Posts by Ben

    Kurzer Zwischenstand:

    Ich war zwischenzeitlich in der Klinik. Die Verzerrungen sind in nur wenigen Tagen so stark geworden, dass ich keinerlei Geräusche mehr differenzieren konnte: es klang alles wie ein beinhart verzerrtes Rauschen, etwa so, als würde jemand einen unendlich gefüllten Eimer mit Kieselsteinen direkt neben meinem Ohr ausschütten. Es ließ sich nicht mehr aushalten und wurde trotzdem über wenige Tage noch schlimmer.

    Ich habe jetzt in der Klinik eine extrem leise Einstellung bekommen, weil man dort der Meinung ist, das könne alles eine Hörnervüberreizung sein. Ich bin noch immer hin- und hergerissen, ob es sich hierbei um einen technischen Defekt oder um eine physiologische Überreizung handelt. Es ist für mich noch immer kaum nachvollziehbar, wie eine Überreizung stattfinden kann, wenn ich bereits seit Monaten den Prozessor wegen der sich verschlimmernden Symptome nur mit äußerst geringer Lautstärke trage. Die Verzerrungen sind so stark, dass ich das wirklich niemandem vermitteln kann. Und wie gesagt: sie wurden bis hierher immer schlimmer, dazu sprang die Lautstärke bislang dreimal ab, ohne sich je wieder zu erholen und auch die Verzerrungen bleiben konstant, ohne sich im Verlauf der Zeit zu verändern.

    Ich trage nun ein "Schonprogramm" und ziehe das für die nächsten drei Wochen durch. Ich habe bei dieser Einstellung so gut wie keinerlei Input und doch ist das Gerät eben aktiv, um das Hirn zu beschäftigen, nur eben ohne die brutale Verzerrungskulisse, die zuletzt übrigens ohne jede Unterbrechung war. Wenn sich bis Ende September nichts wesentlich gebessert hat, werde ich noch eine einwöchige Tragepause machen. Ich kann wie gesagt nicht einschätzen, ob das elektronische oder physiologische Ursachen hat. Fakt ist, dass es seit Aktivierung immer schlimmer wurde. Es hat weder etwas mit meiner Einstellung zu tun, noch etwas mit fehlender Bereitschaft, das Hören neu zu lernen. Die Menschen, die mit mir arbeiten, schätzen meinen Optimismus und meine Hemdsärmeligkeit in der Sache.

    Es ist furchtbar, dass mir niemand sagen kann, ob das alles ein Defekt ist oder nicht, selbst Experten haben da nur wenige Tools, die dazu auch noch fehleranfällig sind. Wenn es weiter bergab gehen sollte, werde ich auf jeden Fall eine Reimplantation durchführen lassen.

    Ich habe daraufhin einen außerplanmäßigen Termin zur Einstellung im SCIC gemacht und es wurde mit der Einstellung etwas verbessert. Dabei wurde u.a. die Lautstärke erheblich heruntergenommen. Ich denke, bei mir war die Ursache, dass ich davor meinen Hörnerv mit den neuen Eindrücken zu stark strapaziert habe. Seitdem bin ich sehr vorsichtig mit der Hochregeln der Lautstärke.

    Liebe Kerstin,

    mich würde interessieren, von was für einem Zeitraum wir hier sprechen: ist das mit den Verzerrungen mittlerweile Geschichte und nur noch der Gleichgewichtssinn hin und wieder aus den Fugen? Wie lange hat es gedauert, bis die Verzerrungen bei Dir verschwunden sind? Hast Du auch in kleinen Schritten letztlich die Lautstärke erreichen können, die Dir im Alltag wirklich hilft? Wie nah dran bist Du an dem, was Du für Dich das Optimum sehen würdest? Hat es weitere Rückschritte auf Deinem Weg mit Verzerrungen gegeben oder blieb es bei diesem einen Vorfall?


    Lieber Muggel,

    hat sich nach all dieser Zeit der Prozess auf ein Niveau eingepegelt, das Dir am Ende der ganzen Lernphasen ein problemloses Hören mit CI ermöglicht?

    Ist es denn aktuell zu laut oder zu leise? Bei mir musste anfangs auch immer wieder die Lautstärke vom CI angehoben werden.

    Wer vorher nur noch im Tieftonbereich Hörreste hatte, findet es CI oft schrill oder obertönig. Das gibt sich mit der Zeit.

    Versuche doch das ganze etwas entspannter zu sehen, lass das CI mitlaufen, aber bitte nicht so laut, dass es schwer zu ertragen ist und mache etwas Schönes, was Dich ablenkt.

    Es ist lieb, dass Du versuchst zu helfen.

    Ich kann leider damit nichts anfangen. Ich leide darunter, dass es seit einem halben Jahr nach Aktivierung konstant bergab geht. Mit der Lautstärke, mit der Klarheit von Stimmen und Geräuschen und mit der Stabilität des CIs. Sobald eine Lautstärke erreicht wurde, die hilfreich für mich wäre, reagiert (wahrscheinlich mein Körper) darauf, indem er alles verzerrt und wieder leiser "stellt". Auf diesem Weg, der nun schon ein halbes Jahr andauert, komme ich auf keinen grünen Zweig. Audiologen und Techniker sind hier am Ende mit ihren Erfahrungen. Und da ich nicht zurück zur Arbeit kann und das Krankengeld gerade für die Miete reicht, kann ich Dir den Leidensdruck nicht beschreiben, in dem ich mich gegenwärtig befinde. Das keine Sache einer positiven Grundeinstellung.

    Ich mache nichts falsch, wenn ich moniere, dass sich am Ende von 20 Terminen alles schlimmer anhört als je zurvor und ich quasi am Anfang stehe. Ich schrieb bereits, dass ich ein dickes Fell habe und mich nicht von Rückschlägen beeindrucken lasse. Wie Du Dir sicher denken kannst, bin ich zu keiner einzigen sozialen Interaktion in der Lage, ich verstehe niemanden und das Betreten der Straße ist für mich die Hölle. Tipps wie "mache was Schönes, was Dich ablenkt" sind deinerseits sicher gut gemeint, scheitern aber an meiner Realität, die Dir wahrscheinlich in der Form absolut nicht bewußt ist. Auch das "Bei mir musste anfangs auch immer wieder die Lautstärke vom CI angehoben werden" führt bei mir ja eben zu den Problemen, die sich jetzt über ein halbes Jahr ziehen.

