Hallo Minimaxi,
ich habe mich dieses Jahr auch sehr ausgiebig mit den Unterschieden der CI Implantate befasst, weil unsere Tochter (10 Monate) beidseitig implantiert wurde.
Bei der Implantation gibt es mehrere Zielsetzungen: Die Elektrode muss richtig sitzen, man möchte beim Einführen aber auch möglichst wenig von der Cochlea zerstören. Der Erhalt der Cochlea Strukturen wirkt sich positiv auf das spätere Sprachverstehen aus und man weiß ja auch nie, welche alternativen Therapiemöglichkeiten es in der Zukunft gibt (besonders natürlich für junge Patienten relevant).
Bei Cochlear werden überwiegend vorgekrümmte Elektroden eingesetzt, die an der Innenseite der Cochlea liegen. Damit liegt die Elektrode nah am Hörnerv, die Innenseite ist aber auch besonders empfindlich. Daher werden häufig besonders dünne Elektroden eingesetzt (Slim Modiolar).
https://assets.cochlear.com/api/public/content/FUN1142-Electrode-Comparison-Sheet.pdf
Bei diesen dünnen, vorgekrümmten Elektroden kann es beim Einführen etwas häufiger zum Umknicken der Spitze kommen (Tip Foldover). In wie viele Fällen das vorkommt weiß ich nicht, hängt sicher aber auch mit der Erfahrung und dem Fingerspitzengefühl des Operateurs zusammen.
Ein Tip Foldover wäre für den Erhalt der Cochlea Strukturen nicht optimal.
Aber: Die Implantate werden noch während der OP getestet. Die Cochlear Software kann Tip Foldovers wohl ganz gut erkennen, dann würde die Elektrode nochmal neu eingeführt werden. Das solltest du nochmal mit deiner Klinik besprechen.
MED-EL geht da einen etwas anderen Weg. Die Elektroden sind gerade und kommen an der Außenseite der Cochlea zum Liegen. Die Elektroden sind dicker, aber durch den größeren Elektrodenabstand besonders flexibel. Dadurch sind Schäden an der empfindlichen Innenseite der Cochlea unwahrscheinlich und das Umknicken der Spitze kann fast nicht vorkommen.
Ich denke diese MED-EL Seite kennst du schon, oder? Bei den Hersteller-Infos muss man natürlich immer etwas vorsichtig sein, die sind nicht neutral.
Problematisch bei MED-EL wäre nur, wenn die Elektrode zu lang gewählt wird, dann könnte die zu tief eingeführte Spitze evtl. etwas beschädigen und im hinteren Bereich könnte sich die Elektrode stauchen. Anhand der MRT Bilder kann aber im Vorfeld die Länge der Cochlea vermessen und die richtige Elektrode ausgewählt werden und das Stauchen würde ein geübter Operateur auch erkennen.
Ich hoffe das hilft eine wenig.
Viele Grüße,
Bastian