Tage nach der EA

  • Nachdem die EA nun vier Tage zurück liegt, möchte ich meine Erfahrungen gerne mit euch teilen:

    Bislang sieht alles sehr positiv aus! Die OP habe ich gut überstanden, der Tinnitus ist zwar weiter vorhanden, aber nicht lauter geworden. Die Elektrodenkette sitzt zwei Umdrehungen tief in der Cochlea, alle Elektroden funktionieren und ich habe bei dem Testlauf deutlich eine Reihe aufsteigender Terzen gehört.

    Wie abgesprochen hat die Audiologin zunächst die anatomiebasierte Einstellung vorgenommen. Da meine Priorität ja vor allem die Tonhöhenwahrnehmung ist, haben wir uns vorgenommen, hier möglichst bald eine Feinjustierung vorzunehmen, so dass sich Töne rechts und links gleich anhören. Da traf es sich gut, dass meine Klinik durch eine vorausgegangene Studie bereits Erfahrungen damit hat.

    Ich habe mir vorgenommen, SU und HdO zu testen. Freundlicherweise kann ich nun den Rondo für 4 Wochen von der Klinik ausleihen. Bis dahin bin ich mit etwas Glück auch in der Lage, Klangunterschiede zum HdO, den ich im Anschluss ausprobieren möchte, überhaupt wahrnehmen zu können.

    Anfangs ist der Sprachprozessor ja recht leise eingestellt, so dass ich die neu produzierten Klänge eher als „Mitlaufen“ wahrnehme – alles in allem nicht unangenehm. Es fühlt sich toll an, links wieder „Input“ zu haben, auch wenn mir schnell klar wurde, dass es wohl seine Zeit braucht, bis sich Geräusche und Klänge natürlich anhören werden.

    Durch den einseitigen Hörverlust ist mein rechtes Ohr so dominant geworden, dass ich kaum richtig einschätzen kann, was ich links wirklich höre. Streamen auf den SP geht noch nicht, da ich noch kein Audiolink-Gerät habe. Um trotzdem einen Eindruck zu erhalten, was sich links tut, habe ich mir einen bequemen Bluetooth-„Schlafkopfhörer“ (eine Art Stirnband mit flexibel verschiebbaren Muschelteilen, die sich sogar zum Waschen komplett entnehmen lassen) besorgt, den Pegel auf einseitig verschoben und das linke Kopfhörerteil auf meinen SP gelegt. Bereits in den wenigen Tagen hat sich einiges getan: Die Hörtrainingsübungen mit Geräuschen, die ich vor der OP mit links gemacht habe, um das Resthören noch etwas zu trainieren, funktionierten besser als vor der OP. Hier zeigten sich auch rasche Fortschritte. Es fühlt sich so an, als ob irgendwann Puzzlesteine ineinander greifen. Von da an lief es von Mal zu Mal besser.

    Um es deutlich zu sagen: Ich gehöre nicht zu den „Wunderkindern“, die direkt nach der OP gleich Sprache verstehen können. Hier werde ich mir Zeit geben. Ein Mickey-Mouse-Effekt hat sich bei mir aber glücklicherweise nicht eingestellt.

    Interessant war das Experimentieren in Tönen: Die rechte Klavierhälfte mit den hohen Tönen funktioniert deutlich besser als die linke. Neugierig habe ich die Meludia-App ausprobiert und hatte zunächst den Eindruck, dass ich den Unterschied zwischen zwei Tönen überhaupt nicht wahrnehmen kann. Ein absolutes Desaster! :( Nach einiger Zeit und einem längeren Einhören konnte ich wahrnehmen, dass sich „unter der Oberfläche“ zwei unterschiedliche Töne befinden, die ich nach einiger Zeit immer besser heraushören konnte. (Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass hier nicht doch das rechte Ohr mitspielt und es sich eher um „Tonhalluzinationen“ handelt).