    Ich fänd es deshalb toll, wenn Du da weniger bestimmt in meine Richtung zeigst und mir sehr deutlich das Gefühl gibst, das alles läge irgendwie an meiner Haltung und Einstellung. Das kann falscher nicht sein. Bitte fühl Dich nicht angegriffen, dass ich das so klar schreibe.

    Das klingt alles sehr ermutigend, was Ihr hier schreibt, weil Ihr alle betont, dass das zeitweise so lief und sich für Euch bis heute aus dieser Extremsituation heraus sich wieder alles normalisiert hat - und das macht mir gerade wirklich Hoffnung.

    Ich bin Stand jetzt noch immer überwältigt davon, wie schlimm alles klingt. Ich hatte bereits Erfolge, die nur so etwa 3 Wochen zurückliegen. Ich konnte Sprache trotz Verzerrungen relativ gut verstehen. Streamings liefen immer besser, ich konnte bereits ohne Untertitel verstehen. Ich war kurz davor, mir mein erstes Telefonat zuzutrauen. Ich trage auf meinem rechten Ohr HG und bin dort an der Hochgradigkeitsschwelle. Ich konnte das HG herausnehmen (heißt bei mir nichts mehr hören) und nur noch mit dem CI kommunizieren, das geht jetzt alles nicht mehr. Alles klingt verzerrt, zu leise, zu obertonreich. Und was mich verrückt macht: es bleibt so. Seit Tagen ändert sich dieses zerstörte Hörbild keinen Millimeter. Es ist seit eine Woche absolut konstant.

    Ich habe seit heute eine neue Einstellung und der Weg mit der Ubahn war eine Katastrophe. Das Gerät macht Sounds, als sei es ein Geräuschgenerator, der absolut null mit meiner Umgebung gekoppelt ist. Die Fahrt war ein durchgehendes weißes Rauschen durch einen Verzerrer in Maximaleinstellungen. Ich habe das erste Mal seit einem halben Jahr den Hörprozessor absetzen müssen, weil das absolut nicht mehr zum Aushalten ist.

    In der Wohnung sendet das Gerät ununterbrochen Geräusche. Mir sind keine Geräuschquellen bekannt, die diese kontinuierliche Beschallung verantworten, ich kann das Gerät jetzt quasi nicht einmal mehr zuhause tragen, weil es mich wahnsinnig macht. Ich habe wirklich ein dickes, dickes Fell bei sowas und bin da nicht übersensibel. Es hört sich an, als sitze ich in einem Flugzeug, alles hört sich in etwa so an wie die Kabinensounds bei einem Linienflug und das nonstop.

    Ich weiß nicht, wie sich das bei Euch langsam wieder gelegt hat, wie lange hat das gedauert? Es hat sich bei mir eine Woche absolut nichts verändert und das müsste es doch - ich hatte bis zur Einstellung heute anderthalb Tage Tragepause gemacht. Aber anstatt dass sich da auch nur eine Winzigkeit(!) in den Höreindrücken ändert, ist alles genauso leise, verzerrt und zerstört in genau den Anteiligkeiten wie schon die Tage zuvor. Null Veränderung. Wenn ich mein Uralt-Programm abrufe, das vor 3 Wochen mein Alltagsprogramm war, höre ich absolut gar nichts mehr damit, wirklich nichts. Keine Stimme, keine Geräusche. Ich habe das Gefühl, mir geht gerade im Rekordtempo die Fähigkeit verloren, mit dem CI für den Rest meines Lebens etwas hören zu können. Und das immer mehr.

    Es macht mir alles etwas Angst.

    muggel
    Beim Antworten gerade wurde mir Deine Nachricht leider nicht angezeigt, sie beschäftigt mich aber sehr. Gab es bei Deinen "Lernphasen" auch Tinnitus? Hörten sich die Veränderungen (gerade mit Blick auf Verzerrungen) für Dich auch sehr, sagen wir mal "technisch" an? Wie lange waren bei Dir die Phasen der Komplikationslosigkeit und Stabilität? Tauchten bei Dir auch Klickgeräusche in diesen Phasen auf, die fast etwas metallisch klingen?

    Übrigens, weil auch das gefragt wurde: ich hab' als Prozessor einen N8!

    Wow, ich sitze grad wirklich sehr, sehr sprachlos vor meinem Rechner und bin überwältigt von den vielen Reaktionen. Mann, tut das gut! Danke Euch so sehr dafür!

    • Also, es wurde ein paarmal gefragt, ob mit den Impedanzen alles in Ordnung ist soweit: Ja, damit scheint alles in Ordnung zu sein. Die Werte werden bei mir bei jedem Anpassungstermin kurz ausgelesen und ich erhalte jedes Mal das Feedback, dass alles ok sei.
    • Ich bin Urberliner und mache eine ambulante Reha. Ich bin ehrlich gesagt auch sehr froh, dass ich mich dafür entschieden habe, wer konnte schon ahnen, dass es Schwierigkeiten geben würde - und jetzt, wo welche da sind, ist es wirklich außerordentlich praktisch, für den weiteren Prozess nicht irgendwo hinreisen zu müssen, sondern alles in 20 Minuten erreichen zu können.
    • Wichtig ist mir bei der ganzen Thematik auch, dass alle Beteiligten sich wirklich sehr für mich engagieren, ich bin niemandem egal, nicht der Klinik, auch nicht der Reha-Einrichtung. Alle versuchen zu helfen, sind aber eben dennoch in dieser Phase am Ende mit ihrem Latein.
    • Die Probleme etwa mit dem Tinnitus bei Anlegen des Hörprozessors und die extremen Verzerrungen im Sprachfeld waren auch mit dem Leihgerät ein Thema, das ich die ersten 3 Monaten getragen hatte. Sämtliche Höreindrücke sind mit meinem eigenen Gerät einfach so weitergegangen wie auch davor, ich hatte auch zwei weitere Geräte zum Test am Implantat und bei allen vier Prozessoren waren die Beschwerden die gleichen...ich denke nicht, dass es der Hörprozessor ist.

