Stereo hören mit AudioLink XT

  • Beim Streamen weiß ich nicht. Im Alltag hingegen ist das CI deutlich schneller als das HG.

    Trotz Verarbeitung im Prozessor ist die elektrische Übertragung schneller als die mechanische Übertragung über Trommelfell, Hammer, Amboss, Steigbügel, ovales Fenster und Innenohrflüssigkeit.

    korrekt! Betrifft auch die Elektro-Akustischen-Systeme (EAS).

    rechts und links: AdvancedBionics (AB) Naída CI-M 90

  • #Heavy Medel: Danke für den Hinweis. Dann müsste man ja das CI künstlich verlangsamen, um einen Abgleich mit dem normalhörenden Ohr zu erzielen. Das klingt sehr interessant. Kannst du mir dazu evt. Hintergrundinfos geben?

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • #Heavy Medel: Danke für den Hinweis. Dann müsste man ja das CI künstlich verlangsamen, um einen Abgleich mit dem normalhörenden Ohr zu erzielen. Das klingt sehr interessant. Kannst du mir dazu evt. Hintergrundinfos geben?

    Soelba Die Idee finde ich spannend. Vielleicht könnte man einen der Kanäle mit einem verlangsamten Program belegen.

    SSD |CI seit August 2024 | Med-El, HdO-Prozessor SONNET 3 | Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Interessante Überlegungen, die ihr hier anstellt. Es ist immer alles noch etwas komplizierter als man denkt.

    ci_joe ha übrigenst Recht, man kann tatsächlich die Verzögerung des AudioLink XT über den AudioKey 3 konfigurieren. Es gibt zwei Einstellungen: "Streaming-Latenz reduzieren" (ja/nein) und "Streaming-Latenz hinzufügen" (rechts/links, in ms). Standardeinstellung ist natürlich Latenz reduzieren und keine zusätzliche Latenz.

    Leider war die minimal eingestellte Latenz für mich gegenüber dem kabelgebundenen Ohrhörer immer noch zu stark.

    Aber man könnte es ja im Prinzip ausnutzen, und bei Kombination mit einem Bluetooth-Ohrhörer im AudioLink XT zusätzliche Latenz hinzuzufügen, so dass der AudioLink XT genauso stark verzögert wie der Bluetooth-Ohrhörer.

    Das wäre doch mal ein kleines Experiment wert, wenn man etwas freie Zeit und Muße hat. Dann könnte man allein mit Earbud + CI Stereo hören. Ich finde das immer noch ein erstrebenswertes Ziel für SSDler.

  • Danke für den Hinweis. Dann müsste man ja das CI künstlich verlangsamen

    Mein Beitrag ist etwas missverständlich formuliert. Ich meinte nur, dass elektrische Übertragung schneller ist als mechanische. Ob der Vorsprung die Zeit zur Verarbeitung kompensiert, das weiß ich nicht. Vielleicht reicht es, vielleicht aber auch nicht.

    Ich weiß nur, dass der Sonnet 6-10 ms schneller ist als ein Hörgerät. Das kann aber nicht allein der Übertragungsweg sein.

    Dennoch vermute ich den Unterschied deines hör Eindrucks eher darin, dass die Qualität des CIs nicht an das eines gesunden Ohrs herankommt.

    Denken muss man sowieso. Warum dann nicht gleich positiv?

  • Zur Latenz, Früher gabe es noch keine Abstimmung der Latenzen. Ich habe ja seit jeher Hörgerät und CI getragen und auch früher ohne Latenzabstimmung die Unterschiede nicht wahrgenommen. Ich erinnere mich aber, dass ich in den Nuller Jahre nur eine von wenigen war, die konsequent Hörgerät und CI getragen haben. Da hatte man mit mir etliche Beras mit Hörgerät und CI gemacht, um die Latenzen auszumessen, teils auch mit speziell präparierten Hörgeräten, die auf die Schnelle auf mich angepasst wurden. Das bedeutete ohne zu zwinkern rumsitzen oder rumliegen, Töne hören, manchmal auch zu versuchen, Richtungen anzugeben und immer jede Menge Schmiere in den Haaren. Bei diesen Versuchen habe ich erst erfahren, dass man mit CI eine Kleinigkeit früher hört als mit Hörgerät oder in Natur. Bewusst wahrgenommen habe ich es nicht, war aber offensichtlich messbar.

  • Heureka! Ich habe heute meine Experimente ein wenig weiter getrieben, und es endlich geschafft, mit SSD Stereo zu hören, wenn auf der einen Seite auf das CI und auf der anderen Seite auf ein Earbud gestreamt wird.

    Mein Ziel war, auf dem gesunden Ohr ein normales Bluetooth-Earbud zu verwenden, so dass man sich auch freier bewegen kann. Allerdings hat das eine größere Verzögerung als der AudioLink XT, die ausgeglichen werden muss.

    Zunächst habe ich versucht, die Verzögerung über die Konfiguration des AudioLink XT auszugleichen. Das funktionierte mit meinen Ohrhörern leider nicht, weil man hier nur bis zu 120 ms Verzögerung konfigurieren kann, und die Ohrhörer deutlich mehr brauchen. Außerdem ist die Konfiguration sehr umständlich, also nicht gerade ideal, wenn man den richtigen Wert erst durch probieren herausfinden muss.

    Ich habe dann auf dem Windows PC die Software Voicemeeter installiert. Hiermit kann man zweierlei erreichen:

    1. Die Soundausgabe sowohl auf Bluetooth als auch auf die Audio-Klinken-Buchse leiten (A1 und A2)
    2. Eine Verzögerung für den Audio-Ausgang A2 hinzufügen (Menu - System-Settings - Out A2)

    Punkt 1 erlaubt es, auf ein Y-Kabel und zusätzlichen externen Bluetooth-Sender zu verzichten. Punkt 2 erlaubt es, den AudioLink in der Standardkonfiguration zu belassen.

