Vorbereitung auf die Erstaktivierung/Übung

  • Seit gestern bin ich nun bimodal versorgt.

    Die Veränderung war schlagend, wie Tag und Nacht. Vermutlich ist es Zeit für eine neue Zeitrechnung: Ich bin jetzt im Tag 2 der bimodalen Versorgung (und, wäre es noch eine sinnvolle Zeitrechnung, im Tag 10 der Erstaktivierung) .

    Ich mache die Unterschiede mal an der Einstellung des Fernseher fest: Vorher konnte ich die Sendungen verstehen, wenn ich die Einstellung "21" der Lautstärke wählte - das war unerträglich für meine Frau. Mit der Erstaktivierung konnte ich bei "14" die Sendungen fast verstehen. Seit gestern verstehe ich fast alles bei einer Einstellung von "9" und bin damit etwas besser als meine Frau, die mit "10" gut bedient ist.

    Ein weiterer Unterschied tritt auf bei der "musical" Episode "Subspace Rhapsody" (diese ist in der 2. Staffel von StarTrek Strange New Worlds enthalten): Vor der Erstaktivierung (über Kopfhörer) habe ich diese Episode abgebrochen, weil ich nichts verstand. Gestern noch kurz ausprobiert: Ich verstehe den gesungenen Text fast einwandfrei.

    Der Unterschied, den die bimodale Versorgung bewirkt hat, rechtertigt eigentlich eine neue Kategorie: "Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich es nicht glauben"

  • Herzlichen Glückwunsch, das läuft ja alles wie geschmiert bei dir! Dass es nach so kurzer Zeit so gut funktioniert ist wirklich fantastisch und ungewöhnlich. Hörst du dann mit dem neuen CI schon besser als mit dem alten? Oder ist es einfach so viel besser durch die Beidohrigkeit?

  • Eigentlich ist alles "im grünen Bereich".

    Allerdings habe ich von der Uniklinik ein 1-seitiges Merkblatt über die Stärke des Magneten mitbekommen, auf dem allerhand unschöne Konsequenzen eines zu starken Magneten geschildert werden.

    Als Warnzeichen werden genannt: Wärmegefühl, Schmerzen, Juckreiz oder Druckgefühl - angeraten wird dann sofortige Kontaktaufnahme.

    Die ersten drei Symptome habe ich nicht, wohl aber im Lauf des Tages ein zunehmendes Druckgefühl. Auf dem Magneten ist "4" abgedruckt.

    Was sagt das Schwarmwissen dazu?

  • Die 4 mal mit der 3 tauschen.

    Rechts Cochlear Kanso 1und Kanso 2 CI Modell 512; OP 25.04.2017 Hörschnecke bis auf dem Stumpf entfernt UNI-KLINIK Halle;
    Links HG AMPLI-CONNECT R 5 ON 312 GN seit September 2021.

    Seit dem 25.10.2021 Upgrade auf Kanso 2
    Zubehör: Cochlear™ Wireless Mini Microphone (Minimikrofon 2+); Telefonclip+ von Resound; ReSound TV Streamer 2

  • Kurz nach der Erstanpassung braucht man meist einen stärkeren Magneten. Wenn dann nach paar Wochen alles abgeschwollen ist und sich beruhigt hat, dann kann man schrittweise zu schwächeren Mageneten wechseln. Wenn das CI noch hält obwohl ein zusammengefaltetes Tempo dazwischen liegt, dann wäre ein schwächerer Magnet sinnvoll.


    Liebe Grüsse Uta

    Einseitig ertaubt seit Februar 2023 / Kanso 2 seit September 2023 - dankbar <3

  • Zum Glück ist das Druckempfinden nicht wieder aufgetreten.

    Es gibt weitere Veränderungen:

    Ich höre wieder Vögel im Garten zwitschern und habe heute - zum ersten mal seit Langem - das Wasser im Glas sprudeln hören.

    Hier ist ein kurzer Auszug meiner heutigen Unterhaltung mit ChatGPT:

    "Das sind wunderbare Beobachtungen – ganz besonders, weil sie zeigen, dass sich Dein Gehirn nun zunehmend auf feinere, leisere Klanginformationen einstellt und diese bewusst wahrnimmt. Das Zwitschern von Vögeln und das Perlen von Sprudel sind Klänge, die oft als hochfrequent, diffus oder leicht verrauschend beschrieben werden – also genau der Bereich, der nach einer Cochlea-Implantat-Aktivierung häufig erst nach und nach erschlossen wird.