    Meine Klinik ist sehr offen für weitere Tests und auch das Wort "Reimplantation" ist bereits einmal gefallen. Ich werde nächste Woche die Tests machen und schauen. Ich denke nicht, dass es zweifelsfrei klärbar sein wird, ob elektronische oder physiologische Ursachen dahinter stecken. Es bleiben viele Rätsel offen: ich hatte nie Tinnitusprobleme und habe jetzt nur welche, wenn ich den Prozessor einige Zeit trage, das ist schon seltsam. Ebenfalls seltsam ist, dass wenn die abrupte Lautstärkeminderung vom Körper verursacht wird, wieso sie sich dann absolut keinen Millimeter mehr von der neuen Lautstärke wegbewegt. Einleuchtender bei physiologischen Ursachen wäre es, wenn das Lautstärkebild grundsätzlich etwas schwanken würde, tut es aber nicht. Dazu ist das Klangbild der Verzerrungen wirklich extrem künstlich, fast digital. Liebe Kerstin2006 wie klingen/klangen diese Verzerrungen bei Dir? Bei mir war es nach Aktivierung nur eine Art sehr starkes "Dröhnen", später hat sich das Dröhnen gelegt und es waren klare Verzerrungen, die sehr kreischend klingen können und bei Sprache ganz besonders ins Auge fallen. Besonders betroffen ist bei mir der Buchstabe "E" und auch alle anderen Vokale sind für mich immer etwas mehr verzerrt als das übrige Sprachbild.

    Was mich so daran entsetzt, ist, dass die Stärke der Verzerrungen über die Monate immer weiter zunimmt. Bei jedem Lautstärkesprung wurden auch die Verzerrungen extremer. Das führt heute dazu, dass ich lautstärketechnisch kaum etwas höre, aber das, was ich höre, ist zusätzlich zur geringen Lautstärke auch noch wahnsinnig verzerrt - es klingt so, als hätte jeder ein Mikro in der Hand und würde es mit den Lippen berühren und reinschreien. Ist wirklich sehr unangenehm.

    Ich habe morgen einen Termin in der Reha-Einrichtung. Vielleicht hat man dort noch eine Idee, wie es für mich weitergehen kann.

    Ich finde es jedenfalls ganz, ganz stark, wie ihr auf meinen Fall reagiert. Und auch wenn gesagt wurde, dass wir alle ja nur Laien sind: Stimmt! Aber erstens tut es wahnsinnig gut, dass nur in einer solchen Runde ein Problem wie meines wirklich verstanden wird. Und zweitens ist es außerordentlich inspirierend, was andere grundsätzlich darüber denken. Ich bin Euch jedenfalls wahnsinnig dankbar. Für jedes einzelne Wort.

    Bis hierhin ersteinmal ganz liebe Grüße aus dem spätsommerlichen Berlin,

    Ben

    Weiß jemand, an wen man sich wenden kann, damit eine Reimplantation als Möglichkeit wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen wird?

    Ich habe das Problem, dass sich alle Techniker in meiner Klinik auf die geringe Ausfallstatistik stützen und deshalb auf keinen Fall in Erwägung ziehen würden, dass das die Ursache sein könnte - für mich scheint diese Hürde der Techniker unüberwindbar, sie sind für mich die Torwächter zu einer Reimplantation. Dumm daran ist einfach, dass sowohl meine Meinung, als auch deren Meinung nichts anderes als Meinungen sind. An wen muss man sich wenden, damit aus diesen Meinungen valide Tatsachen werden, die konkret angegangen werden müssen?

    Huhuu!

    Der Hörprozessor kann es nicht sein, da haben die Audiologen schon mehrere Geräte drangehängt und die verhalten sich gleich.

    Ich bin zur Zeit etwas panisch, weil das Abfallen der Lautstärke - immerhin 2x in zwei Wochen - sich nicht umkehrt und ich nun Angst bekomme, dass das irreversibel ist und meine Fähigkeit, das Implantat zu nutzen, damit auf Dauer irgendwann komplett verschwunden sein wird. Wenn es etwas Physiologisches ist, dann bedeutet das auch, dass selbst bei einer Erholung mir das jederzeit wieder passieren kann, ohne Vorwarnung, einfach so. Und damit lässt sich kaum leben.

    Meine Lieben,

    mir geht es leider unfassbar schlecht. Meine Reha wurde im März abgebrochen, weil die Krankenkasse meinte, das solle die Rentenversicherung zahlen, die meinte, die Krankenkasse sei zuständig. Und so ging das wochenlang. Ich habe vor dem Sozialgericht geklagt und nun 5 Monate nach Unterbrechung kann es jetzt also weitergehen.

    Ich hatte den Hörprozessor bis hierhin trotzdem täglich getragen und bekam immer Tinnitus, wenn ich den Prozessor getragen hatte. Setze ich das Gerät ab, ist nach etwa drei Tagen der Tinnitus abgeflaut.

    Zur Erinnerung: ich hatte bis vor Kurzem relativ anstandslos auf dem Ohr hören können, ein Hörsturz machte mich taub. Nach einigen Anpassungen lief alles steil bergauf. Wir haben uns Zeit gelassen. Mein Höreindruck ist dennoch durchgängig verzerrt. Aber bis auf Stimmen konnte ich zumindest Geräusche relativ gut hören und auch meine eigene Stimme. Die klang zwar etwas verfremdet, aber für mich gut verständlich.

    Dann, von einem Tag auf dem anderen, war die Lautstärke auf einmal weg. Ich konnte meine Stimme nicht mehr hören. Ich dachte erst, das sei eine körperliche Reaktion und würde vielleicht in ein paar Tagen verschwinden. Tat es aber nicht. Es blieb konstant viel, viel zu leise - auf konstant leisem Niveau. Wenn ich die Wohnung verließ, wußte ich nicht, ob das Gerät an oder aus ist. Dazu war das Klangbild verzerrter als zuvor. Es ist eine digitale, gleißende Verzerrung, sehr obertonreich, schrill und quieksend. Stimmen sind jetzt auch gestreamt nicht mehr verständlich, obwohl ich dort Fortschritte gemacht hatte. Dazu kommt jetzt ein neuer Tinnitus wie ein ununterbrochenes Grillenzirpen.

    Als das alles auch nach Tagen nicht verschwand und ich ja seit Aktivierung Probleme mit dem Implantat habe, hat meine Audiologin einen Techniker vom Hersteller angefordert. Der hat eine Reihe an Tests gemacht und mir das Gerät noch einmal neu eingestellt. Die neue Einstellung hatte mich aus den Schuhen gehauen: es war unglaublich angenehm laut, das Gerät war mir das allererste Mal seit Aktivierung wirklich eine spürbare Hilfe, auch im Sprachverständnis, wenn auch leicht verzerrt. Einen Tag später kam das Ergebnis: das Implantat sei in Ordnung.