    Mit VoiceMeeter konnte ich die Verzögerung so einstellen, dass die beiden Signale genau zusammenpassen. Bei mir waren das 275 ms auf meinen Billig-Bluetooth-Earbuds. Allerdings hängt die Verzögerung auch vom verwendeten Bluetooth-Gerät ab. Für die Huawei FreeClips brauchte ich nur 135 ms. Ich vermute, das liegt an unterschiedlichen Codecs (L2HC bei den Huawei FreeClip vs SBC bei den Billig-Earbuds).

    Die Stereobalance kann man im Equalizer von VoiceMeeter einstellen, damit die Lautstärke auf CI und Earbud auch ausgeglichen ist.

    Jetzt ist noch die Frage, wie man den Stereo-Effekt hinbekommt, und nicht auf beiden Ohren das volle Monosignal hat. Für den AudioLink kann man das Signal über Stereo-Breakout-Kabel und evtl. Stereo/Mono-Klinkenadapter separieren. Zumindest bei mir war das nötig, weil der AudioLink immer das gemischte Monosignal an das CI sendet, wenn man nur eins davon gekoppelt hat. Das gleiche Problem gab es bei den Earbuds. Wenn man nur einen aus der Ladebox nimmt, erhält er (sowohl bei den Billig-Earbuds als auch bei den FreeClip) auch das gemischte Monosignal. Man muss daher für diesen Anwendungsfall immer den zweiten Earbud aus der Ladebox nehmen, auch wenn man ihn nicht verwendet.

    Eventuell ist es auch möglich, die beiden Kanäle über VoiceMeeter zu separieren (mit der Standard-Version geht es aber nicht, glaube ich).

    Im nächsten Schritt versuche ich, das ganze Setup noch etwas zu vereinfachen und praktikabler zu machen.

  • Ich habe jetzt das Setup noch etwas verbessert, so dass man kein Stereo-Breakout-Kabel braucht und den zweiten Earbud in der Ladebox lassen kann. Hierfür separiert man die Stereokanäle software-seitig. Dafür braucht man allerdings "VoiceMeeter Potato" - die Experten-Version von "VoiceMeeter". Vorgehensweise:

    • Voicemeeter Potato installieren und starten.
    • Unter "Menu" evtl. auswählen "Run on Windows Startup".
    • Beim Lautsprechersymbol im Systray den "Voicemeeter Input" auswählen.
    • Oben rechts "A1" anklicken, hier den Bluetooth-Ohrhörer als Ausgabe wählen.
    • Oben rechts "A2" anklicken, hier den Lautsprecher/Kopfhörer-Ausgang wählen.
    • Unter "Virtual Inputs" links bei "Voicemeeter Input" nur A1 und A2 aktivieren.
    • Rechts unter "Master Section" den ersten Kanal (A1) mit "SEL" auswählen.
    • Im diesem ersten Kanal "EQ" aktivieren und dann rechts anklicken.
      • Das EQ-Fenster geht auf.
      • Hier Kanal "1" auswählen, wenn das CI links ist, sonst "2".
      • Nur die unterste und oberste Frequenz auf "On", alle anderen auf "Off".
      • Bei diesen beiden Frequenzen Gain auf -36 db und Q auf 0.3 einstellen (Minimum).
      • Das Resultat sollte eine flache Kurve bei -36 db sein (der Kanal ist effektiv aus).
      • EQ-Fenster wieder schließen.
    • Unter "Master Section" den zweiten Kanal (A2) mit "SEL auswählen".
    • In diesem Kanal ebenfalls "EQ" aktivieren und dann rechts anklicken.
      • Das EQ-Fenster geht auf.
      • Hier Kanal "2" auswählen, wenn das CI links ist, sonst "1".
      • Nur die unterste und oberste Frequenz auf "On", alle anderen auf "Off".
      • Bei diesen beiden Frequenzen Gain auf -36 db und Q auf 0.3 einstellen (Minimum).
      • Das Resultat sollte eine flache Kurve bei -36 db sein (der Kanal ist effektiv aus).
      • EQ-Fenster wieder schließen.
    • Wichtig ist, dass man auf diese Weise bei A1 und A2 den für die Seite jeweils unerwünschten Stereokanal unterdrückt hat.
    • Fenster "Menu" - "System Settings..." öffnen.
    • Unter "Monitoring Synchro-Delay" - "OUT A2" die Verzögerung einstellen,
      z.B. 135 ms für Huawei FreeClip, 275 ms für einfachen Ohrhörer mit hoher Latenz.
    • Fenster "System Settings" wieder schließen.
    • Mit dem roten Knubbel unter "Virtual Inputs" die Stereobalance justieren.
    • Wenn alles stimmt: Einstellung speichern unter "Menu" - "Save Settings...".

    Nun kann man Stereoklang auf dem PC genießen ohne drückenden Kopfhörer.

    Leider ist Voicemeeter nicht kostenlos. Nach 30 Tagen wird man gebeten, Voicemeeter Potato mir einer Spende ab 10$ zu unterstützen. Aber ich denke, das ist es wert. Ich finde die Software sehr nützlich.

  • ich denke die 10 Dollar sind da gut angelegtes Geld, wenn man das regelmäßig nutzen muss/will. Respekt fur deine Ausdauer:thumbup:

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • Cito, auch ich bewundere Deine Ausdauer, wie Du am Ball bleibst. :thumbup: 10 $ = aktuell ~ 8,89 € sind gut angelegt für die Voll-Version ....