Hallo in die Runde,
ich habe mich hier bereits durch viele Themen hier gehangelt und es hat mir schon sehr geholfen, stille Mitleserin zu sein. Nun trete ich ein wenig ins Licht und möchte ich auch meinen Senf beitragen. Danke schonmal an die Ersteller und Administratoren dieser Seite, denn es ist unglaublich wertvoll, eine Plattform zu haben, auf der sich Betroffene so intensiv austauschen können!
Hier also meine Geschichte in die einseitige Taubheit:
Ich bin Mitte 40, verheiratet, habe zwei kleine Kinder und wohne in Schwerin.
Anfang des Jahres bin ich nach einer offenbar verschleppten Nebenhöhlenentzündung mit wahnsinnigen Ohrenschmerzen im rechten Ohr in die Notaufnahme. Dort wurde mir dann das Trommelfell geöffnet, Eiter abgelassen und Paukenröhrchen eingesetzt. Nachdem sich nach drei Wochen keine Besserung einstellte (das Ohr lief und lief), wurde im CT festgestellt, dass meine komplette Seite absolut dicht ist und eine Mastoidektomie vorgenommen. Die dauerte länger als erwartet, da offenbar alles noch schlimmer als erwartet (ca. 5 Std.). Dabei wurde bei dem Versuch, mein Innenohr zu retten, das Gleichgewichtsorgan verletzt (genaugenommen zerstört). Ich kotzte mir dank dessen anschließend die Seele aus dem Leib. Deshalb wurde am Tag darauf erneut operiert, um dem Schwindel Einhalt zu gebieten. Das hat dann zum Glück geklappt. Es wurde täglich besser, aber leider habe ich noch heute mit Gleichgewichtsstörungen zu tun. Kein Vergleich zu dem, wie es anfing, zum Glück, es wird stetig besser, aber aus der steilen Besserungskurve ist nunmehr eine sehr flache Steigung geworden. Nun ja. Ich bin froh über jede Besserung! Zu guter letzt habe ich dann aber noch eine Wundheilungsstörung entwickelt, die ebenfalls erstmal abgewartet und mit Antibiotikum behandelt wurde. Als keine Besserung eintrat, kam ich dann zum dritten Mal in drei Wochen auf den OP-Tisch. Das erwies sich als absolut richtig. Es war offensichtlich noch ein Rest Entzündung im Ohr, die die Heilung beeinträchtigte. Danach war ich sehr lange sehr skeptisch, ob ich nicht doch bald wieder ins KH müsste. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich keinen Bock mehr hatte, dass nochmal irgendwer an mein Ohr geht.
Mit der Entzündung kam die Taubheit und mit der ganzen Prozedur kamen auch alle möglichen Symptome. In und am Ohr fühlte es sich immer irgendwie seltsam an, kaum zu beschreiben, aber auch kein Wunder, bei dem, was da war und wie da gehandwerkert wurde. Die Taubheit war mir tatsächlich erstmal auch echt egal, weil ich so froh war, als die Entzündung endlich raus war. Aber es war recht schnell klar, dass da nix mehr kommt und ich habe auch nicht lange gefackelt und mich für ein CI entschieden. Nach drei Monaten Pause wurde nochmal getestet, ob auch wirklich nix mehr da ist und dann stand es auch schon fest. So langsam konnte ich mich auch wieder damit anfreunden, dass nochmal operiert wird. Schiss hatte ich trotzdem.
Hinzu kommt, dass gleichzeitig festgestellt wurde, dass mein linkes Ohr ja auch verdammt schlecht hört (mittelgradige Schwerhörigkeit). Ich wusste zwar, dass das Ohr schlechter ist, aber es wurde ja durch das rechte Ohr immer super ausgeglichen und wenn ich nachts meine Ruhe wollte, legte ich mich eben auf das gute Ohr. Tja. Das hatte sich ja nun erledigt. Aus dem schlechten wurde das einzig verbliebene Ohr und das war so schlecht, dass ich für drei Monate halb taub durch die Welt lief. Ich war diese Zeit auch furchtbar müde, da ja nun alle Geräusche auf nur ein (schlechtes) Ohr gingen. Zusammen mit dem noch vorhandenen Schwindel und dem Tinnitus rechts eine ganz schlechte Kombi. Ein Hörgerät sollte erst im Juni folgen.
Das Hörgerät wiederum hat mir dann deutlich gemacht WIE taub ich tatsächlich bin. Ich hätte heulen können, als ich es bekommen habe! Die Müdigkeit war schlagartig verschwunden.
Vor einer Woche nun habe ich ein CI von Med-El. Alles lief rundum zufriedenstellend. Morgen werden die Fäden gezogen. Beschwerden habe ich kaum. Es blutet noch leicht in den Rachen, aber das ist akzeptabel. Die Ohrmuschel ist wieder mal teilweise gefühlstaub (es war gerade besser geworden..), aber Schmerzen habe ich kaum. Ab brauche ich eine Ibu, aber das ist nicht bemerkenswert. Ich versuche, mich weitestgehend zu schonen. Darin bin ich ja mittlerweile Profi.
Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt auf den EA Mitte August. Ich hoffe darauf, dass ich mich dann wieder vollständig fühle. Bisher ist die rechte Seite wie abgeschnitten. Aber ich bin nicht naiv. Habe ja nun viel gelesen und definitiv verstanden, dass ohne mein Zutun nicht viel passieren wird. Doch ich bin sehr zuversichtlich und freue mich auf die nächsten Schritte!
Grüße an alle Mitlesenden!