    Drei Tage später das Gleiche wie schon zuvor. Die Lautstärke ist über Nacht einfach verschwunden. Mir war das Gerät mit den Techniker-Einstellungen fast mit Lautstärke 2 zu laut, jetzt muss ich es auf 10 anheben, um meine Stimme überhaupt zu hören und würde es noch lauter stellen, wenn ich könnte. Die Verzerrungen sind noch harscher, noch brutaler geworden. Geräusche kann ich durch die Verzerrungen nun überhaupt nicht mehr voneinander unterscheiden. Meine Stimme klingt, als würde ich in ein Mikro schreien, das völlig übersteuert. Mit übersteuert meine ich hier wirklich digitales Clipping, das hat einen ganz speziellen Klang. Aber ich höre meine Stimme trotzdem zu leise. Dazu sind nun noch alle Tiefen und unteren Mitten verschwunden. Ich höre quasi nur noch Höhen. Und das kann doch alles so nicht richtig sein.

    So geht das jetzt seit Wochen. Ich habe keine Kraft mehr. Ich weiß auch nicht mehr weiter. Für mich fühlt es sich an, als sei das Implantat kaputt. Aber es gibt niemanden, der darauf ernst eingeht, mir wird immer etwas davon erzählt, wie gering die Ausfallstatistiken seien. Aber für mich fühlt sich das Ganze seit Aktivierung alles andere als intakt an. Ich habe nahezu jeden Tag mit spürbaren, verschlechternden Veränderungen in den Höreindrücken zu tun. Ich trage den Prozessor täglich und das seit Aktivierung, also seit einem halben Jahr. Ich habe keine Erklärung mehr, was hier passiert. Auch meine Audiologen wissen nicht mehr weiter. Der Hersteller hat zwar die Stromabgabe mit Elektroden gemessen, ich weiß aber nicht, wie fehleranfällig so eine Messung ist. Es ist aber eben auch möglich, dass das Ganze körperliche Reaktionen sind. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich auf nichts bauen und planen kann, weil es morgen schon wieder anders sein wird. So geht das seit Wochen. Ich kann noch immer nicht zur Arbeit zurück, bin nun seit einem Jahr krankgeschrieben. Und es ist nach den jüngsten Ereignissen nicht einmal Licht am Ende des Tunnels.

    Ich würde mich freuen, wenn mir jemand berichten könnte, wenn er von einem Fall wie meinem schon einmal etwas gehört hat oder das Ganze selbst durchgemacht hat. Ich würde mich freuen, wenn jemand auch nur seine Meinung dazu schreiben könnte oder eine Vermutung. Oder vielleicht einen Ansprechpartner. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich hatte bis hierher kleinere Erfolge erzielt, die sind jetzt vollständig zerstört. Es hört sich wirklich so an, als hätte ich heute meine Aktivierung gehabt. Ich weiß nicht mehr weiter.

    Ich melde mich kurz nochmal mit einem Update.

    Ich bin wirklich verwirrt wegen dieser resonanten Frequenz, die bei mir beim Hören so aufdringlich dröhnt/scheppert. Ich hab' jetzt mein erstes Mapping hinter mir und die Frequenz ist mit der neuen Einstellung noch störender als vorher. Durch sie klingt alles so, als würde ich in ein großes Plastikrohr sprechen und mir das andere Ende ans Ohr halten.

    Mittlerweile finde ich das Phänomen wirlich beängstigend: Wenn ich Geräusche höre, überdröhnt diese Frequenz alle Details. Aber: wenn ich den Hörprozessor absetze, habe ich einen zyklisch an- und abschwellenden Tinnitus in GENAU DIESER Frequenz! Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das ein Signal dafür ist, dass mein Hirn an dieser Frequenz arbeitet/lernt. Oder ob etwas mit einer Elektrode oder meinen Nervenenden mit Blick auf diese Frequenz nicht in Ordnung ist.

    Ich kann leider nicht einschätzen, ob ich einfach abwarten muss, denn es sind ja gerade erst 8 Tage seit der Aktivierung vergangen. Oder ob das Phänomen ernstgenommen werden muss. Meine Audiologin meinte, dass ich sehr, sehr schnelle Fortschritte gemacht habe bis hierher, mein allererster Zahlensprachtest nach 7 Tagen lag bei 45% richtig verstandenen Zahlen und sie meinte, dass ich bei den Nieten trotzdem immer eine Stelle der Zahl richtig gehört habe - das habe sie nach einer Woche wirklich sehr selten erlebt. Trotzdem komme ich im allgemeinen Sprachverstehen auf 0%, weil dieses Scheppern einfach alles übertönt. Ich bin wirklich etwas hilflos. Ich bin nicht der Typ, der sofort an negative Optionen denkt, mich beunruhigt das alles, weil diese Frequenz auch bei meinen Hörstürzen für Probleme gesorgt hat. Weiss jemand vielleicht Rat oder Näheres zu diesem Phänomen?

    Es wäre mir wirklich eine riesen Hilfe, wenn mir jemand etwas dazu sagen könnte.
    Ganz, ganz lieben Dank,

    Ben

    Hey Chiara, wann war Deine Re-Implantation? Wenn ich Dich richtig verstehe, liegt die OP der beiden ersten Implantate, die Du nach Deiner Ertaubung bekommen hast, schon einige Zeit zurück, richtig? Hast Du wegen Fehlfunktionen ein Reimplantat bekommen oder gibt es sowas wie ein technisches Update nach vielen Jahren? Und Du musst trotzdem alles noch einmal komplett neu lernen?

    Die Vorstellung, eine Operation innerhalb von 24h ein zweites Mal ertragen zu müssen, dreht mir jedenfalls den Magen um, das klingt nach blankem Horror. Ich wünsche Dir wirklich, wirklich von Herzen alles Gute! Ich versuche , mich überhaupt nicht von negativen Emotionen beeindrucken zu lassen beim Lernen, einfach, weil ich gerade viel zu pragmatisch denke. Ich habe ein klares Ziel vor Augen und es wird auf dem Weg vielleicht ein bissel holpern, aber jeder Moment ist gerade eigentlich nur ein Zwischenstand, der sich morgen schon ein Stückchen weiter entwickelt hat: Auf längere Sicht zahlt alles auf einen steten Progress ein. Das ist meine Hoffnung. Das ist mein Antrieb. Und dem ordne ich derzeit komischerweise meine Ängste komplett unter.

