Verzerrte Sprachwahrnehmung - kann ein CI helfen?

  • Hallo meine Lieben!


    Ersteinmal möchte ich mich bei euch allen bedanken: es ist eine UNGEHEURE Hilfe, dass es dieses Forum gibt und ihr hier so aktiv Fragen stellt und beantwortet! Für Menschen wie mich, die eine Menge Unsicherheiten beim Thema CI mit sich herumtragen, sind die ganzen Fragen und Antworten ein erlösender Segen: Jeder von euch hat einen bemerkenswerten und vor allem TAPFEREN Weg hinter sich. Und es gibt viele tapfere Kämpfer hier. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie befreiend das ist, zu sehen, dass man nicht allein ist. Mit seinen Ängsten, Sorgen, Fragen und Hoffnungen. Es ist toll, dass es euch und dieses Forum gibt! Einen riesengroßen DANK dafür!

    Jetzt ist also für mich der Moment gekommen, meine erste Frage hier zu stellen. Also seid bitte lieb zu mir, egal wie dusselig ich mich dabei anstell.

    Ich bin jetzt ganz leicht über 50, hatte mit 11 eine seröse Meningitis und habe nach einem langen Leidensweg mit zahlreichen Hörstürzen in meinem Leben nun den Punkt erreicht, an dem mein linkes Ohr für mich auch mit Hörgerät subjektiv "taub" ist und das rechte soweit zerstört, dass ich Sprache auch mit HG nicht mehr richtig verstehen kann. Dass die linke Seite so kollabiert ist, ist eigentlich ganz frisch: der Hörsturz kam völlig unerwartet Anfang September - seitdem bin ich krankgeschrieben und bemühe mich gerade um eine Versorgung des linken Ohrs mit einem CI. Vorstellungstermin in der Klinik ist nächste Woche.

    Ich war deshalb gerade beim Hörakustiker meiner HGs, um zu dem Klinik-Vorstellungstermin eine aktuelle HG-Anpassung in der Tasche zu haben. Mein linkes Ohr (der CI-Kandidat) hat durch Hörstürze mein Sprachverständnis von 2021 getesteten 100% auf heute 10% verringert - brutal für mickrige 3 Jahre. Der Hörakustiker warnte davor, dass sich das Sprachverständnis auch mit einem CI nicht unbedingt bessern würde, weil ich Stimmen seit Kurzem nur noch verzerrt wahrnehme: Wenn ich akute Hörstürze hatte, hatte sich Sprache für mich meist über Wochen oder gar Monate blechern, verdröhnt und verzerrt angehört und zu extremen Verständnisproblemen geführt, die meistens irgendwann auch wieder abgeklungen sind. Aber selbst mit Hörgeräten war in diesen Phasen Verstehen kaum möglich.

    In den letzten Jahren allerdings haben sich diese Sprach-"Verzerrungen" nicht mehr erholt. Ich weiss nicht, woher sie kommen und kann nicht sagen, ob ein verzerrter Höreindruck bei Sprache möglich ist, etwa wenn bestimmte Kernfrequenzen nicht mehr weitergeleitet werden (dann wäre ja ein Cochlea-Implantat durchaus hilfreich) oder ob das andere Ursachen hat. Ein neues MRT ergab jedenfalls keinerlei Indikatoren für einen kompromittierten Hörnerv, laut meines Ohrenarztes bin ich mit dem neuen MRT CI-geeignet.

    Kennt irgendwer von euch diese Situation, dass Sprachverzerrungen nach Hörstürzen übrig blieben? Kann in einem solchen Fall ein CI wirklich nicht mehr helfen? Ich war eigentlich ganz hemdsärmelig optimistisch was eine CI-Versorgung angeht. Aber sind bei Sprachverzerrungen möglicherweise Grenzen erreicht, bei denen die jetzige Technik nicht helfen kann?

    Ich bin leider etwas rat- und hilflos grad und brauch ein wenig Orientierung.

    Lieben Dank für eure Antworten und liebe, liebe Grüße,

    Ben

  • Hallo


    Ja klar, ein ci wird sicherlich helfen und die Aussage deines Akustikers ist falsch., da du das Hören mit dem Ci sowieso neu lernen musst. Also lass dir die Voruntersuchung machen und die sagen dir dann wie es weitergeht.


    Gruß Joachim

  • Hallo. Bei mir klang alles an Sprache nach meinem letzten Hörsturz ebenfalls wie ein kaputter Lautsprecher. Habe jetzt etwas über ein Jahr auf der Seite ein Ci und bin zufrieden. Erst wenns extrem Laut wird oder ich das Ci nicht trage, höre ich immer noch verzerrt.

