Hallo zusammen,
am 13. Nov. 2024 hatte ich mich hier vorgestellt und Rat gesucht und gefunden. Zuvor war ich im Schwerhörigen-Forum "aktiv" und hörte dort zum 1. Mal den Begriff "EAS". Heute will ich kurz von der OP und den Erfahrungen mit dem CI berichten.
OP: Am 26 Februar wurde ich in Freiburg operiert. Das Abschlussgespräch bei der Voruntersuchung war sehr knapp, etwas verkürzt etwa: "Sie haben alle Tests bestanden. Sie können operiert werden." Zum Glück war ich vorbereitet, und meine Fragen wurden mir kurz und bündig beantwortet. Die OP selbt mitsamt Narkose habe ich sehr gut überstanden, einzig ein neuer Tinnitus kam hinzu. Er hörte sich an wie der Warnton, wenn ein Müllwagen rückwärts fährt. Ich verband ihn mit dem Überwachungston im OP-Saal. Inzwischen hat er sich etwas verändert und ist so leise, dass ich ihn kaum noch wahrnehmen kann. Aber mein alter Tinnitus blieb, doch mit ihm kann ich gut leben. Nach fünf Tagen durfte ich heim, ich hatte nie Komplikationen. "Enttäuscht" war ich, dass ich mit dem Hörgerät nur mit höchster Lautstärke minimal hörte. Ich dachte, das sei es mit dem Restgehör und EAS (Irrtum, s.u.). Ungewohnt war jetzt, auf einem Ohr taub zu sein. Wenn jemand meinen Namen rief, hörte ich zwar das Rufen, konnte aber nicht orten, woher es kam, da das Richtungshören fehlte.
Am 31. März war dann die Erstanpassung. Da ich kein geeignetes Ohrpassstück hatte (meine Hg mit dünnem Schlauch, Med-el braucht dicken), vorerst ohne EAS. Alle Elektroden funktionieren, die Töne klingen teils wie Hammerschläge auf Metall, alles sehr blechern und Stimmen robotermäßig. Bei der Logopädin verstand ich schon viel, aber wohl durch das andere Ohr, das zwar vertäubt war, aber trotzdem hörte. Ansonsten wäre es wirklich ein Wunder gewesen. Bei der Musiktherapie klangen alle Töne fast gleich, wobei der Klang eher einem Geräusch glich. Am zweiten Tag wurden Wochentage, Monatsnamen oder Zahlen auf mein Ohr gestreamt. Die meisten "verstand" oder erriet ich. Im Hörtest dann mit Störschall lag ich bei 9%, wobei bei allen Zahlen zumindest eine Ziffer richtig war. Die viereinhalb Tage waren anstrengend, Fortschritte klar erkennbar, das Team in Freiburg sehr gut und motivierend. Phantastisch klingen Vogelstimmen oder Grillen.
Als ich dann zuhause im Freien meinen Schwiegersohn traf, verstand ich ihn beim direkten Gespräch so gut wie vor zehn Jahren. Das letzte Jahr war sehr schwierig mit dem Verstehen. Wir waren beide glücklich. Auch meine Enkel verstehe ich besser, überhaupt alle im 1:1 Gespräch. Auch im Lokal verstehe ich mehr als zuvor. Außer mit den verschieden Apps übe ich mit der Tagesschau. Inzwischen verstehe ich fast alles auch ohne Untertitel, je nach Sprecher mal besser, mal schlechter.
Seit 9 Tagen habe ich ein passendes Ohrpassstück und kann mit EAS hören. Seitdem benutze ich meist dieses Programm. Die Töne sind z.T. zu tief, ich weiß nicht, ob ich mit oder ohne EAS besser verstehe. Die Musik klingt etwas besser, aber immer noch bescheiden. Am Montag geht es wieder zur Anpassung. Gestern hatte ich ein phänomenales Erlebnis: Ich telefonierte mit dem Iphone mit einem Bruder mittels Lautsprecher, verstand ihn schlecht, und hielt dann das Iphone an den Sprachprozessor. Sofort verstand ich ihn viel, viel besser. Beim nächsten Telefonat war es dann wieder umgekehrt, also je nach Stimmlage. Ich probierte dann, Nachrichten und Musik zu hören ohne Sprachprozessor. Und zu meinem großen Erstaunen hörte und verstand ich fast alles, wenn ich das Handy sehr laut stelle und direkt ans Ohr halte. Am anderen Ohr klingt es ohne Hörgerät besser. Also ist doch viel Restgehör geblieben beziehungsweise wieder gekommen. Da bin ich natürlich happy, auch wenn ich weiß, dass das nicht bleiben muss.
Med-el: Ich habe mich wegen der Elektrode für Med-el entschieden, wohl wissend, dass die Vernetzung mit "fremder" Technik zu wünschen lässt. Was die Hörergebnisse und -erlebnisse anbetrifft, bin ich auch höchst zufrieden. Und dies war für mich der ausschlaggebende Punkt. Vielleicht wäre es mit Cochlear oder AB noch besser, vielleicht auch nicht. Vielleicht ließ ich mich auch von der "Werbung" Med-els verleiten. Da laut Arztaussage das andere Ohr auch operiert werden soll, spielt das auch keine große Rolle. Allerdings kann ich mich im Moment mit einer zweiten OP nicht recht anfreuden. Über vier Wochen war ich auf einem Ohr taub. Die Vorstellung, ohne Sprachprozessor gar nichts mehr zu hören, macht mir "Probleme". Aber das hat Zeit. Ich habe jetzt das Problem, ein neues Hörgerät zu finden, das mit Med-el harmoniert. Dazu kommt, dass Med-el nicht mit dem Iphone und Hörgerät kompatibel ist. Vor Jahren wechselte ich wegen der Hörgeräte (mfi) von Android zum Iphone, jetzt also Rolle rückwärts. Die ersten Wochen hatte ich häufig Verbindungsprobleme zwischen Sprachprozessor und Iphone: mal kam sie gar nicht zustande, dann 2 Sekunden oder 20, dann abrupt abgfebrochen, ohne dass ich etwas am Iphone gemacht hätte. Seit gut einer Woche scheint sie stabil zu sein. Den AudioLink XT habe ich erst seit ein paar Tagen und nur kurz am Fernseher ausprobiert. Ich muss dann die Lautstärke beim Sprachprozessor ganz stark reduzieren.
Nun habe ich viel geschrieben und möchte allen Mut machen, die noch ihre Zweifel haben. Auch ich hatte diese Zweifel, da ich ja auch jetzt noch ohne Hörgerät und Sprachprozessor viel höre und verstehe. Doch mit beiden ist das Hören und Verstehen weniger anstrengend und jetzt schon einiges besser.