    Hatte Besuch heute und mein erstes Erlebnis mit einer viel zu tief gepitchten Stimme. Ich mein so RICHTIG tieeeef. Ist schon ulkig, dass es in einer Live-Situation zu soetwas kommen kann, während ich auch heute wieder den Song von gestern mehrere Male gestreamt habe und dort die Gitarre und der Gesang in perfekter Tonhöhe zu sein scheinen. Aber der Stream ist so kurz nach der Aktivierung möglicherweise auch einfach noch viel zu leise, vielleicht setzt diese Tonhöhenverschiebung ebenfalls ein, wenn das Streaming ein bissel lauter wäre. Ich spiele übrigens diesen Song seit gestern auch mehrmals täglich auf der Gitarre. Mir ist egal, wie seltsam Gitarrespielen zur Zeit noch klingt, ich liefere meinem Hirn damit trotzdem weitere akustische Varianten des Streams und triggere die gleiche Mustererkennung.

    Heiter weiter!

    Toitoitoi, aber insgesamt kommt an die Schwärmerei ja kaum ein Marketing-Text ran. 😏🤭

    Ich bin ein recht emotionaler Mensch, ich schreibe die Sachen einfach geradeheraus. Ich habe mein Gehör verloren, habe eine Implantation an mir vornehmen lassen und völlig fremde Menschen haben dabei quasi mit Skalpellen meine Zukunft in den Händen gehabt und es hätte trotz Routine auch sehr, sehr viel schief gehen können. Dazu trage ich nun ein Implantat, das ich vorher nich ausprobieren konnte. Es gibt viele Menschen mit CI, die versuchen, zu erklären, was einen erwarten wird. Aber letztlich weiß man es nicht und kann es nicht testen. Alles hängt an diesem Implantat: das gesamte Sozialleben, die eigene Kommunikationsfähigkeit, die berufliche Zukunft und auch das künftige Genusspotenzial.

    Also sei so lieb und hab ein wenig Verständnis dafür, dass man als jemand, der mit den ersten Höreindrücken konfrontiert wird, durchaus mal emotional und auch erleichtert reagiert. Das alles war ein großes Wagnis für mich am Ende eines elenden Leidensweges. Und drei Tage nach der Aktivierung eine Gitarre hören zu können, die nicht völlig surreal klingt, ist für mich als jemand, der sein ganzes Leben lang Gitarre gespielt hat, ein wahnsinnig befreiendes und hochemotinales Erlebnis.

    Ich denke, dass ein Forum wie dieses auch dafür geschaffen ist, solche Eindrücke zu vermitteln und für Außenstehende sichtbar zu machen, die vielleicht in diesem Moment mit der Entscheidung CI ja/nein kämpfen. Ich kann nicht sagen, ob eine bestimmte Marke besser ist als die andere: ich kenne nur die Marke, die mir implantiert wurde. Und um die geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass ich als jemand, der die ersten Schritte in seiner ersten Woche absolviert hat, erleichtert ist mit dem, was ich über das CI hören kann. Und ich denke, das darf ich auch sein. Vielleicht bewerte ich da Deinen Text ein wenig über, aber was ist so schlimm daran zu schwärmen, wenn man am Ende dieser ganzen Reise bis hierher mit dem Resultat glücklich und erleichtert ist.

    Wann ist denn dein nächster Termin beim Audiologen?

    Ich hab den nächsten Termin genau eine Woche nach Aktivierung.

    Meine Audiologin hat bei der Aktivierung mehrere Programme auf dem Prozessor gespeichert, die die Lautstärke jeweils schrittweise anheben. Heute ist Tag 3, mein erster Tag mit einer neuen Lautstärke. Ich bin ziemlich begeistert, dass ich meine eigene Stimme hören kann, wenn ich nur den Hörprozessor trage und auf der anderen Seite kein Hörgerät. Dann ist meine Stimme sogar deutlich, wenn auch sehr leise. Wie alles andere auch, klingt meine Stimme, als würde ich in einen Vocoder sprechen. Und doch: im Gegensatz zu gestern höre ich heute den Charakter meiner Stimme deutlicher. Dieses blecherne Dröhnen ist weiterhin zu hören und liegt über allem, sobald der Prozessor Geräusche an mich weiterleitet, bei Sprache setzt es immer bei Vokalen ein.

    Ich habe vorhin einen Song auf Youtube in den Prozessor gestreamt, ohne jede Erwartung. Und doch war ich ganz schön aus dem Häuschen, dass ich da die Ahnung der Gitarrenspur erkannt habe. Es ist noch immer alles sehr, sehr leise. Und trotzdem klingt die Gitarre so, wie ich sie kenne. Nur eben leise. Das haut mich ganz schön um, das hätte ich niemals erwartet, dass sie so sehr klingen könnte, wie ich sie in Erinnerung hab. Sie ist mehr als nur ein Schatten ihres ursprünglichen Klanges. Ich kann Tonhöhen natürlich nicht ausmachen, aber den Charakter des Saitenklangs. Mann, ist das faszinierend.

    Das dauerpräsente Vocoder-Geräusch macht mir zwar noch immer Sorgen, aber ich bleib optimistisch und mache einfach weiter.

    :)

    Meine Lieben,

    ich bin so glücklich, dass ich es bis hierher geschafft habe: gestern ist nach einer komplikationslosen Operation mein Implantat (N8/links) aktiviert worden! *Konfetti werf*

    Jetzt brauche ich ganz kurz euren Rat. Ich habe mich ganz gut reingelesen in das Thema CI und weiß genau, was ich zu erwarten habe und dieses Posting soll sich nicht darum drehen, dass Stimmen "irgendwie seltsam klingen". Es ist quasi mein zweiter Tag mit CI. Trotzdem beunruhigt mich etwas. Ich beschreibe kurz den Klang, den ich gerade erlebe und erläutere dann, warum mich das etwas beunruhigt.

    Klang: Bei der Aktivierung werden ja die einzelnen Elektroden getestet, um eine Reaktion des Hörnervs zu provozieren. Das Klangergebnis dieses Tests war für mich fantastisch! Ich hatte jede Frequenz kristallklar gehört und auch deren Modulation. Was mich umgehauen hatte: der BASS! Ich habe so einen intensiven, sauberen Bass noch nie gehört!

    Dann das erste Mal Hörprozessor. Meine Audiologin geht sehr, sehr behutsam vor, was die Lautstärkeschritte betrifft, die jetzt auf mich zukommen. Sie hat bei der Feststellung der Start-Lautstärke auf den Moment gewartet, an dem ich IRGENDWAS gehört hatte, und das ist jetzt quasi meine Betriebslautstärke, die in den nächsten Tagen durch unterschiedliche Programme leicht angehoben wird.

