Alles anzeigenEs stimmt in der Tat, dass es sehr schwer ist, sich mit dem Thema Schwerhörigkeit und Hörbehinderung auseinander zu setzen. Ich selbst habe es auch mein Leben lang getan - bis ich durch die CI-OP quasi gezwungen war, es zu tun.
Zur Reha bin ich ursprünglich meiner Familie zuliebe gegangen; ich wollte zunächst ebenfalls mit allem "nichts zu tun" haben.
Heute bin ich sehr froh und dankbar, dass ich die Reha gemacht habe und fand die gemischte Gruppe sehr bereichernd. Man hat sehr viel voneinander gelernt, der Bildungsstand war vollkommen egal (ich bin selbst Diplomverwaltungswirtin). Im Gegenteil, man hat voneinander profitiert und einen tollen Erfahrungsaustausch erlebt. Gejammert, wie schlecht die Welt und insbesondere die Hörbehinderung doch ist, wurde gar nicht. Wenn ein Patient einen Tiefpunkt hatte, wurde er toll aufgefangen und motiviert. Das gehört zum Leben dazu.
Mit einem Rehapatienten, der zufällig bei uns in der Nähe wohnt, besteht heute noch, nach 3,5 Jahren, eine tolle enge Freundschaft.
Ich würde jederzeit wieder eine Reha beantragen und wäre gespannt, neue, weitere Menschen kennen zu lernen und von ihnen das eine oder andere mitzunehmen.
Die Entscheidung pro oder contra Reha muss jeder für sich fällen; ich fände es schlimm, wenn nach Bildungsstand, Beruf, Alter oder ähnliches vorsortiert würde.
VG
SaSel
Ich empfinde es auch so, dass es ein weniger beachteter Vorteil ist, dass man sich mit dem CI aktiver mit seinem Handicap auseinanderzusetzen muss. Wahrscheinlich vor allen deswegen weil es viel mehr aktive Mitwirkung bei den Einstellungen erfordert, und sich schnell auch mal was ändern kann auf das man dann reagieren muss, gerade wenn man in seiner Umgebung auf gutes Verstehen angewiesen ist. Und natürlich auch weil die Alternative fast immer gar nichts hören ist.
Und noch mal zur Klarstellung, mir geht es hier nicht um Selektion oder Arroganz, wenn ich eine bessere Gruppenzusammenstellung will. Jemand der sich mit den Tücken im Berufsleben rumschlagen muss und da Verbesserungen sucht, hat eine ganz andere Motivation als der Rentner der vielleicht nur seine Enkel besser verstehen will.
Voneinander Lernen sehe ich durchaus als bereichernde Erfahrung. Ich habe z.B. in der Klinik auch Gehörlose(also von Geburt an) kennengelernt, die sich trotz aller zu erwartenden Schwierigkeiten und auch Widerstände in der Gehörlosengemeinschaft für das CI entschieden haben. Diese Leute haben meinen Respekt, zu mal ich mich wohl unter diesen Bedingungen nicht so entschieden hätte.
Und ebenso gibt es die Hörgeschädigten, die schnell überfordert sind und nichts dafür können, denen die Kraft fehlt um bürokratische Hürden zu überwinden. Aber ebenso gibt es die Leute die ihr Handicap jahrelang verdrängt haben und immer nur in der Erwartungshaltung gegenüber anderen sind, statt mal aktiv zu werden. Oder Demotivierte, bei denen man den Anschein hat, dass ihnen die Reha aufgezwungen wurde. Das sich die Aktiven dann damit auseinandersetzen müssen, finde ich nicht fair. Deshalb immer auch die Leute da abholen wo sie stehen.
Und noch eine Ergänzung, weil hier Leute mitlesen, die noch nie eine Reha besuchten und nun etwas Skepsis haben: die von mir oben geschilderten Beispiele, sind eher Ausnahme als Regel und widerspiegeln nicht den Gesamteindruck der Reha, die ich als überwiegend fördernd empfand. Das Personal versucht auch jedem entgegenzukommen und ist grundsätzlich für Anregungen und Kritik offen.