    Momentan versuche ich, an meinem E-Piano den Tonraum zu erschließen, indem ich mir links Töne vorspiele, mit rechts die Tonhöhe kontrolliere und sie dann richtig nachsinge. Manche Töne im oberen Bereich klingen auf Anhieb richtig, bei anderen kostet es viel Vorstellungsvermögen, sie auf die richtige Tonhöhe zu „programmieren“. Es ist ein bisschen wie Töne beschwören nach dem Motto „So sollst du gefälligst klingen!“ ;)


    Ich weiß noch nicht, wo mich das hinführt. Die Stunde der Wahrheit kommt am Dienstag, wenn dann ein erster Hörtest gemacht wird! Auf jeden Fall habe ich meine Entscheidung zu CI zu keinem Zeitpunkt bereut. Ich hatte mich innerlich auf Schlimmeres eingestellt und bin eher erleichtert über das bisherige Ergebnis!

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Interessant war das Experimentieren in Tönen: Die rechte Klavierhälfte mit den hohen Tönen funktioniert deutlich besser als die linke.

    Auch wenn es im Lauf der Monate oder Jahre besser werden wird, so ist bei mir nach 2 Jahren die rechte Klavierhälfte immer noch deutlich klarer differenzierbar als die linke. Zumindest über Kopfhörer. An einem realen Klavier ist das etwas anders, da unterstützten die Obertöne der tiefen Tasten so stark, dass ich da die einzelnen Töne auch am linken Ende der Klaviatur sicher unterscheiden kann.

    Nach einiger Zeit und einem längeren Einhören konnte ich wahrnehmen, dass sich „unter der Oberfläche“ zwei unterschiedliche Töne befinden, die ich nach einiger Zeit immer besser heraushören konnte.

    Früher hast du unterschiedliche Frequenzen auf je ihrer eigenen Nervenbahn gehört. Jetzt hörst du ein ganzes Frequenzband auf einem ganzen Bündel von Nervenbahnen gleichzeitig, das allerdings mit unterschiedlichen Impulsen. Dein Gehirn muss sich an die neue Art des Inputs erst noch gewöhnen, dass nicht die Nervenbahn die Frequenz vorgibt, sondern die Impulsrate. Das wird noch!

    Es ist ein bisschen wie Töne beschwören nach dem Motto „So sollst du gefälligst klingen!“

    Exakt so ist die richtige Einstellung. Ich konnte das nie so recht beschreiben. Ich denke du triffst den Nagel auf den Kopf!

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Der heutige Hörtest lief offenbar gut. Ich hatte sehr auf ein befriedigendes Resultat gehofft, da mein Hörverlust ja erst ein gutes halbes Jahr zurück liegt. Dass es tatsächlich so gekommen ist, hat mich sehr aufgebaut! Nach eineinhalb Jahren, in denen von allen denkbaren Möglichkeiten stets die schlimmstmögliche Wendung eingetreten ist, habe ich nun endlich das Gefühl, dass die Talsohle durchschritten ist und es wieder aufwärts geht.

    Direkt gestreamt hört sich doch anders an als über meinen links aufgelegten Kopfhörer. Auch wenn der Klang sehr gewöhnungsbedürftig war, habe mich sehr gefreut, dass mich mein Eindruck nicht getrogen hat, dass das linke CI-Ohr auch auf sich allein gestellt schon einiges hören kann. Beim Logopäden konnte ich gestreamt Zahlen und Mehrsilbler deutlich hören. Das übertrifft schon jetzt bei weitem alles, was ich vor der Implantation noch hören konnte! Heute wurde dann auch bestätigt, dass das Restgehör sich endgültig verabschiedet hat.

    Nachdem ich über meine Tonhöhenerkennungs- und Singübungen berichtet habe, wurde mir gesagt, dass es auf keinem Fall schaden könne, wenn ich mit meinem persönlichen Musiktraining weitermache, und so werde ich weiterhin Musikhören und Sprachverstehen parallel angehen. Wenn man sich die Hörentwicklung bei Kleinkindern ansieht, werden diese Bereiche ja auch nicht nacheinander oder getrennt voneinander absolviert, sondern gleichzeitig.