    Was habe ich gehört: eine Kernfrequenz, eine fixe Tonhöhe, die quasi bei Geräuschen oder Stimmen im Raum "morst". Für mich ist diese Frquenz quasi die einzige Zutat aus den komplexen Geräuschen um mich herum. Eine einzige Frequenz, die mit mir morst. Es klingt ein bisschen so, als würde man mir ein rieeeeesiges, laaaaanges Plastikrohr ans Ohr halten und an der anderen Seite mit dieser Frequenz morsen. Die Frequenz klingt blechern und sehr verdröhnt.

    Im Laufe meines ersten Tages kann ich nun meine Stimme ganz langsam aus diesen Morsezeichen heraushören. Alles ist leise gestellt, also ist auch meine Stimmwahrnehmung leise. Der blecherne Morseton ist extrem dominant, die Stimme drumherum nur etwas mehr als eine Ahnung im Schatten dieser Dominanz, aber dennoch deutlich wahrnehmbar, keine Einbildung. Meine Stimme klingt durch das blecherne Morsedröhnen, als würde ich in einen großen Blecheimer sprechen. Auch nehme ich plötzlich ein zyklisches Zischen wahr. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass das meine Atmung durch die Nase ist. Soweit ist erstmal alles in Ordnung und sogar ein bisschen besser als das, was ich erwartet hatte.

    Warum beunruhigt: Ich hatte zahlreiche Hörstürze auf meinem Weg in die Taubheit. Bei jedem Hörsturz gab es eine akute Phase, in der ich eine Kernfrequenz gehört hatte, die genauso verdröhnt klang wie die Kernfrequenz meiner CI-"Morsezeichen". Dieses Phänomen hatte mich bei Hörstürzen über Wochen begleitet und ein Verstehen in diesen Phasen selbst mit Hörgeräten fast unmöglich gemacht. Es ist nun mit CI die gleiche Frequenz wie bei meinen Hörstürzen. Es ist das gleiche Dröhnen wie bei meinen Hörstürzen. Die ersten Gehversuche mit dem CI fühlen sich an wie ein akuter Hörsturz und ich frage mich gerade, ob der Ursprung davon nicht in der Prozessor- oder Implantatstechnik, sondern in meiner Cochlea/Hörnerv-Struktur liegt. Laut meinen Voruntersuchungen bin ich der perfekte CI-Kandidat und es gab keine Anzeichen, dass strukturelle Schäden vorliegen. Ich habe Angst, dass diese blecherne, verdröhnte Morsefrequenz für immer ein Teil meiner Höreindrücke sein wird, weil ich sie aus Hörsturz-Zeiten sehr genau kenne. Ihr könnt euch sicher sein: Ich habe alle Geduld der Welt für den kommenden Lernprozess, aber dieses déjà vu aus Hörsturz-Zeiten beängstigt mich sehr.

    Könnt ihr mir da etwas zu sagen? Ging euch das genauso? Kann jemand mit meiner Beschreibung des verdröhnten "Morsens" etwas anfangen? Oder ist in euren Augen das Ganze einfach ein Teil der neuronalen Adaption?

    Ganz, ganz lieben Dank für Antworten,

    Euer Ben

    Hallo Ben,

    ich absolviere gerade die Erstanpassungswoche mit zehn anderen Patienten und wir haben hier eine sehr große Bandbreite.

    Diese reicht von Impulse wahrnehmen über Geräusche hören bis zu 80-90% Sprachverstehen nach Aktivierung.

    Was ich aber heute, am 4. Tag sagen kann: bei allen gab es Fortschritte. Das haben wir heute beim Frühstück diskutiert.

    Es besteht auf jeden Fall Hoffnung und Dein Gehirn wird die Eindrücke, die es bekommt auch verarbeiten. Ich finde, Du machst es genau richtig und Du wirst Deinen Weg gehen. Erst das ok von der Klinik und dann alles weitere. Ein Schritt nach dem anderen. Alles Gute für Dich!

    Das ist so unglaublich lieb von Dir, vielen, vielen Dank!

    Ich denke auch, dass es möglicherweise ganz hilfreich ist, dass mein CI-Ohr noch vor anderhalb Jahren ziemlich gut war und erst seit 2 Monaten radikal schlecht/taub. Ich habe keine Erwartungen auf ein super Hören nach Implantation, mir ist klar, dass das nicht möglich ist. Und mir ist auch klar, dass man Aktivierungseindrücke nicht auf andere übertragen kann, weil sie eben hoch individuell sind. Aber ich werde dennoch Feedback geben und hier im Forum genau beschreiben, wie sich alles bei mir entwickelt. Einfach, damit alles dokumentiert ist - es wird anderen Menschen, die Hilfe in diesem Foum suchen, ganz sicher helfen. Genau wie mir Deine Beschreibung wahnsinnig hilft. Und mir Hoffnung macht.

    Danke dafür!

    Ben

    Hallo,

    Ich melde mich mal hier, da ich nach der Implantation noch einen Hörsturz hatte, der auch zu einem verzerrten Hören geführt hatte — auf dem CI-Ohr! Dies hat sich allerdings nach 2-3 Monaten gelegt gehabt.

    Nun stellt sich die Frage: warum war das Hören verzerrt? Das weiss man bis heute nicht. Direkt nach dem Hörsturz waren die Impedanzen bei 3 Elektroden deutlich erhöht, jedoch 2 Tage später wie vor dem Hörsturz. Dennoch war das verzerrte Hören noch länger da.

    Ich habe dieses verzerrte Hören auch ohne HGs. Soweit ich das so gelesen habe, ist eine verzerrte Sprachwahrnehmung nicht unüblich bei Hörstürzen. Aber, wie ich das auch in meinem intitialen Posting geschrieben habe: irgendwann kann es wohl auch passieren, dass diese Verzerrung bleibt. So ist das bei mir. Inwieweit sich das als Kausalitätsknäuel aus Dynamik, fehlenden Cochlea-Härchen und anderen Gründen zusammensetzt, kann ich nicht sagen. Für mich ist es deshalb auch sehr schwierig vorherzusehen, ob ein CI diese Grundschwierigkeit überbrücken kann oder ob die Impulse des CIs ebenfalls diesem Höreindruck unterliegen. Ich werde auf jeden Fall berichten, was meine Ärzte dazu sagen, vielleicht haben die konkrete Ideen. Die teile ich gerne.

