Liebes Forum,
ich bin noch nicht so lange hier dabei, stolpere aber immer wieder über den Begriff "Hörreise". Anfangs war ich etwas irritiert, aber mittlerweile kann ich das gut nachvollziehen. Könnt ihr mir erklären wie der Begriff aufkam?
Gruß Michael
Hörreise
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Na ja,
das ist so halt mit der Sprache.
Man versucht, irgendetwas zu beschreiben, zu erklären, und sämtliche anderen und bisher üblichen Begriffe passen nicht so wirklich ganz zu dem, was man so gerade richtig empfindet. Also entsteht dann so mal ein "neues Wort".
Und ich finde, "Hörreise" beschreibt halt die "neuen Anfänge vom (bewußten) Hören" ganz gut. Es ist ja eine Abenteuerfahrt, mit sämtlichen Aufs und Abs, die man haben kann, und komplett neue Eindrücke entstehen. Genauso, wie, wenn man mal eben in ein fremdes Land fährt und sich dort die Kultur und deren Menschen anschaut.
Und unser "neues Hören" ist ja eine komplett andere Welt für uns, und wir müssen das alles erst einmal neu kennenlernen, zu uns selbst finden.
Und man spricht in manchen Dingen von "Reisen", ohne sich wirklich auf die Fahrt nach sonstwohin gemacht zu haben.
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Als Hörreise würde ich es so beschreiben: Wie beim Urlaub plane und überlege ich, wohin ich fahren will. Beim Hören plane ich, was mach ich mit den schlechten oder tauben Ohren? Finde ich keine Lösung, bleibe ich da, wo ich bin. So, wie mir beim Urlaub nix zusagt. Kommt aber eine Lösung wie z.B. ein CI ins Gespräch, verfolge ich es weiter. Beim Urlaub sehe ich zu, wie komme ich dahin und wo wohne ich? Sind die Bedingungen für ein CI gut und ein OP-Termin steht fest, geht die Reise los. DIe OP ist der Höhepunkt, ich bin am Ziel angekommen, Jetzt fängt das Hören wieder an. Bzw, der Urlaub vor Ort.
Nur leider ist so ein Urlaub nur 3 Wochen lang, so eine Hörreise dauert ein Leben lang.
Sicher gibt es noch andere Vergleiche, aber grundsätzlich ist das ein Weg, den man gehen muss bzw. will.
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Wie beim Urlaub plane und überlege ich, wohin ich fahren will.
Haha, so unterschiedlich können Menschen sein, was ja auch gut ist.
Meine Urlaubsreisen plane ich so gut wie nicht. Nur das Reiseziel wird bei mir bestenfalls festgelegt. Was ich vor Ort mache ist meist völlig spontan.
Je nachdem was sich vor Ort ergibt wir dies oder jenes gemacht. Oder auch mal nichts gemacht, wenn uns gerade die akute Unlust überfällt.
Genauso sehe ich auch meine Hörreise. Ich lass (ließ) es auf mich zukommen, ich habe von vorn herein ohnehin kaum die Möglichkeit, ein Hörziel zu erzwingen, also habe ich mir auch nichts vorgenommen, was ich erreichen möchte.
Anders diejenigen, die ihren Urlaub von vorn bis hinten durchgetaktet haben, weil sie alles mögliche sehen wollen, sind von ihrer Reise enttäuscht, wenn etwas nicht klappt (was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten wird) oder weil die Mitreisenden nicht mit demselber Motivation an die Sache rangehen (was fast immer der Fall ist - jeder ist anders).
Wie bei einer Hörreise auch: Wer diese mit einer vergleichsweisen hohen Erwartung angeht und womöglich auch noch durchplant, wann man wieder "normal" hört, diejenige wird von seiner Reise bitter enttäuscht sein.