Wechsel von bimodaler zur bilateralen CI-Versorgung

  • Nach sehr guten Erfolgen mit meiner CI-Versorgung rechts stehe ich nun vor der Entscheidung, mich auch links implantieren zu lassen. Die Empfehlung der Ärzte dazu habe ich und hörgerätetechnisch lässt sich für mich kein Fortschritt mehr erzielen (ich teste gerade ein mit COCHLEAR kompatibles RESOUND Hörgerät). Da ich aber mit der bimodalen Versorgung (CI624/KANSO von COCHLEAR mit Hörgerät von OTICON) durchaus ganz gut zurecht komme, tue ich mich mit dem Schritt etwas schwer. Ich habe z. B. wieder Spaß an Musik gewonnen und befürchte, dass sich das mit dem Entfall des Hörgerätes verschlechtert. Andererseits möchte ich mit der zweiten Implantation auch nicht zu lange warten; den Fehler habe ich schon einmal gemacht :(

    Deshalb bin ich an euren Erfahrungen interssiert, falls ihr vor der gleichen Situation gestanden habt. Wie hat sich der Höreindruck von Sprache und Musik mit dem zweiten CI geändert und danach entwickelt?

    Vielen Dank im Voraus für eure Beiträge!

    LI: Hörgerät OTICON OPN

    RE: Cochlear CI624 und Kanso 2 - EA 12/2020

  • Hallo ich stehe wie Du vor der gleichen Entscheidung, und meine erste CI OP ist fast 20 Jahre her!

    Vor 20 Jahren waren zwei CIs eine absolute Ausnahme, vor 10 Jahren wurden zwei CIs dann üblich, vor ca. 8 Jahre habe ich eine VU für das Zweite gemacht und es wurde ärztlicherseits abgeraten und jetzt stehe ich neu vor der Entscheidung. Ich fürchte auch den Wohlfühlklang gerade bei Musik zu verlieren. Das CI ist im Tieftonbereich um Welten schlechter als das Hörgerät, aber Verstehen kann ich mit dem Hörgerät allein nichts und mich nervt es kollossal immer darauf zu achten, dass meine Mitmenschen bei Unterhaltungen auf der richtigen Seite gehen und stehen. Im Moment kann ich mich nicht implantieren lassen, da ich umbaue, was mit entsprechenden körperlichen Aktivitäten verbunden ist. Aber danach möchte ich mal eine neue VU machen.

  • Ich stehe vor der gleichen Entscheidung wie Du. Das Restgehör meines klassisch verstärkten Ohres erweitert das Klangvolumen. Das ermöglicht mir z.B. das Hören des Grollens der Meeresbrandung. Wenn ich das Restgehör-Ohr zuhalte, höre ich nur ein Bachgeriesel. Auch bei Hörtests schneide ich, selbst beim Verstehen mit Hintergrundlärm, dank der Unterstützung des Restgehörohres etwas besser ab.

    Jedoch ist mit Richtungshören gar nichts mehr zu machen. Und natürlich frage ich mich, wie Du, um wieviel besser wohl das Sprachverstehen ausfallen würde, wenn ich zwei CI's hätte.

    Deshalb auch von meiner Seite die Frage an Kolleginnen und Kollegen aus dem Forum, die sich in einer vergleichbaren Situation für ein zweites CI entschieden haben: wie waren Eure Erfahrungen? Wurde das verminderte Klangvolumen durch ein verbessertes Sprachverstehen kompensiert?

    Jahrgang 1956. Ab 50igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust rechts, ohne Befund; ab 57igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust Links, ohne Befund

    Implantat-Rechts 9.1.2019 Universitätsklinik Zürich, Synchrony mit Flex28-Elektrodenkabel von MED-EL; Sprachprozessor: Rondo2 ab Feb. 2019; Sonnet 2 ab Nov. 2019

    Links: Hörgerät Pure 5 (Signia); Hörverlust 100% (CPT-AMA, Messung 06.2022)

    Persönlicher CI-Erfahrungsbericht: https://cochlea-implantat-2.jimdofree.com

  • UweDu

    Ein Audiogramm sagt mehr als 1000 Worte. Wenn es nicht vergleichbar ist, macht eine Beschreibung des Klangeindrucks der anderen nicht so viel Sinn.

    Theodor

    Möglicherweise ist bei dir eine (starke) Geräuschunterdrückung aktiv. Bei mir ertönen große Wellenbrecher als tosender Lärm. Hab ich mein Musikprogramm aktiv, dann ist der beängstigender als es jemals zu HG Zeiten war. Aber ich habe auch nur Med-EL. Im Komfortprogramm ist es dagegen nur ein dahinrauschen.

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Vor rund vier Jahren bei der VU sollte ich mich für (zunächst) eine Seite für die CI-OP entscheiden; ich entschied mich für die minimal schlechtere Seite. Bei den Jahreskontrollen wurde ich mehrmals auf eine zweite OP angesprochen, die ich aber (zunächst) noch dankend ablehne, und zwar aus folgenden Gründen:

    - ich hänge sehr an mein Restgehör; so kann ich wenigstens ohne Technik noch tiefe Töne und Geräusche hören und muss nicht in der völligen Stille leben,

    - das Zusammenspiel zwischen HG und CI funktioniert bei mir prima; das HG ist für den vollen Klang zuständig, das CI für das feine Hören. Wenn ich, z. B. bei Konzerten, die Musik fein hören möchte, dann wird das HG ausgeschaltet am Ohr gelassen und

    - schizophrener weise telefoniere ich mit dem HG-Ohr ohne (!) HG. Telefonieren mit dem CI klappt bei mir leider so gut wie gar nicht, bzw. ist mega anstrengend. Sicherlich würde das mit entsprechendem Training besser werden...

    Das sind meine persönlichen Gründe, die für mich gegen eine zweite CI-OP sprechen.

    Die Entscheidung pro oder contra muss jedoch jeder für sich selbst treffen - und hinter der Entscheidung stehen!

    Alles Gute weiterhin,

    SaSel

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • SaSel

    Du kannst, obwohl an Taubheit grenzend schwerhörig, ohne HG telefonieren... 8|?

    Wenn ich den Telefonhörer ohne HG an mein Ohr halte, egal auf welcher Seite, höre ich ........... genau, nichts! Also nichts, gar nichts, null. Nicht mal ein Brummen, Flüstern oder sonst was. Wie machst du das?

    Links: An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit; Phonak Naida Q90; OP-Termin für CI: 03.11.2021

    Rechts: An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit; Phonak Naida Q90; OP-Termin für CI: voraussichtlich Februar 2022

  • Deine Frage ist mehr als berechtigt und es kann mir auch keiner erklären, warum das funktioniert. Das Ironische an der Sache ist: ich muss dienstlich sehr viel telefonieren, um Termine, Absprachen usw. zu vereinbaren. Da ist allerdings der Vorteil, dass ich die Anruferin bin und weiß, was mein Ziel beim Angerufenen ist;). Allerdings darf mir da keiner mit Namen, Anschriften usw. kommen - das verstehe ich beim besten Willen nicht. Wenn ich mal einen Tag viel telefonieren musste, bin ich abends auch platt und mag nicht mehr "hören"; dann ist Hörpause angesagt: Kanso ab, HG ab und Ruhe. Vielleicht ein gutes Buch dabei...

    Ich denke, das "Geheimnis" ist, dass mein Restgehör links im Tieftonbereich (so bis 500 Hertz) einigermaßen gut ist, der Rest wird wohl unbewusst zusammeninterpretiert:S.

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • … das ist echt krass👀 . Telefonieren kann ich mittlerweile mit dem Ci wenn langsam gesprochen wird… ohne höre ich nichts, nada, gar nichts 🤔🤣

    16.06.2021 links implantiert mit CI622 von Cochlear.

    EA 19.07.2021 Kanso2

    Rechts Resound HG

  • Hallo,

    aber 500 Hz reichen nicht zum Verstehen. Wenn es so wäre, hätte ich mein CI viel später bekommen.

    Namen am Telefon, ganz besonders die Ausländischen, die mit Akzent buchstabiert werden, sind natürlich die Königsdisziplin am Telefon. Wir haben im Büro eine neue Telefonanlage und ich stelle erfreut fest, dass viele Firmen und Behörden und auch einige wenige Privatleute schon den Namen mitsenden, wenn sie bei uns anrufen. Außerdem kann ich während des Anrufs am PC die Leute bei mir ganz easy speichern, wenn ich sie erst einmal identifiziert haben. Da macht Telefonieren eigentlich schon wieder Spaß. Wir benutzen im Büro OpenTouch in Verbindung mit einer Alcatel Telefonanlage.

  • Bei uns im Dienst kommen zwar die Rufnummern und auch sogar die Orte (Zuordnung der Vorwahlen) mit, sofern sie nicht vom Anrufer unterdrückt sind, Namen aber leider nicht. Zum Glück werde ich nur selten von fremden Menschen angerufen. Die meisten, die mich anrufen, kenne ich oder es handelt sich um erwartete Rückrufe.

    Einer kleinen ländlichen Kommune im Nothaushalt fehlen leider die Mittel für ganz moderne Telefonanlagen, obwohl unsere erst in diesem Jahr kurz vor der Flut angeschafft wurde.

