FM Anlagen und Co erfolgreich beantragen

  • Hallo,

    Ich möchte anläßlich einiger Diskussionen hier noch einmal meine Erfahrungen darlegen, wie man weitere Hörhilfen, insbesondere FM Anlagen erfolgreich beantragt. Ich habe in den letzten 20 Jahren schon bei mehreren Integrationsämter in Niedersachsen und Bremen FM Anlagen, zwei Mal sogar Hörgeräte beantragt. Die Bewilligungen kamen immer sehr schnell.

    Erste Regel vor dem Antrag probieren, ob das Hilfsmittel überhaupt eine Abhilfe ist.

    Bei Berufstätigkeit gilt. Unbedingt den Arbeitgeber ins Boot holen. Idealerweise stellt der Arbeitgeber sogar den Antrag, den ihr ggf. vorformulieren könnt.

    Aus dem Antrag muss hervorgehen, in welchen beruflichen Situationen ihr das Hilfsmittel braucht. Der Klassiker bei FM Anlagen ist die Teilnahme an regelmäßigen Teamsitzungen und an Fortbildungen. Beschreibt warum die Situation ohne Hilfsmittel nicht tragbar ist und wie das Hilfsmittel die Situation verbessert. Beispiel: Ohne FM versteht ihr in der Fortbildung nicht, deshalb könnt ihr Euch nicht in einem bestimmten Bereich qualifizieren und habt berufliche Nachteile, weil ihr nicht gesamte Aufgabenspektrum Eures Arbeitgebes abdecken könnt.

    Ich habe das Naida Link Q Hörgerät und das zugehörige Telefon mit der Begründung bekommen, dass ich beruflich telefonieren muss und das beidseitige Hören beim Telefon essentiell für das Verstehen ist.

    Ihr dürft auf gar keinen Fall andeuten, dass ihr Hilfsmittel privat nutzen könnt. Denn dann wird schnell hinterfragt, ob die Krankenversicherung zuständig ist.

    Gebt die Unterlagen vollständig ab. Zumindest das niedersächsische Integrationsamt hat ein Merkblatt, welche Unterlagen dazu gehören.

    Azubis in der betrieblichen Ausbildung bzw. Berufsanfänger vor dem Antritt des ersten Jobs müssen diesen Antrag an die Agentur für Arbeit stellen, es empfiehlt sich das Rehateam bei der Agentur für Arbeit zu kontaktieren.

    Es besteht für Angestellte die Möglichkeit den Antrag bei der Rentenversicherung zu stellen. Ich würde aber trotzdem zuerst an das I Amt heran zu treten, weil das I Amt viel schneller und flexibler ist. Das I Amt wird ohnehin von sich aus andere Sozialversicherungsträger mit ins Boot holen, wenn sie meinen jemand anders ist zuständig.

    Wer noch nicht oder nicht mehr berufstätig ist, muss an die Krankenkasse herantreten. Dort sollte in der Begründung zwingend der Satz auftauchen, dass nur mit der FM Anlage dem Grundbedürfnis nach Kommunikation nachgekommen werden kann. Das solltet ihr mit dem Beispiel unterfüttert, dass ihr sonst im Familien und Freundeskreis nicht an Gesprächen mit drei und mehr Personen teilnehmen könnt.

    Gruß Andrea

  • Ergänzung: Ich rate davon ab, telefonische Auskünfte einzuholen. Wenn ihr einen schriftlichen Antrag bei der jeweiligen Behörde stellt, läuft das bei der Hausspitze über den Tisch. Die jeweilige Behörde wird automatisch tätig, wenn sie sich nicht zuständig fühlt oder Unterlagen nachgereicht werden müssen.

    Bei Behörden ist nur das existent was geschrieben steht.

  • Jupp,

    Wenn meine Kunden mich anrufen und etwas wollen, muss ich immer sagen. Sie müssen mir schreiben, sonst kann ich nix machen. Wir sind aber so modern, dass wir Schreiben in Form von EMails akzeptieren, obwohl EMails ohne elektronische Signatur eigentlich auch nicht als Schriftstück gelten. Ein Vorgesetzter hat mir mal gesagt, Verwaltung kann man nur mir Verwaltung beikommen.

  • Hallo Andrea!

    Ich bin seit einem Jahr krank geschrieben und ich weiß nicht, wann oder evtl. ob ich wieder dahin zurück kehren kann.

    Ich bin jedoch für die Kommunikation auf eine FM-Anlage angewiesen, was auch in der vor kurzem abgeschlossenen Reha bestätigt wurde bzw. so auch im Reha-Bericht festgehalten wurde.

