Das Gefühl der fehlenden Energiereserven habe ich auch, allerdings war es früher (vor CI) schlimmer, da habe ich teilweise nicht mal mehr meinen Haushalt auf die Reihe bekommen, weil ich meinen Beruf an die erste Stelle gesetzt habe. Es dauerte Jahre, bis ich die Ursache des Problems überhaupt auf meine Schwerhörigkeit zurückführen konnte, weil ich mich intensiv mit den Folgen der Schwerhörigkeit und der damit verbundenen Höranstrengung insbesondere hinsichtlich psychovegetativen und -sozialen Folgen befasste.
Wenn du dir deine dir für einen Tag zur Verfügung stehende Energie z.B. als ein Stück Kuchen vorstellst, nimmst du größere Bissen davon als ein normalhörender Mensch, weil das Hören bereits ca. 50% deiner Kurzzeitressourcen in Anspruch nimmt (Normalhörende 5%). Ist das Kuchenstück aufgegessen, kippst du um und schläfst.
Dein Kuchen ist also schneller aufgegessen, es sei denn, du machst größere Pausen zwischen den einzelnen Bissen. Idealerweise derart, dass sich das Kuchenstück in der Zwischenzeit wieder etwas vergrößert.
Als nächsten Schritt habe ich mich selbst analysiert, wie reagiere ich wann auf welche Situationen. Je mehr ich telefonieren muss, je mehr ich mit anderen (vor allem vielen Personen gleichzeitig) kommunizieren muss, desto schneller bin ich k.o. (das betrifft Lehrkräfte natürlich in besonderem Maße). Meine Lösung ging dahin, dass ich meine Arbeitszeit reduziert habe. Bin ich kaputt, melde ich mich krank, kein "das schaffe ich schon" oder ähnliches, um die Erschöpfung nicht noch zu manifestieren.
Außerdem ganz bewusst meine Ohren (HG und CI) zwischendurch bzw. nach anstrengenden Hörsituationen ablegen, längere Mittagspausen machen (in denen ich mit dem Hund in stillen Wäldern spazieren gehe). Für private Treffen mit mehreren Personen habe ich ein Zeitlimit von ca. 2 Stunden gefunden, dann bin ich auch am nächsten Tag fit (sonst laviere ich wie ein Schlafwandler durch den nächsten Tag). Damit klappt es ganz gut, auch wenn natürlich verglichen mit Normalhörenden meine kommunikative Zeit nur begrenzt ist.
Mir ist aktuell aufgefallen, dass ich seit einigen Monaten viel mehr Energie habe, auch private Projekte in Angriff nehme, für die ich letztes/vorletztes Jahr viel zu erschöpft war. Ich schiebe das darauf, dass sich mein Gehirn nach über 2 Jahren an das CI gewöhnt hat, meine Taktik funktioniert. Vielleicht entfallen jetzt nicht mehr ganz so viele Kurzzeitressourcen auf das Hören und dieser Trend setzt sich fort?
Inwieweit das auf SSDler übertragbar ist? Keine Ahnung...