    Meine nächste "Challenge" wird ein Einführungskurs zum Erkennen von Vogelstimmen sein. Das wollte ich schon immer einmal machen und es motiviert mich hoffentlich, jetzt im Frühling häufiger draußen spazieren zu gehen! Ich hoffe nur, ich kann Vögel irgendwann auch wieder "orten" - wenn sich wieder eine Art Richtungshören einstellt. Ansonsten sehe ich mich schon im Kurs dauernd fragen: "Wo ist der Vogel?" - "Auf Stellung 11 Uhr!" ;)

    Im Internet finden sich ja auch viele Vogelstimmenerkennungsapps, die man vermutlich gut als Hörtraining verwenden kann. Vielleicht machen das von euch ja schon einige?

    Vielen Dank euch allen für die aufmunternden Worte!

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Im Internet finden sich ja auch viele Vogelstimmenerkennungsapps

    Es is wirklich so,man will ja nicht gleich viele Vogelstimmen auf einmal,ich hab mir die Vögel rausgesucht,die bei uns im Moment noch rumschwirren,ich hör mir davon ca.4 regelmäßig an und versuche sie draußen auseinander zu halten.Ein schönes Spiel beim spazieren gehn :)

  • Ich habe für mich auch direkt mit Musik geübt.

    Habe mir da was ausgedacht, und es dann auch so durchgeführt.


    Ich bin der Meinung, daß dieser Weg auch bei meinem Sprachverstehen und so geholfen hat.


    Weiter so!


    Und weiterhin schöne Hörergebnisse und -reise!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Wie schön, dass es hier auch andere gibt, die sich bereits früh nach der EA mit Tönen und Musik auseinandersetzen! Ich habe inzwischen drei Töne gefunden, die exakt zur normalhörenden Gegenseite passen (ein E-Moll-Dreiklang in der zweigestrichenen Oktave). Davon ausgehend arbeite ich mich nun weiter in beide Richtungen vor. Was leider extrem nervt, ist, das das eingestrichenene c wie ein cis klingt. Das bringt mich ziemlich durcheinander. Das Problem dürfte sein, dass die Frequenzbänder hier ein breiteres Spektrum abdecken, so dass es in der tieferen Lage schwieriger werden dürfte, Töne voneinander zu unterscheiden. Nächste Woche werde ich nachfragen, ob man an den Einstellungen noch etwas verändern kann. Bei mir ist es ähnlich wie bei Dominik, dass ich die „Übergänge“ zwischen den einzelnen Elektroden auf dem Klavier hören kann.

    Am zweiten Tag nach dem Hörtest zum Restgehör hatte ich nun doch Drehschwindelattacken. Ich frage mich, ob der Hörtest evt. der Auslöser dafür gewesen sein kann. Auch wenn ich das natürlich nicht so laut wahrnehme, wird ja dort teils mit über 100 Dezibel gearbeitet, die über die Mittelohrprothese übertragen werden. Wie auch immer: Jetzt ist es wieder besser und noch einmal werde ich den Test bestimmt nicht machen.

    Ansonsten kann ich die Merlin-App empfehlen, mit der man Vogelstimmen in freier Natur aufnehmen und bestimmen kann. Bei uns tirilieren die Vögel schon so, als ob der Frühling endgültig eingezogen wäre. Zeit zum Spazierengehen …

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Hallo Soelba,

    meine Augen hängen extrem an jenen Textstellen von Dir, wo Du über Deine Höreindrücke bzgl. Musik schreibst.

    Was Du so schreibst, klingt hoffnungsvoll. Danke, dass Du Deine Eindrücke so offen teilst!

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Du musst für dich abschätzen, ob du dich nicht übernimmst. Das Training am Anfang ist anstrengend, wenn ich zu viel gemacht habe, war mir übel.

    Gerade hohe Töne waren sehr schrill für mich. In den ersten Wochen nach der Implantation haben da auch die Gesichtsnerven rebelliert.

    Möglicherweise fängst du auch erst einmal nur mit Worten an.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Es ist keineswegs so, dass ich Stunden des Tages mit Üben verbringe, Anni! Nachdem es im Vergleich zum Anfang nun schon deutlich lauter auf dem CI-Ohr zugeht, merke ich doch sehr deutlich, wo ich an Grenzen stoße und Pausen brauche, weil es eben wirklich sehr anstrengend ist. Es geht mir auch nicht darum, in kürzester Zeit maximale Erfolge zu erzielen, sondern eher darum, den sicherlich noch weiten Weg passend zu meiner Hörbiographie zu gestalten. Konkret heißt das, dass ich, sobald das Problem mit den abweichenden Mittenfrequenzen besser im Griff ist, versuchen möchte, den Tonraum des Klaviers so einigermaßen passend „vorzusortieren“. Dazu werde ich immer wieder inneres Hören/ Tonhören auf dem re. Ohr mit dem Tonhöhen des SP abgleichen.

    Außerdem höre ich zur Zeit Musik so, dass ich mit meinem Schlafkopfhörer den Pegel so weit wie möglich auf auf links verschiebe, bis ich gerade noch von rechts die musikalischen Konturen und Tonhöhen erkennen kann. Mir scheint es gerade in der Anfangsphase wichtig zu sein, dass rechts und links wieder zu einem gemeinsamen Klangeindruck zusammenfinden, daher höre ich viel auf diese Weise, singe und spiele Klavier. Die exakten Tonhöhen aller Töne werden sich links - wenn überhaupt - erst nach und nach ergeben. Ich denke aber, dass eine grobe tonale „Grundstruktur“ mir evt. auch beim Sprachverstehen helfen kann.

    Natürlich mache ich auch die empfohlenen App-Übungen zum Sprachverstehen im Streamingmodus und backe hier „kleine Brötchen“: Momentan klappt die Unterscheidung f und s noch nicht optimal und ich habe immer das Gefühl, dass die Sprecher lispeln.

    Außerdem habe ich mir nach etwas Recherche für den geplanten Aufenthalt in Bad Nauheim bei einem Musikinstrumentenhändler vor Ort ein E-Piano mieten können (kostet weniger als das W-LAN in der Klinik!). Er will mir das Teil sogar in die Klinik anliefern! :)

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Bei der Asklepios-App habe ich so meine Schwierigkeiten gehabt, da Bjarne Mädel anders betont, was zu dauerhaft seltsamen Wörtern führt. Warum man für Anfänger nicht einen echten Hochdeutsch-Sprecher genommen hat, ist mir unklar.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Update zum Hörtraining mit Asklepios: Nachdem ich stets den Eindruck hatte, ich höre bei der Übung „Konsonanten erkennen bei Nonsenswörtern“ die Unterschiede zwischen f, s und ss nicht deutlich genug, habe ich es eben mit meinem rechten Ohr überprüft. Der Sprecher lispelt! Es liegt also nicht an meinem Hörvermögen ;)

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Bei der Asklepios-App habe ich so meine Schwierigkeiten gehabt, da Bjarne Mädel anders betont, was zu dauerhaft seltsamen Wörtern führt. Warum man für Anfänger nicht einen echten Hochdeutsch-Sprecher genommen hat, ist mir unklar.

    Mit Bjarne Mädel hatte ich auch meine Probleme gehabt. Da gebe ich dir recht ein hochdeutsch Sprecher wäre hier angebracht gewesen.

    Rechts Cochlear Kanso 1und Kanso 2 CI Modell 512; OP 25.04.2017 Hörschnecke bis auf dem Stumpf entfernt UNI-KLINIK Halle;
    Links HG AMPLI-CONNECT R 5 ON 312 GN seit September 2021.

    Seit dem 25.10.2021 Upgrade auf Kanso 2
    Zubehör: Cochlear™ Wireless Mini Microphone (Minimikrofon 2+); Telefonclip+ von Resound; ReSound TV Streamer 2

  • Was leider extrem nervt, ist, das das eingestrichenene c wie ein cis klingt. Das bringt mich ziemlich durcheinander. Das Problem dürfte sein, dass die Frequenzbänder hier ein breiteres Spektrum abdecken, so dass es in der tieferen Lage schwieriger werden dürfte, Töne voneinander zu unterscheiden

    Du bist ja noch ziemlich am Anfang, was das Hören mit dem CI betrifft.

    Die Unterscheidung wird sicherlich noch kommen, eben mit der Zeit.

    Erzwingen kann man das nicht, auch wenn die Aha Erlebnisse am Anfang vermehrt auftreten. Dafür sind die Aha Erlebnisse, die man später macht, beeindruckender.

    Ein bißchen Zeit sollte man schon seinem Kopf geben. Und hier und da wird sicherlich auch noch ein bißchen an den Einstellungen gefeilt. Da muß man sowieso wieder "neu" lernen. ;)


    Es geht mir auch nicht darum, in kürzester Zeit maximale Erfolge zu erzielen, sondern eher darum, den sicherlich noch weiten Weg passend zu meiner Hörbiographie zu gestalten

    Ich glaube Dir gerne, daß Du nicht bewusst was erzwingen willst, sondern versuchst, ein logisches Konzept für Dich auf die Beine zu stellen.

    Nur liest es sich schon nach auf Biegen und Brechen alles jetzt schon erzwingen zu wollen ;)

    Die Reha beim Hören dauert nicht umsonst 2 Jahre!

    Und es wird sich nicht nur dabei einiges tun, sondern auch danach treten noch so einige Aha Erlebnisse auf

    . Mir scheint es gerade in der Anfangsphase wichtig zu sein, dass rechts und links wieder zu einem gemeinsamen Klangeindruck zusammenfinden

    Genau das hat bei meiner ersten OP knapp anderthalb Jahre gedauert! ;)

    Auf der anderen Seite ging es zwar etwas flotter, aber es hatte halt auch seine Zeit benötigt.

    Ich habe zwischendurch nicht bewußt geübt, aber dafür einfach nur im Hintergrund was laufen gelassen.


    Wenn Dir die Musik so wichtig ist, würde ich Deine(n) Logopäden fragen, ob man das nicht auch in der Therapie mit einbauen könnte.

    Meine hat es mit mir gemacht. War für sie auch spannend und total neu gewesen, weil es halt nicht zum Standart Programm in der Reha gehört.

    Beim CI ist nun einmal das Sprachverstehen höchste Priorität!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Bei der Asklepios-App habe ich so meine Schwierigkeiten gehabt, da Bjarne Mädel anders betont, was zu dauerhaft seltsamen Wörtern führt. Warum man für Anfänger nicht einen echten Hochdeutsch-Sprecher genommen hat, ist mir unklar.

    Hi,

    Ich hab die

    - Asklepios-App

    - Schallquelle

    - DHZ

    auf dem Handy und Streame die Übungen der 3 in mein Ci.

    Dabei klingen leider alle 3 sehr verschieden, dass ich mich immer erst ein paar Minuten umstellen muss, obwohl ich noch weit davon entfernt bin Dialekte heraus zu hören.

    Der klang der Apps an sich unterscheidet sich einfach stark.

    Am liebsten ist mir persönlich DHZ.

    Aber mit jeder ÜbungsApp verstehe ich mehr als mit dem Tesprogramm vom Hörtest. Da ist die Ton- oder Sprachqualität echt unterirdisch.

    Da verstehe ich in meinem ersten verständlichsten Hörbuch trotz des vuel zu hohen Sprachtempos mehr.

    Am meisten verstehe ich noch wenn eine reale Einzelperson ohne Störgeräusch deutlich zu mir spricht, obwohl da der Klang unnatürlicher hohler ist als mit den gesreamten Apps.

    Robert

    Links nach 30 Jahren Taubheit, seit 27.01.2023 Cochlear P1622 , aktuel N7, Kanso 2 wurde bestellt.
    Rehts seit 20 Jahren HG versorgt, Resthören 15% ab 110dB
    _______________________________________________________________________________

    Das größte Problem der Schwerhörigen ist nicht, dass Sie nichts hören, sondern dass Sie nicht gehört werden.

