• Hallo beisammen,

    Ich habe mal eine Frage. Seit März bin ich rechts Taub und links hochgradig schwerhörig nach einer Meningitis. Auf dem rechten Ohr habe ich ein CI vom Medel .Die Anpassung soll im Juni erfolgen. Wie ist das Hören damit.Gibt es welche, die damit ein fast natürliches Hören bekommen haben? Ich habe richtige Angst, das es bei mir nicht klappt.

    Liebe Grüße

  • Angst ist ein schlechter Berater!


    Du wirst ja einen guten Grund gehabt haben, wieso Du der OP zugestimmt hast.
    Jetzt geht es weiter. WIE das erste Hören bei der EA sein wird, das kann niemand genau voraussagen.
    Es gibt welche, die konnten sofort damit was hören und ja, sogar was verstehen.
    Andere, wie ich haben erst einmal nur Töne gehört, oder Geräusche, Läuten, Brummen, oder sogar nur was gefühlt.


    Wenn Du vorher normalhörend gewesen warst, könnte ich mir vorstellen, daß die Umstellung auf dieses "künstliche Hören" etwas krasser ausfallen wird, als bei jemanden, der schon seit Jahren Hörgeräte trägt.


    Eins ist sicher: das erste Hören wird auf jeden Fall erst einmal ungewohnt sein. Selbst wenn schon was an Stimmen ankommt, wird es sich "falsch" anhören, oder wie Mickey Mouse, oder gar ein Roboter klingen. Oder Dir fallen komplett ander Vergleiche ein.

    Wie auch immer, jetzt wird Deine Arbeit begingen. CI tragen und einfach nur mal lauschen. Gerne auch mal ohne alles bis ins kleinste Detail zu analysieren. Gerne auch mal mit aktiven Suchen, WAS man da genau hört. Gerne mal mit Unterstützung der anderen HG Seite, und auch mal ohne "das gute Ohr".
    Ab jetzt wird Dein Gehirn alles neu verarbeiten und neu in die Schubladen sortieren müssen, was es da gerade "neu" hört. Längst verschwunden geglaubte Frequenzen werden wieder da sein, und auch das "neue Hören" ein wenig "verfälschen", weil man (lange) vor der OP sich an das Hören mit weniger, anderen Frequenzen gewohnt gewesen war.


    Für mich klingt mein Hören mit beiden CIs tatsächlich natürlich.
    Aber es wird Dir niemand sagen können, ob dies auch bei Dir der Fall sein wird.

    Wichtig ist tatsächlich, daß Du ab da am Ball bleibst. Es wird Rückschläge geben, neue Einstellungen erforderlich sein und auch mal dem Gehirn ein paar Tage geben, sich an die "falschen Töne" zu gewöhnen. Da heißt es, weiter!


    Ich wünsch Dir viel Erfolg auf Deiner Hörreise, und bleibe vor allem neugierig!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Das mit der Meningits ist extrem übel, wenn man so plötzlich ohne Vorwarnung das Gehör verliert. Wenn die OP schon mal gut verlaufen ist und sie rechtzeitig gemacht wurde, dann ist das aber doch schon mal gut, Gratulation dazu und zur Entscheidung es zu wagen.

    Sicherlich wirst du mit dem CI wieder etwas hören. Wie lange es braucht und ob man überhaupt dahin kommt, Sprache gut zu verstehen, Stimmen auseinander zu halten, oder gar Musik wieder mit Genuss hören kann (das schwerste) ist sehr unterschiedlich. Und das volle, reiche natürliche Hören kann man aufgrund der Technik mit der begrenzten Zahl von Elektroden leider nie erreichen, ich kenne auch niemanden der von sich behaupt würde, wieder ganz natürlich hören zu können und Musik mit allen Nuancen erfassen zu können. Ich empfehle daher die Erwartungen nicht allzu hoch anzusetzen und sich dann zu freuen, wenn es doch besser klappt als gedacht.

    Bei mir persönlich klang das CI in den ersten 2 Wochen wie eine reine Roboterstimme, egal wer sprach. Jetzt nach 6 Wochen klingt Sprache schon viel natürlicher un die Stimmen sind auch unterschiedlicher, wenn auch immer noch etwas roboterhaft. Musik ist meistens (je nach Instrument und Mehrstimmigkeit) noch ein Graus. Trotzdem würde ich mein CI nicht mehr hergeben wollen.

    Alles Gute für deine Hörreise!

  • …. Wie ist das Hören damit.Gibt es welche, die damit ein fast natürliches Hören bekommen haben? Ich habe richtige Angst, das es bei mir nicht klappt.

    Dass du Angst hast ist sehr verständlich, es ist das Unbekannte was mir damals Angst und Sorge bereitet hat. Und dieses „keiner kann dir sagen wie es wird“ hilft einem ja auch nicht wirklich.


    Dann sagte eine Freundin einen für mich entscheidenden Satz: Toll, dass es solche Hilfsmittel gibt. Stell dir vor, es gäbe sie nicht.

    Alles was jetzt für dich kommt, wird besser sein, als das was nach der Meningitis kam. Es ist eine Option, eine Chance dich wieder näher an die Menschen zu bringen.

    Links: AB implantiert im Februar 2025 - EA am 18.03.2025

    Rechts: HG von ReSound

  • Ich kann dir nicht viel dazu sagen, weil ich auf der anderen Seite noch ein gut hörendes Ohr habe. Was ich aber beeindruckend fand: Nach der ersten Anpassung habe ich angefangen, mit einer App zu üben, und eine der Übungen war Alltagsgeräusche zu erkennen. Anfangs habe ich so gut wie kein Geräusch identifizieren können, weil alles wie ein Blechdach klang. Ich habe die Geräusche nur am Rhythmus erkennen können. Plötzlich nach zwei Wochen einem auf den nächsten Tag das Hundegebell wieder genauso wie Hundegebell. Der Kopf hat also die ganze Zeit gearbeitet und gearbeitet. Es ist alles sehr viel Übungssache.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

    Edited once, last by AnniB (May 28, 2025 at 9:45 AM).