  • Wenn bestimmte Frequenzen stärker betroffen sind oder ganz ausgefallen sind, ist ein verzerrten Hören schon fast zwangsläufig. Bei sehr schlechten Gehör ist zudem sehr wenig Dynamik da und manchmal macht da dann Hörgerät ein verzerrten Hören, wenn zu viel Kompression auf zu wenig Dynamik trifft. Hörst Du ohne Hörgerät über Kopfhörer evtl. natürlicher?

    Bei 10% Sprachverstehen mit gut eingestellten Hörgerät bist Du ganz eindeutig ein CI Kandidat. Mich ärgert ein wenig, dass der Akustiker Dich da noch verunsichert, obwohl er selbst offensichtlich mit seinem Latein am Ende ist.

  • Quote

    Habe jetzt etwas über ein Jahr auf der Seite ein Ci und bin zufrieden.

    Schmulti Oh Mann, danke für diese Antwort!

    Auch wenn sich bei mir alles über Jahre abgezeichnet hat, am Ende kam es plötzlich und unheimlich schnell. Mein eigentlich "gesundes" Ohr verabschiedet sich über Nacht und ich wach auf und kann niemanden mehr verstehen, auch mit Hörgeräten nicht. Ich bin seitdem noch immer völlig verdattert, diese Situation kann man niemanden beschreiben. Deshalb bin ich wahnsinnig froh, dass es für Dich durch das CI eine Besserung gab. Das sagt zumindest, dass es möglich ist. Ich weiß, dass meine Situation komplett anders ist als Deine und ich die Kliniktests abwarten muss. Aber es macht zumindest ein Quäntchen Hoffnung.

    Wie ist das Hören mit CI jetzt für Dich? Sind sprachliche Verzerrungen mit CI in ruhigen Umgebungen völlig verschwunden? Hattest Du den Hörsturz vor oder nach der Implantation?

    Danke nochmal für das Krümelchen Hoffnung!

    :)

  • Ben, mit CI ist es anfangs total ungewohnt und kann sich "schräg" anhöre. Man bekommt im Lauf der Zeit immer bessere Einstellungen und gewöhnt sich auch einfach. Wenn Du jetzt (fast) nichts mehr verstehst, sind die Aussichten gut, dass es besser wird.

  • Andrea2002 Mir ist ja jetzt nur noch mein rechtes, eigentlich kaputtes Ohr geblieben. Und das hat auch ohne Hörgerät ein Verzerrungsproblem - ich finde das, was Schmulti meinte, "kaputter Lautsprecher" irre treffend. Mit HG hat der kaputte Lautsprecher quasi nur eine bessere Auflösung, das Problem der Verzerrung aber bleibt. Mit Kopfhörern genau das Gleiche. Ich denke, ich werde auch auf dem rechten Ohr irgendwann mal CI-versorgt werden müssen.

    Beim Akustiker hatte ich dann auch auf dem linken Ohr (CI-Kandidat) Sprache auf die Hörer bekommen, die sich für mich noch brutaler verzerrt angehört hatte als rechts, es fehlen jetzt einfach schlagartig alle Bässe, die Mitten und einige Höhen. Der Akustiker konnte die Lautstärke nicht mehr anheben, weil das bei mir Schmerzen ausgelöst hatte - ohne dass ich bei der Lautstärke irgendwie sinnvolle Wörter über die Kopfhörer verstehen konnte. Das war schon gruselig - schließlich war das Ohr noch vor gut anderthalb Jahren ausgesprochen feinhörig. Ich spiele einige Instrumente und hatte selbst in diesem Jahr trotz aller Verschlechterungen nie gravierende Probleme etwa beim Gitarrespielen. Aber so, wie es jetzt ist, ist das alles vorbei.

    Achja, zum Akustiker: Jaaa, ich bin es schon von Ohrenärzten gewohnt, dass man da ganz schnell Schnappatmung und Schockblässe auslöst, weil man nicht ins Standardraster passt. Beim Akustiker wars bestimmt ebenfalls Unsicherheit, aber er hat es ingesamt halt viermal gesagt, dass ich mir da mit einem CI keine Hoffnung machen soll. Und ich hab das dann irgendwann gestoppt mit der Meldung "aber erstmal mache ich die Tests in der Klinik und warte deren Expertise ab". Trotzdem bin ich verunsichert da raus. Die Bemerkung war einfach so unglaublich unnötig. Aber Schwamm drüber. Es ist wichtig, was ihr hier sagt. Das hat für mich Gewicht.

    Zur CI-Akustik: Ich habe gar keine Erwartungen, es kann auch einfach nicht mehr schlimmer werden. Ich denke, dass jedes Geräusch, das KEIN Tinnitus ist, auf dem Ohr ein Gewinn wäre. Ich weiß, dass ich wohlmöglich nicht glauben werde, dass das alles ist, was da anfangs von mir zu hören sein wird. Deshalb bau ich keine Erwartungen auf und denk gar nicht so konkret über meine Hörwünsche nach, sondern fokussiere lieber die vorhandene grausige, tinnitusverdröhnte Stille. Denn alles, sprichwörtlich alles ist besser als das.

  • Hallo Ben,

    Du beschreibst das Problem der geringen Dynamik, bei Dir ist zwischen Hörschwelle und maximaler erträglicher Lautstärke nur ein geringer Unterschied. In dieses kleine Fenster muss das Hörgerät durch Kompression nun den Schall reinpressen. Auch dass trägt dazu bei, verzerrt zu hören. Und das Problem ist auch nicht exotisch, sondern haben schon viele gehabt.

    Du hast ja jetzt einen Kliniktermin, alles wird gut!

  • Hallo, und Herzlich Willkommen!


    Zu Deinen Fragen

    Der Hörakustiker warnte davor, dass sich das Sprachverständnis auch mit einem CI nicht unbedingt bessern würde, weil ich Stimmen seit Kurzem nur noch verzerrt wahrnehme: Wenn ich akute Hörstürze hatte, hatte sich Sprache für mich meist über Wochen oder gar Monate blechern, verdröhnt und verzerrt angehört und zu extremen Verständnisproblemen geführt,

    Na, das ist mal eine Aussage. Da würde mich die Begründung dazu schon interessieren!

    Ich bin schon schwerhörig und jahrelang mit HGs versorgt gewesen, als ich den Hörsturz hatte. Bei mir war es dann genauso wie bei Dir, total verzerrtes Wahrnehmen der Stimmen und kaum Verstehen von dem, was da gesagt wurde. Da die "gute Seite" den Hörsturz gehabt hatte, und ich auf meiner "schlechten Seite" nur schlechtes Sprachverstehen, hatte dieses verzerrtes Hören überhaupt nicht im Alltag geholfen.

    Kennt irgendwer von euch diese Situation, dass Sprachverzerrungen nach Hörstürzen übrig blieben?

    Bei mir ist es anfangs so geblieben, und nur wenige Monate danach hatte ich einen zweiten Schub gehabt, so daß noch mehr vom Hören "weg" gewesen war. Hatte dann auch kein HG mehr getragen, weil es einfach nur genervt hatte. Mit der linken Seite zu hören war ohnehin schon schwer genug gewesen, da brauchte ich das störende verzerrte Hören nicht auch noch dazu.

    Kann in einem solchen Fall ein CI wirklich nicht mehr helfen?

    Also, mir hat es definitiv geholfen.

    Man muß allerdings sagen, daß ich ohnehin schon gewohnt gewesen war, mit HGs zu hören. Und nach dem Hörsturz war ich 10 Jahre lang taub auf dem rechten Ohr unterwegs gewesen, und habe alles recht mühsam mit der linken Seite gehört, was überhaupt nicht einfach gewesen war.

    Habe dann die OP machen lassen. Natürlich ist das erste Hören mit dem CI ungewohnt, und das Gehirn muß sich ja auch erst einmal darauf einstellen, wieder was Hören zu können. Man muß auf jeden Fall Arbeit mit rein stecken. Bewußt üben und auch mal unbewußt einfach die Eindrücke auf sich niederprasseln lassen.

    Ich habe wieder Sprachverstehen auf mein rechtes Ohr, und kann auch wieder entspannter Hören. Ich muß mich nicht mehr zu dolle auf die anderen Menschen konzentrieren, ihnen auf die Münder zu starren, um zu verstehen, was sie da sagen.

    Ich glaube gerne daran, daß es für einen, der schon Sprachverstehen gehabt hatte, egal, ob als Normalhörender oder als Schwerhöriger mit HG versorgt, auch wieder mit CI zum Sprachverstehen kommen kann.
    Es wird ein anderes Hören sein, vor allem für einen Normalhörenden. Da wird es deutlich mehr Verluste geben, also im Vergleich zum früheren Hören. Als Schwerhöriger kennt man das ja schon ein bißchen. Aber, man wird gut was hören können.

    Ich war eigentlich ganz hemdsärmelig optimistisch was eine CI-Versorgung angeht. Aber sind bei Sprachverzerrungen möglicherweise Grenzen erreicht, bei denen die jetzige Technik nicht helfen kann?

    Die Sprachverzerrungen werden bestimmt durch die kaputten Häärchen in der Schnecke kommen. Frequenzen fallen weg, und so klingen normale Alltagsgeräusche plötzlich ungewohnt, und Stimmen kommen vielleicht noch einigermaßen an, aber Verstehen ist geradezu unmöglich.

    Das CI übernimmt ja quasi die Arbeit, die sonst die Häärchen in der Schnecke erledigen. Die geben die Impulse an die Nerven weiter.
    Ja, es wird definitiv ein anderes Hören sein, als man als Normalhörender mit gesunden Häärchen in der Cochlea gewohnt ist. Aber es ist machbar, denn das Cochlear Implantat wird - so gut es die Technik vermag - versuchen, die Impulse an die Nerven weiter zu leiten.

    Möglich, daß Du anfangs glaubst, daß Mickey Mouse mit Dir spricht, oder Du Roboter vor Dir hast, oder Dir fallen andere, für Dich bessere Vergleiche ein, was Du da so gerade hörst. Aber, Du wirst was hören! Und damit kannst Du arbeiten. Das Gehirn wird es auf jeden Fall tun.

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Boaah, es ist einfach unglaublich, wie sehr das hilft, was ihr hier schreibt! Ihr könnt euch wirklich nicht vorstellen, wie dankbar ich euch bin!

    Ich weiß sehr genau, wie ein Cochlea-Implantat technisch funktioniert. Aber es ist eben nochmal ein gewaltiger Unterschied, das technisch Mögliche mit der Realität abzugleichen. Ich gebe deshalb einfach garnichts auf die Versprechen der Hersteller, mir ist das wichtig, was hier stattfindet: Menschen, die das gleiche Problem haben wie ich - und die mir sagen, dass ein CI eine Verbesserung bringen kann. Schon dieser Konjunktiv reicht mir aus, um mich höllisch auf das zu freuen, was da kommen wird. Denn ich kann Stand jetzt nichts mehr mit anderen Menschen machen, nicht einmal mehr arbeiten. Und hier gibt es trotz der besch*****en Situation eine Perspektive, eine Möglichkeit. Etwas, was mein Leben wieder in praktikable Bahnen lenken kann, wenn ich mich hart genug anstrenge und für diesen Erfolg aktiv durch Lernen arbeite.

    Sheltie, ich bin fast deckungsgleich in der selben Ausgangssituation wie Du. Die Ertaubung meines linken Ohres, das ein CI bekommen würde, ist allerdings erst 2 Monate frisch. Vielleicht hat das positive Auswirkungen auf die Situation nach der OP. Aber auch Dir nocheinmal herzlichen, lieben Dank für die sehr, sehr hilfreiche Antwort von Dir, in die Du viel Mühe gesteckt hast. Danke dafür!

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, wie unheimlich es mich freut, dass ich dieses Forum gefunden habe. Das ist für mich persönlich von unschätzbarem Wert. Aus einer massiven Verunsicherung ist dadurch mittlerweile eine feste Gewissheit und Freude geworden, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe für die Situation, in der ich gerade stecke.

  • Hallo Ben,

    ich hatte ähnliche Erlebnisse mit meinem Akkustiker und ich muss im Nachhinein sagen, er hat einfach keine Ahnung.

    Wie oben glaub ich schon geschrieben: wenn Haarzellen in der Cochlea kaputt sind, nützt der lauteste Lautsprecher (Hörgerät) nichts, da die Cochlea nicht mehr sinnvoll weiterleiten kann. Wichtig ist dein Hörnerv und wie lange das letzte Sprachverstehen zurückliegt. Denn umso trainierter ist dein Gehirn hier sozusagen noch und kann sich nach einsetzen des CIs entsprechend schnell erinnern. Das CI ersetzt die kaputten Haarzellen. Der Rest ist bei Dir ja höchstwahrscheinlich funktionstüchtig erhalten.

    Auf Reha habe ich einen Mann kennengelernt, der vor 33 Jahren ertaubt ist. Er hat bereits nach wenigen Monaten relativ gut gehört mit CI. Ich schreibe „relativ“, weil ich nicht schreiben will, dass es puff gemacht hat und er hat alles verstanden. Ich war ein Jahr lang ertaubt und ich konnte nach dem ersten Einschalten des Prozessors sofort Worte verstehen. Mickey Mouse-Stimme gab es auch nicht. Eher eine monotone Computerstimme, die jetzt schon wieder relativ normal klingt.

