Julia stellt sich vor

  • Hallo zusammen,

    auch ich möchte mich kurz hier vorstellen. Ich bin Julia, 27 Jahre alt und komme aus Hessen.

    Ich hatte im April dieses Jahres einen Hörsturz auf meinem rechten Ohr mit kompletter Ertaubung. Außerdem ist in dem Zusammenhang mein Gleichgewichtsorgan ausgefallen. Deshalb war ich noch am selben Tag im Krankenhaus und habe dort Cortison bekommen. Am schlimmsten war der Schwindel, so dass ich im Krankenhaus noch nicht einmal aufstehen konnte und immer mit dem Rollstuhl umhergefahren wurde.

    Mittlerweile habe ich das Schwindelproblem durch tägliches Üben im Griff. Allerdings ist mein rechtes Ohr weiterhin taub, auch wenn ich bei den tiefen Tönen mittlerweile ein Brummen wahrnehme. Zudem habe ich auf dem tauben Ohr auch einen Tinnitus.

    Im Oktober steht nun meine CI Operation an. Ich bin schon ganz aufgeregt und hoffe, dass es der richtige Weg ist.

    Ich bin seit meinem Hörsturz krank geschrieben und da ich noch in der Probezeit bei meinem neuen Arbeitgeber war, wurde mir auch mittlerweile gekündigt.

    Mein Plan ist es nach der CI OP wieder eine neue Arbeit zu suchen und zu arbeiten. Wie sind da eure Erfahrungen bei Arbeitgebern, wie nehmen sie es auf, wenn man von der einseitigen Ertaubung und dem CI spricht? Auch bezüglich der Problematik, dass man aufgrund von Nachsorgeterminen und Reha evtl. nochmal ausfällt? Wann ist es realistisch nach der OP wieder voll in die Arbeit einzusteigen?

    Ich freue mich auf den Austausch :)

    Liebe Grüße

    Julia

  • Hallo Julia,

    Willkommen im Forum. Da hast du ja schon eine Odysee hinter dir. Tut mir leid mit deinem Job. Ich weiß nicht in welchem Bereich du arbeitest. Grundsätzlich haben viele Berufsgruppen zur Zeit gute Karten, weil es mehr Nachfrage als Angebote gibt. Ich hoffe, du findest schnell wieder etwas adäquates.

    Grundsätzlich: einen Job anfangen und gleich die Reha ankündigen ist suboptimal. Die AG wollen dass man sich einarbeitet und dann durchstartet. Das ist auch aus dieser Sicht verständlich. An deiner Stelle wurde ich die OP in Ruhe durchziehen und die anschließende Reha. Erst danach kann man über Arbeiten sprechen. Das nimmt aus den Druck von dir und die elende Abstimmung von Terminen und Verpflichtungen. Die Nachsorgetermine sollten eigentlich kein Problem sein. Da fällt man ja nicht dauernd und längere Zeit aus. Wenn du hier im Forum liest wirst du feststellen, dass manche schnell wieder gearbeitet haben, andere dagegen lange aus dem Job geblieben sind. Es ist bei jedem anders und es hängt natürlich davon ab, welcher Art der Job ist und wie man selber gestrickt ist.

    Mit deiner Ertaubung würde ich offen umgehen. Es nützt nichts da irgend etwas zu schauspielern. Und je nachdem, wie schnell und wie umfangreich dir das CI hilft hast du halt mehr oder weniger Probleme mit der Kommunikation im Betrieb. Du musst nichts dramatisieren, aber solltest auch nichts beschönigen. Viele AG sind kulant und unterstützen ihre neuen MA bei der Jobausgestaltung. Diejenigen AG, die sich da noch schwer tun sind eh nichts für dich. So würde ich das sehen.

    Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende…

    Advanced Bionics HiRes Ultra 3D am 01.09.2022 implantiert.

    EA: erfolgt am 29.09.2022

    Seit 03.2024 HG Links: Phonak Naida Link

  • Also ich würde im Vorstellungsgespräch gegen Ende noch erwähnen, dass Du auf einem Ohr schwerhörig bist, und mehr nicht.

    Ich würde es spät erwähnen, weil sich die Runde dann schon eine Meinung gebildet hat. Und den Unterschied zwischen CI und Hörgerät ist auch nicht mit einem Satz erklärbar, daher würde ich die Erklärung nach Jobantritt bei passender Gelegenheit nachholen

  • Hallo Julia und Herzlich Willkommen hier!


    Zu Deinem Plan:

    Ich an Deiner Stelle würde auch erst einmal nach der OP abwarten, bevor ich mich irgendwo neu bewerbe.

    Dann machst Du direkt zwei Mal einen komplett neuen Start im Leben!

    Je nach Klinik, gibt es ja auch nicht sofort das Paket, wo der Patient schon mal zu Hause ein bißchen Hören "üben" kann, bevor es mit der eigentlichen EA losgeht. Es gibt ja noch die Kliniken, die vier, bis sechs Wochen warten, bevor die EA gemacht wird. In dieser Zeit kann die OP Stelle zwar wunderbar heilen und die Schwellung weniger werden, aber der Patient weiß ja dann immer noch nicht, ob er hören kann, und wenn ja, WAS überhaupt als neues Hören ankommen wird.

    Damit muß man als Mensch ja auch erst einmal klar kommen und dann ist eben üben angesagt!

    Und es kommt auch auf den Beruf an. Hast Du einen Beruf, wo Du viel telefonieren mußt, regen Kundenverkehr, viele Meetings entweder in einem großen Raum mit mehreren Leuten, oder vor dem PC halten mußt, oder gar eine Horde Kids unterrichten mußt, könnte Dein neues Hören vor einer neuen Herausforderung stehen. Muß aber nicht. Das ist immer vom Menschen selbst abhängig! Aber man weiß ja nicht, zu welcher Sorte man dann nach der OP gehört!

    Wenn Du all das nicht hast, aber sehr körperlich arbeiten mußt, man sollte in den ersten Wochen nach der OP ohnehin nichts Schweres heben! Ist dies nicht gegeben, sondern Du arbeites eher für Dich an einem Tisch und handwerkelst herum, so könnte dies auch praktisch direkt nach der OP möglich sein.

    Verständnisvolle Kollegen und Chefs sind dann Gold wert!

    Aber halt auch nicht immer selbstverständlich!

    Wenn Du eine ambulante Reha machen willst, bzw. wenn die Klinik dieses Konzept eh im Programm hat, dann ist es machbar mit der Arbeit nebenher. Dann kann man sich die Termine so legen lassen, daß es auch hinhaut. Gute Voraussetzung ist dann, wenn sowohl Arbeitsplatz als auch die Klinik nicht zu weit vom persönlichen Umfeld entfernt sind.

    Mußt Du quasi eine ganze Tagesreise deswegen machen, oder fällst regelmäßig ganze drei Tage aus, oder es wird nur stationäre Reha in bestimmten Blöcken statt, oft auch eine ganze Weile nach der EA, was auch Sinn macht, dann dürfte es wieder schwieriger werden, wenn man irgendwo neu angefangen hat. Auch hierbei sind verständnisvolle Chefs und Mitarbeiter Gold wert, aber halt eben nicht selbstverständlich! Kleinere Betriebe, mit nur wenigen Mitarbeitern können das logischerweise auch schwerer auffangen. In einem großen Betrieb geht das schon eher.


    Auf der anderen Seite, gute Arbeitnehmer sind schon gefragt! Die Chancen dürften wohl auch ganz gut stehen!

    Da Du auf der anderen Seite offensichtlich noch normalhörend bist, und somit in Deinen Zeugnissen auch keine Sonderschulen vermerkt sein dürften, hast Du auf jeden Fall bessere Chancen, als jemand, der von klein auf auf Schulen für Hörgeschädigte gewesen war. Da neigen viele Arbeitgeber von vorneherein NEIN zu sagen (oft auch noch nicht einmal das, die melden sich dann einfach nicht mehr zurück!), ohne den Bewerber überhaupt kennenlernen zu wollen.

    Dies dürfte Dir wohl nicht passieren.

    Ich würde trotzdem offen kommunizieren, daß Du nun eine Hörbehinderung hast.

    Wie schlimm diese am Ende ausfallen wird, und ob Du überhaupt damit prima klarkommst, wirst Du ohnehin erst dann wissen, wenn Du Deinen CI aktiviert hast und im Alltag hören mußt. Klappt dies prima, gut!

    Hast Du (leichte) Probleme im bestimmten Bereichen mit dem Hören, wie zum Beispiel ein Raum mit vielen Menschen, so würde ich dann schauen wollen, ob dies in meinem Beruf Schwierigkeiten bereiten kann. Dann hättest Du von Anfang an die Chance, Dich woanders zu bewerben, wo eben nicht diese Probleme auftreten könnten.


    Viel Glück!

    Und viel Erfolgt für die anstehende OP!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Hallo Julia

    Herzlichen willkommen im Club 🦻

    Bei mir war es so ähnlich...

    September Hörsturz mit völliger Ertaubung.

    Habe mich ziemlich schnell für ein CI entschieden und wurde im März operiert.

    OP erfolgreich aber auch leichte bis mittlere Beschwerden.

    Da ich nur kurze Zeit komplett taub war, und ich wusste was Geräusche sind, war das hören mit dem CI von Anfang an recht gut.

    Ich gehe offen damit um, da ich der Meinung bin das das halt alles zum Leben gehört.

    Man kann zwar drauf verzichten, aber wenn es einen erwischt sollte man froh sein das es das gibt.

    Mit dem arbeiten würde ich mich erstmal zurück halten bis die OP und die EA erledigt ist.

    Dann kannst du ja sehen wie du mit dem ganzen zurecht kommst und voll durchstarten 🚀

    Das funktionierende gesunde Ohr hilft dir mit Sicherheit dabei mit allem gut klar zu kommen 👍

    LG aus dem Ruhrgebiet ⚒️

  • Hallo Julia!

    Deine Geschichte ist meiner sehr ähnlich. Ich hatte Anfang Januar einen Hörsturz und bin dadurch links ertaubt. Mein Gleichgewichtssinn war auch komplett ausgefallen. Im Krankenhaus waren der Rollstuhl und der Rollator meine besten Freunde ;). Ich hatte beim Lesen eben ein kleines "déjà-vu".

    Ich bin im Juli operiert worden und hatte am 25.08.22 meine Erstanpassung. Das Hören mit dem CI Ohr klappt besser als ich das erwartet hätte. Der Schwindel ist noch einmal besser geworden. Die Lebensqualität die ich nach der kurzen Zeit wieder zurück bekommen habe bestätigt mich täglich darin, dass das die richtige Entscheidung gewesen ist. :)

    Im Büro ist es für mich manchmal noch richtig anstrengend. Ich denke, Du tust Dir selbst den größten Gefallen wenn Du mit der Jobsuche noch einen Moment wartest und erst mal in Ruhe die OP und bestenfalls noch die Reha hinter Dich bringst.

    Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg!

    Grüße

    Claudia

    (auch aus Hessen ;))

    re: normal hörend

    li: Med El Mi1250 Synchrony 2 seit 27.07.22 / EA 25.08.22 - UKGM Marburg


    "Life isn't about waiting for the storm to pass...

    It's about learning to dance in the rain!"

  • Hallo Julia, ,

    Erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.

    Mir gehts genau so wie Dir, Ohr und Gleichgewichtsorgan rechts tot. Leider Probleme mit Schwankschwindel.

    Allerdings bin ich deutlich älter und stehe am Ende meines Arbeitslebens.

    I. d. R habe ich Homeoffice bis auf min. einen Bürotag im Monat. Dieser Tag ist für mich Op 03/22) extrem anstrengend.

    Aus meiner Erfahrung empfehle ich Dir, mit der Jobsuche zu warten, bis Du mit dem CI halbwegs klar kommst. Dann solltest Du das beim Vorstellungsgespräch am Rande erwähnen.

    Viele Grüße

    Helmut

    OP 23.03.22 mit Synchrony 2, EA mit Rondo 3 folgt

  • Danke für die ganzen lieben Worte und die Tipps, wie ich mit zukünftigen Arbeitgebern kommunizieren kann. :)

    Ich komme aus der Lebensmittelbranche, bin aber zurzeit auch offen für andere Branchen, vor allem jene, wo eher ruhigere Arbeiten gefragt sind. Vor allem, weil sich sowohl in Lärm als auch bei körperlichen Anstrengungen mein Tinnitus auf dem rechten Ohr verstärkt.

    Bei mir ist die OP nun eine gute Woche her. Seit ich aus dem Krankenhaus zu Hause bin werden auch die Schmerzen an der Narbe von Tag zu Tag besser. Die Schmerzen im Krankenhaus waren ehrlicherweise stärker als ich mir das vorher vorgestellt habe. Aber zum Glück ist sonst alles gut verlaufen, außer dass ich immer noch einen Geschmacksverlust auf meiner rechten Zungenhälfte habe.

    Jetzt heißt es noch ca. 3 Wochen warten, bis das CI aktiviert wird. Ich bin schon ganz gespannt.

    Das Thema Job und Jobsuche habe ich jetzt erst einmal auf nach der EA verschoben, damit ich mich voll und ganz auf das CI und das neue Hören konzentrieren kann.

    LG Julia