Musik machen und hören mit CI

  • Hallo,

    da ich hochgradig hörgeschädigt bin, hat mir mein (nach einem Umzug neuer) HNO-Arzt die Möglichkein eines Cochlea-Implantats eröffnet. Mit den bisherigen Hörgeräten habe ich (abgesehen davon, dass Lärm außerordentlich nervt) in den meisten Lebenssituationen kaum Probleme. Ich kann die meisten Alltagsgeräusche recht gut wahrnehmen und meist auch räumlich Hören, habe im Straßenverkehr keine Probleme und mit geringen Abstrichen kann ich sowohl live als auch von CD gut Musik hören. Was mir jedoch große Probleme bereitet und auch Folgeprobleme (wie den sozialen Rückzug) mit sich bringt, ist das Sprachverstehen.

    Da ein CI gerade in diesem Bereich auf deutliche Verbesserungen hoffen lässt, war ich erst einmal optimistisch und habe ein Implantat in Betracht gezogen. Allerdings klingt in Erfahrungsberichten und Informationsmaterial recht oft an, dass das Hören mit einem CI anders klingt, was für mich die Frage nach der Musik aufwirft. Die Informationen dazu sind recht widersprüchlich, weshalb ich mich nun hier angemeldet habe, in der Hoffnung, einige Antworten zu finden, auch wenn mir bewusst ist, dass Hörempfinden sehr individuell ist und Klangqualität von vielen Faktoren abhängt.

    Hintergrund: Ich bin nicht nur Musikliebhaber und Musiker, sondern auch Musikredakteur - das heißt, ich verdiene mein Geld auch mit der Bewertung von Musik. Zudem bin ich auf eine recht alte Musikform spezialisiert, bei der es quasi zum guten Ton gehört, dass sie spieltechnisch mitunter recht unperfekt klingt und Aufnahmen aufgrund des Alters auch schon mal knistern und rauschen. Mit meinen Hörgeräten ist es bislang noch möglich, diese Musik zu hören, zu bewerten und auch auf der Bühne selbst zu spielen. Meine Befürchtung ist, dass dies mit einem CI nicht oder zumindest nicht mehr vollumfänglich möglich sein wird.

    Deshalb habe ich folgende Fragen, die sich nicht nur aber doch insbesondere an CI-Träger/innen richten, die einen direkten Vergleich anstellen können (z.B. einseitig normal hörend):

    - Klingt die Musik (nach entsprechender Lern- und Gewöhnungsphase) wieder so, wie vor dem CI gewohnt oder gar besser, bzw. differenzierter?

    - Wenn nicht, wie würdet ihr die Unterschiede beschreiben?

    - Glaubt ihr, Musik für normal Hörende beschreiben und bewerten zu können oder sind die Unterschiede so groß, dass es quasi zwei verschiedene Klangwelten sind?

    - Wie lange hat es nach der OP gedauert, bis Musik wieder gut und auch vertraut klang?

    Vorab schon mal besten Dank für eure Antworten!

  • Hallo Schreibkraft

    Erst einmal ein herzliches willkommen in Forum .

    Deine Fragen sie sehr interessant, aber fast nicht so direkt beantwortbar!

    Kurz zu mir

    Ich war 45 normal hörend, dann 2 Hörstürze kurz zeitig 2 hörgeräte und dann rechts Ci (in der zwischen Zeit ein EAS (ein Ci mit hörgeräteteil))

    Ich bin Zeit führer Jugend Musik Liebhaber.

    Jetzt zu den Fragen

    Da man Musik in der Regel mit 2 Ohren hört beziehe ich mich auf beide Ohren.

    Bei mir klingt Musik sehr gut und sehr detailliert!

    Und steigt je nach Optimierung des sprachprozessors

    man kann nur am Ci auch ein natürliches klang verhalten bekommen.

    Bei mir der Prozess jetzt 9 Jahre .

    Gruß Joachim (Saarland)

  • Hallo und Herzlich Willkommen hier im Forum!


    Zu Deinen Fragen:

    - Klingt die Musik (nach entsprechender Lern- und Gewöhnungsphase) wieder so, wie vor dem CI gewohnt oder gar besser, bzw. differenzierter?

    Das hängt auch ein bißchen hiervon

    da ich hochgradig hörgeschädigt bin,

    ab.


    Ich habe bisher die meiste Zeit meines Lebens als Schwerhöriger verbracht, auch wenn ich normalhörend geboren bin. Nur, an diese Phase meines Lebens kann ich mich nicht erinnern. Ich bin mit drei Jahren schwerhörig geworden, und habe ab da auch stets Hörgeräte getragen.

    Meine Familie ist sehr musikalisch, und ich war es auch schon von klein an auf gewesen. Habe immer schon gerne Musik gehört.

    Auch selbst Instrumente gespielt, nur just for fun!

    Und ja, ich konnte die Töne stets gut wahrnehmen.

    Habe auch gerne Kassetten (die gab es halt früher ;)) und später CDs gehört, egal ob so aus den Lautsprecherboxen, oder per Kopfhörer.


    Jetzt ist ja bei Dir die Frage, wieviel schon an Frequenzen "weg" sind. Auch wenn Musik weiterhin "normal" und gut klingt, so fehlt ja jetzt schon was! Das macht sich beim Sprachverstehen deutlich(er) bemerkbar, bei alles andere nicht so sehr. Aber auch da fehlen sie bereits!

    Und das wird sich dann beim neuen Hören per CI sehr wohl bemerkbar machen, weil sie so "plötzlich" wieder da sind, und deshalb sich auch manche Dinge ungewohnt anhören werden!

    Tatsache ist: es ist auf jeden Fall "Arbeit", wieder Musik hören zu können. Es wird auf jeden Fall - gerade am Anfang - total komisch, wenn nicht sogar ungewohnt klingen!

    Aber ja, es ist machbar!

    Ich bin inzwischen beidseitig operiert, und kann die Musik wieder total genießen, wie früher. Jetzt sogar einen Ticken besser! Konnte ich früher zwar schon Stereo hören, so war meine linke HG Seite stets schwächer gewesen, als die rechte. Jetzt, mit den CIs, ist das nicht mehr so krass! Jetzt sind beide Ohren praktsich gleich stark, und das macht sich bei mir nun deutlicher bemerkbar!

    Und ich genieße dies total! :love:

    - Wenn nicht, wie würdet ihr die Unterschiede beschreiben?

