Abwägen der Vor und Nachteile einer OP

  • Ich möchte euch allen Danken für die nette Begrüßung.

    Auch nach fast drei Wochen Krankenschein hat sich im Gegensatz zu früher an meinem "guten" nicht mehr viel getan. Ich kann zwar mit dem HG wieder etwas besser hören aber so wie es einmal war wird das wohl nicht mehr werden. SCHADE.

    Das ist echter Verlust von Lebensqualität. Besonders wenn ich an Kino, das ungezwunge, gemütliche Beisammensein im Restaurant oder Biergarten denke.

    Es ist wohl an der Zeit mich der Wahrheit zu stellen. Um mich näher auf den zukomnenden Tagen und Wochen zu stellen habe ich mir eine Vor und Nachteil Liste gemacht.

    Augenblickliche Situation mit dem Verlust des Hörens:


    Weniger Gesellschaftliche Teilhabe (Kino, Geburtstage. Essen gehen, gemeinsame Aktivitäten, ungezwungenes Telefonieren, Plaudern usw.)

    Berufliche Einschränkungen (Gespräche folgen, Telefonieren, Verlust von Konzentration)

    Selbstzweifel zum Teil "verlieren von Selbstbewusstsein"

    Manchmal zerstreut und Ohnmachtsgefühl

    Fehlende Positives Lebensgefühl

    Erzwungener Optimismus

    "Versuch von Ablenkung bzw durchwurtscheln"

    Wechselhaft Stimmung, Selbstbild

    Gesprächs. Bzw. Kontaktvermeidung

    Weniger Reisen bzw. Urlaub machen in einen anderen Land.

    Hier die abzuwägende Nachteile einer Ci OP nach dem was mir am meisten Sorgen bereitet.


    1. Durch zu lange Taubheit Möglicherweise keine Funktion bzw. Hörverbesserung

    2. OP Risiko

    3. Anfänglich eingeschränkte Lebensqualität durch

    Tinnitus, Gleichgewicht, Geschmacksinn

    4. Zeitintervalle für Kontrollbesuche Arzt und

    Anpassung Hörakustik

    5. Mühsames Lernen von Hören

    6. Abhängikeit von gut Funktionierende Technik

    7. Offensichtliche Behinderung bzw. Ästhetische Gründe bzw. auch "schlechter Behandelt" zu werden

    Hier der abzuwägende Vorteil einer CI OP.


    1. Wieder mehr Gesellschaftliche Teilhabe

    2. Kommunikation, Stärkung von Selbstbewustsein

    3. Berufliche Anforderungen Standhalten können.

    3. Wieder Freude am Reisen, Freizeit,

    4. Mehr zutrauen bei Partnerschaftsuche

    5. Entlastung für hörendes Ohr, besser Orientiert sein.

    6. Vorbeugung von Demenz

    7. Steigerung der Lebensqualität zur bisherigen Situation.

    So, jetzt seid ihr gefragt.


    Wer neu ist und noch vor der Entscheidungsfindung steht darf sich gerne mit seinen Gedanken einbringen. Natürlich können die Experten unter euch, mit den Erfahrungen der OP die Vor und Nachteile klarer Einschätzen bzw. definieren.

    Mit würde das sehr zur Entscheidungsfindung helfen wenn ihr Fehlendes Ergänzt oder mit euren Erfahrungswerte meine Liste konkreter werden lässt.

  • Ein weiterer Nachteil wäre der drohendene (komplette) Resthörverlust bei der OP.

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Und auch: Die oft zu hoch gesteckte Erwartungshaltung und Enttäuschung, die dann folgt, weil es doch nicht so funktioniert, wie man überall in der Werbung liest.

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Meine Überlegungen sind vor allem, wer will das CI?

    Will ICH das, weil ich Leidensdruck durch den Hörverlust erlebe?

    Oder will MEIN UMFELD das, damit jene wieder einfacher und unproblematischer mit mir kommunizieren können?

    WARUM will ich das? Will ich das aus internen eigenem Leidensdruck heraus, weil Hörverlust mit Ausschluss von der Gesellschaft einhergeht und weil Hörverlust (bei mir jedenfalls) auch Ängste produziert?

    Oder will ich das, weil mein Leidensdruck dadurch entsteht, dass mein Umfeld mir immer sagt: "Nun lass das doch machen!", "Warum willst du denn nicht?", "Tja, wenn du nicht willst, ...!", "Du könntest Deine Situation ja ändern!", "Was hast du zu verlieren!", "Willst du dich nicht doch endlich mal entscheiden...?"