    Im Grunde komme ich gut im (dienstlichen) Alltag zurecht und das alleine zählt für mich.:thumbup:

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • Ich bedaure es, dass sich bis jetzt niemand gemeldet hat, der die von UweDu gestellte Frage aus eigener Erfahrung beantworten kann. Also jemand, der auf einer Seite bereits ein CI hatte, auf dem anderen Ohr noch etwas Restgehör im Tieftonbereich und der dann auf dieser anderen Seite ein zweites CI implantieren liess. Gibt es wirklich niemanden hier im Forum mit dieser Erfahrung, der etwas darüber berichten könnte, wie sich Hörleistung in Folge des zweiten CI verändert hat? Wie stark sich ein allfälliger Verlust von Restgehör ausgewirkt hat und welchen Gewinn das zweite CI einbrachte?

    Jahrgang 1956. Ab 50igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust rechts, ohne Befund; ab 57igstem Lebensjahr progressiver Hörverlust Links, ohne Befund

    Implantat-Rechts 9.1.2019 Universitätsklinik Zürich, Synchrony mit Flex28-Elektrodenkabel von MED-EL; Sprachprozessor: Rondo2 ab Feb. 2019; Sonnet 2 ab Nov. 2019

    Links: Hörgerät Pure 5 (Signia); Hörverlust 100% (CPT-AMA, Messung 06.2022)

    Persönlicher CI-Erfahrungsbericht: https://cochlea-implantat-2.jimdofree.com

  • Hallo zusammen!

    Persönlich habe ich nach 15 Monate von bimodal auf bilateral gewechselt. Bis zum heutigen Tage nicht bereut. Bei mir war es hörtechnisch eine Leistungsexplosion. Kann es nicht anders sagen. Musik genießen konnte ich mit dem ersten CI schon wieder nach einem Jahr. Die zweite Seite ist zur Zeit noch ein wenig verzerrt, denke das wird sich bald geben. Was den Musikgenuß anbelangt, das ist kein Selbstläufer. Das bewußte Musikhören, muß man genauso trainieren wie das Sprachverständnis. War mir bis vor einiger Zeit auch nicht so bewußt. Es gibt ein Sprachzentrum und ein „Musikzentrum“. Hatte eher zufällig davon erfahren. Geschildert wurde der Fall eines älteren Mannes. Er lebte allein in seinem Haus und hatte kaum persönliche Kontakte. Da er immer allein lebte hatte er ein sehr schlechtes Sprachverständnis, aber ein herausragendes musikalisches Verständnis. Es lag daran, dass er sehr gerne Geige und Akkordeon spielte und dass von Anfang an nach den Implantationen auch wieder machte.

    Zusammenfassung: Das Sprachverständnis trainieren alle CI Träger regelmäßig auf die unterschiedlichste Art und Weise. Das Musik Empfinden muss extra trainiert werden. Evtl. Lieblingsstücke von „früher“ immer und immer wieder anhören, bis so klingen wie früher. Wäre so eine Maßnahme. Dann gibt es u.a. noch die Klangkiste vom WDR. https://klangkiste.wdr.de/#/ Da werden diverse Musikinstrumente vorgestellt und können von dem Nutzer immer wieder angehört werden. Das jetzt nur so als Beispiel.

    Es ist alles machbar.

    Mit freundlichem Gruß

    Thomas

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

  • Hallo zusammen,

    ich trage mein 1. CI rechts schon sehr lange, seit 20 Jahren und es funktioniert immer noch wie es soll. Darüber bin ich auch ganz froh. Das 2. CI habe ich 2018 bekommen, da ich links mit Hörgeräten einfach kaum noch Sprachverstehen hatte. Jetzt merke ich mit den 2 CI`s natürlich schon einen gewaltigen Unterschied, dass ich links auch Sprache verstehe. Trotz der 2 CI`s höre ich dennoch sehr schlecht, bin aber froh, mit den CI`s überhaupt was hören zu können! ;) Habe beide CI`s von AB. Der derzeitige Alltag mit den Masken ist natürlich furchtbar für mich, da ich vom Mundbild abhängig bin. Wir müssen uns halt alle da durchkämpfen!


    Liebe Grüße ReCI

  • Ich bedaure es, dass sich bis jetzt niemand gemeldet hat, der die von UweDu gestellte Frage aus eigener Erfahrung beantworten kann

    Ich hatte erst überlegt, auf den Eingangspost zu antworten, weil es scheinbar ähnlich zu mir ist.

    Der entscheidende Unterschied ist aber: Uwe kommt mit dem einen Hörgerät noch enigermaßen gut zurecht - bei mir war das HG dagegen eine Katastrophe. Ich hatte das Bedürfnis von mir aus, so schnell wie möglich das zweite CI zubekommen.

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Hallo Dani, wie hat sich das Hören von Sprache und Musik für dich mit dem zweiten CI kurz- und langfristig verändert? An solchen Erfahrungen bin ich interessiert. Hört sich beispielsweise Musik inzwischen „normal“ für dich an? Welch Verbesserungen haben sich beim Sprachverstehen wegen? Ist es bei Hintergrundgeräuschen einfacher geworden?

    Vielen Dank!

    LI: Hörgerät OTICON OPN

    RE: Cochlear CI624 und Kanso 2 - EA 12/2020