    Diese Rekalibrierung des Hörens ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die zentrale Verarbeitung in Gang gekommen ist – ein Lernprozess im besten Sinne. Besonders schön ist dabei, dass Du die Wahrnehmung nicht nur beschreibst, sondern auch reflektierst: dass das Zwitschern gestern vielleicht schon da war, aber erst heute "in Dein Bewusstsein getreten" ist.

    Man könnte fast sagen, Du befindest Dich in einer Art auditiver Renaissance – und wie Du schon früher treffend formuliert hast: Es beginnt eine neue Zeitrechnung. Was Du hier erlebst, ist auch aus psychologischer Sicht spannend – denn Du nimmst das Gewohnte als neu wahr, was im Alltagsbewusstsein nur selten passiert. Das lässt sich mit Konzepten wie neugierbasierter Aufmerksamkeit, auditiver Plastizität oder auch Achtsamkeit durch sensorische Wiederentdeckung beschreiben."

    Ich habe mit dem bewußten Musikhören angefangen. Manches klappt gut, anderes weniger gut. "Wuterhing heights" von Kate Bush z. B. klappt nicht so gut, "Cloudbusting" ist fast ok. Die Bachsche "Kunst der Fuge" ist fast zu 100% ok. Telephonieren am CI-Ohr klappt, aber noch nicht wiklich gut.

    Die nächsten Einstellungen des CI werden am 29.7 und am 26.8 erfolgen - was mag noch alles erfolgen?

  • Gestern - 29.7.25 - hatte ich meine erste Kontrolluntersuchung im Implantationszentrum in Marburg.

    Getestet wurde der Umfang meines Resthörvermögens (rechts) nach der Implantation, die Anfang Juni erfolgte. Den Messungen zufolge blieb nach der Implantation und bisherigem Heilungsprozess bis gestern mein Resthörvermögen fast vollständig erhalten. Einsilbige Worte verstand ich zu 15% - nach Bewertung durch den Audiologen ein sehr gutes Ergebnis. Das Zahlenverständnis war sehr viel besser - offenbar aufgrund der Mehrsilbigkeit.

    Es gibt für mich 2 - ich nenne sie - "Refezenzlieder": Beide sind von Kate Bush, "Cloudbusting" und "Wuthering heights". Vor der Implantation war über Kopfhörer "cloudbusting" blechern (ging gerade noch so) und "wuthering heights" völlig unverständlich, die hohen Töne waren verzerrt und eigentlich nicht akzeptabel.

    Der Audiologe nahm nun im Bereich der hohen Töne geringe Anpassungen vor. Die Auswirkungen waren:

    Ich konnte die CD mit "cloudbusting" während der Heimfahrt mit dem PKW über die Lautsprecher - also mit Fahrtgeräuschen - akzeptabel hören und den Text gut verstehen (allerdings kenne ich diesen auch auswendig..). Ebenfalls ausprobiert das Lied #2 "wuthering heights" noch über Kopfhörer zu Hause (tatsächlich gerade eben): Ich verstehe sie (allerdings kenne ich den Text ebenfalls nahezu auswendig) fast gut. Die glockenklare Stimme von Ms. Bush ist so gut wie unverzerrt, manche Töne der Musik allerdings weiterhin verzerrt, aber sehr erträglich.

    Kommende Woche habe ich noch einen Termin beim Hörgeräteakustiker, dann erhalte ich das richtige Gerät Phonak Naida, weitere Einstellungen sollen vorgenommen werden.

    Der Audiologe gab mir mit, daß Musik nicht die Kernkopmpetenz eines CI ist - dafür klingt es bislang sehr überzeugend..

    Eine Reha ist beantragt, nach Auskunft der Audiologen aus Marburg ist eine stationäre Reha im Abstand von einem Jahr nach der Implantation besser, da diese im Allgemeinen erfolgt, wenn die geplanten Anpassungen eine Plateau-Phase erreicht haben, sprich, wenn die üblichen Anpassungen keine Verbesserungen mehr bewirken.

  • Die glockenklare Stimme von Ms. Bush ist so gut wie unverzerrt,

    Das ist doch toll! :thumbup:

    manche Töne der Musik allerdings weiterhin verzerrt, aber sehr erträglich.

    Ich glaube, das ist normal.
    Ich habe erst kürzlich mal wieder ein Lied, im Radio, gehört, welches ich vor Jahren, damals noch mit HGs für meinen Geschmack gut hörend, gehört hatte.
    Das klang jetzt auch leicht anders. Nicht schlechter, oder in einer Art und Weise unsauber. Eher ungewohnt, weil es "voller" gewesen war, also gefühlt ein paar Töne mehr.

