Musik neu lernen mit CI bei SSD

  • Ich habe als SSDler jetzt sei einem Monat ein CI auf dem tauben Ohr. Damit konnte ich schon nach wenigen Tagen Sprache verstehen, und das Sprachverständnis wird immer besser.

    Allerdings Musik auf dem CI - das ist bisher eine einzige Katastrophe. Ich hatte mich beim Üben bislang nur auf Sprache konzentriert, muss ich dazu sagen. Jetzt wollte ich bewusst auch mal etwas Musik in das Hörtraining einfließen lassen, aber war ziemlich entsetzt von den ersten Versuchen.

    Einige Instrumente funktionieren einigermaßen, andere sind grauenhaft. Ein Klavier, das eigentlich schöne gebrochene Akkorde spielt, hört sich so an, als würde ein 5 jähriger wild darauf herum hämmern, oder als ob eine Katze reingefallen wäre, oder beides gleichzeitig. Singstimmen höre ich sehr schlecht und verzerrt, sobald Begleitung hinzukommt. Eine sanfte Frauenstimme kann sich dann schon mal in den Sänger von Rammstein verwandeln (den ich nicht mal mag). Insgesamt ist es kein wirklicher Genuss. Viele Musikstücke sind so entstellt, dass ich sie gar nicht erkennen kann. Und wenn ich selber Klavier stimme, hören sich linkes und rechtes Ohr dissonant an.

    Geht es euch auch so? Ist es besser geworden? Wie lange dauert das? Wird man je wieder mit dem CI Musik so hören, dass es auch Spaß ist, mit dem vollen Klang und der Dynamik wie bei einem normalen Ohr, oder zumindest näherungsweise?

    Welche Strategien zum Üben verwendet ihr? Gezielt nur auf das CI-Ohr streamen und konzentriert lauschen (solange man es aushalten kann)? Oder die Original-Musik auf dem guten Ohr parallel hören? Leise oder gleich laut? Oder immer abwechselnd? Ich habe das Gefühl, man muss eine Mischung aus allen Strategien einsetzen. Gibt es etwas, das bei euch besonders gut funktioniert?

  • Die ultimative Lösung weiß ich da auch nicht, aber am besten läuft es bei mir erstmal mit Klassischer Gitarre auf YouTube. Wenn das mal richtig läuft, dann gehe ich im nächsten Schritt auf Klavier. Und so hoffe ich am Ende auf einen akzeptablen Erfolg. Nicht aufgeben!

    Links: Cochlear OP: 12.12.2024 EA: 14.01.2025 Nukleus 8 <3

    Rechts: Seit 25.04.25 wegen Rückkehr des Hörvermögens erstmal wieder ohne HG :)

  • Ja, Musik war bei mir auch absolute Katastrophe, aber mittlerweile ist es schon etwas besser ;)

    Aber von schön und richtig noch weit weg...

    Ich habe mit meludia von medel auch geübt, bzw übe noch damit. Man kann das 1 Jahr kostenlos nutzen, auch wenn man kein medel implantat hat. Ziemlich frustrierend, wenn die Töne alle gar nicht passen. Man nicht hört, ob die Töne rauf oder runter gespielt werden... aber ich hab nicht aufgegeben und irgendwann klappte es wenigstens einmal richtig... lustigerweise bemerkte ich einen deutlichen Schritt vorwärts, nachdem ich ca 2 1/2 Tage/ Nächte ständig wechselnde Tinnitustöne hatte... die waren dann auch wieder weg.

    Ich hab für mich gemerkt, dass es zum hören üben am besten ist, wenn nur ein Instrument spielt und ein ständiges vergleichen mit dem anderen Ohr auch hilfreich ist...

    aber Klavier ist echt am schwersten...

    Also Geduld! Und üben. :):!:

  • Noch etwas:

    Dass die Töne rechts und links dissonant sind kenn ich. Übe, indem mir jemand ein Liedanfang vorsingt und ich dann , nur mit CI hörend, einstimme. Durch die Rückmeldung zu hoch, etc. wurde das richtige Hören geschult.

