Ohne Filter - wirklich eine Frage der Gewöhnung beziehungsweise ein Zugewinn?

  • Hallo,

    es gibt neue Studien die vermuten lassen, dass der zu häufige Gebrauch von Noise-Cancelling-Kopfhörer zu auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) führen kann.
    Obwohl die betroffenen Personen bei klassischen Hörtests keinerlei Störungen zeigen, hat das Gehirn aber Schwierigkeiten die erfassten akustischen Informationen korrekt zu verarbeiten.
    Das führt somit zu Problemen, Sprache in lauter Umgebung zu verstehen, Anweisungen zu folgen oder schnelle und undeutliche Sprache zu verarbeiten.
    Man kann somit sagen, dass das Gehirn durch das tragen von von Noise-Cancelling-Kopfhörer verlernt Störgeräusche zu filtern.
    Das ganze ist allerdings eine Vermutung und wissenschaftlich noch nicht bewiesen.

    Gruß
    Schera

  • Schera,

    Ich glaube, das kann man nicht mit einem CI vergleichen, die immer mit noise cancel unterwegs sind. Während die Test Teilnehmer in der Studie auch mal ohne Kopfhörer unterwegs sind.

    Wenn Letztere dann ohne Kopfhörer versuchen, im Störlärm zu verstehen, dann hat das Gehirn verlernt, Mit den Alltagsgeräuschen zurecht zu kommen. Während der Träger niner CI immer mit der Geräuschunterdrückung unterwegs ist. Also in geräuschvoller Umgebung dann trotzdem wie immer versteht. Es sei denn, man schaltet mal um auf ein Programm ohne Geräuschunterdrückung. Dann tut er sich sehr schwer, in geräuschvoller Umgebung etwas zu verstehen, weil er das dann nicht gewohnt ist. Aber das braucht er ja auch nicht, denn er hat ja sein gewohntes Programm - die Test Personen mit den Kopfhörern hingegen nicht.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Hallo Heavy Medel,

    das ist keine Erkenntnis aus einer speziellen Studie, eher eine Ursachenvermutung.
    Es gibt immer mehr Erwachsene die ein völlig unauffälliges Audiogramm haben, aber im Störlärm nicht mehr gut verstehen können.
    Als Ursache wird das häufige Tragen von Noise-Cancelling-Kopfhörer vermutet, ist aber wissenschaftlich nicht eindeutig bewiesen.

    Eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag eine Antwort auf die Überschrift "Ohne Filter - wirklich eine Frage der Gewöhnung beziehungsweise ein Zugewinn?" eingehen.


    CI-Träger die immer mit der Geräuschunterdrückung unterwegs sind werden sich ohne Filter im Störlärm nicht mehr "zurechtfinden", da das Gehirn das Filtern von Störgeräuschen nicht gelernt, bzw. verlernt hat.

    Ich selbst bin Beginn meiner CI-Historie ohne Filter unterwegs.
    Während des Testzeitraums auf das Upgrade auf Sonnet 2 hatte ich für einige Wochen einen Filter aktiv.
    Das führte dazu, dass ich beim Einsilber-Test im Störlärm die geforderten 20% Zuwachs erreichte.

    Der Preis hierfür war eine verfremdete Wahrnehmung der bisherigen Geräusche.
    Ich konnte mich nicht mehr auf ein analytisches Hören verlassen.
    Auf welcher Stufe läuft die Abzugshaube, ist der Staubsaugerbeutel voll, fängt das Wasser im geschlossenen Topf an zu kochen, läuft der Heizungsbrenner noch einwandfrei....
    Zudem wurden beim Klavierspielen die ausklingenden Töne einfach gekappt und das Spielen macht einfach keinen Spaß mehr.

    Der Zugewinn im Störlärm war in der realen Umgebung, im Gegensatz zum "Labortest", eher gleich Null.
    Ich fand die Filter mehr störend und verfremdend und war froh als diese wieder deaktiviert wurden.

    Gruß
    Schera

  • Andrea2002

    Ich mittlerweile auch und die funktionieren seit März nun endlich links und rechts synchron. Dennoch tu zumindest ich mir schwer, einen Nutzen aus diesem Programm zu ziehen, weil ich es zu selten verwende und damit den veränderten Klang nicht gewohnt bin. Οbwοhl die Einstellung nur auf mild steht. Mehr profitiere ich von der Umstellung von omni auf Direktional, wenn ich mich im Störlärm unterhalten will.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Ich habe zum Vergleichb(?) das andere Ohr. Schalte ich das Programm ohne Filter an, rauscht es, auch nach einer ‚Gewöhnungszeit‘. Ich hahe dann also nicht das Gemisch der Welt-Klänge ohne Fokus auf Sprache, sondern das Gemisch + Rauschen. Und das nervt.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Ich habe zum Vergleichb

    Das ist eher ein Problem als ein Vorteil. Dein normal hörendes Ohr lässt sich nicht an das CI anpassen. Damit muss das CI versuchen, Unmögliches zu leisten, nämlich wie das normale Ohr zu sein. Der Dynamik Umfang des CI ist aber wesentlich kleiner und so muss es leise Geräusche verstärken (bzw so mappen), damit du es hörst. Und das tut es ohne Filter im Vergleich zum normalen Ohr zu stark. Die Umgebung rauscht nun mal.

    Statt die Verstärkung (bzw vielmehr die Empfindlichkeit) zu reduzieren schneidet dein Filter einfach alles scheinbar Unnütze weg. Dafür hörst du im CI Ohr Dinge erst gar nicht, die dein normales Ohr nur selbst wegfiltert.

    Auch in deinem Fall ist das Trainingssache. Die Frage stellt sich für dich aber: Wozu?