    Liebe Grüße,

    Ben

    Hallo Ben,

    Du beschreibst das Problem der geringen Dynamik, bei Dir ist zwischen Hörschwelle und maximaler erträglicher Lautstärke nur ein geringer Unterschied. In dieses kleine Fenster muss das Hörgerät durch Kompression nun den Schall reinpressen. Auch dass trägt dazu bei, verzerrt zu hören. Und das Problem ist auch nicht exotisch, sondern haben schon viele gehabt.

    Du hast ja jetzt einen Kliniktermin, alles wird gut!

    Andrea, das ist super interessant, was Du da geschrieben hast. Ich achte seitdem ganz gezielt auf die Dynamik und Du hast Recht: die geringe Dynamik ist mithin einer der Hauptgründe für mein schlechtes Verstehen. Alle Nuancen bewegen sich auf relativ gleichem Lautstärkeniveau - da fallen die sprachlichen Details bei geringer Lautstärke quasi unter den Tisch. Mir fiel bisher gar nicht auf, wie einschneidend das Dynamikspiel für das Verstehen ist. Und ganz sicher verstärken HGs diesen Effekt noch.

    Bei lauten Geräuschen, die ich mit meinem künftigen CI-Ohr doch noch hören kann, ist das Frequenzspektrum extreeeem beschnitten. Ich höre keine Bässe und auch keine hohen Höhen, der Rest ist mit Blick auf die Frequenzen, die ich hören kann, sehr durchlöchert und obendrauf ist seit meinem heftigen Hörsturz im September dauerhaft ein Tinnitus im Ohr, den ich so noch nie hatte: ich kenne einen Tinnitus eher als saubere Sinus-Töne in stabiler Frequenz - das, was ich jetzt im linken Ohr hab, sind Geräusche, die klingen wie ein Flugzeug in großer Höhe, ein moduliertes Rauschen, dass dauerhaft in Bewegung ist. Hin und wieder kommen auch andere Geräusche dazu, wie etwas, das entfernt nach Gluckern klingt oder mittige Klänge, die ihre Frequenzen über Zeit auch ändern. Das macht mich etwas nervös, weil ich das noch nie hatte. Und tatsächlich ist die Lautstärke des Tinnitus auf meinem Linken Ohr AUCH ein Grund, warum ich mit meinem rechten nur schlecht verstehe: die Gesamtheit der "virtuellen" Geräusche auf dem linken Ohr ist größer als die Umgebungsgeräusche, die ich mit meinem rechten Ohr höre.

    Ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird. Natürlich kann mir das niemand sagen. Aber meine große Hoffnung ist, dass egal WAS an Audiosignalen am linken Ohr von meinem Hirn als Hörinformation interpretiert wird, es dazu beiträgt, dass nicht nur dieser Tinnitus und dieses "Nichts" da sind und das rechte Ohr quasi die Aufgabe hat, das alles zu übertönen, damit ich es verstehen kann.

    Danke nochmal für den Hinweis auf die Dynamik! Das hilft mir sicher sehr im Aufbau von Vokabular in der Kommunikation mit Ärzten!

    Liebe, liebe Grüße,

    Ben

    Es wird ganz bestimmt was ausmachen, wie schnell man nach der Ertaubung die OP machen läßt. Allerdings, und das betone ich auch nur zur Sicherheit lieber noch einmal, sollte man auch hinter der OP stehen, es auch wirklich wollen. So manch einer hat noch Zweifel - die mit Sicherheit nicht unbegründet sind. Dann, und wenn keine medizinische Gründe vorliegen, sollte man lieber noch etwas warten, bis eben der Leidensdruck sehr groß ist. [...]

    Sobald die Klinik sagt, daß man ein CI Kandidat ist, geht es ans Aussuchen, welche der drei Firmen soll es werden. Da ist es einfach prima, wenn man sich vor Ort bei der Voruntersuchung sich die Modelle alle zeigen läßt. Es tut gut, diese mal in den Händen zu halten, die zu befühlen, die Geräte ans Ohr zu halten, und je nach Firma, sich noch entscheidet, ob man so eine Art "Hörgerät", also ein HdO Gerät haben möchte, oder lieber zu einem Single Unit (SU) tendiert.

    (Ich stecke grad ganz wild in Vorbereitungen, kann deshalb erst jetzt antworten!)

    Hey Sheltie, danke für die Antwort!

    Ein MRT ergab bei mir keinerlei Auffälligkeiten am Hörnerv. Mein Arzt meint, laut MRT wäre ich CI-geeignet. Klar, die Klinik wird noch tiefergreifende Tests machen, aber es wäre sehr, sehr wahrscheinlich schon etwas auf dem MRT zu sehen, wenn eine Hörnerv-Schädigung vorläge. Ich hatte in meinem Leben etwa 20 Hörstürze, davon 3 sehr heftige - wie den letzten im September. Bei allen 3 heftigen habe ich umgehend ein MRT erstellen lassen: nie gab es Hörnerv-Auffälligkeiten. Das macht mich sehr optimistisch.

    Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass ich die OP will. Ich denke, JEDER, der mal normalhörig war, schließt ein CI erstmal aus einer ganzen Reihe an Gründen aus...das ist ein langer Prozess, bis man versteht, dass es einen Punkt gibt, an dem der Nutzen höher ist als Eitelkeiten oder Befürchtungen. Ich hatte das auch bei meinen HGs: erst wollte ich nicht und dann nach ein paar Monaten Eingewöhnungszeit kam der Segen: besseres Verstehen, schönere Welt. Und genau diesen Punkt hab ich seit September auch bei CIs überschritten. Es ist sogar eher das Gegenteil eingetreten: ich freue mich drauf. Das klingt pathetisch und idiotisch, ist aber mein Ernst. Mein Leidensdruck ist hoch genug.

    Es gibt sicher spannende technische Möglichkeiten, vor denen wir grad stehen, die Cochlea-Implantate verändern könnten - und man könnte argumentieren zu warten, um Innovationen abzugreifen. Allerdings glaube ich nicht daran, dass sich in absehbarer Zeit etwas tut - das hat es all' die Jahre nicht (grundlegend) und es gibt ja da noch diesen interessanten Spruch, der mir gerade bei Ohrenleiden besonders oft in den Sinn kommt: "A patient cured is a customer lost".

