Hörtests mit CI

  • Bei der ambulanten Reha wird ja jedes Mal geprüft, wie gut man mit dem CI hört. Doch wie objektiv ist das wirklich?

    Bei mir als SSDler läuft das so, dass auf dem guten Ohr mit dem Kopfhörer ein extrem lautes Rauschen in verschiedenen Frequenzen eingespielt wird, und die andre Muschel etwas schief auf das CI gesetzt wird. Ich sehe darin mehrere Probleme:

    1. Das Rauschen irritiert und stört mich sehr. Ich bin mir sicher, dass ich ohne dieses Rauschen (d.h. wenn man das gesunde Ohr auf andere Weise vertäuben würde) wesentlich bessere Ergebnisse hätte.

    2. Die Kopfhörer sind sicherlich so kalibriert, dass sie recht genau den gemessenen Schalldruck erzeugen, wenn man sie korrekt auf eine normale Ohrmuschel aufsetzt, Auf dem CI-Ohr wird der Kopfhörer aber nur irgendwie grob auf den Soundprozessor aufgesetzt, und nicht genau ausgerichtet. Ich bin mir nicht mal sicher, ob darauf geachtet wird, wo genau bei dem jeweiligen Modell die Mikros sitzen. Ich kann mir vorstellen, dass der Schalldruck, der am CI ankommt, vom kalibrierten Schalldruck auf dem normalen Ohr abweicht, und unterschiedlich ist, je nachdem wie nah der Kopfhörer an den Mikros ist und wie er zufällig ausgerichtet ist. Das würde dazu führen dass Messungen an verschiedenen Tagen nicht vergleichbar sind, und auch nicht mit einem normalen Ohr vergleichbar sind.

    3. Das Ergebnis könnte auch davon abhängen, wie die Lautstärke und Empfindlichkeit des CIs gerade eingestellt sind und welches Programm gewählt wurde. Es wird auch hier nicht besonders darauf geachtet, dass man es immer gleich eingestellt hat. Auch dies würde die Vergleichbarkeit der Messungen stören.

    Edited 2 times, last by Cito (May 10, 2025 at 10:04 PM).

  • Gefühlt sind bei mir die Durchführungen der Tests auch immer unterschiedlich. Etwas, was beim letzen Mal durchgeführt wurde, wird beim nächsten Mal nicht oder ganz anders gemacht.
    Das Laute ist in der Tat störend und wohl anders als wenn man auf dem anderen Ohr das HG abnimmt. Ich muss mich beim Rauschen-Ignorieren so konzentrieren, dass es sich anfühlt als würde ich das Ohr zukneifen.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

    Edited once, last by AnniB (May 11, 2025 at 7:57 PM).

  • Interessanterweise ist auch die Einstellung der Lautstärke des Störrauschens unterschiedlich. Während meine Klinik vor Ort offensichtlich einen Standardwert verwendet, wurde in der Reha genau geprüft, ab welcher Lautstärke ich ohne CI gesprochene Texte meines Gegenüber in normaler Lautstärke nicht mehr verstehen kann. Dieser individuelle Wert wurde dann zum Vertäuben genommen. Zuhause kombiniere ich für ein Hörtraining in realer Umgebung einen In- Ear-Kopfhörer mit einem Over-Ear-Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. Das funktioniert besser als die Lärmschutzkopfhörer, die sehr unangenehm drücken.

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

    Edited 2 times, last by Soelba (May 11, 2025 at 2:52 PM).

  • muggel Bin mir nicht sicher, ob das nur SSD betrifft was Punkt 2 + 3 angeht.

    Punkt 2 könnte man evtl. lösen, indem man kalibrierte Lautsprecher in festem Anstand verwendet. Im Nachhinein bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob das nicht zumindest bei den Sprachverständlichkeitstests bei mir so gemacht wurde.

    Wird üblicherweise kein Kopfhörer verwendet, wenn man nicht SSD hat, d.h. dient der nur zum Einspielen des Rauschens, oder auch zum Einspielen der Test-Töne und Wörter?

  • Ich erhalte immer nur einen Kopfhörer zum Vertäuben. Der Test funktioniert dann über Lautsprecher. Mit Rondo 3 wäre ein darüber gesetzter Kopfhörer schwierig.