    Herzliche Grüße Katharina

    CI seit August 2024. Med-El, HdO-Prozessor SONNET 2, Elektrode SYNCHRONY 2 FLEX soft

    Im Juni 2023 links von einem Tag auf den anderen (ohne Erkrankung) ertaubt. Vorher normalhörend.

    Rechts normalhörend.

  • Die Ertaubung meines linken Ohres, das ein CI bekommen würde, ist allerdings erst 2 Monate frisch. Vielleicht hat das positive Auswirkungen auf die Situation nach der OP.

    Also, zum Ende meiner Reha hin hatte sich dann auch meine linke Seite so langsam verabschiedet. Man merkte das bei den Tests. Mein mühsam erlangtes Sprachverstehen in den 10 Jahren durch die einseitige Ertaubung war auf einmal futsch gewesen. Merkte ich auch jedes Mal beim Batteriewechsel an der CI Seite.

    Also wurde ich auch recht schnell an der linken Seite operiert. Durch den Erfolg auf der rechten Seite ermutigt, wollte ich da auch nicht mehr so lange damit warten.
    Da kam das Hören quasi auch recht schnell, und ohne dieses erwartete Dudelei, was ich beim Aktivieren vom ersten CI rechts gehabt hatte. Klar, Klang war neu, ungewohnt, und so, aber ich konnte da schon verstehen.

    Es wird ganz bestimmt was ausmachen, wie schnell man nach der Ertaubung die OP machen läßt. Allerdings, und das betone ich auch nur zur Sicherheit lieber noch einmal, sollte man auch hinter der OP stehen, es auch wirklich wollen. So manch einer hat noch Zweifel - die mit Sicherheit nicht unbegründet sind. Dann, und wenn keine medizinische Gründe vorliegen, sollte man lieber noch etwas warten, bis eben der Leidensdruck sehr groß ist.

    Du bist schon pro OP. Der erste Schritt ist gemacht.
    Der nächste wird sein, daß die zu operierende Klinik erst einmal diverse Tests machen werden. Erst dann kann ganz sicher gesagt werden, ob eine OP gemacht werden kann, oder nicht. Zur Erklärung, bei einem nicht funktionierenden Hörnerv bringt so eine OP einfach nichts. Und bei manchen Menschen kann genau das der Grund sein, wieso sie nichts hören können. Aber es wird halt trotzdem noch einmal draufgeschaut, bzw. getestet.

    Sobald die Klinik sagt, daß man ein CI Kandidat ist, geht es ans Aussuchen, welche der drei Firmen soll es werden. Da ist es einfach prima, wenn man sich vor Ort bei der Voruntersuchung sich die Modelle alle zeigen läßt. Es tut gut, diese mal in den Händen zu halten, die zu befühlen, die Geräte ans Ohr zu halten, und je nach Firma, sich noch entscheidet, ob man so eine Art "Hörgerät", also ein HdO Gerät haben möchte, oder lieber zu einem Single Unit (SU) tendiert.


    Viel Erfolg bei Deiner Entscheidungsfindung, denn dabei wird Dir keiner helfen können. Da wirst Du ganz alleine durch müssen!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Hallo,

    Ich melde mich mal hier, da ich nach der Implantation noch einen Hörsturz hatte, der auch zu einem verzerrten Hören geführt hatte — auf dem CI-Ohr! Dies hat sich allerdings nach 2-3 Monaten gelegt gehabt.

    Nun stellt sich die Frage: warum war das Hören verzerrt? Das weiss man bis heute nicht. Direkt nach dem Hörsturz waren die Impedanzen bei 3 Elektroden deutlich erhöht, jedoch 2 Tage später wie vor dem Hörsturz. Dennoch war das verzerrte Hören noch länger da.

    Wenn die Ursache jedoch in einem geringen Dynamikbereich bei dem Hörgeräten ist, dann sollte dieses verzerrte Hören mit einem CI weggehen… wobei das Hören mit CI ja ganz anders ist, also auch erst mal verzerrt / blechern / befremdlich etc.

  • Hallo Ben,

    ich absolviere gerade die Erstanpassungswoche mit zehn anderen Patienten und wir haben hier eine sehr große Bandbreite.

    Diese reicht von Impulse wahrnehmen über Geräusche hören bis zu 80-90% Sprachverstehen nach Aktivierung.

    Was ich aber heute, am 4. Tag sagen kann: bei allen gab es Fortschritte. Das haben wir heute beim Frühstück diskutiert.

    Es besteht auf jeden Fall Hoffnung und Dein Gehirn wird die Eindrücke, die es bekommt auch verarbeiten. Ich finde, Du machst es genau richtig und Du wirst Deinen Weg gehen. Erst das ok von der Klinik und dann alles weitere. Ein Schritt nach dem anderen. Alles Gute für Dich!

    rechts AB HiRes Ultra 3D mit HiFocus MS Elektrode

    links Phonak Naida Link

  • Es wird ganz bestimmt was ausmachen, wie schnell man nach der Ertaubung die OP machen läßt. Allerdings, und das betone ich auch nur zur Sicherheit lieber noch einmal, sollte man auch hinter der OP stehen, es auch wirklich wollen. So manch einer hat noch Zweifel - die mit Sicherheit nicht unbegründet sind. Dann, und wenn keine medizinische Gründe vorliegen, sollte man lieber noch etwas warten, bis eben der Leidensdruck sehr groß ist. [...]

    Sobald die Klinik sagt, daß man ein CI Kandidat ist, geht es ans Aussuchen, welche der drei Firmen soll es werden. Da ist es einfach prima, wenn man sich vor Ort bei der Voruntersuchung sich die Modelle alle zeigen läßt. Es tut gut, diese mal in den Händen zu halten, die zu befühlen, die Geräte ans Ohr zu halten, und je nach Firma, sich noch entscheidet, ob man so eine Art "Hörgerät", also ein HdO Gerät haben möchte, oder lieber zu einem Single Unit (SU) tendiert.

    (Ich stecke grad ganz wild in Vorbereitungen, kann deshalb erst jetzt antworten!)

    Hey Sheltie, danke für die Antwort!

    Ein MRT ergab bei mir keinerlei Auffälligkeiten am Hörnerv. Mein Arzt meint, laut MRT wäre ich CI-geeignet. Klar, die Klinik wird noch tiefergreifende Tests machen, aber es wäre sehr, sehr wahrscheinlich schon etwas auf dem MRT zu sehen, wenn eine Hörnerv-Schädigung vorläge. Ich hatte in meinem Leben etwa 20 Hörstürze, davon 3 sehr heftige - wie den letzten im September. Bei allen 3 heftigen habe ich umgehend ein MRT erstellen lassen: nie gab es Hörnerv-Auffälligkeiten. Das macht mich sehr optimistisch.

    Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass ich die OP will. Ich denke, JEDER, der mal normalhörig war, schließt ein CI erstmal aus einer ganzen Reihe an Gründen aus...das ist ein langer Prozess, bis man versteht, dass es einen Punkt gibt, an dem der Nutzen höher ist als Eitelkeiten oder Befürchtungen. Ich hatte das auch bei meinen HGs: erst wollte ich nicht und dann nach ein paar Monaten Eingewöhnungszeit kam der Segen: besseres Verstehen, schönere Welt. Und genau diesen Punkt hab ich seit September auch bei CIs überschritten. Es ist sogar eher das Gegenteil eingetreten: ich freue mich drauf. Das klingt pathetisch und idiotisch, ist aber mein Ernst. Mein Leidensdruck ist hoch genug.

    Es gibt sicher spannende technische Möglichkeiten, vor denen wir grad stehen, die Cochlea-Implantate verändern könnten - und man könnte argumentieren zu warten, um Innovationen abzugreifen. Allerdings glaube ich nicht daran, dass sich in absehbarer Zeit etwas tut - das hat es all' die Jahre nicht (grundlegend) und es gibt ja da noch diesen interessanten Spruch, der mir gerade bei Ohrenleiden besonders oft in den Sinn kommt: "A patient cured is a customer lost".

    So gesehen lass ich mich nicht auf spekulative Hoffnungsspielchen ein, sondern hab beide Füße felsenfest auf messbarer Realität, darauf laufe ich besser. Es gibt ja bei CIs drei Hersteller, alle habe ich angeschrieben. Und es mag immer auch Tagesformsache der Unternehmen sein, aber mich hat der Unterschied zwischen den dreien schon verblüfft: Von AB hab ich bislang nie wieder etwas gehört, Med-El hat mir ene seitendicke Marketingbroschüre geschickt, ohne Ansprache oder Individualisierung - obwohl ich um Muster gebeten hatte. Und Cochlear hat mir sofort geantwortet, mir sofort Muster zugeschickt (im Ernst: die waren am NÄCHSTEN TAG in meinem Briefkasten!), die Kontaktperson hat durch meine Unfähigkeit zu telefonieren auf meine Bitte auch noch einen Termin in meiner Wunschklinik organisiert (und der ist auch noch unheimlich zeitnah), wow. Das macht mich jetzt nicht zum Cochlear-Jünger, aber das Unternehmen macht in der Phase "Vorarbeit" wirklich die meisten Punkte.