    Da ich mich mit dem IFD sehr schwer tue, weil in Vergangenheit verschiedenes nicht so optimal lief, ist mein gewählter Weg nun zuerst über die Krankenkasse.

    In der Reha ausgiebig getestet und am besten gefahren bin ich mit dem Roger Touch Screen Mic, welches ich am liebsten beantragen würde.

    Ich glaube aber, dass ich "nur" das Roger On bekommen werde.

    Hättest Du noch weitere Tipps, wie ich für das Touch Screen Mic argumentieren könnte?

    Das Roger On, so wurde uns in der Reha gesagt, ist nicht so stark, wie das Touch Screen - und als ich das Roger On am letzten Tag doch noch testen konnte, weil jemand von privat ihn mitbrachte und mir lieh, habe ich festgestellt, dass der zwar auch funktioniert, aber ich bei diesem aber mehr nachfragen musste, als beim Touch Screen (woran auch immer das gelegen haben mag).

    Am liebsten würde ich ja beides ausprobieren, was in meinem persönlichen Umfeld am besten funktioniert . Aber geht das überhaupt, dass ich meine Wahl zwischen beiden Geräten erst hinterher festlegen kann, wenn man bei der GKV vorher die Kostenübernahme für das eine oder andere beantragen muss?

    Meine Hörkurve ist weit genug unten, dass ich selbst zu zweit mit meinem Mann gegenüber am Esstisch nahezu keine Unterhaltung mehr führen kann, außer wir sitzen mit Telefon (=T-Spule!!) am Ohr bei Tisch...

    Fakt ist jedenfalls, ich brauche eine Anlage, die über T-Spule läuft, weil mein HG nicht BT-fähig ist.

    Kolja

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Hallo,

    einfach beim Akustiker beide Mikrofone probieren und Vergleichsmessungen machen. Ich halte den Roger On aber für deutlich vielseitiger einsetzbar!!!

    Ich empfehle auch keine TSpule sondern Audioschuh und Universalempfänger. By the way. Du hattest irgendwann mal geschrieben, dass Du alte Hg und kein CI hast. Wenn nicht mal mehr im Zweiergespräch mit Deinem Mann ohne Hilfsmittel verstehst, wird es wirklich Zeit für ein CI! Du quälst dich doch nur.

  • Zitat

    einfach beim Akustiker beide Mikrofone probieren und Vergleichsmessungen machen. Ich halte den Roger On aber für deutlich vielseitiger einsetzbar!!!

    Ich empfehle auch keine TSpule sondern Audioschuh und Universalempfänger. By the way. Du hattest irgendwann mal geschrieben, dass Du alte Hg und kein CI hast.

    richtig, ich habe alte HG. Und daher geht bei mir ausschließlich T-Spule. Aber trotzdem danke für den Hinweis -den werde ich auf jeden Fall erfragen.

    Drei Fragen, die man sich stellen sollte:

    "WILL ich das?"

    "Will ICH das?"

    "Will ich DAS?"

  • Allein das TouchMic kostet schon runde 1200/1300 Euro, der Schuh mehrere Hunder Euro. Ich setze ihn bei der Arbeit ein, zusammen mit einem CI funktioniert er gut.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Ich hab rein interessehalber dazu noch eine Frage. Wenn ich als Lehrkraft eine beantragte Anlage nutze und einem/er Schüler/in z.B. ein Mikrofon kaputtgeht: Läuft das dann über deren Haftpflichtversicherung? Bzw. auch allgemein: Wie ist das dann mit der Wartung der Geräte etc.=

  • Reparaturen und Ersatzbeschaffungen sind neu zu beantragen. Wartung in dem Sinne gibt es für FM Anlagen eigentlich nicht.

    Willkommen in der Hörhilfen- Branche.

    Wir können demnächst ja eine Spendenbörse für alte FM- Anlagen aufmachen. Scheint ja bei einigen Probleme mit der Beschaffung zu geben…

  • Ich hab rein interessehalber dazu noch eine Frage. Wenn ich als Lehrkraft eine beantragte Anlage nutze und einem/er Schüler/in z.B. ein Mikrofon kaputtgeht: Läuft das dann über deren Haftpflichtversicherung? Bzw. auch allgemein: Wie ist das dann mit der Wartung der Geräte etc.=

    Ich denke nicht, dass die Schüler da zu belangen sind. Du kannst ja nicht nachweisen, dass (nur) er es kaputt gemacht hat. Die Mikros sind aber robust. Wenn wir die Schüler belangen würden, könnten die sich ja auch weigern, die Mikros zu nutzen.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend