und wieder ein neuer - Christian aus Berlin

  • Hallo in die Runde,

    meine Hörbehinderung, rechts weniger stark als links, hat sich in den vergangenen 2-3 Jahren so sehr verschlechtert, dass Hörgeräte für ein befriedigendes Wortverständnis nicht mehr ausreichen. Zudem ist ein Tinnitus hinzugekommen und obendrauf ein „Klangschaleneffekt“, bei dem sich akustische Eindrücke quasi aufschaukeln und ich innerhalb kurzer Zeit noch weniger verstehe als sonst schon.

    Nun will ich mir links ein CI einsetzen lassen - und habe diverse Fragen, die ich hoffe, hier im Forum diskutieren zu können.

    Auf ein gutes Miteinander!

    Christian

  • Hallo Christian,

    willkommen bei uns „Blechohren“! ;) Ich nenne meine beiden CI’s so, weil die Elektronik in einem Titangehäuse steckt …

    Darf ich fragen, in welchem Bezirks Du wohnst?

  • Hallo Christian,

    dann wohnen wir ja im selben „Groß-Bezirk Pankow“; ich genauer in Niederschönhausen .....

    Na, dann mal her mit den Fragen .... :)

  • Bin noch dabei, mich hier im Forum zu orientieren (und hier häufig benutzte Abkürzungen zu entschlüsseln 😉).

    Die wichtigste Frage ist im Moment für mich zu verstehen, worin die Unterschiede zwischen den Systemen der verschiedenen Hersteller bestehen und welches ich nehmen sollte. Neben dem Sprachverstehen spielt(e) Musikhören für mich eine große Rolle.

    Die zweite wäre die nach der Klinik, die den „Einbau“ vornimmt. Soweit ich das verstanden habe, sollte diese vom Wohnort gut zu erreichen sein, da vor allem anfangs noch die Einstellungen justiert bzw. nachjustiert werden müssen. Für mich wäre das wahrscheinlich die Charité (auch wenn meine Hörgeräteakustikerin eine eher negative Meinung zu dieser Einrichtung hat). Dort hatte ich bereits einen Termin, bei dem ein Audiogramm gemacht wurde und weitere Messungen vorgenommen wurden. Hatte auch schon Kontakt zum Techniker, der mir die Prospekte von MedEl, Cochlear und Advanced Bionics mitgab.

    Der nächste Schritt wäre ein MRT des Kopfes. Aber das macht m.E. noch wenig Sinn, bis ich mich für ein Fabrikat entschieden habe. Oder ergibt sich die Wahl des Fabrikats aus den anatomischen Gegebenheiten?

    Werde mir jetzt die Prospekte vornehmen und mir die Webseiten der Hersteller ansehen.

  • Hallo Christian,

    die Implantation ist die eine Sache und die andere ist die lebenslange Nachsorge. Meines Wissens kooperiert die Charité mit dem Hörtherapiezentrum Potsdam. D. h. Du musstest zu jeder Einstellung nach Potsdam. Vielleicht hat sich das möglicherweise geändert.

    Wo ich implantiert wurde und seitdem die Nachsorge erhalte, kannst Du meiner Signatur unter dem Posting entnehmen.

  • Die wichtigste Frage ist im Moment für mich zu verstehen, worin die Unterschiede zwischen den Systemen der verschiedenen Hersteller bestehen und welches ich nehmen sollte. Neben dem Sprachverstehen spielt(e) Musikhören für mich eine große Rolle.

    ...

    Der nächste Schritt wäre ein MRT des Kopfes. Aber das macht m.E. noch wenig Sinn, bis ich mich für ein Fabrikat entschieden habe. Oder ergibt sich die Wahl des Fabrikats aus den anatomischen Gegebenheiten?

    Bei mir wurde die Bildgebung zuerst gemacht, bevor ich mich entscheiden musste. Sie ist wichtig, um entscheiden zu können, ob ein CI überhaupt möglich ist. Die Entscheidung für den Hersteller sollte ca. 4-6 Wochen vor der OP fällen, damit das passende Implantat bestellt werden kann (soweit ich weiß haben die Hersteller Implantate in verschiedenen Größen).

    Bei der Entscheidung für einen Hersteller spielt neben der Technik auch der Support eine Rolle. Soweit ich gehört habe, soll der Support von MED-EL und Cochlear sehr gut sein, bei Advanced Bionics eher durchwachsen.