    Dann wäre letzteres sekundärer Leidensdruck, der für mich nicht direkt aus dem "nicht mehr hören und verstehen können" seinen Ursprung findet, sondern eben ein daraus resultierender Leidensdruck.

    Und allein aus dem sekundären Leidensdruck heraus, ohne dass ich selber tief innerlich ein VOLLES "Ja, ich will!" FÜHLE, würde ich mich gegen ein CI entscheiden. Ich möchte es selber wollen und nicht weil die anderen mich überreden oder emotional unter Druck gesetzt haben.

    Jetzt mal völlig unabhängig davon, ob mein Umfeld das überhaupt gewollt und gemeint hat -wenn ich diese Wirkung in mir fühle, ist das für mich nicht das richtige Kriterium. Ich möchte es aus eigenen Stücken FÜHLEN, mein eigenes Ja. Kein aufgedrücktes her-argumentiertes Ja.

    Für mich, die auch gerade in der Entscheidungsfindungsphase steckt, bedeutet es vor allem primär mit sich selbst unterwegs sein, in sich selbst reinhorchen, sich auf die Schliche kommen, welche inneren Seiten plötzlich anfangen sich zu regen und mit welchen Argumenten in welchen Stimmungslagen treten sie auf die Bühne...

    Und hier zwinge ich mich dann doch: lieber ein paar Wochen länger sich Zeit nehmen, als gegen das Bauchgefühl handeln und später nicht mit seiner Entscheidung klar kommen...


    Kolja

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Kolja

    Da ohnehin nicht jeder die Möglichkeit hat, ein CI zu erhalten (sei es aus zeitlichen, finanziellen oder gar medizinischen Gründen), muss es natürlich auch eine Alternative geben. Mir fallen dazu 2 ein:

    • Erlernen der Gebärdensprache und sich damit aus der bisherigen Gesellschaft zurückziehen; dafür muss man aber dann auch Gleichgesinnte suchen und gefunden haben, mit denen man fortan das Leben weitestgehends gemeinsam beschreitet. Denn wer wie bei jeder anderen Tätigkeit auch (z.B. Sprechen, Zuhören) diese nicht regelmäßig durchführt, verlernt es ziemlich schnell wieder.
    • Zum Einsiedler werden. D.h. totale Abkapselung von seinem/von jeglichem menschlichen Umfeld. Das ist allerdings dann ein Problem, wenn man z.B. medizinische Hilfe benötigt.

    Es ist zwar Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass man trotz CI-OP kein ausreichendes Hörvermögen hat. In diesem Fall bleiben einem auch nur die beiden genannten Alternativen. Aber man hat es immerhin mit einem CI als letztes Mittel probiert.

    Ich bin allerdings überrascht, dass du von deinem persönlichen Umfeld (außerhalb der CI-Gemeinde) dazu gedrängt wirst, dich doch bitte implantieren zu lassen. Diese Erfahrung habe ich in den 14 Jahren vor meiner CI-OP nicht machen müssen. Und das, obwohl ich in dieser Zeit schon abartig schlecht gehört oder gar verstanden habe (jenseits von 2kHz war kein Reiz mehr vorhanden, HGs haben das nur im begrenzten Umfang ausgleichen können).

    Und ja, es ist vollkommen zutreffend, dass der (ich nenne es:) "innere Wunsch" aus dem Bauch heraus kommen muss. Denn ist der Wunsch nur Kopfgesteuert, identifiziert man sich nicht mit dem neuen Hören und findet nur negative Aspekte, was alles nicht funktioniert und ist noch mehr frustriert als vor der OP.

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Hallo Dani,

    schade, dass du nur 2 so krass formulierte Alternativen sehen kannst. Wie haben die Menschen das früher gemacht, als es noch kein CI gab?

    Zu deiner Alternative Nr. 2 "zum Einsiedler werden": Nur weil man taub ist (aus welchen Gründen auch immer) sollte das nicht die "totale Abkapselung von jeglichem menschlichen Umfeld" bedeuten. Es liegt an uns allen, mehr aufeinander zuzugehen. Wir können uns auch ohne das Erlernen von Gebärden über wichtige Dinge mit Gehörlosen verständigen.

    Zu deiner Alternative Nr. 1 "durch das Erlernen der Gebärdensprache sich aus der bisherigen Gesellschaft zurückziehen": Gebärdensprachnutzer werden im Arbeitsleben, im Freizeitleben, beim Einkaufen u.s.w. immer noch genügend Anlässe finden, mit hörenden Menschen zu kommunizieren. Nur weil man die Gebärdensprache erlernt, befindet man sich nicht nur noch in der Gebärdensprachnutzenwelt. Gebärdensprache kann eine Erleichterung und Unterstützung für die Kommunikation bedeuten.

    Natürlich ist das CI eine tolle Erfindung, wenn es einigermaßen klappt. Es sollte aber nicht dazu führen, die Menschen, bei denen es nicht so klappt, noch mehr auszuschließen. Lange Zeit können auch die heutigen Hörgeräte noch ein gewisses Sprachverstehen schaffen.

  • Hallo Ranu,

    das hat Dani natürlch schon recht pointiert ausgeführt. Wenn allerdings das Sprachverstehen von Lautprache extrem mühsam wird und das CI aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert, dann wird das meiner Meinung ein ganz, ganz massives Problem. Das extrem mühsame Verstehen fordert nicht der den Betroffenen sondern auch die Menschen um die Betroffenenen herum gewaltig. Mit Sicherheit führt das in die ungewollte Einsamkeit, wenn der Weg über Gebärden ebenfalls nicht gehbar sein sollte. und genau das war, was Spätertaubte früher ohne CI erlitten haben: Von den Jüngeren wird der eine oder andere Anschluss an die DGS-Gemeinschaft gefunden haben. Die anderen sind im Kreise Ihrer Familien vereinsamt.

    Ich habe so einen Fall in der Familie. Eine alte Damen von 96 Jahren, seit ca. 20 Jahren nach jahrelanger Progredienz komplett ertaubt. Vor 20 Jahren musste/wollte sie ihren Mann pflegen und sie sagte damals, ich bin außerdem schon alt, das lohnt nicht mehr. Wenn sie gewusst hätte dass sie bei sonst guter Gesundheit 96 Jahre alt wird, dann hätte sie es vielleicht doch gemacht. Nun ist ihre letzte Schwester, die sie immer überall hin mitgenommen und Schreibdolmetscher gespielt hat auch im Altersheim, alle anderen Altersgenossen sind tot. Und nun???

  • Hallo Andrea,

    was ein "ganz, ganz massives Problem" ist, definiert jeder für sich selbst.

    Ich empfinde es als selbstverständlich, dass ich, wenn jemand nicht hören kann, mich in der Kommunikation auf diesen Menschen einstelle.

    Da ist in unserer Gesellschaft aber sicherlich noch viel Luft nach oben :-).

    Wegen der alten Dame: Wenn ich es richtig verstanden habe, begann ihre Schwerhörigkeit mit ca. 76 Jahren. Vor 20 Jahren war das CI noch nicht so weit entwickelt wie heute. Sie ist erwachsen und hat damals selbst für sich entschieden, dass sie das CI nicht will. Das sollte man so auch respektieren. Wenn man mit ihr heute Kontakt hat, funktioniert das Schreiben offenbar ganz gut. Bei wichtigen Terminen kann sie Schriftdolmetschung beantragen.

    Ich kann verstehen, dass man mit 96 Jahren sich kein CI mehr machen lassen will. Es sollte hier aber immer der Wille des Betroffenen berücksichtigt werden.

  • Da möchte ich meinen Senf auch dazu geben: Ich wundere mich das ich nicht zum Misantropen geworden bin, angesicht meiner Mitmenschen die teilweise meine Schwerhörigkeit geradezu ausgenutzt haben. Und es ist durchaus eine psychische Herausforderung sich den Risiken einer Operation und dem ganze drumherum mit dem CI zu unterziehen nur um die Rücksichtslosigkeit einiger Mitmenschen zu kompensieren.

    Aber was helfen kann: man kann Musik und Vögel zwitschern hören und im Idealfall sogar selber musiszieren, Und das macht man wiederum nur für sich selbst nicht wegen den Mitmenschen.

    Und es ist durchaus eine Alternative aufs Hören zu verzichten und andere Wege zu beschreiten.

  • Hallo,

    Die alte Dame ist seit Geburt schwerhörig. Das Hören ist über die Jahrzehnte schlimmer geworden. Vor 20 Jahren waren die Hörreste schon minimal, sie verstand schlechter als ich. Seit ca. 15 Jahren trägt sie keine Hörgeräte mehr, weil sie überhaupt nichts mehr hört. Seit meine Großmutter verstorben ist, besteht nur noch wenig Kontakt.

