Laute Töne als Auslöser von Schwindel?

  • Liebe Forumsmitglieder,

    gibt es bei euch Erfahrungen mit Schwindelbeschwerden, die nicht unmittelbar, sondern erst später nach der OP einsetzen?

    Ich hatte in den ersten drei Wochen keinerlei Probleme. Nach drei Wochen kam es dann zu Beschwerden mit unsicherem Gang und Drehschwindel (z. B. immer wenn ich mich nach vorne beuge). Das ging so über eineinhalb Wochen, bis ich gestern morgen endlich wieder das Gefühl hatte, dass alles normal ist.

    Die Freude war groß, ich setzte mich nachmittags ans Klavier und spielte ein relativ lautes Stück mit großem Tonumfang. Bereits während des Spielens bemerkte ich wieder plötzlichen Schwindel, der auch bis jetzt weiter andauert.

    Im Internet bin ich auf einen Artikel gestoßen, der als mögliche Ursache für Schwindelbeschwerden eine vestibuläre Kostimulation durch das CI anführt, die durch „Geräusche mit großer Lautstärke und weitem Frequenzbereich“ (u.a. auch Musik) ausgelöst werden könnte.

    Gibt es hier andere, die das auch erlebt haben, und was kann man machen? Die Übungen für den Lagerungsschwindel kenne ich bereits. Bislang haben sie keine wirkliche Verbesserung gebracht. Kann es sein, dass sich das nach und nach von alleine noch bessert?

    Hier ist der link zu dem Artikel:

    GMS | Herbsttagung der ADANO 2010 | Vestibuläre Kostimulation durch das Cochlea Implantat: postoperative Gleichgewichtsstörungen und deren Ursachen

    Gibt es jemanden, der mir technisch erklären kann, wie es theoretisch zu einer solchen Kostimulation kommen kann? Was passiert dabei genau im Innenohr?

    Herzliche Grüße,

    Soelba

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

    Einmal editiert, zuletzt von Soelba (13. Februar 2023 um 21:01)

  • Hallo Soelba,

    ich bin kein Fachmann und übrlege mir den Zusammanhang nur aus der Sicht eines Technikers.
    Ich stelle mir vor, dass die einzelnen angesteuerten Elektroden für große Lautstärke mit so hohem Strom angeregt werden, dass diese leicht schwingen.

    Die Hörschnecke Cochlea in der sich der Elektrodenschlauch befindet steht über eine Flüssigkeit in direkter Verbindung mit den 3 Röhrchen-Schlaufen vom Labyrinth und somit landet die Schwinging der einzelnen Elektroden auch dort im Gleichgewichtsorgen.

    Wenn sich die Schwingung dann durch stark unterschiedliche, Frequenzen ständig und schnell ändert, scheint das dein Gleichgewichtsorgan durcheinander zu bringen, oder es kann sich nicht so blitzschnell auf unterschiedliche Schwingungen hin und her umstellen und erzeugt damit das Schweindelgefühl.

    Wie gesagt ist das nur meine Vermutung.

    Ich hatte übrigens vor ca. 8 Jahren mal für 4 Jahre sehr starken Lageschwindel der meist zu kurzem Drehschwindel führte.
    Die Übungen die du beschreibst, konnte ich leider wegen Übelkeit nicht lange durchhalten.
    So hatte ich mich 4 Jahre damit abgefunden, dass ich nur noch auf der rechten Schulter liegen und schlafen konnte und auch beim Hantieren und Arbeiten den Kopf nie nach links neigen konnte.

    Am Ende der 4 Jahre wolle ich trotz der Gleichgewichtseinschränkung unbedingt nochmal Snowboarden versuchen, was ich früher ziemlich gut konnte.
    So bin ich an dem Tag bestimmt (mit Helm) 20 x hart mit dem Hinterkopf aufgeschlagen und hab mir auch eine Rippe gebrochen.
    ABER der Lageschwindel war danach komplett beseitigt und und kam auch nie mehr zurück.
    Das war den Rippenbruch 100 x wert. ;)

    Mittlerweile sind laut Tests meine beiden Gleichgewichtsorgane ganz abgestorben und können somit keinen Schwindel mehr auslösen.
    Da das Absterben bei mir ein schleichender Prozess war hat mein Gehirn gleichzeitig gelernt die 2 Labyrinthe durch die Muskelspannung in den Beinen, den Druck an den Fussolen und die Augen zu ersetzen.
    Ab wann diese 3 Sensoren bei mir die Kontolle ganz übernommen haben ist mir nie aufgefallen.

    Das funktioniert jedenfalls so perfekt, dass ich auch Radfahren und Windsurfen kann, auch wenn ein Gesunder schon noch einwenig sicherer ist als ich.
    Dies nur als Lichtblick, dass unser Körper auf Dauer immer einen Weg findet, dass wir mit sochen Problemen mit Geduld wieder gut zu Recht kommen.

    Robert

    Links nach 30 Jahren Taubheit, seit 27.01.2023 Cochlear P1622 , aktuel N7, Kanso 2 wurde bestellt.
    Rehts seit 20 Jahren HG versorgt, Resthören 15% ab 110dB
    _______________________________________________________________________________

    Das größte Problem der Schwerhörigen ist nicht, dass Sie nichts hören, sondern dass Sie nicht gehört werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Rob (13. Februar 2023 um 10:06)

  • Ich bin ja auch erst noch nicht lange Implantiert17.1 . Habe mein Prozessor am 8.2 bekommen trage Ihn fast den ganzen Tag. Merke aber das wenn es zuviel wird auch der Schwindel kommt. Also mache ich dann Pause. gestern morgen war es so das ich zu wenig geschlafen habe und es mir dann nicht gut ging. Aber bei jeden ist es anders. Ich lasse mich nicht drängeln. geniesse jeden tag wo ich hören kann auf den Ohr ,auch wenn ich noch nicht alles verstehe aber egal.

  • Hallo Soelba

    Es kann versehentlich durch die hohe Lautstärke (was beim Ci heist elektrische Spannung) die Haarzellen im Gleichgewichtsorgan mit angeregt werden. Was du versuchen kannst ist dein Sprachprozessor ein paar Stufen leiser stellen. Und dann bei der nächsten Einstellungen das mit deim Ci Techniker besprechen.

    Gruß Joachim

  • Nochwas.

    Manchmal verursachen nur einzelne Elekroden ein Problem.
    Wenn das leiser stellen dieser Enzelelktoden nicht reicht, können diese auch einzeln ganz abgeschaltet werden, was bei manchen hier so gemacht wurde.

    Die verstehen trotzdem noch alles.

    Robert

    Links nach 30 Jahren Taubheit, seit 27.01.2023 Cochlear P1622 , aktuel N7, Kanso 2 wurde bestellt.
    Rehts seit 20 Jahren HG versorgt, Resthören 15% ab 110dB
    _______________________________________________________________________________

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  • Hallo Robert

    Deshalb das auch mit dem Ci Techniker besprechen.


    Gruß Joachim

  • Noch werde ich mir etwas Zeit geben, um zu sehen, ob es sich nicht doch um ein Problem der Eingewöhnungsphase handelt. Ich werde das morgen bei meinem nächsten Anpassungstermin mit der Audiologin besprechen. Eure Hinweise haben mir hier schon weitergeholfen. Sollte es längerfristig dabei bleiben, müsste ich ja erst einmal herausfinden, bei welcher Elektrode das Problem entsteht. Wie könnte man das denn testen?

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Sollte es längerfristig dabei bleiben, müsste ich ja erst einmal herausfinden, bei welcher Elektrode das Problem entsteht. Wie könnte man das denn testen?

    Einfach in dem man Einzelne der Reihe nach abschaltet bis man sieht bei welcher Stillegung das Problem nicht mehr auftritt.

    Robert

    Links nach 30 Jahren Taubheit, seit 27.01.2023 Cochlear P1622 , aktuel N7, Kanso 2 wurde bestellt.
    Rehts seit 20 Jahren HG versorgt, Resthören 15% ab 110dB
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    Das größte Problem der Schwerhörigen ist nicht, dass Sie nichts hören, sondern dass Sie nicht gehört werden.

  • Nun das wird schwierig werden mit dem Klavier zur Anpassung ;) und dann immer eine nach der anderen beim Spiel abschalten.
    Bitte nicht ernst nehmen :) .

    Aber man könnte das Klavierstück aufzeichnen und die Aufzeichnung mit zur Anpassung nehmen.

    Rechts Cochlear Kanso 1und Kanso 2 CI Modell 512; OP 25.04.2017 Hörschnecke bis auf dem Stumpf entfernt UNI-KLINIK Halle;
    Links HG AMPLI-CONNECT R 5 ON 312 GN seit September 2021.

    Seit dem 25.10.2021 Upgrade auf Kanso 2
    Zubehör: Cochlear™ Wireless Mini Microphone (Minimikrofon 2+); Telefonclip+ von Resound; ReSound TV Streamer 2

  • Es ist schon komisch: Vorher immer mal wieder langsame Mozartsätze (Melodie in Dur-/Mollharmonik und akkordlastige Begleitstimmen) ohne Schwindel, dann Debussy und ab der Hälfte des Stücks überfallartiger Schwindel.

    Bei Mozart gibt es ja eine klare Fixierung auf eine Tonart, bei Debussy entfernt sich der Klang von der traditionellen Harmonik. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass bei mir die Töne ohnehin noch sehr schwanken und mein Gehirn, sobald eine klare musikalische Fixierung fehlt, ins Trudeln gerät.

    Die Idee, das Stück zur Anpassung mitzunehmen, gefällt mir eigentlich ganz gut.

    Ich habe noch immer die Hoffnung, dass sich das mit zunehmender musikalischer Adaption doch noch bessert, bevor ich Robs Idee des Antischwindeltrainings mit dem Einstieg ins Snowboardfahren realisiere ;)

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Ja klar, Debussy ist auch sehr komplex

    "Ja klar"? Mir ist da der Zusammenhang nicht klar, in wie weit ein wie auch immer "komplex" geartetes Musikstück Schwindel hervorruft oder auch nicht. Kannst du das bitte näher erläutern, inwiefern das klar ist?

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • auf die Idee, dass Klassik aufgrund der Instrumentenvielfalt - unabhängig vom Interpreten - eventuell für den Anfang nicht so geeignet ist kommt niemand?

    Zum Thema Musiktraining hat eine Hörtherapeutin in der Reha zu uns gesagt, dass wir besser einfach mit Schlager anfangen sollten, ob man ihn nun mag oder nicht. Schmale Instrumentierung, Melodien meistens bekannt, übersichtliche Dynamik. Klassische Musik hat meistens einen sehr großen Dynamikumfang, da muss man früher oder später abstürzen.

    Soelba ich denke du startest zu ambitioniert. Scahlte einen Gang zurück und trainiere mit einfacher Musik. Mehr geht später immer.

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

  • Ich fürchte, bei Schlagern bin ich raus, gönne aber jedem seinen musikalischen Stimmungsaufheller! Musikgeschmack ist ja stets etwas Individuelles.

    Mozart und Debussy habe ich beides am Klavier gespielt - also keine Unterschied in der Besetzung oder der Lautstärke, sondern lediglich in der musikalischen Struktur. Das Komplexitätsproblem ergibt sich bei Debussy daraus, dass man keine Grundtonart hat und die chromatische Skala voll ausgeschöpft wird. Getreu dem Motto, das neue Hören immer an Bekanntes anzugleichen, hatte ich eben gehofft, mit häufig gespielten Stücken am leichtesten wieder einsteigen zu können. Im Nachhinein betrachtet war das vielleicht wirklich zu viel des Guten :(

    Gott sei Dank gibt es aber auch jenseits von Schlager noch genügend Möglichkeiten, sich mit schlicht gestalteten Musikstücken auseinanderzusetzen. Das Grundgerüst „Melodie mit untergeordneten Begleitstimmen“ existiert ja in vielen musikalischen Genres.

    Bevor ich hier weiter experimentiere, warte ich erst einmal ab, bis sich der Schwindel wieder verzieht…

    Herzlichst,

    Soelba

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Hallo Soelba

    Genau, ich habe auch Debussy auf CD und weiß auch von dessen Komplexität. Aber was richtig ist und auch empfohlen wird zum hören lernen mit dem Ci ist selbst ein Instrument zu spielen oder noch zu lernen. Und da Du ja selbst die Möglichkeit hast, nutze sie auch. Und auch mit Klassik!


    Gruß Joachim