    Heutzutage spielt vielleicht auch eine Rolle, wo der Hersteller seinen Hauptsitz hat - Cochlear in Australien, AB in den USA MED-EL in Österreich. Bei Produkten aus den USA bin ich seit der Trump-Wahl etwas zurückhaltender geworden und Australien ist auch nicht gerade um die Ecke (aber natürlich haben alle Hersteller auch Filialen bzw. Partner in Deutschland).

    Wenn man auf dem anderen Ohr ein Hörgerät hat, ist es wichtig, sich über die Konnektivität der CI-Hersteller zu informieren, damit man beide gut zusammen nutzen kann. Hier sind Cochlear und AB so weit ich weiß besser als MED-EL.

    Von der Technik her sind alle drei Hersteller hervorragend. Cochlear ist der Marktführer. MED-EL ist aber in Europa auch sehr verbreitet.

    Der wichtigste technische Unterschied beim Implantat ist, dass Cochlear mehr Elektroden hat (22) als MED-EL (12). AB ist irgendwo dazwischen. Cochlear ist mit der höheren Elektrodenzahl technisch im Vorteil, weil es das Frequenzspektrum detaillierter abbilden kann, was auch zu einer guten Sprachverständlichkeit führt. Andererseits sind die Elektrodenträger von MED-EL biegsamer und gehen tiefer in die Hörschnecke hinein, so dass auch die tiefen Töne "am richtigen Platz" in der Schnecke gehört werden, d.h. das Gehirn muss bei MED-EL weniger Transformationsarbeit leisten und es hört sich weniger blechig und natürlicher an. Oft wird daher zu MED-EL geraten, wenn einem die Musik sehr wichtig ist, und zu Cochlear, wenn das Sprachverständnis wichtiger ist. Die Anzahl der Elektroden hört sich wenig an, aber die Hersteller arbeiten hier mit einigen Tricks, um eine höhere Anzahl von "virtuellen Kanälen" für die verschiedenen Frequenzen zu erreichen. Es gibt noch ein paar weitere technische Unterschiede und Besonderheiten. AB hat z.B. ein "T-Mic" das im Ohrkanal sitzt, was auch ein paar Vorteile hat.

    Man kann daher schwer sagen, welcher Hersteller "der beste" ist. Es hat alles seine Vor- und Nachteile, wie auch bei der Bauform als HdO oder FvO (SU) (dazu gibt es noch weitere Überlegungen im Forum).

    Edited once, last by Cito (April 15, 2025 at 1:48 PM).

  • Die wichtigste Frage ist im Moment für mich zu verstehen, worin die Unterschiede zwischen den Systemen der verschiedenen Hersteller bestehen und welches ich nehmen sollte.


    Das hat sehr viel mit dir selbst zu tun. Ich habe ein SU - weil hinter meinem Ohr schon die Brille ist u. da kein weiterer Platz mehr gewesen wäre. Ich finde ein SU super. Würde ich jedoch täglich Helm tragen, dann würde ich kein SU wählen...du musst dir überlegen was DU im Alltag machst und was zu dir passt.

    Hilfreich für die Entscheidung:

    Kategorie:Hersteller – Hör-Wiki

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    Einseitig ertaubt seit Februar 2023 / Kanso 2 seit September 2023 - dankbar <3

  • Ich habe ein SU - weil hinter meinem Ohr schon die Brille ist u. da kein weiterer Platz mehr gewesen wäre.

    Wobei das allerdings kein grundsätzliches Problem ist. Brille mit schmalen Bügeln geht im Prinzip, machen viele Hörgeräteträger ja auch. Wenn dann noch eine Maske dazukommt, wird es natürlich schwierig. SU ist für Brillenträger sicher etwas angenehmer. Hat aber andere Nachteile, so dass ich mich auch als Brillenträger letztentlich für das HdO entscheiden habe.

  • Wobei das allerdings kein grundsätzliches Problem ist. Brille mit schmalen Bügeln geht im Prinzip, machen viele Hörgeräteträger ja auch. Wenn dann noch eine Maske dazukommt, wird es natürlich schwierig. SU ist für Brillenträger sicher etwas angenehmer. Hat aber andere Nachteile, so dass ich mich auch als Brillenträger letztentlich für das HdO entscheiden habe.

    Ja das stimmt,.... nur bei mir ist es total eng hinter dem Ohr.... jedes Ohr ist unterschiedlich....deshalb muss jeder selbst schauen was zu ihm besser passt..... :)

    Einseitig ertaubt seit Februar 2023 / Kanso 2 seit September 2023 - dankbar <3

  • Ja das stimmt,.... nur bei mir ist es total eng hinter dem Ohr.... jedes Ohr ist unterschiedlich....deshalb muss jeder selbst schauen was zu ihm besser passt..... :)

    Das habe ich noch gar nicht so drüber nachgedacht. Größe und Form von Ohren können ja tatsächlich sehr stark variieren, aber meist gibt es von einem Hersteller nur eine Gehäuseform. Bei MED-EL gibt es jetzt einen flexiblen Ohrhaken, mit dem man es ein bisschen anpassen kann, aber weniger breit wird das Gerät dadurch auch nicht.

