Hallo Ihr Lieben,
ich bin ein alter Hase in bezug auf das Cochlear Implantat. Meine Schwerhörigkeit hat mich ein Leblang begleitet, wobei ich sagen muss, dass das rechte Ohr schon immer mein besseres gewesen ist. Ab der Pubertät bekam ich immer wieder Hörsturze, die ich mittels sofortiger Infusionen wieder gut in Griff bekommen habe. Bei meinem letzten Hörsturz 1989 war aber dann alles vorbei mit dem Hören. Relativ schnell kam für mich das Cochlear Implantat in Frage, da ich nach dem Abitur unbedingt studieren wollte.
So wurde ich am 10. Juli 1990 in Hannover implantiert. Schon bald darauf erreichte ich offenes Sprachverstehen und konnte mich damit gut meinem Studium widmen. Bemerkungswert finde ich, dass noch heute mein Cochlear Implantat von der Firma Cochlear anstandslos funktioniert. Auf der linken Seite bin ich praktisch seit Geburt an taub. Diese Seite habe ich mir all die Jahre quasi als Reserve aufgehoben. Letztes Jahr fiel mein Sprachprozessor Freedom aus. Ungünstige Umstände verursachten eine 1 1/2-wöchige taube Zeit für mich. Plötzlich war ich wieder auf meine Kolleginnen angewiesen, da ich nicht mehr telefonieren konnte und nur recht begrenzt an Unterhaltungen teilnehmen konnte. Dieses vergessene Abhängigkeitsgefühl hinterlies großes Unbehagen in mir. Dadurch reifte in mir der Gedanken, mich nun doch auf der linken Seite implantieren zu lassen. Die ganzen Voruntersuchungen sind in Großhadern absolviert worden, und am 24.04 erfahre ich endgültig, ob ich mich implantieren lassen kann. Übrigens muss ich keinen Antrag an die Krankenkasse wegen der Kostenübernahme schicken. Das läuft alles direkt über den Medizinische Dienst, da ich berufstätig bin und das Hören dringend benötige.
Meine Erwartungen an das linke Ohr halte ich bewußt niedrig. Inwieweit ich etwas damit hören kann, kann mir im grundegenommen keiner vorhersagen. Beim Promotoriumstest habe ich einen Ton gehört und den anderen mehr als Prickeln wahrgenommen. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt auf das Hören! Ich gehe davon aus, dass ich intensiv das Hören auf der linken Seite trainieren muss. Offenes Sprachverstehen werde ich auf der linken Seite wahrscheinlich nie erhalten, dazu bin ich schon zu lange taub (51 Jahre!). Ich hoffe jedoch, dass ich im Störgeräusch besser zurecht komme und eventuell ein Richtungshören entwickeln kann.
Wahrscheinlich werde ich mich im Juli operieren lassen. Ende August werde ich an einer Kunstreise in Venedig teilnehmen. Ich reise mit dem Zug an, daher denke ich, dass das keine weiteren Probleme bereitet.
Ich bin sehr neugierig, was mich erwartet und werde Euch gerne mitteilen, wie mein bilaterales Hören funktioniert. Vielleicht finde ich auf diesem Weg doch Menschen, die nach so langer Taubheit sich mit einem Cochlear Implantat versorgen lassen haben.
Ich wünsch Euch was!
Liebe Grüße
Karin