    Aber das ist alles nur eine Seite, es gibt ja auch noch die technische. Bei allem, was ich so gelesen habe, kann man nicht wirklich davon ausgehen, dass die Implantatswahl in die Hose gehen kann, egal für wen man sich entscheidet. Ich tendiere grad dennoch zu Cochlear wegen der externen Konnektivität, die bei mir beruflich sehr wichtig ist: ich muss über viele Geräte mit Menschen kommunizieren, die nicht im gleichen Raum sind - da liefert Cochlear Lösungen, die ich ohne große Probleme einfach an meinem Arbeitsplatz "einbauen" kann. Und auch das ist nur so ein theoretischer Gedanke, wirklich entscheidend wird in meinen Augen, was die Ärzte sagen, was meine Tests ergeben, was für eine Lösung da überhaupt möglich ist, etc. Ich bin gespannt. Und nächste Woche geht's los.

    Drückt mir die Daumen,

    Ben

  • Hallo Ben,

    Du beschreibst das Problem der geringen Dynamik, bei Dir ist zwischen Hörschwelle und maximaler erträglicher Lautstärke nur ein geringer Unterschied. In dieses kleine Fenster muss das Hörgerät durch Kompression nun den Schall reinpressen. Auch dass trägt dazu bei, verzerrt zu hören. Und das Problem ist auch nicht exotisch, sondern haben schon viele gehabt.

    Du hast ja jetzt einen Kliniktermin, alles wird gut!

    Andrea, das ist super interessant, was Du da geschrieben hast. Ich achte seitdem ganz gezielt auf die Dynamik und Du hast Recht: die geringe Dynamik ist mithin einer der Hauptgründe für mein schlechtes Verstehen. Alle Nuancen bewegen sich auf relativ gleichem Lautstärkeniveau - da fallen die sprachlichen Details bei geringer Lautstärke quasi unter den Tisch. Mir fiel bisher gar nicht auf, wie einschneidend das Dynamikspiel für das Verstehen ist. Und ganz sicher verstärken HGs diesen Effekt noch.

    Bei lauten Geräuschen, die ich mit meinem künftigen CI-Ohr doch noch hören kann, ist das Frequenzspektrum extreeeem beschnitten. Ich höre keine Bässe und auch keine hohen Höhen, der Rest ist mit Blick auf die Frequenzen, die ich hören kann, sehr durchlöchert und obendrauf ist seit meinem heftigen Hörsturz im September dauerhaft ein Tinnitus im Ohr, den ich so noch nie hatte: ich kenne einen Tinnitus eher als saubere Sinus-Töne in stabiler Frequenz - das, was ich jetzt im linken Ohr hab, sind Geräusche, die klingen wie ein Flugzeug in großer Höhe, ein moduliertes Rauschen, dass dauerhaft in Bewegung ist. Hin und wieder kommen auch andere Geräusche dazu, wie etwas, das entfernt nach Gluckern klingt oder mittige Klänge, die ihre Frequenzen über Zeit auch ändern. Das macht mich etwas nervös, weil ich das noch nie hatte. Und tatsächlich ist die Lautstärke des Tinnitus auf meinem Linken Ohr AUCH ein Grund, warum ich mit meinem rechten nur schlecht verstehe: die Gesamtheit der "virtuellen" Geräusche auf dem linken Ohr ist größer als die Umgebungsgeräusche, die ich mit meinem rechten Ohr höre.

    Ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird. Natürlich kann mir das niemand sagen. Aber meine große Hoffnung ist, dass egal WAS an Audiosignalen am linken Ohr von meinem Hirn als Hörinformation interpretiert wird, es dazu beiträgt, dass nicht nur dieser Tinnitus und dieses "Nichts" da sind und das rechte Ohr quasi die Aufgabe hat, das alles zu übertönen, damit ich es verstehen kann.

    Danke nochmal für den Hinweis auf die Dynamik! Das hilft mir sicher sehr im Aufbau von Vokabular in der Kommunikation mit Ärzten!