  • Hallo,

    AB ist eine Tochtergesellschaft des Sonova Konzern, zu diesem Konzern gehören Phonak, Unitron, Geers, Sennheiser und noch ein paar andere Firmen. AB ist also inzwischen schweizerisch, Forschung und Entwicklung für AB findet in den USA und Hannover statt. AB ist m.E. besonders für diejenigen interessant, die absehbar noch längere Zeit bimodal mit Hörgerät und CI unterwegs sind. Zu CIs von AB gibt es passende Phonak Hörgeräte, die so zusammen gekoppelt werden, dass die Mikrofone von beiden Seiten genutzt werden, um im Störschall Sprache hervor zu heben. Das haben Cochlear und MedEl so nicht.

    Cito man weiß schon lange, dass die Zahl der Elektroden für das Hörergebnis keine Rolle spielt solange es mindestens 8 Elektroden sind!

  • AB ist m.E. besonders für diejenigen interessant, die absehbar noch längere Zeit bimodal mit Hörgerät und CI unterwegs sind.

    Ja, das ist wohl einer der Vorteile von AB. Sie haben auch sehr viele Patente und technologische Innovationen. Also durchaus ein ernstzunehmende Alternative zu Cochlear und MED-EL.

    Cito man weiß schon lange, dass die Zahl der Elektroden für das Hörergebnis keine Rolle spielt solange es mindestens 8 Elektroden sind!

    So extrem formuliert habe ich das noch nie gelesen. Richtig ist wohl, dass man zwar gerne mehr Elektroden hätte, um eine feinere Frequenzauflösung zu haben, aber das mit elektrischer Stimulation sehr schwierig ist, weil die elektrischen Felder der Elektroden stark streuen und sich überlappen. Irgendwo zwischen 8 und 16 Elektroden ist wohl tatsächlich die Grenze, wo mehr Elektroden keinen Nutzen mehr bringen.

    Vielleicht kann man die Zahl durch verbessertes Elektrodendesign noch etwas erhöhen. Wenn die Elektroden noch näher am Hörnerv liegen, wird die Streuung z.B. noch etwas weniger sein. Aber vermutlich muss man auf ganz andere technische Ansätze zurückgreifen, um die Frequenzauflösung zu erhöhen. Man experimentiert ja schon mit LEDs, da ist man von der Größenordnung her schon im Bereich von 100. Allerdings braucht man da noch zusätzlich Gentherapie. Vielleicht geht es irgendwann auch mal direkt auf elektrochemischer oder molekularer Ebene mit Nanotechnologie oder so. Die Elektroden-CIs werden uns dann irgendwann so altmodisch und primitiv vorkommen wie Hörrohre.

  • Zu CIs von AB gibt es passende Phonak Hörgeräte,

    genau genommen ist es zur Zeit leider nur eines, dass obendrein eigentlich für mittlere bis schwere Schwerhörigkeit gedacht ist. Bei mir klappt es trotzdem. Mein Akustiker ist da nicht sehr erfreut drüber. Das früher erhältliche RIC Gerät gibt es zum Beispiel nicht mehr. Zumindest keines, dass sich mit dem Marvel koppeln lässt.

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • Hallo Cito,

    möglicherweise macht es einen Unterschied bei einem ganz anderen Elektrodendesign. Bei den heutigen Design macht es keinen Unterschied. Man glaubt, dass es daran liegt, dass bei dem heutigen Elektrodendesign nicht genauer stimulieren kann. Wenn eine Elektrode feuert, wird eine eine ganze Gruppe von Nerven angesprochen. Möglicherweise muss man diese Gruppe verkleinern, bevor mehr Elektroden Sinn machen.

    Seit über 20 Jahren haben sie die Elektrodendesign nicht verändert. Um die Jahrtausendwende ist AB von 8 auf 16 hochgegangen und Cochlear von 20+2 auf 22+2, und das war es.

    Acki, genau, ich finde es bei AB auch wünschenswert, wenn zumindest zwei weitere HG angeboten würden, einmal für leichte Schwerhörigkeit und ein UP Gerät. Die Kritik ist bei AB angekommen und ich glaube, der nächste Prozessor wird mehr kompatibele Hörgeräte zur Auswahl haben.