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Das weiß ich ja auch nicht. Ich war etwas unsicher, ob ich einen Fehler mache, wenn ich das nicht trainiere. Ich habe heute auch ChatGPT gefragt und ChatGPT sagt, ich soll es hin und wieder üben.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • über die Notwendigkeit oder Filter spricht ja auch mit einem der Audiologe nicht … Oder zumindest meiner bisher nicht. Ich habe einfach verschiedene Programme und muss gucken, welches mir gefällt.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Was haltet ihr von dieser Strategie?

    • Die meiste Zeit und standardmäßig verwendet man ein Programm mit möglichst wenig Filtern.
    • Selten, wenn man konzentriert in Ruhe arbeiten muss, legt man das CI ab oder schaltet es auf Standby.
    • Selten, wenn man z.B. in einer Gruppe ist wo Leute durcheinander reden, die Akustik schlecht ist oder Störschall Probleme macht, dann schaltet man in einen "Fokus"-Programm, mit mehr Richtwirkung und Ausblendung von Störgeräuschen.
  • Ich bin ja auch mit einem gut hörenden Ohr als Vergleich im Leben unterwegs und möchte dem Programm ohne Filter (nochmal) eine Chance geben. Was mich dieses mal antreibt: ich war auf dem Chorkonzert meiner Kinder und als ich ins Programm ohne Filter gewechselt habe, hat es sich angehört, als ging auf dem CI-Ohr eine Tür in die große weite Welt auf. Ähnlich dem Klang mit dem normalen Ohr. Es ist also deutlich zu hören, wie begrenzt das Hören mit Filterprogramm ist. Ich habe aber auch gemerkt, dass mir manche Geräusche ohne Filterprogramm noch zu intensiv sind. Ich habe also das Programm ohne Filter auf leiser gestellt und werde mich dann langsam steigern. Diese Herangehensweise hat schon beim Musikhören lernen geholfen und natürlich bei den ersten Schritten mit C ganz zu BeginnI. Ich höre auch mit dem CI ein leichtes Rauschen, das ich mit dem normalen Ohr nicht in der Welt höre. Aber das ist mir im Moment egal, da ich es genieße, dass mein CI-Ohr wieder mehr in der großen weiten Welt unterwegs ist und nicht eng eingequetscht hören muss (um es mal bildlich zu beschreiben ☺️)

    SSD |CI seit August 2024 | Med-El, HdO-Prozessor SONNET 3 | Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Hallo,

    genauso ist es, die Filter schneiden viel weg und sind sehr auf Sprache getrimmt. Das ist schön, wenn man Sprache gut versteht. Und die Hoffnung aus besseres Sprachverstehen war der Grund, mich für ein CI zu entscheiden. aber diese ganzen Filter nehmen auch sehr viele Geräusche weg, das merkt man draußen und eben bei Musik. Beim Radfahren finde ich mein Filterprogramm nachgerade gefährlich und ich verstehe ich nicht, wie die Audiologen und Akustiker CI- und HG-Träger reihenweise ausschließlich mit Filterprogrammen auf die Welt loslassen. Denn mein filterloses Programm musste ich extra anfordern und es hat auch eine Weile gedauert, bis man endlich alle Filter identifiziert und abgeschaltete hatte.

    Gruß

    Andrea

  • Die Audiologen bei mir in der Klinik haben mich mit einem Automatik-Pogramm auf die Hörreise geschickt. Vermutlich, um mir das Verstehen von Sprache so leicht wie möglich zu machen.

    Erst ein halbes Jahr später habe ich mit dem filterlosen Programm beschäftigt, dass dann aber noch nicht gut klang. Von da an habe ich mich bei den Einstellungs-Terminen darauf konzentriert, dass das Hören im Musikprogramm möglichst natürlich klingen soll. Und seit dem bin ich mit der Programm-Wahl so unterwegs, wie von CITO beschrieben.

  • bin wohl einer der wenigen, die 99% der Zeit mit dem Standardprogramm rumlaufen (bei AB "Autosense") und damit gut zurecht kommen?

    Nur bei aktivem Musik(zu)hören schalte ich ins Musikprogramm, oder bei Kopfhörerbetrieb in einen Modus, wo das T-MIC hauptsächlich arbeitet, oder bei Störumgebung in den Modus mit Focus. Wobei der, um ehrlich zu sein, auch nicht viel rettet.

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • Hallo,

    Wenn man es ganz genau nimmt, gibt es kein CI ohne Filter. Man muss das Hörgerät der Normalhörenden auf ein vergleichsweise kleines Hörfeld in unserer Cochlear zusammenpressen und das beinhaltet automatisch Filter, beispielsweise der sehr tiefen und der hohen Töne.

    Zurück zu Deiner Frage, es gibt AB Träger, die meinen, irgendetwas würde noch immer gefiltert, auch nach der Deaktivierung sämtlicher Filter. Ich selbst kann das nicht bestätigen. Ich meine das Musikprogramm ist ohne Filter. Ich kann schwer nachvollziehen, ob mein Gehör oder meine Gewohnheit die Filter nicht mehr wahrnehmen, oder ob bei den anderen doch noch gefiltert wird, beispielsweise wirkt Enable Softvoice auch noch eine Filterung. Das hat lange gedauert, bis wir darauf gekommen sind , das zu deaktivieren. Und erst dann war ich zufrieden.

  • Hallo,

    anbei ein Bild von meinem "Hardware-Filter" für das Radfahren.
    Es passen auch 2 Prozessoren rein. Fürs sportliche Radfahren reicht aber einer aus.
    Seit über 10 Jahren bewährt, ganz ohne Software-Filter.

    Gruß
    Schera