    Hm,

    mir ist - seitdem es mit dem CI Hören deutlich besser klappt, als noch zur Reha Zeiten - aufgefallen, daß sich manche Stücke etwas anders, so total "ungewohnt" anhörten. Aber das ist nicht gleichzusetzen mit "schlecht"! Es klang einfach nur etwas anders, als ich es in Erinnerung gehabt hatte.

    Ich habe mir diese Passagen immer wieder angehört und in meinem Gedächtnis herumgekramt, versucht zu vergleichen.

    Ich bin zum folgenden Ergebnis gekommen: Ich habe damals schon so manche Frequenzen nicht mehr gehört. Die sind mit dem CI wieder da und hörbar. Darum klingt es anders als in meiner Erinnerung, weil eben nur die damals für mich hörbaren Töne gehört und abgespeichert wurden. Was ich nicht hören konnte, war ja nicht "vorhanden" gewesen, und konnte auch nicht abgespeichert werden.

    Oder, ich habe mal zur Hochzeitsfeier meiner Tante ein Stück spielen müssen. Ich kannte es nicht. Die Melodie spielen lernen ist ja einfach, und mein frührerer Lehrer hatte mir da noch bei geholfen. Aber ich habe mir das Stück mal von meiner Freundin ausgeliehen, weil ich wissen wollte, wie das im Original klingt, und mich gewundert, daß ich immer so eine Melodie spielen muß, die ich im Stück definitiv nicht hören konnte! ?(

    Ich wußte ja, an welche Stellen die kommen mußte. Doch, egal, wie sehr ich mich auch angestrengt hatte, da war praktisch nix gewesen! Dachte schon, es ist halt so im Notenheft "dazugedichtet" worden. Hätte ja sein können.

    Jetzt, Jahre später, kam das Stück mal wieder im Radio. Ich habe sofort wieder an diese Melodie denken müssen, die ich ja immer spielen mußte, aber im Stück selbst ja noch nie gehört hatte.

    Was soll ich sagen? JETZT habe ich diese Melodie doch tatsächlich gehört! Es war die ganze Zeit schon da. Halt eben nur leise, ganz zaghaft. 8|

    Kein Wunder, daß ich dies zur meiner reinen HG Zeit schon nicht mehr gehört hatte! Und das in einer Phase, wo ich dachte, ich käme mit den HGs noch so prima klar! :huh:

    Darum freue ich mich jetzt umso mehr! Ich kann Musik wieder genießen und freue mich praktisch täglich darauf, WAS ich noch so alles "neu" heraushören kann!


    - Glaubt ihr, Musik für normal Hörende beschreiben und bewerten zu können oder sind die Unterschiede so groß, dass es quasi zwei verschiedene Klangwelten sind?

    Schwer zu sagen!

    Jeder Mensch hört ja auch die Musik anders! Damit meine ich nicht schlecht, gar "falsch", oder so, sondern, wie man das Ganze ja generell aufnimmt.

    Ich merke es jetzt immer noch! Bei Gesprächen mit normalhörenden Menschen.

    Im Prinzip ist es doch so: Du bewertest ja ohnehin nach Deinem eigenen Empfinden. Daran wird sich ja nichts ändern.


    Mein Vorschlag: Du kennst bestimmt sehr, sehr viele Stücke, und weißt, wie Du diese findest, was Du bisher so gehört hast, und wie es klingen "müßte".

    Hör einfach genau DIESE Stücke immer wieder. Viele Wiederholungen werden ja leider nicht ausbleiben. Ist auch prima Hörtraining! ;)

    Dann wirst Du schon selbst merken, ob da noch was "fehlt", wie es sehr es für Dich "anders" klingt (und damit meine ich nicht die Anfangszeit, wo es sich wirklich komplett doof anhören wird!) und ob sogar noch was "neu" hinzugekommen ist, was Du schon jetzt eventuell nicht mehr hören kannst?

    Eigentlich sind Deine alte Beschreibungen prima Einstieg für Dich selbst, im Training, für das "neue" Musikhören! :)

    - Wie lange hat es nach der OP gedauert, bis Musik wieder gut und auch vertraut klang?

    Hm, ich war auf meiner rechten Seite 10 Jahre lang taub, bevor ich da meinen CI bekommen habe. Es hat dort dann auch eine Weile gedauert.

    Manche Instrumente haben ganz schnell total gut und ja sogar natürlich angehört, und andere Instrumenten hätten auch "Schrott" gewesen sein können. Keine Ahnung, ob da die persönliche Musikvorlieben dabei auch eine Rolle spielen, welche Instrumente schneller wieder natürlich anhören, und bei welchen man mehr Arbeit rein stecken muß. :/

    Je nach dem, wie es nach der EA und in den nächsten Wochen danach klingt, würde ich mein Training auch entsprechend anpassen. Also wirklich mit ganz einfachen Dingen, und sehr, sehr gut vertrauten Stücken üben wollen.

    Ich würde sagen, es hat bei mir so ein Jahr, plus-minus, gedauert, und ich merke sogar heute noch, daß sich da immer noch was tut! Im positiven Sinne!

    Ich hatte noch das Glück, daß meine linke HG Seite gut als "Gegenpart" und "Trainingsohr" für die CI Seite funktioniert hat!

    Zwei Jahre später habe ich auch meine linke Seite operieren lassen, weil das Sprachverstehen so plötzlich weg war. Da hatte es mit dem Musik hören viel schneller geklappt!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Ich kann nach 1,5 Jahren mit dem CI-Ohr noch keine Musik genießen, da werden nur Bruchstücke übertragen. Wenn nur ein Instrument spielt, ist es ok, aber als Liebhaber "handgemachter Rockmusik" mit mehreren Instrumenten und z.T. mehrstimmigen Gesang bin ich heilfroh, dass ich noch ein HG-Ohr habe.

    Hochtonschwerhörigkeit/Hochtontaubheit von Kindheit an.

    Rechts: CI622 seit 12/2019, Nucleus 7

    Links: 65% Sprachverstehen mit HG (seit 2020 Oticon Exceed)

  • Musikhören mit dem CI ist eine höchst individuelle Geschichte. Ich habe in guthörenden Zeiten selbst Musik gemacht und auch sehr viel Musik gehört, quer durch viele Genres, jedoch mit dem Schwerpunkt Rock, Jazzrock, Fusion, Soul und auch Klassik, hier meist Symphonie- und Orgelkonzerte.

    Wer also eine musikalische Vergangenheit hat, tut sich mit dem CI-Musikhören leichter, diese Erfahrung habe ich während meiner CI-Reha, speziell in der Musiktherapie im Kreise weiterer Probanden, gemacht.

    Genau wie die Sprache wird ja alles Gehörte sozusagen gescannt, sortiert und auch abgespeichert - wie klingt dies und das, welches Empfinden habe ich dabei - das zählt neben der reinen Information (was gesprochen, gesungen oder gespielt wird) zu den Höreindrücken, die lebenslang gesammelt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Hören ja auch eine Art Alarmanlagen-Funktion für den Menschen darstellt, daher fängt das Hören ja schon im Mutterleib an und ist der erste Sinn, der sich entwickelt. Hier ein kleiner Ausflug:

    https://www.swissmom.ch/baby/medizinis…nne/das-hoeren/

    Beim Hören mit dem CI versucht das Gehirn immer wieder, schon einmal Gehörtes mit dem jeweiligen aktuellen Hören abzugleichen und das klappt vor allem bei der Sprache je nach Hör-Historie, individuellem Training und auch dem Einlassen auf das neue Hören bei den meisten CI-Trägern recht gut und meist besser als mit den Hörgeräten zuvor. Das Gehirn will sich ja auch keinen unnötigen Stress antun und hilft uns dabei, so entspannt wie möglich hören zu können, es gräbt vergangene Höreindrücke wieder aus, verschmelzt diese mit den aktuellen Input und so können wir wieder zuordnen: Es spielt ein Klavier, es klingt wie ein Klavier. Es singt ein Duett, es klingt wie ein Duett.

    Wer einseitig CI-versorgt ist, kann hierbei auch noch auf die guthörende Seite zurückgreifen (ggf. trägt man hier ein Hörgerät, aber das ist immer noch ein relativ natürliches Hören), das hilft ungemein.

    Wer beidseitig CI-versorgt ist, muss sich den gesamten Input vom Gehirn wieder aufbereiten lassen, hierbei stösst das CI auf technische Grenzen. Wer diese kennt, kann sich innerhalb dieser Grenzen wieder ganz gut musikalisch tummeln, aber keine High-End-Qualität erwarten. Das liegt zum einen daran, dass der Frequenzbereich eingeschränkt ist (meist von 70/100 Hz aufwärts bis ca. 8.000/9.000 Hz je nach Hersteller), die Auflösung relativ gering ist und die Anzahl der Elektroden, die einen bestimmten Frequenzbereich abdecken, begrenzt ist (hier haben die Hersteller unterschiedliche Ansätze, wie Überlappungen, Spreizen der Frequenzbereiche, Ansteuerung der Elektroden seriell/parallel usw.). Dazu kommt, dass bei Auftreffen zweiter Schallereignisse gleicher Frequenz das lautere Ereignis gewinnt - das leisere wird meist schlicht weggekickt. Dies alles spielt mit zunehmender Komplexität der Musik eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Während Solostimmen und sologespielte Instrumente (Flöten, Blasinstrumente, Percussion, Klavier und ähnliche) meist recht gut herüberkommen, wird es schon etwas schwieriger bei mehrstimmigem Gesang, Bläsersätzen, Orgelmusik - also alles Klangereignisse, die in der Summe aus mehreren einzelnen Klängen zusammengemixt sind. Da tut sich das CI schon schwer damit, vor allem durch das Fehlen der tiefen Frequenzen, die so im Bauch grummeln und im wesentlichen die Gefühlswelt, die Emotionen und letztlich auch den runden Klang ansprechen und ausmachen. Dafür gibt es einen ungemeinen Gewinn beim Erkennen von Texten und hohen Frequenzen.

    Hat man sich seine musikalische Empfindung durch viel Musikhören, Einordnen und Wiedererkennen wieder hergerichtet, kann man durchaus mit Genuss wieder Musik hören und auch selbst wieder anfangen, Musik zu machen. Ich schaffe es zwar nicht mehr, einfach mal so in einen Jam einzusteigen, weil ich nicht mehr erkenne, um welche Tonart es sich handelt, aber nun für den Hausgebrauch reicht es aus. Wenn man Dur- von Moll-Akkorden gut unterscheiden kann und auch Halbtonschritte wahrnimmt, hat man schon einen guten Schritt nach vorne gemachtl.

    Ich empfehle immer, sich schlank orchestrierte Musik (in der Klassik etwa Kammermusik, in der populären Musik nicht gerade Bigband, üppige Chöre usw.), am besten Bekanntes, für den Anfang als Musiktraining anzuhören, um erstmal das Trennen der Instrumente und Stimmen zu meistern. Danach hängt es vom eigenen Empfinden ab, was gut klingt oder eben nicht mehr so gut.

    Das alles sind meine eigenen Eindrücke, jeder macht da seine eigenen Erfahrungen. Und wer sich etwas in die technischen Möglichkeiten (und Grenzen) einfuchst und diese mit einbezieht auf dem Weg zum genussvollen Musikhören, wird mehr Freude an der Musik haben.

    Gruss, Rainer.

    Beidseitig versorgt mit: Med-El (Flex 28 im Schneckle, aussen jeweils Sonnet, vormals Rondo)

    ____________________________________

    Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.

  • Insgesamt kann ich sagen, dass ich doch enttäuscht bin von der Musik. Nicht, dass alles schlecht ist, aber alte Stücke, die ich noch sehr gut im Kopf ablaufen lassen kann und genau weiß, wie es klingt, hört sich heute eher hochtönig und ohne Bässe an. Manchmal muss ich ein Stück bis zu Ende hören, bis ich es benennen kann. Aber die Erinnerung ist doch anders. Beim Saxophon, dass ich selber spiele, klingt es klar und deutlich, aber hier habe ich kein Vergleich zu Hörgeätezeiten. Halbtöne kann ich sehr gut unterscheiden, aber wenn jemand schief singt oder falsch spielt, nicht.

    Trotzdem höre ich sehr gerne Instrumentalstücke, dass kann ich geniessen. Vielleicht aber sollte ich einfach mal mehr alte Musik hören, vielleicht wird es besser.

    Gruß Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Im Prinzip ist es doch so: Du bewertest ja ohnehin nach Deinem eigenen Empfinden. Daran wird sich ja nichts ändern.

    Meinst du? Ich für meinen Teile behaupte, dass sich das durchaus ändern kann.

    Ich bin zwar nicht repräsentativ, aber ein Beispiel, dass sich das Empfinden ändern kann: Vor den OPs konnte ich mit Schlagzeug kaum was anfangen. Heute zählt es zu meinen Lieblingsinstrumenten.

    Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich, dass das Bewerten von Musik sich damit auch ändert. Ich zumindest würde Musik heute anders bewerten als noch zu Zeiten, wo ich hochgradig schwerhörig war und HGs trug. Was mir früher sehr gut gefallen hat, ist für mich heute zum Teil nur noch mittelmaß. Vielleicht, weil ich nun Frequenzen höre, die ich Jahrzehnte nicht gehört habe und mir jetzt den Genuss bestimmter Stücke versauen. Dafür gefällt mir Metal-Musik umso besser als früher, wo ich diese Musikrichtung auch schon gerne gehört habe.

    Klavierstücke bewerten könnte ich heute aktuell nicht (ich habe die Aktivierung meines zweites CI auch erst seit 5 Monaten). Spiele ich auf meinem Klavier eine Tonleiter, klingt das so wie ich sie kenne. Spiele ich dann Akkorde, klingt die Summe mitunter mehrere Oktaven tiefer als ich es kenne.

    Was ich aber definitiv nicht glaube ist, dass man mit CI genauso gut und erst Recht nicht besser hören und bewerten kann als ein Normal(!)hörender. Besser als HG-Träger ist jedoch durchaus drin.

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Ich bezeichne mich selbst als hochgradig unmusikalisch und kann mit Müh und Not vom Takt her einen Walzer vom Rock´n Roll unterscheiden - das war schon immer so und hat sicherlich nichts mit der Hörbehinderung zu tun.

    Jedoch hatte ich im Januar 2020 im Rahmen meiner dienstlichen Tätigkeit ein Schlüsselerlebnis:

    Während eines Orgelkonzerts zu Beethoven 2020 habe ich mal interessenhalber das HG ausgeschaltet, aber am Ohr gelassen und versucht, nur mit dem CI alleine zu hören. Und erstaunlicherweise hörte sich die Orgel (in einer Kirche) nur mit CI viel schöner und harmonischer an, als mit HG und CI zusammen bzw. mit HG alleine. Diese Erfahrung habe ich später des Öfteren gemacht, dass sich zumindest instrumentale Musik mit dem CI viel angenehmer anhört.

    Bei gesungenen Liedern ist es schwieriger, da brauche ich dann doch das HG um reelle Chancen zu haben, wenigstens etwas zu verstehen. Da tut sich das CI alleine schon schwer.

    Mein Sprachverstehen mit dem CI alleine beträgt auch nach vier Jahren leider nur so um die 50 %...

    Mit HG und CI komme ich nicht über 60 %, da brauche ich mich dann nicht über ein Textverstehen bei Liedern wundern, aber ich komme da klar mit ;)

    Viele Grüße

    SaSel

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • SaSel ,
    kann ich nur bestätigen. Mir ging es auch so bei den Weihnachtskonzerten die die Uni-Klink immer ausrichtet. Aber im Saal haben sie noch extra eine Schleife gelegt, damit man auch mit der T-Spule hören konnte.

    Es grüßt der Biker

    Rechts Cochlear Kanso 1und Kanso 2 CI Modell 512; OP 25.04.2017 Hörschnecke bis auf dem Stumpf entfernt UNI-KLINIK Halle;
    Links HG AMPLI-CONNECT R 5 ON 312 GN seit September 2021.

    Seit dem 25.10.2021 Upgrade auf Kanso 2
    Zubehör: Cochlear™ Wireless Mini Microphone (Minimikrofon 2+); Telefonclip+ von Resound; ReSound TV Streamer 2

  • Meinst du? Ich für meinen Teile behaupte, dass sich das durchaus ändern kann.

    Ich bin zwar nicht repräsentativ, aber ein Beispiel, dass sich das Empfinden ändern kann: Vor den OPs konnte ich mit Schlagzeug kaum was anfangen. Heute zählt es zu meinen Lieblingsinstrumenten.

    Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich, dass das Bewerten von Musik sich damit auch ändert. Ich zumindest würde Musik heute anders bewerten als noch zu Zeiten, wo ich hochgradig schwerhörig war und HGs trug.

    Ja, meine ich.

    Du hast mich in diesem Fall nämlich falsch verstanden! ;)

    Natürlich kann sich Musikgenuß ändern, wenn man mit einem CI hören muß. Bzw erst einmal lernen muß, damit klar zu kommen. Das streite ich auch nicht ab!

    Aber darum ging es mir bei dieser Aussage nicht! ;)

    Was ich da oben geschrieben habe:

    Im Prinzip ist es doch so: Du bewertest ja ohnehin nach Deinem eigenen Empfinden. Daran wird sich ja nichts ändern.

    Meine ich sogar wörtlich!

    Man empfindet ja was bei der Musik. Und DAS an sich wird sich nicht ändern, also, daß man was fühlt, was spürt, was gut findet, oder sogar total Schxxxx klingt, und so weiter

    Und genau darüber schreibt man ja.

    Und DARAN wird sich ja nichts ändern.

    Egal, ob man mit der Zeit immer schlechter hört und immer weniger Töne wahrnimmt, auch wenn es einem nicht bewußt ist, oder ob man nun neuerdings mit HGs Musik hören muß, oder gar mit einem CI.

    Es geht mir nicht um dem Vergleich, wieweit man früher besser (anders) gehört hat, als jetzt.

    Und wenn Sprachverstehen schon komplett weg ist, ist so ziemlich sicher, daß beim Klangbild der Instrumente auch schon eine Verschiebung statt gefunden haben muß! Auch, wenn es sich immer noch schön, wie früher und total natürlich an hört! ;)


    Kurz zusammengefaßt: man bewertet immer nach eigenem Empfinden.

    Ein anderer Mensch kann beim gleichen Stück komplett was anderes fühlen und würde dem Inhalt der Bewertung nicht zustimmen. ;)

    Und DARAN wird sich doch nichts ändern.


    Was ich aber definitiv nicht glaube ist, dass man mit CI genauso gut und erst Recht nicht besser hören und bewerten kann als ein Normal(!)hörender. Besser als HG-Träger ist jedoch durchaus drin.

    Hat auch niemand behauptet.

    Nur, wonach bewertet der Mensch? Nach persönlichem Empfinden. Bei Musik gibt es kein "richtig" oder "falsch". Es gibt nur die fertigen Stücke, die jeder hören kann, und da ist es egal ob Klassisch, Oper, Pop, Schlager, Rap, Metal und so weiter.

    Man hört es sich an, findet dies entweder Klasse und kann auch genau definieren, wieso es so toll ist, oder findet des nicht so gut gelungen und kann beschreiben woran es liegt.

    Und trotzdem kann ein anderer Mensch das gleiche Stück komplett anders bewerten. Beide haben dann für sich Recht!

    Natürlich hat ein bisher "normal-Hörgeschädigter" und erst recht ein Normalhörender es etwas schwieriger, mit dem CI neu hören zu lernen. Man muß da Arbeit rein stecken, voraus gesetzt natürlich es ist einem selbst auch wichtig!

    Da wird man üben müssen.

    Gerade, wenn man eine musikalische Vergangenheit hat, kann das eventuell sogar besser helfen.

    Und man kann immer nur bei sich selbst vergleichen! ;) Nie mit einem anderen Menschen!

    Und wenn man vorab zu einem bestimmten Stück eine Bewertung geschrieben hat, kann man sehr wohl für sich selbst vergleichen, ob es immer noch gut klingt, oder besch.....eiden, oder sogar anders mit den "neuen Tönen", vielleicht sogar besser, oder vielleicht ist zwar das Musikstück deutlich komplexer geworden, aber es gefällt einem selbst nicht mehr so gut.

    Alles ist möglich!

    Und trotzdem, man bewertet immer nach eigenem Empfinden! Genau DARAN wird sich nichts ändern!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Erstens: Ganz herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung im Forum und die vielen Antworten.

    Zweitens: Puh..., ich merke, das wird wohl eine sehr schwierige Entscheidung mit kaum kalkulierbaren Faktoren und bei der ich im besten Fall viel gewinnen, im schlechtesten Fall auch viel verlieren könnte. Auch die Dauer der Rehabilitation schreckt mich ab, weil ich als Freiberufler selbst im besten Fall über einen längeren Zeitraum meine bisherige Lebensgrundlage verliere und vermutlich durch die Hartz-IV-Mühle gedreht werden würde.

    Auf der anderen Seite wird das Hörvermögen sicherlich weiter abnehmen und solange meine Hörnerven noch aktiv sind und das Gehirn im Trainig ist, dürfte die Reha deutlich besser verlaufen als wenn ich zu lange mit dem Umstieg warte - so jedenfalls erklärte es mir mein HNO-Arzt.

    Jetzt ist ja bei Dir die Frage, wieviel schon an Frequenzen "weg" sind. Auch wenn Musik weiterhin "normal" und gut klingt, so fehlt ja jetzt schon was! Das macht sich beim Sprachverstehen deutlich(er) bemerkbar, bei alles andere nicht so sehr. Aber auch da fehlen sie bereits!

    Und das wird sich dann beim neuen Hören per CI sehr wohl bemerkbar machen, weil sie so "plötzlich" wieder da sind, und deshalb sich auch manche Dinge ungewohnt anhören werden!

    Leider kann ich das Hördiagramm nicht deuten, aber grundsätzlich höre ich hohe Töne noch recht gut, während tiefe Töne ab einem bestimmten Bereich schwer zu verstehen sind und irgendwie "matschig" und undifferenziert klingen. Wenn es mit CI ungewöhnlich klingen würde, weil ich plötzlich wieder mehr Frequenzen wahrnehme, würde ich das als Verbesserung werten, selbst wenn es Training braucht, das alles wieder zu verarbeiten.


    Oder, ich habe mal zur Hochzeitsfeier meiner Tante ein Stück spielen müssen. Ich kannte es nicht. Die Melodie spielen lernen ist ja einfach, und mein frührerer Lehrer hatte mir da noch bei geholfen. Aber ich habe mir das Stück mal von meiner Freundin ausgeliehen, weil ich wissen wollte, wie das im Original klingt, und mich gewundert, daß ich immer so eine Melodie spielen muß, die ich im Stück definitiv nicht hören konnte! ?(

    Ich wußte ja, an welche Stellen die kommen mußte. Doch, egal, wie sehr ich mich auch angestrengt hatte, da war praktisch nix gewesen! Dachte schon, es ist halt so im Notenheft "dazugedichtet" worden. Hätte ja sein können.

    Jetzt, Jahre später, kam das Stück mal wieder im Radio. Ich habe sofort wieder an diese Melodie denken müssen, die ich ja immer spielen mußte, aber im Stück selbst ja noch nie gehört hatte.

    Was soll ich sagen? JETZT habe ich diese Melodie doch tatsächlich gehört! Es war die ganze Zeit schon da. Halt eben nur leise, ganz zaghaft. 8|

    Kein Wunder, daß ich dies zur meiner reinen HG Zeit schon nicht mehr gehört hatte! Und das in einer Phase, wo ich dachte, ich käme mit den HGs noch so prima klar! :huh:

    Auch das ist natürlich eine deutliche Verbesserung. Wobei ich schon denke, dass ich Melodien usw. zumindest bei Musikaufnahmen noch wahrnehme. Etwas problematischer sind Konzerte - insbesondere akustische in Cafés und Kneipen, in denen sich ein Teil der Leute unterhält. Dann kann es schwierig werden, andere Musiker/innen oder auch meine Gitarre zu hören. Allerdings ist das mitunter auch für Normalhörende ein Problem, wenn auch nicht im gleichen Maße.

    Jeder Mensch hört ja auch die Musik anders! Damit meine ich nicht schlecht, gar "falsch", oder so, sondern, wie man das Ganze ja generell aufnimmt.

    Ich merke es jetzt immer noch! Bei Gesprächen mit normalhörenden Menschen.

    Im Prinzip ist es doch so: Du bewertest ja ohnehin nach Deinem eigenen Empfinden. Daran wird sich ja nichts ändern.

    Ja, das stimmt natürlich schon irgendwie. Insbesondere was die technische Klangqualität von Aufnahmen angeht, halte ich mich in aller Regel bei Rezensionen zurück, weil ich schon bei eigenen Bandaufnahmen im Studio gemerkt habe, dass ich gerade im Tieftonbereich andere Empfindungen habe als die Bandmitglieder.

    Meine Frage basiert nicht zuletzt auf Erfahrungsberichten aus dem Internet und auf einigen Klangbeispielen, wie CI-Hören angeblich klingen soll (auch wenn ich bezweifle, dass die wirklich dem Hörerleben entsprechen). Oft hieß es, dass es sehr nach Computer klingt, andere nahmen nur bestimmte Instrumente oder Frequenzen wahr und viele positive Erfahrungsberichte stammen von ehemals Gehörlosen, die verständlicherweise glücklich waren, erstmals Musik hören zu können, was aber nicht meine Frage beantwortete, ob diese Menschen tatsächlich im Großen und Ganzen das hören, was gespielt wird oder nur Teile, wie den Rhythmus oder bestimmte Instrumente.