  • #Sheltie

    danke für deine hilfreichen Hinweise!

    Natürlich ist es in erster Linie mein persönlicher Wunsch, möglichst rasch wieder Musik mit zwei Ohren auf befriedigende Weise wahrnehmen zu können. Hinzu kommt aber auch, dass mir die Zeit davon rennt. Um es deutlich zu sagen, kann ich meinen Beruf an den Nagel hängen, wenn der Bereich Musik nicht in absehbarer Zeit wieder zu reaktivieren ist. Mit der erfolgten Androhung der erzwungenen Frühpensionierung hat mir das mein Arbeitgeber unmissverständlich klar gemacht.

    Bislang habe ich hier im Forum den Eindruck, dass bei den Anpassungen in der Regel zunächst ausschließlich das Sprachverstehen im Vordergrund steht, und man davon ausgeht, dass sich alles andere, auch das Musikhören, später von alleine finden wird. An diesem Punkt möchte ich für mich einen anderen Weg einschlagen.

    Bereits in anderen Threads wurde z. B. auf das Problem abweichender Mittenfrequenzen hingewiesen, die das Musikhören massiv erschweren, da gleiche Töne auf beiden Ohren unterschiedlich klingen. Warum sollte man nicht möglichst frühzeitig den Versuch unternehmen, hier eine Angleichung zu erzielen, so dass das Gehirn später nicht noch einmal „umlernen“ muss. Was mir zu denken gab, war der Hinweis meiner Audiologin, dass auch die anatomiebasierte Anpassung, die bei mir vorgenommen wurde, lediglich auf ein optimales Sprachverstehen ausgerichtet ist. Da ich ja den Luxus eines normalhörenden Ohres besitze, stellt sich für mich die Frage, ob ich evt. bereit bin, ggf. auf etwas Sprachverstehen zu verzichten, um optimale Musikeinstellungen zu erhalten.

    Was mich zudem beschäftigt, ist der Umstand, dass durch den plötzlichen einseitigen Hörverlust ja nicht nur die anatomischen Strukturen in der Cochlea betroffen sind, sondern auch die neuronale Verarbeitung im Gehirn, in meinem Fall ein hochspezialisiertes musikalisches Wahrnehmungsvermögen. Schon in dem halben Jahr seit dem Hörverlust habe ich das Gefühl gehabt, dass sich mein Gehirn rasend schnell „umstrukturiert“. Wenn ich nun also abwarte und die Musik zunächst außen vor lasse, befürchte ich, dass auch die jetzt hoffentlich noch existierenden neuronalen Strukturen zur Musikverarbeitung mit dem linken Ohr weiter „zurückgebaut“ werden. Ein frühes Musiktraining kann hier - so hoffe ich zumindest - dazu führen, dass ich auf die noch vorhandenen neuronalen Netze zum Musikhören aufbauen kann. Warte ich hier einfach ab, droht hier allmählich der Totalausfall, da die hervorragend funktionierende rechte Seite nach und nach alles übernehmen dürfte.

    Für mich persönlich geht es darum, die Weichen richtig zu stellen. Wie schnell der Zug dann rollt, wird sich zeigen!

    Spezialisiertes Musiktraining, wie es mir vorschwebt, kann der Logopäde vor Ort mir nicht anbieten. Hier komme ich mit Apps und eigenen Übungen deutlich schneller ans Ziel. Momentan bin ich aber ja auch erst am Anfang - und beherzige durchaus eure Hinweise, mich nicht zu überfordern!

    Viele Grüße,

    Soelba

    links: ehemals an Taubheit grenzend, OP am 10.1.23, EA am 26.1.23 mit Rondo 3

    rechts: normal hörend

  • Bislang habe ich hier im Forum den Eindruck, dass bei den Anpassungen in der Regel zunächst ausschließlich das Sprachverstehen im Vordergrund steht

    Du darfst eins nicht vergessen. Die meisten von uns sind ohnehin schon lange bis an Taubheit grenzend schwerhörig gewesen, und da haben viele im Vorfeld nicht so viel mit Musik zu tun.

