Hallo,
ich weiß gar nicht, wie aktuelle das Thema jetzt für euch noch ist, Lama.
Ich habe auch nicht alle Beiträge gelesen, verzeih mir also ggf. Wiederholungen.
Ich selber bin Mutter eines mittlerweile schon 20järhigen Sohnes, der einseitig ein CI trägt (allerdings auch auf der anderen Seite hörgeschädigt ist).
Aber ich habe durch lange Beratungspraxis und verschiedene Kontakte zu anderen Eltern/ Familien auch Kontakte zu Familien, deren Kind/ Kinder einseitig taub sind und nicht implantiert/ spät implantiert/ früh implantiert wurden.
Fakt ist, dass keines der implantierten Kinder gar nicht von seinem CI profitiert. Allerdings ist der Profit sehr unterschiedlich ausgeprägt und man könnte sagen, dass diejenigen, die früher implantiert wurden auch am meisten Nutzen haben. Ich habe das Gefühl, dass je jünger ein Kind ist desto selbstverständlicher lässt es sich darauf ein, trägt das CI und lernt quasi im Alltag damit umzugehen.
Wichtig scheint vor allem bei älteren Kindern/ Jugendlichen zu sein, dass die Klinik Erfahrung hat mit der Reha bei einseitig tauben Kindern/ Jugendlichen und dass das CI-Ohr trainiert wird und das CI auch regelmäßig – eigentlich immer – getragen wird und nicht nur in der Schule usw.
Ich kenne ein einziges Mädchen, die erst mit 16 implantiert wurde und jetzt rückblickend sagt, dass sie nicht sicher sagen könnte, ob sie das nochmal machen würde. Sie kann tatsächlich ausschließlich Geräusche wahrnehmen und sagt, dass ihr das CI schon hilft, sich zu orientieren z.B. im Straßenverkehr. Aber sie hat gar kein Sprachverstehen. Trotzdem trägt sie es, hatte aber eben auf mehr gehofft (wobei die Klinik schon realistisch dargestellt hat, wie gering die Chancen auf Mehr sind).
Ich kenne auch Kinder, oder mittlerweile eher Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die sich gegen ein CI entschieden haben bzw. denen ein CI nie als Option angeboten wurde im Kindesalter. Dort ist es sehr unterschiedlich, wie sie mit der Einschränkung nur einseitig zu hören zurechtkommen. Alle berichten, dass sie in Schule, Ausbildung oder Beruf manchmal Schwierigkeiten haben, alles zu verstehen bzw. empfinden das Zuhören anstrengend (auch je nach Umgebungslärm natürlich). Die meisten haben gelernt, damit umzugehen und nehmen sich jetzt nicht als total beeinträchtigt wahr- wobei man natürlich auch sagen muss, dass sie ja auch nicht wissen, was sie nicht mitbekommen…
Einige dieser mittlerweile jungen Erwachsenen bedauern aber schon, dass in ihrer Kindheit die Bedeutung des beidseitigen Hörens und damit auch der CI-Versorgung bei einseitiger Taubheit nicht selbstverständlich waren und sie deshalb jetzt nicht mehr davon profitieren können. Fast alle aber würden sich jetzt nicht mehr implantieren lassen, weil sie es als „zu spät“ erachten bzw. sich arrangiert haben.
Zum Risiko der Hirnhautentzündung:
es scheint ein leicht erhöhtes Risiko zu geben durch das Implantat.
ABER man weiß ja darum und deshalb wird eben bei Infekten, vor allem mit Ohrenbeteiligung, immer genauer hingesehen und man würde eben vielleicht einmal mehr zum Arzt gehen und ins Ohr gucken lassen.
Aber absolute Sicherheit wird man nicht bekommen, aber die hat man natürlich auch nicht bei einem hörenden Kind.
Auf der anderen Seite ist ja auch mit dem nur einseitigen Hören ein Risiko verbunden, wie z.B.:
- Überhören von Gefahren, z.B. im Straßenverkehr, und dadurch ggf. erhöhte Unfallgefahr
- Haltungsschäden inkl. Schmerzen durch das Hinwenden des hörenden Ohres zum Sprecher, zur Tafel usw.
- Stresssymptome/ Überanstrengung durch Höranstrengung
- schulische Probleme
Und es bleibt die Frage: was passiert, wenn mit dem anderen Ohr mal was passiert? Dann wäre man ggf. plötzlich komplett taub.
Ich persönlich kenne kein Kind, was nach der CI-OP eine Hirnhautentzündung hatte, sondern nur solche, die durch eine Hirnhautentzündung ertaubt und dann CI-versorgt wurden.
Ich weiß von einer jugendlichen CI-Trägerin, die an einer Hirnhautentzündung erkrankt ist, an der aber das CI nicht dazu geführt haben soll. Ich glaube auch, dass sie nicht geimpft war.
Ich wünsche euch, dass ihr eine gute Entscheidung treffen könnt!
Alles Gute und viele Grüße aus Norddeutschland!