    Meine Musiktherapeutin sagte letzte Woche, dass ich nur noch ne spur zu hoch einsetze.

  • Ich habe am Anfang auch Musik zu Trainingszwecken auf das CI gestreamt. Es war nicht schön und blieb auch im Vergleich zum Naturohr nicht so gut. Ich habe mit Musik geübt, die ich gut kannte, und habe festgestellt, dass es immer „voller“ wurde mit jedem Hördurchgang.

    Ich habe mich dann aber entschlossen, das zu lassen, weil es nicht dem entspricht, wie ich Musik höre.


    Ich höre Musik über die Luft und da klingt sie zu, sie klingt als Ganzes und wie auf dem normalen Ohr. Oder ich höre über Over-Ear-Kopfhörer und auch da klingt es echt gut, ich höre Stereo und es erfreut mich immer wieder neu.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Also Musik ist ja quasi die Königsdisziplin. Das ist schon ne ganz andere Hausnummer. Ich hab mein Ci jetzt knapp 2 Jahre und es gibt nicht mehr viel Unterschied zu meinem HG Ohr. Es braucht Zeit und Übung. Ich höre aber jetzt nicht krampfhaft Musik nur damit es besser wird.

  • Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich, die ich ein CI und ein gesundes Ohr habe, Fortschritte gebracht hat, als ich Musik beidseitig geübt habe.

    Ich nehme mal als Beispiel mein Geige spielen. Ich habe im Sommer 2024 mein CI bekommen, im November habe ich das erste mal wieder Geige gespielt. Es hörte sich mit dem CI Ohr wie Katzenjammer an. Nun machte ich folgendes. Ich spielte Stücke zwei, drei Tage mit CI an und dann ließ ich das CI für eine Woche weg und hörte beim Spielen nur mit dem gesunden Ohr (was übrigens auch kein Genuss ist, weil die Fülle fehlt). Nach einer Woche Pause spielte ich wieder mit CI. Und merkte, dass sich der Katzenjammer gelegt hatte. So machte ich es immer weiter. Mal mit CI an spielen und dann wieder Zeiten ohne CI. Ab Februar 2025 konnte ich das CI beim spielen dauerhaft anlassen und es hört sich nun rund für mich an. Das CI-Ohr ergänzt mein normales Ohr und sorgt für die Fülle im Klang.

    Zwei Erkenntnisse aus meinen Monaten mit CI:

    - ich habe festgestellt, dass ich für Neues (am Anfang das Hören von bestimmten Satzmelodien bei Sprechern, später Musik) immer eine Woche brauche, bis ich eine Weiterentwicklung wahrnehme

    - für mich als SSDler ist es kein Ansatz Musik nur auf das CI zu streamen und zu erwarten, dass ich dort irgendwann mal Musikgenuss erlebe. Dafür ist mein normales Hören zu gut. Die Fülle, die das normale Ohr bietet, kann mir das CI nicht bieten. Ich merke, dass das CI dem normalen Ohr das Tor zum Stereogefühl öffnen kann, es kann für mich (im Moment?) aber nicht alleine stehen.

    Und noch eine persönliche Beobachtung zum Schluss: mein CI-Ohr lernt beim Stereo Musikhören einfach mit. Ich spiele ehemalige Lieblingsstücke. Ganz schnell hören sie sich mit beiden Ohren wieder komplett an. Evtl. ruft mein Gehirn alte Erinnerungen ab.

    Und hören ist so subjektiv: was sich für mich rund anfühlt, kann für einen anderen SSDler ganz anders sein.

    SSD |CI seit August 2024 | Med-El, HdO-Prozessor SONNET 3 | Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Es braucht Zeit und Übung. Ich höre aber jetzt nicht krampfhaft Musik nur damit es besser wird.

    Klar, aber gerade am Anfang muss man sich schon etwas zwingen, sonst würde man gar nicht mehr Musik hören. Übung brauch immer auch ein Mindestmaß an Disziplin und Regelmäßigkeit. Aber ja, man soll es auch nicht übertreiben.

    Und das du nach zwei Jahren keinen Unterschied mehr hörst klingt ermutigend.

  • Vieles von dem, was bereits beschrieben wurde, habe ich auch praktiziert. Noch ein Tipp: wann man mit Kopfhörern hört, kann man ja die Balance zwischen und rechts verändern. Ich habe es dann zum Üben immer so eingestellt, dass ich die Gewichtung stark zum CI-Ohr hin verändert habe, aber trotzdem über das normale Ohr noch das Musikstück erkennen konnte.

    Aber auch bei mir stellte sich trotz intensiven Übens bei einem reinen Streaming auf dem CI-Ohr kein ansprechender Höreindruck ein - insbesondere bei klassischer Musik. Im Zusammenklang ist das CI-Ohr beim Musikhören natürlich trotzdem ein riesiger Zugewinn.

    Wie sind eure Erfahrungen mit Meludia? Hier gibt es viele Übungen, bei denen man schnell weiter kommt (Melodien und Rhythmen erkennen) aber bei den Übungen, bei denen es um Klänge - also mehrere gleichzeitig erklingende Töne - geht, gibt es bei mir wenig Fortschritt. Insbesondere bei komplexeren Orchesterklängen schaffe ich es nicht, konsonante/dissonante Klänge oder Unterschiede zwischen Dur und Moll zu hören. Ich vermute, dass es an den Obertonfrequenzen liegt, die auf dem CI-Ohr teils verstimmt gehört werden, so dass harmonische Schwingungsverhältnisse nicht richtig erkannt werden.

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • in der Reha haben wir Musikraten in der Gruppe gemacht. Die Therapeutin hat ein Stück vorgespielt und wir sollten aufschreiben, was wir meinten zu erkennen. War so katastrophal, dass wir dann einen offenen Diskussionsrahmen davon gemacht haben. War total lustig.

    Die Lieder waren allesamt Schlagerstücke aus zwei, drei Jahrzehnten. Das schöne an Schlager ist halt, man muss ihn nicht mögen, man kennt die Lieder aber trotzdem oft. Die Therapeutin empfahl sogar, zuhause erst einmal damit zu üben. Schlager hat meistens einfache Akkorde, eingängige Melodien. Da hat man schneller Erfolgserlebnisse.

    Es nützt wenig sich auf Jazz oder Klassik zu stürzen, nur weil man diese Musikstile bevorzugt. Es ist halt, gerade am Anfang, einfach zu komplex. Wenn man besser wird kann man das Level steigern. Und manchmal, ja da bleibt das mit dem Musikhören ein wenig bescheiden. Da kann man noch soviel üben. Man sollte das dann nicht als persönliches Versagen ansehen. CI sind vorrangig fur die sprachliche Kommunikation entwickelt worden. Wenn mehr funktioniert ist es schön.

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • :) Eine CI Trägerin, die es schon 20 Jahre hat, sagte zuletzt: selbst nach 20 Jahren wird das Musikhören immer noch schöner...

    Das ist das schöne an einem CI: Im Gegensatz zum normalen Hören mit den Ohren hört man im Laufe der Zeit immer besser statt immer schlechter.

    Edited once, last by Cito (May 19, 2025 at 9:44 PM).

  • Ende der 90er/Anfang der 20er Jahren sagte man SP = Sprachprozessoren und Musik gehört zu Königsdiziplin unter CI Trägern.
    Man darf auch nicht vergessen inwiefern und wieviel die jeweilige CI Trägern zuvor mit Musik und Gespräch zb. größere Runde zb Familienfeier oder im Restaurant in Berührung kam bzw. Verstand/Lieder erkannte teilweise nur den Refrain kannte/hörte o.ä.

    Etwa 10 Jahre später wurde aus SP => Sprach- dann Soundprozessor.

