Hallo Regenbogen
eine Frage, die wohl fast alle Eltern eines gl Kindes bewegt...
Es ist aber leider immer wieder das gleiche: auf dem Rücken der Kinder wird der Kampf GL vs. Ci ausgetragen. Leider ist es scheinbar nicht möglich beides irgendwie unter einen Hut zu bekommen.
Die eine Seite erzählt den Eltern: es sei wichtig, dass das Kind Lautsprache lernt und Gebärden würden nur schaden. das Kind würde aus "Bequemlichkeit" lieber Gebärden lernen als Lautsprache und das sollte verhindert werden.
Die andere Seite dagegen verteufelt das Ci, spricht von Körperverletzung, wenn ich meinem Kind so einen Apparat einsetzen lasse. Es wird den Eltern Angst gemacht vor riesigen Komplikationen usw. Nein die Kinder sollten die Gebärdensprache lernen, denn ein Ci könnten sie ja jederzeit, wenn sie selbst sich dazu entschließen wollen, bekommen. Dass es durchaus "Zeitfenster" gibt beim Spracherwerb erwähnt keiner...
Ja und als Eltern? Ich gehe jetzt mal von mir aus: hörend, aufgewachsen ohne jemals wirklich Kontakt zu gehörlosen gehabt zu haben. Man denkt an Leute, die nicht richtig sprechen können , schlechte Schriftsprache haben und auch eine schlechte Schulbildung bekamen. Dann bekommt man selber ein Kind, das gehörlos ist. Und was geht einem da im Kopf herum? Genau- ich möchte alles dafür tun, dass mein Kind so normal wie möglich aufwächst. Der erste Kontakt, den man dann hat ist natürlich der zu hörenden(!) HNO Ärzten und Therapeuten. Auch die haben natürlich eher die Lautsprache im Sinn, vielleicht auch weil sie wissen wie wichtig das den hörenden Eltern ist? Wenn man Glück hat wird man an eine Beratungsstelle verwiesen, wo man dann Kontakt zu ausgebildeten Hörgeschädigtenpädagogen bekommt. Aber auch die arbeiten in den meisten Fällen lautsprachorientiert, haben keine Kontakte zu GL und stellen auch für uns keine Kontakte her. Und genau da müsste man spätestens ansetzen. Nämlich insofern als dass in die Beratung (pädagogische) auch gebärdensprachkompetente mit der GL-Kultur vertraute, im besten Fall selbst gehörlose, Pädagogen mit einbezogen werden.
In der Realität ist es aber, zumindest hier, so, dass man selber den Kontakt zu gehörlosen Gruppen aufbauen muss. Man muss selber aktiv sein, sich schlau machen, DGS-Kurse (nicht gerade billig) besuchen und Initiative zeigen. Aber genau das fällt vielen Eltern schwer. Es sind Berührungsängste da zu einer für sie so anderen Kultur: Fragen wie "ich verstehe nichts" "verstehen die mich" "bin ich überhaupt erwünscht" treten auf.
Ich glaube dass es allein deshalb viel zu wenig Kinder gibt, die z.B. mit Ci lautsprachig aufwachsen und gleichzeitig DGS lernen, um da Erfahrungswerte zu haben ob das eine das andere behindert oder fördert. Hörende Eltern mit Ci-Kindern können ja selber zu wenig DGS. Und gl Eltern stehen einer Ci-OP meist so negativ gegenüber, dass die Kinder oft (zu) spät implantiert werden... Sprich Kinder, die wirklich von Anfang an zweisprachig aufwachsen (gehörlos mit Ci dann mit Lautsprache und DGS) sind eher die Ausnahme und noch so selten, dass man da kaum sagen kann was welche Folgen hat, oder? Die meisten werden sicher mehr oder weniger erfolgreich lautsprachig gefördert werden, später dann ggf. mit (unterstützenden) Gebärden oder aber eben andersherum: erst DGS in der Familie und dann in der Schule mühsam lautsprachig (mit welchem Erfolg?).
Bin gespannt über mehr Berichte/ Erfahrungswerte diesbezüglich.
Viele Grüße