    Du hast beruflich noch mit Musik zu tun, und es tut mir leid für Dich, daß Du deswegen noch so unter Druck gesetzt wirst! Das sollte so auch nicht sein!


    Beim Thema CI ist es tatsächlich so, daß für die meisten Betroffenen und eben den Kliniken besonders wichtig ist, daß das Sprachverstehen wieder zurück kommt, bzw wieder besser wird!

    An diesem Punkt möchte ich für mich einen anderen Weg einschlagen

    Das verstehe ich sehr gut!

    Ich habe es ja ähnlich gemacht!

    Mir war Musik auch sehr wichtig gewesen. Im Gegensatz zu Dir ist es halt eher nur für meine Hobbies!

    Das macht zwischen uns den größten Unterschied aus!

    Warum sollte man nicht möglichst frühzeitig den Versuch unternehmen, hier eine Angleichung zu erzielen, so dass das Gehirn später nicht noch einmal „umlernen“ muss

    Ich habe nie gesagt, daß Du nicht frühzeitig was unternehmen sollst! Im Gegenteil, ich bin sogar der Meinung, daß es sehr wohl was bringt, sehr früh damit anzufangen.

    Was ich nur sagen will, ist, daß Du es nicht erzwingen kannst. Du kannst Dich nur damit immer wieder beschallen lassen - das ist das, was ich damit meine, es stets im Hintergrund so nebenher laufen zu lassen - aber die Zeit, die Dein Gehirn braucht, um diese Arbeit auch bewältigen zu können, wirst Du nicht so sehr beeinflussen können.

    Ich gehe davon aus, daß mit der Zeit auch bei den Einstellungen von Deinem SP etwas angepaßt wird, daß kann manchmal auch einen gefühlten Schritt nach hinten sein, obwohl es in Wirklichkeit sehr wohl weiter nach vorne gegangen ist.

    Damit muß man zusätzlich arbeiten.

    sondern auch die neuronale Verarbeitung im Gehirn, in meinem Fall ein hochspezialisiertes musikalisches Wahrnehmungsvermögen

    Ich bin mir ziemlich sicher, daß diese "Vorarbeit" aus der Vergangenheit Dir auf jeden Fall weiter helfen wird!

    Das ist ja nicht weg!


    Wenn ich nun also abwarte und die Musik zunächst außen vor lasse

    Das habe ich so nie gesagt! ;)

    Du sollst nicht abwarten.

    Nur manchmal nicht allzu bewußt hinhören, sondern mal nur so entspannt im Hintergrund laufen lassen.

    Das ist auch Training!

    Also für Deine Ohren, bzw für Deinen Kopf. Denn auch das, was wir nicht bewußt hören wird ja erfaßt und vom Gehirn verarbeitet.

    Ich hatte schon das Gefühl gehabt, daß dieses Angleichen beider Ohren auch so "nebenher" stattgefunden hat, weil bei mir halt immer Musik im Hintergrund lief.


    Ein frühes Musiktraining kann hier - so hoffe ich zumindest - dazu führen, dass ich auf die noch vorhandenen neuronalen Netze zum Musikhören aufbauen kann

    Das auf jeden Fall!

    Ich unterscheide zusätzlich noch bewußtes und unbewußtes Training ;)


    Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, daß es bei Dir klappen wird!


    Im übrigen, in meinem CI Zentrum wurde mal ein Musikworkshop angeboten. Dabei war eine Normalhörende, inzwischen einseitig CI Trägerin gewesen, die nach wie vor beruflich mit Musik zu tun hat. Ich glaube, sie ist ein Vocalcouch.

    Sie hat mit uns Singen geübt so sehr

    Es ist also machbar, beruflich was mit Musik zu tun. Man sollte sich halt aber auch die Zeit nehmen, die man braucht.

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr