Nachdem die EA nun vier Tage zurück liegt, möchte ich meine Erfahrungen gerne mit euch teilen:
Bislang sieht alles sehr positiv aus! Die OP habe ich gut überstanden, der Tinnitus ist zwar weiter vorhanden, aber nicht lauter geworden. Die Elektrodenkette sitzt zwei Umdrehungen tief in der Cochlea, alle Elektroden funktionieren und ich habe bei dem Testlauf deutlich eine Reihe aufsteigender Terzen gehört.
Wie abgesprochen hat die Audiologin zunächst die anatomiebasierte Einstellung vorgenommen. Da meine Priorität ja vor allem die Tonhöhenwahrnehmung ist, haben wir uns vorgenommen, hier möglichst bald eine Feinjustierung vorzunehmen, so dass sich Töne rechts und links gleich anhören. Da traf es sich gut, dass meine Klinik durch eine vorausgegangene Studie bereits Erfahrungen damit hat.
Ich habe mir vorgenommen, SU und HdO zu testen. Freundlicherweise kann ich nun den Rondo für 4 Wochen von der Klinik ausleihen. Bis dahin bin ich mit etwas Glück auch in der Lage, Klangunterschiede zum HdO, den ich im Anschluss ausprobieren möchte, überhaupt wahrnehmen zu können.
Anfangs ist der Sprachprozessor ja recht leise eingestellt, so dass ich die neu produzierten Klänge eher als „Mitlaufen“ wahrnehme – alles in allem nicht unangenehm. Es fühlt sich toll an, links wieder „Input“ zu haben, auch wenn mir schnell klar wurde, dass es wohl seine Zeit braucht, bis sich Geräusche und Klänge natürlich anhören werden.
Durch den einseitigen Hörverlust ist mein rechtes Ohr so dominant geworden, dass ich kaum richtig einschätzen kann, was ich links wirklich höre. Streamen auf den SP geht noch nicht, da ich noch kein Audiolink-Gerät habe. Um trotzdem einen Eindruck zu erhalten, was sich links tut, habe ich mir einen bequemen Bluetooth-„Schlafkopfhörer“ (eine Art Stirnband mit flexibel verschiebbaren Muschelteilen, die sich sogar zum Waschen komplett entnehmen lassen) besorgt, den Pegel auf einseitig verschoben und das linke Kopfhörerteil auf meinen SP gelegt. Bereits in den wenigen Tagen hat sich einiges getan: Die Hörtrainingsübungen mit Geräuschen, die ich vor der OP mit links gemacht habe, um das Resthören noch etwas zu trainieren, funktionierten besser als vor der OP. Hier zeigten sich auch rasche Fortschritte. Es fühlt sich so an, als ob irgendwann Puzzlesteine ineinander greifen. Von da an lief es von Mal zu Mal besser.
Um es deutlich zu sagen: Ich gehöre nicht zu den „Wunderkindern“, die direkt nach der OP gleich Sprache verstehen können. Hier werde ich mir Zeit geben. Ein Mickey-Mouse-Effekt hat sich bei mir aber glücklicherweise nicht eingestellt.
Interessant war das Experimentieren in Tönen: Die rechte Klavierhälfte mit den hohen Tönen funktioniert deutlich besser als die linke. Neugierig habe ich die Meludia-App ausprobiert und hatte zunächst den Eindruck, dass ich den Unterschied zwischen zwei Tönen überhaupt nicht wahrnehmen kann. Ein absolutes Desaster! Nach einiger Zeit und einem längeren Einhören konnte ich wahrnehmen, dass sich „unter der Oberfläche“ zwei unterschiedliche Töne befinden, die ich nach einiger Zeit immer besser heraushören konnte. (Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass hier nicht doch das rechte Ohr mitspielt und es sich eher um „Tonhalluzinationen“ handelt).
Momentan versuche ich, an meinem E-Piano den Tonraum zu erschließen, indem ich mir links Töne vorspiele, mit rechts die Tonhöhe kontrolliere und sie dann richtig nachsinge. Manche Töne im oberen Bereich klingen auf Anhieb richtig, bei anderen kostet es viel Vorstellungsvermögen, sie auf die richtige Tonhöhe zu „programmieren“. Es ist ein bisschen wie Töne beschwören nach dem Motto „So sollst du gefälligst klingen!“
Ich weiß noch nicht, wo mich das hinführt. Die Stunde der Wahrheit kommt am Dienstag, wenn dann ein erster Hörtest gemacht wird! Auf jeden Fall habe ich meine Entscheidung zu CI zu keinem Zeitpunkt bereut. Ich hatte mich innerlich auf Schlimmeres eingestellt und bin eher erleichtert über das bisherige Ergebnis!