    Man darf nicht vergessen einige von euch seid noch an Anfang der CI Zeit. Und wie die meisten von euch bemerkt habt das nicht damit getan ist beim Firstfit den SP einschalten und schon läuft es bzw. Klingt alles gut. Es bedarf Zeit und wird in Reha auch oftmals hingewiesen.

    Wenn jemand Bein bricht ist oftmals verständlicher, dass eine Zeit bedarf bis man wieder joggen oder sogar Marathon laufen kann. Es ist immer erstaunlich dass hier oftmals nach unter 2 Jahren meinen das mit Sprache und vorallem Musik nach paar Wochen/ Monaten besser klappen sollte. Div. CI Trägern bemerken nach mehr als 10 Jahren noch das man plötzlich dies oder jenes Geräusch, Musik wenn auch nur um Refrain geht oder in entsprechende Situation was verstehen kann.
    Mit krampfhaft erreicht man glaube ich weniger was da man immer wieder darauf rumreitet und meint es muss jetzt klappen.

    Selbst in Reha wird dem jeweilige Patient in Erinnerung gesagt dass man nicht vergessen sollte wie lange das Ohr nicht mehr hört/verstand und eben seine Zeit braucht. Und Zufriedenheit ist bei jeden individuell.

    Bei SSD wird in Reha das "gute" Ohr verstöpselt damit man auf "Taube" Ohr lernt zu hören - da sonst immer wieder über das bessere Ohr bzw die bilateral versorgt wird wird auf bessere bzw längere versorgte Seite der SP angelegt damit das Netz versorgt Ohr trainiert wird. In letzte Rehawoche wird dann beidseitig geübt und geschaut ob dann angenehm ist bzw. besser klappt mit verstehen.

    Dennoch allen viel Spaß bei der Hörreise

    Edited once, last by Wallaby (May 20, 2025 at 9:03 AM).

  • Zum Thema Musik kann man nur sagen: Geduld und üben. Leider ist es auch zum Teil eine Frage der Einstellung, für die leider kaum Zeit ist.

    Da ich das große Glück habe mir meine Einstellung selber zu machen, kann ich durchaus mal 2-4 Std an einer Sitzung hängen und Finetuning machen was den Klang angeht.

    Ich bin seit 4 1/2 Jahren CI-Träger mache meine eigenen Einstellungen und trotzdem, einiges hört sich wieder ganz gut an, anderes ist eine Katastrophe.

    links 12/2020 CI632 Cochlear CP1000/N7(Seit Dez 24 CP1110 Dauerleihgabe)

    rechts 03/2021 CI632 Cochlear CP1000/N7(Seit Dez 24 CP1110 Dauerleihgabe)

    Ausbildung zum Hörakustiker mit Ci Betreuung

  • Da ich das große Glück habe mir meine Einstellung selber zu machen, kann ich durchaus mal 2-4 Std an einer Sitzung hängen und Finetuning machen was den Klang angeht.

    Das habe ich zu HG weiten auch gemacht. Aber was muss denn beim CI so viel eingestellt werden? T und C Level jeder Elektrode. Das wars doch eigentlich. Der Rest ist meiner Meinung nach kopfsache, also intensives Training.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Tatsächlich ja, vorausgesetzt man hat die Zeit dazu, wobei es wahrscheinlich auch auf die mögliche Grundeinstellung, basierend auf der NRT Messung und dem aktuellen T Level, ankommt.

    Bei mir ist auf beiden Seiten eine ziemliche Welle bei den höhen Elektroden drin, die ich nach und nach versuche auszugleichen.

    Schon ein zwei CL machen mMn einen großen unterschied im Klang der Musik, bei der Sprache tatsächlich nicht so sehr.

    links 12/2020 CI632 Cochlear CP1000/N7(Seit Dez 24 CP1110 Dauerleihgabe)

    rechts 03/2021 CI632 Cochlear CP1000/N7(Seit Dez 24 CP1110 Dauerleihgabe)

    Ausbildung zum Hörakustiker mit Ci Betreuung