindeutig bestimmen?
Sorry, daß ich erst jetzt antworte, da mein Urlaub dazwischenkam.
Andrea hat alles Wichtige erwähnt.
Dani:
Meine Frage an dich: kannst du zwischen oben und unten unterscheiden?
Allgemein:
Das Richtungshören erfolgt in drei Raumachsen:
1. links / rechts
2. vorne / hinten
3. oben / unten
Wichtige Voraussetzung ist die gute Balanceeinstellungen der Prozessoren bzw. Hörgeräten. Was von vorne kommt, muß gleich laut wahrgenommen werden. Trägt man beidseitig CIs oder Hörgeräte, ist die Einstellung recht einfach. Schwieriger wird es bei verschiedenen Geräten oder einseitigem Hörverlust, denn hier haben die jeweiligen Ohren ihren eigenen Arbeitsbereich, die zueinander nicht immer passen.
Die Meisten können feststellen, ob der Schall von links oder von rechts kommt (Raumachse 1).
Schwieriger wird die Unterscheidung von vorne oder von hinten (Raumachse 2), denn diesmal sind die Signallaufzeiten der entscheidende Faktor. Je nach dem auf welches Mikrofon der Schall auftrifft, wird die Quelle weiter vorne oder hinten verortet. Knackpunkt: am Prozessor sind je ein Richtmikrofon und ein omnidirektionales Mikrofon räumlich getrennt angebracht. Die räumliche Trennung unterstützt das Richtungshören, da der Schall zu verschiedenen Zeiten auf die Mikrofonen auftrifft. Dazu kommt noch, daß das Richtmikrofon ausschließlich nach vorne ausgerichtet ist. Gegenüber dem Ohrmuschel haben Prozessormikrofonen nur eine kleine Dynamik, d. h. eine Differenzierung ist wegen geringer Lautheitsunterschied schwierig. Mit den Ohrmuscheln ist der von hinten kommender Schall deutlich leiser als der von vorne kommender Schall, was durchaus zu Irritationen führen kann: ist die Schallquelle hinten oder doch vorne und weiter weg?
Mit der Zeit oder intensives Training ist sie jedoch auch mit Prozessormikrofonen möglich.
Für eine Unterscheidung zwischen oben und unten (Raumachse 3) ist technisch gesehen ein 3. Mikrofon nötig, das NICHT auf der aus den ersten beiden Mikrofonen gebildeten Achse liegt, was kein Prozessor oder, meines Wissens nach, kein Hörgerät besitzt. Einzig die Ohrmuscheln unterstützen das Hören in dieser Raumachse. Träger von AB-Prozessoren mit T-Mic und Träger von Im-Ohr-Hörgeräten sind derzeit die Einzigen, die vom räumlichen Hören profitieren.
Schluß:
In meisten Fällen reicht die Unterscheidung von links und rechts, gefolgt von vorne und hinten. Das Richtungshören in zwei Raumachsen genügt im Alltag völlig, denn wir bewegen uns, anders als die Vögel, auf einer Ebene und haben mit der Vertikalen hörtechnisch wenig zu tun. Und wenn, wird es visuell ausgeglichen.
Beim echten und damit auch räumlichen Richtungshören geht es um viel mehr, nämlich das Bestimmen der Richtung, woher der Schall kommt, in einem Augenblick, gleich in der 1. Sekunde. Es macht einen Unterschied zu erkennen, ob der Schall aus "vorne links" oder "vorne links oben" kommt.
Ebenso das Erkennen eines eng definierten Bereichs im Winkelbereich unter 5°, auch wenn z.B. die nicht sichtbare Schallquelle 100 m entfernt ist. Das ist ganz was anderes als das Erkennen der Schallherkunft im Hörlabor, wo 7 Lautsprecher vorne in 30° Abstand im Halbkreis von links nach rechts angeordnet sind.
Also, Leute, wenn es Probleme mit dem Richtungshören gibt, checkt eure Geräte und schaut, daß der Schall auf beiden Seiten von vorne gleich laut wahrgenommen wird!
Und für Träger der Single Units, achtet darauf, daß eure Prozessoren richtig ausgerichtet sind, also z.B. nicht auf einer Seite mit Mikro nach oben und auf der anderen Seite nach vorne.