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Da die Messungen in der Regel in „akustisch sterilen“ Akustik-Labors bzw. Messräumen stattfinden, sind subjektiv und objektiv differente sowie indifferente Empfindungen in der alltäglichen Realität der akustischen Welt für mich seit Jahrzehnten durchaus normal.

    „Wer viel misst, misst Mist“ – ist eine alte Binsenweisheit der Physik, Elektrotechnik und Elektronik. :)

    Es ist wichtig und richtig, regelmäßig Hörtests und andere Messungen mit CI und SP zu machen – alleine schon zur Kontrolle und Dokumentation zur Begründung für spätere SP-Ugrades.

    Ich nehme die Ergebnisse zur Kenntnis und lasse mich wegen dieser jedoch nicht für die alltägliche Realität verrückt machen. So lebt es sich entspannter.

  • Doch doch, Das ist schon richtig, es handelt sich um ein reines SSD Problem, ein Luxus Problem. Nur um ein Problem gefunden zu haben, das zu lösen sich nicht lohnt.

    Hörtest sind nunmal nur relative Tests, nicht absolut. Man kann Ergebnisse mit vorherigen und zukünftigen Tests mit gleichen Aufbau vergleichen. Das aber nur, wenn der Test Aufbau auch immer gleich ist. Macht es eine andere Klinik anders, lassen sich diese Test dann nicht vergleichen.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Hörtest sind nunmal nur relative Tests, nicht absolut. Man kann Ergebnisse mit vorherigen und zukünftigen Tests mit gleichen Aufbau vergleichen. Das aber nur, wenn der Test Aufbau auch immer gleich ist. Macht es eine andere Klinik anders, lassen sich diese Test dann nicht vergleichen.

    Hörtests für die Ohren sind normalerweise auch absolut, wenn der Aufbau der gleiche und kalibriert ist. Auf den Achsen des Audiogramms stehen ja auch absolute Zahlen.

    Mein Problem ist, dass der Aufbau für CI nicht nur in absoluten Zahlen nicht stimmen könnte, sondern auch zwischen den Tests, wenn der Kopfhörer nicht immer auf die exakt gleiche Weise auf die Mikros ausgerichtet aufgesetzt wird oder die Lautstärke am CI anders eingestellt wird. Das kann auch in der gleichen Klinik immer wieder unterschiedlich sein.

  • Bei mir werden keine Kopfhörertest mit CI veranstaltet 😉. Ich wüsste auch nicht wofür?

    Wenn ein Ohr noch gut hört muss man es mit Hilfe eines Kopfhörers verrauschen, um rausfinden zu können, wie gut der CI-Träger mit dem CI hört.

    SSD |CI seit August 2024 | Med-El, HdO-Prozessor SONNET 3 | Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Bei meinem letzten Hörtest habe ich mich mega angestrengt - wollte unbedingt besser sein als vor einem halben Jahr.

    Ich war aber nicht besser - obwohl ich viel Hörtraining gemacht habe.

    Ich war frustriert;(, demotiviert, fragte mich was das Üben überhaupt bringt.... :rolleyes:

    Eine Woche später war ich auf dem Volksfest - laute Musik, laute Umgebung....es war mit CI echt super....wäre vor paar Monaten so noch nicht möglich gewesen. Das war einfach ein MEGA Erlebnis.

    Mein Fazit: es kommt nicht auf die Ergebnisse des Hörtests an - es kommt auf mein Erleben mit dem CI im Alltag an :love:

    Einseitig ertaubt seit Februar 2023 / Kanso 2 seit September 2023 - dankbar <3

  • Mein Fazit: es kommt nicht auf die Ergebnisse des Hörtests an - es kommt auf mein Erleben mit dem CI im Alltag an :love:

    Siehe auch die Erläuterung in meinem Posting #7 ..... :)

  • Ich vertäube mein gutes Ohr selbst mit In-Ear Kopfhörer und Rauschen. Wir testen dann immer erst, ob noch was ankommt indem ich das CI abnehme. Die Töne, kommen dann über Lautsprecher. Wenn ich sage, es kommt nichts mehr an, legen wir los. Das funktioniert super, auch wenn es anstrengend ist mit dem lauten Rauschen. Ab und zu haben sie auch direkt auf's CI gestreamt (über das angeschlossene Minimic) so üben wir auch meist beim Hörtraining.