    Oder um es konkreter auszudrücken: Meine Befürchtung war, dass ich vertraute Musik nicht mehr erkenne oder irgendwelche akustischen Instrumente wie ein Computersynthesizer klingen. Auch wenn es nunmehr 20 Jahre her ist, dass mein Gehör sich zu verschlechtern begann und ich auch mit HG nicht mehr so differenziert höre, klingt eine Gitarre noch immer wie eine Gitarre und ein Klavier wie ein Klavier und Songs die ich schon ewig kenne, klingen im Großen und Ganzen noch immer so wie früher.

    Auch wenn mir postive Kommentare wie deine Hoffnung machen, scheinen meine Ängste, dies mit dem CI zu verlieren, auch nicht völlig unbegründet zu sein...


    Ich kann nach 1,5 Jahren mit dem CI-Ohr noch keine Musik genießen, da werden nur Bruchstücke übertragen. Wenn nur ein Instrument spielt, ist es ok, aber als Liebhaber "handgemachter Rockmusik" mit mehreren Instrumenten und z.T. mehrstimmigen Gesang bin ich heilfroh, dass ich noch ein HG-Ohr habe.

    Das tut mir natürlich sehr leid! Dazu zwei Fragen:

    Heißt das, dass du bei bestimmter Musik das CI ausschaltest, um Musik besser hören zu können?

    Wieviel Hörvermögen hast du denn noch auf dem HG-Ohr, bzw. wie gut kannst du mit dem HG hören? Bei mir sind auf beiden Ohren zwischen 20 und 30% Restgehör. Ich trage HGs beidseitig und durch gelegentliche Ausfälle musste ich auch schon auf der Bühne oder beim Arbeiten mit einem HG auskommen. Das ist irritierend, aber geht notgedrungen auch mal. Aber dauerhaft würde ich wohl Musiker- und Redakteursdasein an den Nagel hängen müssen.

    Wurdest du über die Möglichkeit aufgeklärt, dass Musik zum Problem werden könnte? Mein Eindruck ist so ein bisschen, dass zumindest bei der Erstberatung durch den HNO-Arzt als auch bei Erfahrungs- und Werbevideos das Sprachverständnis im Vordergrund steht.


    Ich bin zwar nicht repräsentativ, aber ein Beispiel, dass sich das Empfinden ändern kann: Vor den OPs konnte ich mit Schlagzeug kaum was anfangen. Heute zählt es zu meinen Lieblingsinstrumenten.

    Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich, dass das Bewerten von Musik sich damit auch ändert. Ich zumindest würde Musik heute anders bewerten als noch zu Zeiten, wo ich hochgradig schwerhörig war und HGs trug. Was mir früher sehr gut gefallen hat, ist für mich heute zum Teil nur noch mittelmaß. Vielleicht, weil ich nun Frequenzen höre, die ich Jahrzehnte nicht gehört habe und mir jetzt den Genuss bestimmter Stücke versauen. Dafür gefällt mir Metal-Musik umso besser als früher, wo ich diese Musikrichtung auch schon gerne gehört habe.

    Wobei das für mich, bzw. nach meinem Maßstab, nach einer Verbesserung klingt. Meine Angst war und ist (das hatte ich in der Eingangsfrage nicht ausreichend auf den Punkt gebracht), dass ich Instrumente nicht mehr erkenne oder diese nach Computer klingen, ich bestimmte Musikstile oder bekannte Songs nicht mehr identifizieren kann oder Musik wie undifferenzierter Krach klingt.

  • Oft hieß es, dass es sehr nach Computer klingt, andere nahmen nur bestimmte Instrumente

    Also, auch das empfindet jeder neue CI Träger anders!

    Es gibt ja so eine Seite, wo ein ganz bestimmter Satz gesprochen wird, im "CI Modus", eine andere Einstellung sollte aufzeigen, wie es klingen könnte, wenn ein Hörgeschädigter bestimmte Frequenzen nicht mehr hat. Das kam meinem Hören zum Ende hin echt nahe.

    Meine Kollegen hatten mich dann so :huh:angeschaut, und meinten, daß ich da noch was hören kann, was SIE so sagen.

    Und beim "CI Modus" hatten sie auch nicht so alles verstanden, ich sogar mehr, als sie :D

    Und sie hatten eine ungefähre Vorstellung davon gehabt, was für "Arbeit" mich nach der OP erwarten würde.


    Bei mir war es anfangs so gewesen, als ob jemand ständig fünf, sechs Töne auf einer Querflöte spielte. DAS war mein erstes Hören gewesen.

    Frauenschuhe, klack, klack, klack an mir vorbei. Links kam auch das Klack, klack, klack an, und rechts düdellidüddelidüddeli, und zwar im Takt vom Klack, aber eben immer diese fünf, sechs Töne, im gleichen Spiel.


    Später entwickelte sich daraus erst mein Hören.

    Es war auch alles "falsch", was Geräusche, Tonlage, die Stimmen betraf.

    Es wurde mit der Zeit halt besser!

    Bei mir war es eher roboterhaft gewesen, andere Menschen plagen sich eher mit einer Mickey Mouse Stimme ab - und wir reden von der gleichen Situation.

    Ich denke, dieses erste Hörempfinden hat auf jeden Fall was mit der eigenen Hörbiographie zu tun!

    Oder um es konkreter auszudrücken: Meine Befürchtung war, dass ich vertraute Musik nicht mehr erkenne oder irgendwelche akustischen Instrumente wie ein Computersynthesizer klingen. Auch wenn es nunmehr 20 Jahre her ist, dass mein Gehör sich zu verschlechtern begann und ich auch mit HG nicht mehr so differenziert höre, klingt eine Gitarre noch immer wie eine Gitarre und ein Klavier wie ein Klavier und Songs die ich schon ewig kenne, klingen im Großen und Ganzen noch immer so wie früher.

    Stell Dich auf jeden Fall darauf ein, daß es sich eher wie ein undefinierbarer Krach anhören wird!

    Ich nehme mich mal als Beispiel: Panflöte, oder sogar Trompete habe ich gut hören können, sogar direkt nach der EA (habe ich mal kurz angetestet). Das war eine Tonlage, die mir auch sehr gut behagte.

    Klavierspiel - was ich immer gerne gehört habe, so zwischendurch - oder gar Gitarrenmusik klang, ähm, nun ja <X||

    Andere Instrumente, manche "komisch", manche geht so, oder eben wie nach undefinierbarer Krach.

    Deswegen habe ich mich gerade anfangs immer mit sehr bekannten Stücken beholfen, und als Belohnung eben die Instrumente genommen, die schon direkt am CI gut anhörten!

    Aber ich habe auch immer Musik im Hintergrund laufen gelassen, auch, wenn es sich eher nach Krach angehört hatte.


    Gerade zu Anfang, wo mein Gehirn alles "Neue" mit diesem Gedudel belegt hatte, war dies zweitweise schon lustig gewesen. Zumindest habe ich das mit Humor genommen. Da kam zum Beispiel eine Stimme gut an, eventuell noch ein weiteres Instrument, und dann das "Neue", was mein Gehirn nicht genau definieren konnte, auch wenn es "gehört" hatte, wurde mit diesem Gedudel belegt, und Zack, klang alles recht - ähm - gewöhnungsbedürftig :D

    Aber das wurde mit der Zeit wirklich besser.

    Ich bin halt am Ball geblieben, und habe für mich selbst auch ganz gezielt mit Musik geübt!

    Wurdest du über die Möglichkeit aufgeklärt, dass Musik zum Problem werden könnte? Mein Eindruck ist so ein bisschen, dass zumindest bei der Erstberatung durch den HNO-Arzt als auch bei Erfahrungs- und Werbevideos das Sprachverständnis im Vordergrund steht.

    Man darf nicht vergessen, daß Sprachverstehen tatsächlich DAS Hauptziel mit dem CI ist! Es ist wichtiger, mit anderen Menschen reden zu können, und das geht nur über das Verstehen derjenigen.

    Deshalb ist Sprachverständnis im Vordergrund!

    Telefonieren ist ja schon eine Königsdisziplin, da kann man sich vorstellen, was dann die Musik erst bedeutet!

    Nicht jeder Hörgeschädigter hört viel Musik, oder liebt diese geradezu!

    Das darf man auch nicht vergessen!


    Interessant ist, früher habe ich zwar hören können, daß da Menschen singen, ich konnte auch hören, ob einer alleine, Mann oder Frau, oder sogar zu mehreren und so weiter. Für mich war Gesang aber ähnlich wie ein Instrument - nur eine weitere Melodie im Stück gewesen. Wollte ich verstehen, was sie singen, mußte ich mir erst mal den Text besorgen, dies beim Hören immer wieder mitlesen, und dann konnte ich es auch verstehen.

    Aktuell ist es so, daß ich komplett neue Lieder (gerade wenn sie auf Deutsch gesungen werden) sofort verstehen kann. Quasi ungefragt, und ich muß mich noch nicht einmal dabei anstrengen. Es kommt einfach an meinen Ohren ran, und findet sofort den Weg ins Gehirn.

    DAS war für mich zum Beispiel total neu! Und auch total ungewohnt ^^

    Klar, ich habe hier und da noch so meine Schwierigkeiten.

    Aber es ist trotzdem so, daß ich viel mehr mitbekomme, auch wenn ich es nicht hören, bzw. verstehen will 8o

    Sogar Rap - auf deutsch! - schnell gesungen klappt, selbst bei unbekannten Stücken.

    Hier und da schnappe ich sogar englische Wörter, manchmal auch komplette Sätze auf 8|, oder ich höre so Endungen von einem Wort, welches ich zwar wußte, was da kommen sollte, aber bisher noch nie so "sauber" gehört habe.

    Aber das ist bei mir auch ein bißchen Tagesform-abhänging!

    dass ich Instrumente nicht mehr erkenne oder diese nach Computer klingen, ich bestimmte Musikstile oder bekannte Songs nicht mehr identifizieren kann oder Musik wie undifferenzierter Krach klingt.

    Wie gesagt, stelle Dich lieber darauf ein!

    Ich hatte ganz am Anfang auch schon mal zu mir gesagt: "Kein Wunder, daß die CI Träger keine Musik mehr hören wollen!" und das klang wirklich recht besch.......eiden! :thumbdown:


    Da bist dann Du selbst gefragt!

    Du wirst Dich vielleicht durchbeißen müssen, hast mit Rückschritten zu kämpfen, findest auf einmal Instrumente, die Du bisher noch nie so gerne gehört hattest, super toll, kannst dann aber auf einmal Deine Lieblingspassage vom Stück nicht mehr hören.

    Du wirst sehr viel Geduld haben müssen. Humor kann auch helfen!


    Auch wenn mir postive Kommentare wie deine Hoffnung machen, scheinen meine Ängste, dies mit dem CI zu verlieren, auch nicht völlig unbegründet zu sein...

    Deine Ängste sind auf jeden Fall NICHT unbegründet!

    Man kann nie vorher sagen, wie es bei einem weiter entwickeln wird, ob es besser, oder gar schlechter ist.

    Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, daß Du sagen wirst, daß Du nie wieder Musk hören willst!

    Man muß sich auf jeden Fall bewußt machen, daß es harte Arbeit ist, sollte dies echt das Hauptziel sein!

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

    Einmal editiert, zuletzt von Sheltie (17. Juni 2021 um 15:05)

  • Noch was dazu:

    Auch die Dauer der Rehabilitation schreckt mich ab, weil ich als Freiberufler selbst im besten Fall über einen längeren Zeitraum meine bisherige Lebensgrundlage verliere und vermutlich durch die Hartz-IV-Mühle gedreht werden würde.

    Bei mir ist die Reha (ich habe eine ambulante Reha gemacht, keine stationäre) stets nebenbei gelaufen, während ich ganz normal wieder zur Arbeit gegangen bin.

    Bei Dir wirst Du schauen müssen. Bietet die Klinik eine ampulante Reha an? Diese dauert ja so ca 2 Jahre mit ca 20 Rehastunden. Das war dann immer ein halber Tag, oder sogar ein kompletter Tag, wo ich auf der Arbeit gefehlt habe.

    Aber auch da ist jeder Mensch anders. Es kann ermüdent sein, Hören zu müssen.

    Das Verstehen kommt ja erst mit der Zeit.

    Wenn man Glück hat, ist es sofort da, nur der Klang ist dann noch komisch, was im Laufe der Zeit noch verbessert werden kann.

    Wenn man Pech hat, wartet man mit dem Verstehen deutlich länger.

    Und wir reden hierbei nur vom Sprachverstehen!


    Es kommt halt immer auf die Arbeit an, und was man dafür leisten muß.

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Zum Thema Musikhören: Früher zu Hörgerätezeiten habe ich eher Klassik gehört, ab und an Country und auch bestimmte Lieder von Rolf Zuchowsky. Jetzt mit den CI`s höre ich sehr gerne Country, Schlager, aber auch mal Rock (hier nur bestimmte Sachen). Jedenfalls bin ich offener geworden für Musikrichtungen. Was ich absolut nicht haben kann, ist, diese Musik, wo es mit dem Bass so extrem ist usw. Dies liegt aber sicherlich an meiner Hyperakusis. ;)

  • Vieles wurde schon gesagt: deine musikalische Biografie ist von Vorteil, aber es gibt auch berechtigte Ängste, weil man den Ausgang nicht vorhersagen kann. Und wenn man das Hören quasi auch noch als Beruf hat, sehe ich es ehrlich gesagt eher skeptisch.

    Ich sage mal vorsichtig: mit minmalistischer Musik(wenig Instrumente und Stimmen) wird es Dir gut gehen, mit Orchester und Chormusik und "gepflegtem" Krach eher nicht. Ebenso kannst Du vielleicht mit Technik auch noch etwas an Deinem Musikverständnis rumschrauben : ich konnte vor allen Dingen mit analytischen/auflösenden Kopfhörern und Lautsprechern noch besseres Musikhören erzielen, wobei diese Technik mitunter auch was kosten kann, zu mal sich vieles davon auf dem audiophilen Markt findet.
    Ich kann übrigens zwar verlustfreie und verlustbehaftete Aufnahmen unterscheiden, aber noch nicht einen Vorteil bei Aufnahmen in Studioqualität finden.

    links: wahrscheinlich von Geburt an taub; OP: 29.06.2015 Med El Synchrony + Standard Elektrode; EA: am 04.08.2015;
    rechts: seit 14 mehrere Hörstürze, ertaubt; OP: 29.06.2015 Med El Synchrony + Standard Elektrode; EA: am 04.08.2015;
    OP, Anpassung und Nachsorge im Krankenhaus Martha-Maria in München-Solln

  • Das tut mir natürlich sehr leid! Dazu zwei Fragen:

    Heißt das, dass du bei bestimmter Musik das CI ausschaltest, um Musik besser hören zu können?

    Wieviel Hörvermögen hast du denn noch auf dem HG-Ohr, bzw. wie gut kannst du mit dem HG hören?

    Wurdest du über die Möglichkeit aufgeklärt, dass Musik zum Problem werden könnte? Mein Eindruck ist so ein bisschen, dass zumindest bei der Erstberatung durch den HNO-Arzt als auch bei Erfahrungs- und Werbevideos das Sprachverständnis im Vordergrund steht.

    Ich schalte das CI beim Musikhoeren nicht aus. Es klingt ja nicht total anders, sondern überträgt eben nur den jeweils im Vordergrund stehenden Mitwirkenden. Manches höre ich auch nur mit dem CI, zB. wenn jemand pfeift. Das liegt an meiner individuellen Hörbiografie, ich bin hochtontaub. Und das vermutlich schon seit Geburt oder Kleinkind. Insofern habe ich Musik auch schon immer individuell wahrgenommenen, anders als Normalhoerende.

    Auf dem HG-Ohr habe ich 78% Hörverlust, komme mit HG auf 65% Sprachverstehen. Das, was davon in den letzten 20 Jahren dazugekommen ist, kann ich aber mit dem HG gut ausgleichen.

    Dass das CI vornehmlich mein Sprachverstehen verbessern wird vielleicht eben auf Kosten der musikalischen Möglichkeiten war mir vorher bewusst. Irgendwann war bei mir aber der Leidensdruck durch die Hoerbehinderung so groß, dass ich da von vorneherein Abstriche in Kauf genommen habe. Und sollte mein HG-Ohr irgendwann endgültig schlapp machen, werde ich eben ein zweites CI nehmen.

    Wie auch immer du dich entscheidest, ich drücke dir die Daumen, dass du gut mit dieser Entscheidung zufrieden bist.

    In diesem Sinne

    Terry

    Hochtonschwerhörigkeit/Hochtontaubheit von Kindheit an.

    Rechts: CI622 seit 12/2019, Nucleus 7

    Links: 65% Sprachverstehen mit HG (seit 2020 Oticon Exceed)

  • Hallo,

    Ich bin vor dem CI keine Musikliebhaberin gewesen und hinterher bin ich es auch nicht geworden. Aber auch meine normalhörenden Geschwister sind keine Menschen, die sich intensiv mit Musik beschäftigen.

    Ob Dir beim Musik hören nach dem Hörtraining etwas fehlen wird, hängt entscheidend vom jetzigen Hörverlust ab. In der Regel ist das aber so, dass CI Träger ein breiteres Frequenzband hören als Hg Träger. Bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit wird auch mehr Dynamik gehört. Nur die tiefen Töne unterhalb 70-100 Hertz werden schlechter bzw. gar nicht gehört.

  • Hallo Andrea

    Die Aussage mit den 70 -100 hz ist natürlich nur bedingt richtig. Den das Ci kann das, aber das biologische Ohr kann tiefer . Es ist halt die Frage ist bei dem hörgeschädigten Menschen noch was da oder total taub. Und dann wird das biologische Ohr mitverwendet bei entsprechender Lautstärke.

    Gruß Joachim

  • Hallo Joachim,

    resthörig sind halt die allerwenigsten CI-Träger, sie verlieren diese Resthörigkeit auch oftmals nach einiger Zeit und dann hilft das biologische Ohr nicht mehr weiter. Ich habe auch viel experimentiert damit, den Bassbereich etwas aufzupäppeln mit Equalizer usw., in der Hoffnung, die Musik etwas runder zu machen, aber das hilft wenig - wenn das CI bei 70 Hz / 100 Hz (je nach Hersteller) losgeht, dann kann ich da regeln wie ich will.

    Mehr Erfolg verspricht eine eigene Einstellung auf einen noch freien Programmplatz für die Musik, also ohne Einflüsse von Windblockern, Zoomfunktionen usw. Hier könnte es helfen, seine (auch vom Klangbild her) bekannte Musik mitzunehmen und dies in die Anpassung mit einzubeziehen. Wenn man dies beim Terminmachen gleich bespricht und der Audiologe dies zeitlich einrichten kann, ist das sicher auch ein guter Weg.

    Gruss, Rainer.

    Beidseitig versorgt mit: Med-El (Flex 28 im Schneckle, aussen jeweils Sonnet, vormals Rondo)

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    Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.