    Liebe, liebe Grüße,

    Ben

  • Hallo,

    Ich melde mich mal hier, da ich nach der Implantation noch einen Hörsturz hatte, der auch zu einem verzerrten Hören geführt hatte — auf dem CI-Ohr! Dies hat sich allerdings nach 2-3 Monaten gelegt gehabt.

    Nun stellt sich die Frage: warum war das Hören verzerrt? Das weiss man bis heute nicht. Direkt nach dem Hörsturz waren die Impedanzen bei 3 Elektroden deutlich erhöht, jedoch 2 Tage später wie vor dem Hörsturz. Dennoch war das verzerrte Hören noch länger da.

    Ich habe dieses verzerrte Hören auch ohne HGs. Soweit ich das so gelesen habe, ist eine verzerrte Sprachwahrnehmung nicht unüblich bei Hörstürzen. Aber, wie ich das auch in meinem intitialen Posting geschrieben habe: irgendwann kann es wohl auch passieren, dass diese Verzerrung bleibt. So ist das bei mir. Inwieweit sich das als Kausalitätsknäuel aus Dynamik, fehlenden Cochlea-Härchen und anderen Gründen zusammensetzt, kann ich nicht sagen. Für mich ist es deshalb auch sehr schwierig vorherzusehen, ob ein CI diese Grundschwierigkeit überbrücken kann oder ob die Impulse des CIs ebenfalls diesem Höreindruck unterliegen. Ich werde auf jeden Fall berichten, was meine Ärzte dazu sagen, vielleicht haben die konkrete Ideen. Die teile ich gerne.

    Liebe Grüße,

    Ben

  • Hallo Ben,

    ich absolviere gerade die Erstanpassungswoche mit zehn anderen Patienten und wir haben hier eine sehr große Bandbreite.

    Diese reicht von Impulse wahrnehmen über Geräusche hören bis zu 80-90% Sprachverstehen nach Aktivierung.

    Was ich aber heute, am 4. Tag sagen kann: bei allen gab es Fortschritte. Das haben wir heute beim Frühstück diskutiert.

    Es besteht auf jeden Fall Hoffnung und Dein Gehirn wird die Eindrücke, die es bekommt auch verarbeiten. Ich finde, Du machst es genau richtig und Du wirst Deinen Weg gehen. Erst das ok von der Klinik und dann alles weitere. Ein Schritt nach dem anderen. Alles Gute für Dich!

    Das ist so unglaublich lieb von Dir, vielen, vielen Dank!

    Ich denke auch, dass es möglicherweise ganz hilfreich ist, dass mein CI-Ohr noch vor anderhalb Jahren ziemlich gut war und erst seit 2 Monaten radikal schlecht/taub. Ich habe keine Erwartungen auf ein super Hören nach Implantation, mir ist klar, dass das nicht möglich ist. Und mir ist auch klar, dass man Aktivierungseindrücke nicht auf andere übertragen kann, weil sie eben hoch individuell sind. Aber ich werde dennoch Feedback geben und hier im Forum genau beschreiben, wie sich alles bei mir entwickelt. Einfach, damit alles dokumentiert ist - es wird anderen Menschen, die Hilfe in diesem Foum suchen, ganz sicher helfen. Genau wie mir Deine Beschreibung wahnsinnig hilft. Und mir Hoffnung macht.

    Danke dafür!

    Ben

  • Lieber Ben,

    vielen Dank für Ihre Rückmeldung im Forum und dafür, dass Sie auf die fehlende Rückmeldung von unserer Seite hingewiesen haben. Es tut uns sehr leid, dass Sie bisher keine Antwort erhalten haben. Das entspricht keinesfalls unserem Standard, und wir möchten uns dafür aufrichtig entschuldigen.

    Um Ihnen schnellstmöglich weiterhelfen zu können, wäre es für uns sehr hilfreich, wenn Sie uns mitteilen könnten, wie Sie versucht haben, mit uns in Kontakt zu treten (z. B. per E-Mail, Telefon oder über unser Kontaktformular). Leider konnten wir Ihre Anfrage in unserem System nicht finden, und wir möchten sicherstellen, dass wir Ihr Anliegen schnellstmöglich bearbeiten können. Am besten senden Sie Ihre Antwort an hoeren@advancedbionics.com.

    Wir wissen Ihr Feedback sehr zu schätzen und versichern Ihnen, dass wir Ihre Anfrage umgehend prüfen werden, sobald wir die nötigen Informationen haben.

    Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihr Verständnis. Sollten Sie in der Zwischenzeit noch Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

    Mit besten Grüßen,
    Ihr Team von Advanced Bionics