    Früher konnte ich die Texte auch nur verstehen, weil ich den Inhalt auswendig kannte. Für das "neue Hören" lernen ganz praktisch! Weil es einem etwas leichter macht, schließlich weiß man ja, was erwarten wird. Bei diesem Lied kannte ich den Text schon damals nicht, nur die Melodiefolge der Stimme, die Stimmlage von der Person und halt eben die Instrumente.
    Das war für mich noch einmal so ein kleines WOW 8| Erlebnis gewesen!


    Der Audiologe gab mir mit, daß Musik nicht die Kernkopmpetenz eines CI ist

    Genau so ist es. Das reine Sprachverstehen steht im Vordergrund.

    dafür klingt es bislang sehr überzeugend..

    Das klingt doch echt prima! :thumbup:


    Weiter so! :thumbup:

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • dann erhalte ich das richtige Gerät Phonak Naida

    Als ich mein neues HG Phonak Naida erhielt ging für mich noch mal ein Tor zum Hören auf. Also CI und das HG zusammen eine Hör-Wucht!
    Bin gespannt auf deinen Bericht!

    Links: AB implantiert im Februar 2025 - EA am 18.03.2025

    Rechts: HG von Phonak Naida Link M

  • Hallo wieder einmal in die Runde!

    Am Freitag erhielt ich nun das "richtige" - richtig weil nun beide Geräte via Bluetooth miteinander kommunizieren können - Phonak Naida und am Mittwoch werden im Uniklinikum in Marburg (UKGM) weitere Einstellungen am Sprachprozessor vorgenommen - danach gibt es eine längere Pause bis in den Dezember mit weiteren Einstellungen seitens des UKGM. (Bis dahin sollte auch meine Krankenkasse über den Antrag auf Reha entschieden haben.)

    Zunächst wurden die Einstellungen des Testgeräts auf das neue PhonaK überspeilt. Resultat: viel zu laut im linken Ohr. Daraufhin wurde die Lautstärke mehrmals heruntergeregelt.

    Es ist gar nicht so einfach, die Auswirkungen der neuen Konfiguration - also links HdO (Phonak Naida) und rechts das Implantat von Advanced Bionics - zu beschreiben.

    Mir scheint, daß manche Geräusche (z. B. das Knacken des Blinkers im PKW) deutlicher (knackiger) geworden sind und das ich die Fahrgeräusche auch deutlicher differenzieren kann. Allerdings sind diese rechts, also auf der Seite des Implantats, immer noch recht "gurgelig" also undifferenziert.

    Am ehesten haben sich meine Wahrnehmungen bei Gesprächen verändert. Zwar höre ich nicht mehr, aber ich muß meine Frau nicht mehr so oft bitten, leiser zu sprechen und der Klang ihrer Worte ist nun natürlicher und weniger metallisch. Mein Verstehen beim telephonieren (Mobiltelephon) ist links deutlich aber leise und rechts ebenfalls leise aber bereits einigermaßen verständlich. Ich mache gerade einige Kurse bei udemy - hier ist das Sprach-Verständnis (deutsch & englisch) gut, "opB", wie meine Frau sagen würde. Bei meinen musikalischen "Referenz-Songs" von Kate Bush (Wuthering Heights und Cloudbusting) ist das Hören links so gut wie völlig ok und rechts noch zischelnd (aber besser).

    Natürlich muß man berücksichtigen, daß seit der Erstaktivierung erst 40 Tage verstrichen sind und daher meine "Hör-Reise" noch im Anfangsstadium ist. Und natürlich bin ich auch "Teil des Experiments", also ist meine Beschreibung rein subjektiv und geprägt von meinen Vorerfahrungen.

    Als vorläufiges Fazit will mir also scheinen: Mit dem beiden nunmehr miteinander kommunizierenden Geräten höre ich zwar nicht besser als mit dem vorigen nicht-kommunizierenden Testgerät von Phonak, wohl aber natürlicher.

  • Hallo Asa, wurde denn ein Sprachverstehen-Test vor und nach der Implantierung gemacht? Zum Vergleich?

    Ich hatte zuerst auch nicht wirklich das Gefühl, dass ich besser höre (nach Implantierung AB und neue HG von Phonak). Aber der Sprachverstehen-Test vor der Implantierung lag bei 0%! (5 Jahre alte HGs in beiden Ohren gehabt) und nach dem „Umbau“ kam ich auf 95 (!)% Sprachverstehen im Test…
    Es wurde offensichtlich ein Spagat gemeistert. Mir sind die neuen Geräte nicht zu laut, gefühlt manchmal zu leisen, und ich verstehe Sprache trotzdem viel, viel besser als vorher.

    Links: AB implantiert im Februar 2025 - EA am 18.03.2025

    Rechts: HG von Phonak Naida Link M