    Man kann sich wünschen, sie Umwelt wäre rücksichtsvoll und toleranter. Das ist sie aber nicht. Es ist etwas Wahres dran wie Dani es schreibt

  • [...] Und es ist durchaus eine psychische Herausforderung sich den Risiken einer Operation und dem ganze drumherum mit dem CI zu unterziehen nur um die Rücksichtslosigkeit einiger Mitmenschen zu kompensieren.
    [...]

    Ich würde das Wort "Rücksichtslosigkeit" meinen Fall betreffend (bei Dir, mir, stand es im anderen Zusammenhang, hab ich registriert!) so gar nicht mal aussprechen. Ich für mich habe das Verhalten meines Umfelds eher mit Unsicherheit, Überfordert, zu anstrengend, keinen Bock auf komplizierte Kommunikation,... interpretiert. Nur als Erklärung um zu verstehen; nicht als Entschuldigung. Mir nimmt es dann ein wenig die Spannung aus der Situation, und es hilft mir, mich nicht gleich aufzuregen.

    Aber nicht desto Trotz geht ja vom Verhalten meines Umfelds dennoch eine Wirkung aus, die in mir was antickt. Sei es emotionaler Schmerz, sei es Wut oder Trauer -und das ist ja nunmal trotzdem da.

    Und das Wort "kompensieren" trifft es hier für mich perfekt.

    Ich kann nicht immer so reagieren, wie ich möchte, wie meiner Stimmung es gerade beliebt. Also schlucke ich und atme durch und denk mir meinen Teil. Es geht nicht um die beteiligten Mitmenschen, es geht einfach um die Situation.

    Und wenn das der einzige Grund wäre, dann wäre es mir in der Tat zu wenig, mich dem ganzen CI-Prozess zu unterziehen.

    Das schreibt Ihr alle im Kern ja auch, dass es der EIGENE INNERE Wunsch sein muss.

    Und ja, es ist vollkommen zutreffend, dass der (ich nenne es:) "innere Wunsch" aus dem Bauch heraus kommen muss. Denn ist der Wunsch nur Kopfgesteuert, identifiziert man sich nicht mit dem neuen Hören und findet nur negative Aspekte, was alles nicht funktioniert und ist noch mehr frustriert als vor der OP.

    Das finde ich auch noch mal WICHTIG auf den Punkt gebracht: Man identifiziert sich nicht, wenn man kopfgesteuert entscheidet, weil sekundärer Leidensdruck die wahre Ursache ist. Und Du hast Worte für ein in mir inneres Gefühl gefunden, da ich nicht benennen konnte. Ich fürchte das Risiko, mich nicht mit meiner Entscheidung und später dem CI identifizieren zu können. Und dann wäre es bei mir in der Tat ein immenses Risiko, dass ich nur "Ja, aber..." und kontraproduktive Gedanken dazu hätte.

    Ja, sich bloß die Zeit nehmen, die man braucht, das ist für mich wirklich wichtig, mich nicht drängen zu lassen.

    Kontakteinschränkungen konnten zu Corona-Zeiten ja schon mal gut antrainiert und angewöhnt werden. *achtung*ironie* ;)

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Zitat

    Ich würde das Wort "Rücksichtslosigkeit" meinen Fall betreffend (bei Dir, mir, stand es im anderen Zusammenhang, hab ich registriert!) so gar nicht mal aussprechen. Ich für mich habe das Verhalten meines Umfelds eher mit Unsicherheit, Überfordert, zu anstrengend, keinen Bock auf komplizierte Kommunikation,... interpretiert. Nur als Erklärung um zu verstehen; nicht als Entschuldigung.


    Ich sehe es genauso wie Du Kolja, Es ist zu 99,x% kein absichtlicher Wille, die Behinderung auszunutzen, sondern eher Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit. Wer wirklich die Behinderung eines anderen Menschen ausnutzt, ist eh auf der moralisch untersten Ebene. Ich bin zum Glück aber noch nicht vielen solcher Individuen begegnet.

    Geben wir es doch zu, mit hochgradig Schwerhörigen zu kommunizieren, ist doch auch anstrengend, auch für das gegenüber, der ständig wiederholen muss und so evtl. auch selbst Gespräche verpasst.

  • Also ich habe es nicht bereut und nur für mich getan .Meine OP liegt rund 3 Monate zurück und ich höre schon recht zufriedenstellend für mich .Denn ich habe quasi auf dem OP Ohr keine Sprache mehr gehört .Jetzt kann ich schon ohne HG links besser verstehen als mit HG nur rechts (links wurde operiert )

    Nachteile sehe ich nur darin, dass ich ohne Technik taub bin auf dem Ohr.

    Aber wenn auch mit dem stärksten Hg nur noch wenig ankommt, ist es nicht wirklich ein Verlust.

    Trotzdem solltest du es für DICH tun,nicht für andere damit sie es leichter haben ...

    LG mel

  • Habe ich hier überlesen, ob die Situation ein oder zwei Ohren betrifft? Ist die Frage, ob ein CI nur für ein oder für beide Ohren eine Option sind?

    Für mich ist das ein wichtiger Unterschied. Ich bin beidseitig betroffen und hatte mir zuerst das schwächere Ohr operieren lassen.

  • Also die lebendige Diskussion freut mich sehr. In meinen Fall betrifft es ein Ohr und bei dem anderen wird es auch immer stiller.

    Das mit der Drohenden Vereinsamung sehe ich trotz intaktem Umfeld als Gefahr. Ich kann nicht sagen, dass sich hier keiner Mühe gibt, aber ich sehe das ich mich mehr und mehr zurück ziehe. Mal aus Müdigkeit, weil es anstrengend ist, mal aus Unlust, weil erkennen Spaß mehr macht zwischen lauter hörenden zu sitzen. MEL , das freut mich für dich und das ist der Grund warum ich mich mehr auch vom Bauch in Richtung Ci entscheiden werde.

    Danke NOBI, beides habe ich als Nachteil notiert und als Vorteil herausgelesen, daß mit Ci eine drohende Vereinsamung bzw. Wahrscheinlich auch Depressionen verhindert werden könnte. Wenn es nicht funktioniert könnre es auch umgekehrt sein. Hängt also ganz vom Erfolg der OP und Umsetztung beim Lernen ab.

  • Wenn man hochgradig schwerhörig ist und unbedingt ein Hörgerät benötigt, um akustisch kommunizieren zu können, dann ist man ebenfalls ohne Technik taub auf dem Ohr. Sicher kann man zwischen einem Hörgerät und einem Sprachprozessor mit Implantat unterscheiden, aber ohne Technik geht es in beiden Fällen nicht mehr.

    Das Abwägen für oder gegen eine OP ist gut. . Es ist hilfreich, wenn die innerliche Bereitschaft dafür vorhanden ist. Die Außenstehenden sind es nicht, die das Risiko eingehen müssten.

  • Wenn man hochgradig schwerhörig ist und unbedingt ein Hörgerät benötigt, um akustisch kommunizieren zu können, dann ist man ebenfalls ohne Technik taub auf dem Ohr. Sicher kann man zwischen einem Hörgerät und einem Sprachprozessor mit Implantat unterscheiden, aber ohne Technik geht es in beiden Fällen nicht mehr.

    Das Abwägen für oder gegen eine OP ist gut. . Es ist hilfreich, wenn die innerliche Bereitschaft dafür vorhanden ist. Die Außenstehenden sind es nicht, die das Risiko eingehen müssten.

    Danke, dass Du das noch mal so deutlich formuliert hast. So ist es.

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Ich sehe es genauso wie Du Kolja, Es ist zu 99,x% kein absichtlicher Wille, die Behinderung auszunutzen, sondern eher Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit. Wer wirklich die Behinderung eines anderen Menschen ausnutzt, ist eh auf der moralisch untersten Ebene. Ich bin zum Glück aber noch nicht vielen solcher Individuen begegnet.

    Geben wir es doch zu, mit hochgradig Schwerhörigen zu kommunizieren, ist doch auch anstrengend, auch für das gegenüber, der ständig wiederholen muss und so evtl. auch selbst Gespräche verpasst.

    Sehe ich auch so, allerdings kann das auf Dauer für Betroffene sehr zermürbend sein. Wenn man taub oder fast taub ist, bietet das CI die einzige Chance. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein. Gebärdensprache ok - aber (!) ein wirklich integrativer Weg ist das nicht, vor allem dann, wenn man nicht gebärdensprachlich aufgewachsen ist. Und DGS zu lernen ist mühsamer und langfristiger als das Hören mit dem CI zu lernen.

  • Möchte auch nochmal eine Frage einbringen an jene, die bereits implantiert sind:

    Wie stabil seid ihr psychisch aufgestellt gewesen?

    Und wenn ihr psychisch zu instabil gewesen seid, hattet ihr vor, während und nach der Implantation psychologische bzw. psychotherapeutische Begleitung?

    Denn auch diese Frage spielt bei mir eine wesentliche Rolle in meiner Entscheidungsfindung...

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"