Ja, das ist alles sehr schön, aber kann man damit wirklich immer gegen Leid ankommen?
Und sollte man Leid immer mit Gutem aufwiegen?
Und hilft es, wenn es einem schlecht geht?
Ich finde es wichtig auch das Leid zu sehen und (zu versuchen es) zu verstehen.
Du musst in eine kleine, günstige Wohnung umziehen, weil Dein Geld nicht reicht?
Du kannst dir nur noch eine Einzimmerwohnung ohne Balkon (obwohl der Dir sehr wichtig ist) in einem Wohnblock leisten?
Deine Partnerin / dein Partner hat kein Verständnis für deine Hörbehinderung und ihr trennt euch?
Dein Hobby ( z.B. Fussballspielen) musstest du aufgeben, weil du einseitig Taub bist und auf dem Spielfeld nicht klar kommst, weil du keine Richtungen hörst?
Du bist Rennrad gefahren, aber wegen Gleichgewichtsproblemen geht das nicht mehr?
In der Arbeit lacht man ständig über Dich und verarscht dich, weil du oft etwas falsch verstehst / nicht hörst?
* Platz für weitere Probleme die ďurch eine Hörbehinderung auftreten können*
Als ich in der Phase "ich weiss nicht wie es weiter geht" war, haben mir Sätze wie "und auch der Trost und die kleinen Geschenke tun uns gut und erleichtern so manches Leid", oder denk an die guten Dinge, die es gibt (ein freundliches Wort, ein Lächeln, Händchen halten, unerwartete Hilfe, Schmusen,.....) nicht geholfen. Im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, meine Probleme werden klein geredet, man versteht mich nicht.
Das kann man ja auch unter bekannte Sätze zusammen fassen:
Man soll nicht das halb leere sondern das halb volle Glas sehen. (z.B. Juchu, ich muss nicht unter der Brücke leben, sondern kann mir immer noch eine kleine Wohnung leisten? Dabei kommt es natürlich darauf an, wer so etwas sagt. Mein Eindruck: Dieser Satz kommt oft von Menschen, deren Glas gerade randvoll ist.)
Such das Glück in den kleinen Dingen (Ich liebe es Vögeln zuzusehen, dass kann ich auch ohne Garten und Balkon. Aber gut gehen wird es mir damit nicht, wenn ich wieder in meine Wohnung zurück muss, in der die Kinder über mir den ganzen Tag herumtrampeln und abends der andere Nachbar feiert. Mein Eindruck: Dieser Satz kommt oft von Menschen, die ihre grossen Wünsche erfüllt haben.)
Ich selber habe unendlich viel Glück. In meinem Haus (ich muss den Kredit noch abzahlen) habe ich zwei Zimmer vermietet. Wir haben zu Dritt 85 qm. Ich lebe also in einer WG (mit diversen Nachteilen), dafür aber günstig. Mein Vater hat mir Geld geschenkt und ich habe beschlossen jetzt zu leben und nicht erst später. Anstatt den Hauskredit möglichst schnell abzuzahlen habe ich mir wieder ein Wohnmobil gekauft. Das alte musste ich wegen der Finanzen drei Jahre vorher verkaufen. Gleichzeitig haben sich ein paar Dinge geändert, so dass die Frühpension sich erhöht hat.
Aber das war GLÜCK. Hätte ich in einer Mietwohnung gelebt und kein Geld von meinem Vater bekommen, würde es nicht so gut aussehen.
Und viele Menschen haben dieses Glück nicht - wie man hier im Forum ja lesen kann.