Wie klingt für euch das virtuelle Klavier?

  • Ich fürchte auch, dass die Technik uns da irgendwo harte Grenzen setzt.

    Nachdem ich dasselbe bi und den Vorgänger als SP habe wie du, ist die Technik nicht notwendigerweised der limitierende Faktor. Klar ist es wenig hilfreich, wenn die Signale andersartig am Gehirn ankommen als früher als normal Hörender. Die Technik ist aber nunmal gesetzt. Das Hören aber findet im Gehirn statt (nicht im Ohr). Dieses muss in einem langwierigen Training die neuartigen Signale erst mal mit bekanntem verknüpft werden, das das Gehirn dann neu als richtig anerkennt - genau wie man auch KI langwierig trainieren muss, bis es irgendwann mal von alleine richtig funktioniert. Mit einem normal hörenden Gegenohr ist das ungleich schwieriger. Bilateral versorgte haben es so gesehen leichter, weil das Gehirn auch im Alltag immer nur Signale vom CI bekommt und damit dann immer unwillkürlich trainiert (wenn auch nicht ausreichend für Musik)

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

    Edited once, last by Heavy Medel (June 10, 2025 at 10:48 PM).

  • Music based fitting concepts - anbei Folien, die Prof. Rader (LMU München) vorgestellt hat.

    Danke, SEHR interessant. Wusste gar nicht, dass er inzwischen seine Arbeit dazu veröffentlicht hat.

    Seite 5 die letzten beiden Sätze sind allerdings entscheidend ("Voraussetzungen"). Es hilft demnach nicht, nach München zu Prof Rader kommen, man muss hauptsächlich selbst aktiv sein.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Es erreicht zwar nicht jeder. Erst recht nicht jeder SSDler. Aber es ist definitiv möglich, mit CI Akkorde und Dissonanzen zu erkennen und zu problemlos zu unterscheiden. Ich halte es hingehen für nicht möglich, dies bereits nach nur zwei Monaten zu erreichen.

    Dass ich nach so kurzer Zeit schon saubere Töne hören und Intervalle sicher bestimmen kann, war gar nicht meine Erwartungshaltung. Mein Audiologe sagte mir auch, dass Musik die "Königsdisziplin" beim Hören mit dem Ci ist. Trotzdem ist für mich die Frage interessant, wie andere auf verschiedenen Stationen ihrer Hörreise die Tonleiter mit dem Virtual Piano tatsächlich hören und wie weit man da theoretisch irgendwann kommen kann, und ob meine seltsamen Höreindrücke "normal" sind für jemand der noch am Anfang ist.

    Ich kenne jemand mit 2 CIs, der behauptet dass er bei einem testweise verstimmten Klavier 9 von 10 der verstimmten Töne gefunden habe. Das finde ich schon erstaunlich. Aber der ist auch Vollblut-Musiker und hat die CIs schon länger.

    Du schreibst, dass es für SSDler schwieriger ist. Wie würdest du das begründen? Weil bei ihnen das gute Ohr dominiert und das CI-Ohr dadurch nicht genug trainiert wird? Andererseits haben sie aber doch den Vorteil, das gute Ohr als Referenz zu haben?

  • ... Technik nicht notwendigerweised der limitierende Faktor. Klar ist es wenig hilfreich, wenn die Signale andersartig am Gehirn ankommen als früher als normal Hörender. Die Technik ist aber nunmal gesetzt. Das Hören aber findet im Gehirn statt (nicht im Ohr).

    Das stimmt. Allerdings muss das Gehirn aber doch vom CI genügend Informationen bekommen, um die Töne und Akkorde sauber unterscheiden zu können. Durch die geringere Anzahl von Elektroden (verglichen mit Haarzellen) ist das Signal ja viel gröber. Das Gehirn kann da sicher viel ausgleichen, stößt aber irgendwann an seine Grenzen, genauso wie man ein verrauschtes oder komprimiertes Bild mit geringer Auflösung nicht beliebig "upscalen" kann, um dann ein originalgetreues scharfes Bild zu bekommen.

    Bilateral versorgte haben es so gesehen leichter, weil das Gehirn auch im Alltag immer nur Signale vom CI bekommt und damit dann immer unwillkürlich trainiert (wenn auch nicht ausreichend für Musik)

    Ok, damit hast du schon meine obige Frage beantwortet. Aber wie gesagt, sie haben dafür den Nachteil, dass sie kein Korrektur/Referenz-Signal haben. Vielleicht ist dieser Nachteil aber tatsächlich nicht so gravierend. Ein Kind, das Sprache und Musik neu lernt hat ja auch kein Referenzsignal.

  • Durch die geringere Anzahl von Elektroden (verglichen mit Haarzellen) ist das Signal ja viel gröber.

    Wie kann es sein, dass ein Normalhörender über Kopfhörer richtig gute Musik hören kann, οbwοhl da nur ein einziges Kabel von der Quelle zum Lautsprecher führt statt zigtausend wie bei den Haarzellen?

    Nach demselben Prinzip funktioniert es auch mit den Elektroden. Je nach Impulsrate ergibt das im Gehirn eine andere Frequenz. Es ist nicht mehr eine Nervenfaser für genau eine Frequenz zuständig. Sondern hunderte Nervenfasern sind nun gemeinsam für hunderte Frequenzen zuständig.

    Das Gehirn muss nach einer CI OP nun vollständig umlernen, die neue Art wie die Signale ankommen müssen mit altbekannten verknüpft werden. Das dauert und erfordert viel Training.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Wie kann es sein, dass ein Normalhörender über Kopfhörer richtig gute Musik hören kann, οbwοhl da nur ein einziges Kabel von der Quelle zum Lautsprecher führt statt zigtausend wie bei den Haarzellen?

    weil über dieses eine Kabel mehr Toninformationen laufen, als 50.000 menschliche Haarzellen überhaupt verarbeiten können. Ich denke der Vergleich hinkt ein wenig ;)

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • In der Cochlea sind nur ca. 3500 Haarzellen mit Nerven zum Gehirn. Im Hirn entsteht dann durch Kombination welche Nerven in welcher Reihenfolge erregt werden die Ton/Sprachinformation. Dadurch können Menschen 20 - 20.000 Hertz hören, obwohl in der Cochlea nur 3500 Nerven von 20 - 8000 Hertz sind.

    Ich schon ganz schön kompliziert das Hören.