    So gesehen lass ich mich nicht auf spekulative Hoffnungsspielchen ein, sondern hab beide Füße felsenfest auf messbarer Realität, darauf laufe ich besser. Es gibt ja bei CIs drei Hersteller, alle habe ich angeschrieben. Und es mag immer auch Tagesformsache der Unternehmen sein, aber mich hat der Unterschied zwischen den dreien schon verblüfft: Von AB hab ich bislang nie wieder etwas gehört, Med-El hat mir ene seitendicke Marketingbroschüre geschickt, ohne Ansprache oder Individualisierung - obwohl ich um Muster gebeten hatte. Und Cochlear hat mir sofort geantwortet, mir sofort Muster zugeschickt (im Ernst: die waren am NÄCHSTEN TAG in meinem Briefkasten!), die Kontaktperson hat durch meine Unfähigkeit zu telefonieren auf meine Bitte auch noch einen Termin in meiner Wunschklinik organisiert (und der ist auch noch unheimlich zeitnah), wow. Das macht mich jetzt nicht zum Cochlear-Jünger, aber das Unternehmen macht in der Phase "Vorarbeit" wirklich die meisten Punkte.

    Aber das ist alles nur eine Seite, es gibt ja auch noch die technische. Bei allem, was ich so gelesen habe, kann man nicht wirklich davon ausgehen, dass die Implantatswahl in die Hose gehen kann, egal für wen man sich entscheidet. Ich tendiere grad dennoch zu Cochlear wegen der externen Konnektivität, die bei mir beruflich sehr wichtig ist: ich muss über viele Geräte mit Menschen kommunizieren, die nicht im gleichen Raum sind - da liefert Cochlear Lösungen, die ich ohne große Probleme einfach an meinem Arbeitsplatz "einbauen" kann. Und auch das ist nur so ein theoretischer Gedanke, wirklich entscheidend wird in meinen Augen, was die Ärzte sagen, was meine Tests ergeben, was für eine Lösung da überhaupt möglich ist, etc. Ich bin gespannt. Und nächste Woche geht's los.

    Drückt mir die Daumen,

    Ben

    Boaah, es ist einfach unglaublich, wie sehr das hilft, was ihr hier schreibt! Ihr könnt euch wirklich nicht vorstellen, wie dankbar ich euch bin!

    Ich weiß sehr genau, wie ein Cochlea-Implantat technisch funktioniert. Aber es ist eben nochmal ein gewaltiger Unterschied, das technisch Mögliche mit der Realität abzugleichen. Ich gebe deshalb einfach garnichts auf die Versprechen der Hersteller, mir ist das wichtig, was hier stattfindet: Menschen, die das gleiche Problem haben wie ich - und die mir sagen, dass ein CI eine Verbesserung bringen kann. Schon dieser Konjunktiv reicht mir aus, um mich höllisch auf das zu freuen, was da kommen wird. Denn ich kann Stand jetzt nichts mehr mit anderen Menschen machen, nicht einmal mehr arbeiten. Und hier gibt es trotz der besch*****en Situation eine Perspektive, eine Möglichkeit. Etwas, was mein Leben wieder in praktikable Bahnen lenken kann, wenn ich mich hart genug anstrenge und für diesen Erfolg aktiv durch Lernen arbeite.

    Sheltie, ich bin fast deckungsgleich in der selben Ausgangssituation wie Du. Die Ertaubung meines linken Ohres, das ein CI bekommen würde, ist allerdings erst 2 Monate frisch. Vielleicht hat das positive Auswirkungen auf die Situation nach der OP. Aber auch Dir nocheinmal herzlichen, lieben Dank für die sehr, sehr hilfreiche Antwort von Dir, in die Du viel Mühe gesteckt hast. Danke dafür!

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, wie unheimlich es mich freut, dass ich dieses Forum gefunden habe. Das ist für mich persönlich von unschätzbarem Wert. Aus einer massiven Verunsicherung ist dadurch mittlerweile eine feste Gewissheit und Freude geworden, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe für die Situation, in der ich gerade stecke.

    Andrea2002 Mir ist ja jetzt nur noch mein rechtes, eigentlich kaputtes Ohr geblieben. Und das hat auch ohne Hörgerät ein Verzerrungsproblem - ich finde das, was Schmulti meinte, "kaputter Lautsprecher" irre treffend. Mit HG hat der kaputte Lautsprecher quasi nur eine bessere Auflösung, das Problem der Verzerrung aber bleibt. Mit Kopfhörern genau das Gleiche. Ich denke, ich werde auch auf dem rechten Ohr irgendwann mal CI-versorgt werden müssen.

    Beim Akustiker hatte ich dann auch auf dem linken Ohr (CI-Kandidat) Sprache auf die Hörer bekommen, die sich für mich noch brutaler verzerrt angehört hatte als rechts, es fehlen jetzt einfach schlagartig alle Bässe, die Mitten und einige Höhen. Der Akustiker konnte die Lautstärke nicht mehr anheben, weil das bei mir Schmerzen ausgelöst hatte - ohne dass ich bei der Lautstärke irgendwie sinnvolle Wörter über die Kopfhörer verstehen konnte. Das war schon gruselig - schließlich war das Ohr noch vor gut anderthalb Jahren ausgesprochen feinhörig. Ich spiele einige Instrumente und hatte selbst in diesem Jahr trotz aller Verschlechterungen nie gravierende Probleme etwa beim Gitarrespielen. Aber so, wie es jetzt ist, ist das alles vorbei.

    Achja, zum Akustiker: Jaaa, ich bin es schon von Ohrenärzten gewohnt, dass man da ganz schnell Schnappatmung und Schockblässe auslöst, weil man nicht ins Standardraster passt. Beim Akustiker wars bestimmt ebenfalls Unsicherheit, aber er hat es ingesamt halt viermal gesagt, dass ich mir da mit einem CI keine Hoffnung machen soll. Und ich hab das dann irgendwann gestoppt mit der Meldung "aber erstmal mache ich die Tests in der Klinik und warte deren Expertise ab". Trotzdem bin ich verunsichert da raus. Die Bemerkung war einfach so unglaublich unnötig. Aber Schwamm drüber. Es ist wichtig, was ihr hier sagt. Das hat für mich Gewicht.

    Zur CI-Akustik: Ich habe gar keine Erwartungen, es kann auch einfach nicht mehr schlimmer werden. Ich denke, dass jedes Geräusch, das KEIN Tinnitus ist, auf dem Ohr ein Gewinn wäre. Ich weiß, dass ich wohlmöglich nicht glauben werde, dass das alles ist, was da anfangs von mir zu hören sein wird. Deshalb bau ich keine Erwartungen auf und denk gar nicht so konkret über meine Hörwünsche nach, sondern fokussiere lieber die vorhandene grausige, tinnitusverdröhnte Stille. Denn alles, sprichwörtlich alles ist besser als das.