OP-Wunde geklebt oder genäht? Auslegung "minimalinvasiv" bezüglich CI-OP?

  • Guten Morgen,


    mich würden - möglichst aktuellere - Erfahrungen zu o.g. Frage interessieren. Ich habe einen CI-Paten, der mir darüber geschrieben hatte und es als sehr angenehm empfand. Auch meinte er, dass dadurch die Wunde schneller geheilt sei, er weniger Schmerzen hatte und auch keine große Narbe entstanden sei.
    "Minimalinvasiv" ist es wohl überall, wobei der Begriff an sich ja recht weit auslegbar ist (kleinstmöglich). Anders gefragt, wie groß ist heute der Schnitt hinter dem Ohr noch? So breit, wie das Implantat selbst, dass es durch passt oder viel länger, weil noch am Schädelknochen das Bett gefeilt werden muss?

    Danke fürs Teilen von Erfahrungen und schönen Tag!

    Gruß

    Blume

  • Hallo,

    ich wurde beide Male minimalinvasiv implantiert. Wie Du meiner Signatur entnehmen kannst, ist das schon lange her.

    Mein Implanteur hat als Pionier diese CI-Implantation-Technik 2004 erstmals bei Kleinkindern angewendet und seither weiter entwickelt. Am Schädel wird keine Aussparung mehr gefräst; sondern es wird hinter dem Ohr eine „Hauttasche“ geformt und das Implantat dort hineingesteckt. Dadurch ist auch der Schnitt am Ohr viel schmaler. Die kleine Wunde wird mit Fibrinkleber zugeklebt. Die Reste des Klebers durfte ich damals schon nach 12 Tagen selbst abrubbeln. So werden traumatische Ereignisse (wie z. B. Schwindel etc.) erheblich reduziert bzw. treten erst gar nicht ein. Ich wurde beide Mal nach nur 2 Tagen entlassen. Narben darfste bei mir suchen. :)

    Wenn ich die aktuellen OP -Berichte hier so lese, scheint diese Technik längst noch nicht überall etabliert zu sein.

  • Am Schädel wird keine Aussparung mehr gefräst; sondern es wird hinter dem Ohr eine „Hauttasche“ geformt und das Implantat dort hineingesteckt. Dadurch ist auch der Schnitt am Ohr viel schmaler. Die kleine Wunde wird mit Fibrinkleber zugeklebt. Die Reste des Klebers durfte ich damals schon nach 12 Tagen selbst abrubbeln. So werden traumatische Ereignisse (wie z. B. Schwindel etc.) erheblich reduziert bzw. treten erst gar nicht ein. Ich wurde beide Mal nach nur 2 Tagen entlassen. Narben darfste bei mir suchen. :)

    Wenn ich die aktuellen OP -Berichte hier so lese, scheint diese Technik längst noch nicht überall etabliert zu sein.

    Das kann ich so nicht nachvollziehen und kann man auch so nicht stehen lassen. Meines Wissens ist Therapiestandard, dass bei der Implantation ein Knochenbett (ca. 1-2mm tief) für den Implantatträger gefräst wird. Der Schädelknochen an der Stelle hat eine Dicke im Normalfall von 5-6mm. Einige Implantate haben Pins die mit Extrabohrungen im Schädel fixiert werden, damit der Implantatträger mit dem Knochen „verwachsen“ kann und sicher fixiert ist. Wenn der Implantatträger in einer Hauttasche ist, ist er ja quasi mehr oder weniger permanent in Bewegung. Wenn auch nur wenige Millimeter hin und her. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.Der Schwindel hat damit eigentlich nichts zu tun. Probleme entstehen ja in der Regel dadurch, dass das Gleichgewichtsorgan nur wenige Millimeter von der Cochlea entfernt ist und durch die Manipulation bei der Insertion in „Mitleidenschaft“ verfällt.

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

  • External Content m.youtube.com
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    Kleine Ergänzung zu meinem vorherigen Text. Anbei die Verlinkung eines YouTube Videos. Die Animation ist zwar „nur“ von Med-El, zeigt aber deutlich was ich meine. Es ist zu sehen das Synchrony Implantat. Dasselbe Vorgehen gilt auch Synchrony2. Denke es gibt ähnliche Animationen auch von den anderen Herstellern. Gegen Ende der Animation wird ganz gut dargestellt warum das Implantat im Knochen eingebettet wird. Der Schutz vor mechanischen Schädigungen von außen ist deutlich höher.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

  • In meinem "Fall" wurde beim ersten Implantat (Anfang 2019) untendurch genäht und obendrüber geklammert. Das ist auch heute noch der Standard in der Universitätsklinik Zürich (Bild zwei Tage nach Op).

    Bei meiner kürzlichen OP meines zweiten Implantats vom 11.11.2024 wurde nur genäht (Bild 18 Tage nach der OP).

    Wenn ich mein Tagebuch von 2019 mit dem aktuellen Erleben nach der OP vergleiche, war die Version "nur Nähen" im Nachgang zur OP angenehmer. Bei der Klammervariante war die Druckempfindlichkeit der Wunde grösser. Wobei der Heilungsverlauf bei beiden Varianten sehr schnell und ohne namhafte Beschwerden verlief. Dass die Klammervariante immer noch praktiziert wird, hängt damit zusammen, dass es schneller geht und sie für das Spital damit betriebswirtschaftlich gesehen günstiger ist.

    Jahrgang 1956. Ab 50igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust rechts, ohne Befund; ab 57igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust Links, ohne Befund
    Implantat Rechts: 9.1.2019 Universitätsklinik Zürich, MED-EL Synchrony; Sprachprozessoren: Sonnet 2 und Rondo2
    Implantat Links: 11.11.2024 Universitätsklinik Zürich, MED-EL Synchrony; Erstanpassung 12.12.2024

    Persönlicher CI-Erfahrungsbericht: https://cochlea-implantat-2.jimdofree.com

    Edited once, last by Theodor (December 1, 2024 at 1:27 PM).

  • Ich habe im August 2024 einen kleinen Schnitt hinter dem Ohr bekommen, den man heute schon kaum noch sieht. Die Wunde wurde geklebt und drei Tage nach der Operation hing da der Prozessor. Der Kleber wirkte wie eine Schutzschicht, so dass sich der Prozessor beim Tragen nicht unangenehm anfühlte. Nach drei Wochen fiel die Klebeschicht von selbst ab.

    CI seit August 2024. Med-El, HdO-Prozessor SONNET 2, Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Ich habe im August 2024 einen kleinen Schnitt hinter dem Ohr bekommen, den man heute schon kaum noch sieht. Die Wunde wurde geklebt und drei Tage nach der Operation hing da der Prozessor. Der Kleber wirkte wie eine Schutzschicht, so dass sich der Prozessor beim Tragen nicht unangenehm anfühlte. Nach drei Wochen fiel die Klebeschicht von selbst ab.

    Liebe Katharina, aufgrund Deiner Schilderung würde das Implantat direkt unter der mit Klebeschicht verschlossenen Wunde liegen. Ist das wirklich so? Dann wäre der Schnitt auch relativ weit weg vom Ohr erfolgt. Und der Prozessor würde direkt auf die Wundstelle bzw. Narbe zu liegen kommen.

    Jahrgang 1956. Ab 50igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust rechts, ohne Befund; ab 57igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust Links, ohne Befund
    Implantat Rechts: 9.1.2019 Universitätsklinik Zürich, MED-EL Synchrony; Sprachprozessoren: Sonnet 2 und Rondo2
    Implantat Links: 11.11.2024 Universitätsklinik Zürich, MED-EL Synchrony; Erstanpassung 12.12.2024

    Persönlicher CI-Erfahrungsbericht: https://cochlea-implantat-2.jimdofree.com

  • Ich glaube Theodor, Du hast Katharina falsch verstanden. Ein Schnitt wie auf dem Foto gezeigt, dürfte heutzutage Standard sein. Es gibt Kliniken, die machen eine Frühanpassung ein oder zwei Tage nach der OP. Die meisten können da wegen der Wunde aber noch nicht den Prozessor hinter dem Ohr tragen, Katharina offensichtlich schon.

  • Danke an Thomas für die Animation von MED-EL, die ich bisher noch nicht kannte. Es macht für mich Sinn, was da erklärt wird und bei der OP passieren soll. Die angegebene Schnittlänge von 3 cm ist nicht so groß, wie es bei mir war.
    Danke Theodor und Kellea für die zur Verfügungstellung der Fotos nach der OP. Zunächst sieht das von Theodor für mich etwas "brutal" aus aber wahrscheinlich ist es gut für das Verheilen der Wunde. Bei mir sah es 14 Tage nach der OP ähnlich aus wie bei Kellea und eine große Narbe habe ich nicht (jedenfalls kaum sichtbar). Allerdings habe ich direkt hinter der Ohrmuschel eine ziemliche Kuhle und ich frage mich, ob das normal ist.

    Nun gut, all diese Fragen, werde ich ich dann noch mit der Klinik klären, in welcher ich mich operieren lasse.

  • Danke an Thomas für die Animation von MED-EL, die ich bisher noch nicht kannte. Es macht für mich Sinn, was da erklärt wird und bei der OP passieren soll. Die angegebene Schnittlänge von 3 cm ist nicht so groß, wie es bei mir war.
    Danke Theodor und Kellea für die zur Verfügungstellung der Fotos nach der OP. Zunächst sieht das von Theodor für mich etwas "brutal" aus aber wahrscheinlich ist es gut für das Verheilen der Wunde. Bei mir sah es 14 Tage nach der OP ähnlich aus wie bei Kellea und eine große Narbe habe ich nicht (jedenfalls kaum sichtbar). Allerdings habe ich direkt hinter der Ohrmuschel eine ziemliche Kuhle und ich frage mich, ob das normal ist.

    Nun gut, all diese Fragen, werde ich ich dann noch mit der Klinik klären, in welcher ich mich operieren lasse.

    Die Kuhle habe ich auch.

  • Ich glaube Theodor, Du hast Katharina falsch verstanden. Ein Schnitt wie auf dem Foto gezeigt, dürfte heutzutage Standard sein. Es gibt Kliniken, die machen eine Frühanpassung ein oder zwei Tage nach der OP. Die meisten können da wegen der Wunde aber noch nicht den Prozessor hinter dem Ohr tragen, Katharina offensichtlich schon.

    Der Schnitt ist relativ nah an der Ohrmuschel, so dass er von dieser jetzt verdeckt wird und man ihn kaum sieht. Das Implantat wurde dann unter der Haut weiter nach hinten geschoben, so dass ich zwischen Ohr und Spule schon einen guten Abstand habe.

    CI seit August 2024. Med-El, HdO-Prozessor SONNET 2, Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.