    Manche würden jetzt sagen: dann kannst du ja schummeln. Aber wozu, damit sabotiere ich mich ja selbst. Am Montag habe ich meinen Jahreskontrolle Termin und bin mega gespannt. Allerdings mache ich mich nicht verrückt, wenn es im Vergleich zum letzten Test keine Steigerung gibt. Erstens habe ich schon ein Super Sprachverstehen und zweitens haben wir alle mal gute und mal schlechte Tage. Wie Kermitlady schon schrieb, es kommt auf mein Erleben mit CI im Alltag an.

    Nucleus 8 links seit dem 3. Mai 2024, rechts normal hörend.

  • Ich vertäube mein gutes Ohr selbst mit In-Ear Kopfhörer und Rauschen. Wir testen dann immer erst, ob noch was ankommt indem ich das CI abnehme.

    Beim Hörtraining wenn die TrainerIn spricht, machen wir es auch so. Entweder Ohropax + Ohrschutz oder zusätzlich noch leichtes Rauschen. Das funktioniert ganz gut, das zusätzliche Rauschen muss dann nur sehr leise sein, damit ich absolut nichts mehr höre.

    Bei der Audiometrie gibt es aber kein Ohropax und stattdessen wird extrem lautes Rauschen verwendet. Der Grund könnte sein, dass es dadurch "objektiver" wird weil man nicht schummeln kann, oder einfach nur weil das am schnellsten geht. Die Audiometrie ist in der Klinik ein zentraler Service, der von allen genutzt wird, und da muss immer alles sehr schnell gehen. Was die Ergebnisse nicht gerade besser macht.

  • #Cito

    Zuhause beim Klavierspielen hat sich eine ähnliche Kombi bewährt: Individuell angefertigter Silikon-Gehörschutz (absoluter Tipp für SSD!) + Overearkopfhörer mit braunem Rauschen und höchster Geräuschunterdrückungseinstellung.

    Es wäre ja relativ einfach, zu testen, ob die offensichtlich unterschiedlichen Vorgehensweisen bei den Hörtests trotzdem zu einem vergleichbaren Ergebnis führen. Man müsste ja lediglich die Tests in unterschiedlichen Settings jeweils mit den gleichen Personen durchführen. Eigentlich ein wunderbares Thema für eine wissenschaftliche Studie…

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Zuhause beim Klavierspielen hat sich eine ähnliche Kombi bewährt: Individuell angefertigter Silikon-Gehörschutz (absoluter Tipp für SSD!) + Overearkopfhörer mit braunem Rauschen und höchster Geräuschunterdrückungseinstellung.

    Beim Klavierspielen ist mir auch aufgefallen, dass eine normale Vertäubung nicht hilft. Wie kommt man denn am günstigsten an so einen angepassten Gehörschutz?

    Es wäre ja relativ einfach, zu testen, ob die offensichtlich unterschiedlichen Vorgehensweisen bei den Hörtests trotzdem zu einem vergleichbaren Ergebnis führen. Man müsste ja lediglich die Tests in unterschiedlichen Settings jeweils mit den gleichen Personen durchführen. Eigentlich ein wunderbares Thema für eine wissenschaftliche Studie…

    Genau. z.B. auf unterschiedliche Weise vertäuben (mit/ohne Rauschen) und prüfen, ob das einen Einfluss hat. Vermutlich spielen aber noch weitere Faktoren einen Rolle, z.B. Tagesform, ob man ausgeschlafen ist und wie gut man sich an dem Tag konzentrieren kann. Wenn man noch Tinnitus hat, ob der an dem Tag gerade stärker oder schwächer ist usw.

  • Der Silikongehörschutz wird häufig für schnarchgeplagte Bettgenossen hergestellt. So habe ich die Stöpsel bereits vor meinem Hörverlust genutzt. Dafür wird ein Abdruck vom Gehörgang angefertigt und eingeschickt. In den großen Ketten (z. B. Geers) konnte ich lediglich einen relativ harten, drückenden Stöpsel erhalten. Bei einem inhabergeführten Geschäft dagegen wurden verschiedene Härtegrade angeboten. Mein Favorit ist das besonders weiche Modell. Ich habe es auch in der Klinik verwendet, als das einseitige Tragen von Ohropax empfohlen wurde. Im Vergleich dazu dämpft es deutlich mehr.

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend