Hallo Steph und herzlich willkommen hier!
Die Ausgrenzung, die du beschreibst, kann ich absolut nachvollziehen und hab ich auch so erlebt.
Dass die Leute um dich rum "normal" miteinander weiter reden und lachen, das kann man Ihnen nicht übel nehmen und oft meinen sie es ja auch gar nicht böse... Aber man würde halt zu gerne auch was verstehen... Auch dabei sein... Auch mitlachen...
Als ich nach meinem Hörsturz fast taub rum gelaufen bin (Lippenlesen konnte ich allerdings recht gut), war jeder Kontakt und jedes Gespräch purer Stress...
Obwohl ich ein sehr aufgeschlossener Mensch bin, dachte ich jedes Mal, wenn jemand auf mich zu kam "um Gottes Willen, hoffentlich will der jetzt nicht mit mir reden".
Das Telefon klingelt? Adrenalin schießt durch den Körper... Nehm ich jetzt ab? Vielleicht klappt es ja doch... Komm du schaffst das... Meistens hat es nicht geklappt und war nur peinlich...."Entschuldigen Sie, die Verbindung ist schlecht"...
Und wenn ich "nur kurz was mit dem Kollegen klären sollte", konnte mir ein einfaches Gespräch den Tag versauen und komplett verzweifeln lassen.
Auch deine Arbeitsumgebung mit Alarmtönen und piepsen kann ich nachvollziehen, da ich in einem Labor arbeite, wo auch alles piept und brummt und surrt. Wenn irgendwo ein piepsen ist, drehe ich mich aufgrund meines fehlenden Richtungshörens blöd im Kreis und versuche herauszufinden, wo das herkommt.
Und ich würde mal behaupten, dass mein Labor-Alltag noch gar nichts ist im Vergleich zu einer Intensiv-Station (!!)
Ich kann sehr gut verstehen, dass du deine Karriere und Ausbildung, die du dir hart erarbeitet hast, nicht einfach aufgeben willst.
Aber vielleicht kann es dich tatsächlich entlasten, vorübergehend in eine ruhigere Abteilung zu wechseln und wenn du wieder besser hörst (ob mit Hörgerät oder CI oder anderem Eingriff), kannst du wieder voll durchstarten💪
Abgesehen vom Arbeitsleben ist die Vereinsamung im privaten Umfeld ja auch nicht zu unterschätzen... Gerade wird viel geredet, dass wegen der Corona - Beschränkungen die fehlenden Kontakte manche Leute krank machen können... Ich glaube, das kann man auch auf sie Schwerhörigkeit übertragen... Wenn man nichts mehr hört und sich nicht mehr mit anderen Leuten treffen will, hat diese "Hör-Isolation" sicher ähnliche Auswirkungen.
Ob du für ein CI geeignet bist, das können nur deine Ärzte wirklich sagen. Und ob du das dann wirklich willst, das weißt auch nur du.
Klar, man will das alte Leben wieder haben, aber auch mit CI muss man daran arbeiten... Aber dann hat man gute Chancen, dass es auch klappt 👍🏻
Mit meinen post möchte ich dir sagen : Du bist nicht allein!!! Auch wenn es sich vielleicht bei manchen so anhört, als ob sie jahrelang taub gut durchs Leben gekommen sind, haben sie sicher auch viele Abstriche machen müssen.
Lass dich auf jeden Fall gut durchchecken, damit auch wirklich keine Zweifel bestehen, worauf deine Hörprobleme wirklich zurückzuführen sind.
So ein CI ist schließlich eine Entscheidung fürs Leben und es wäre ja doch recht blöd, wenn dann raus kommt, dass was anderes die Ursache war/ auch geholfen hätte.
Stell uns hier auf jeden Fall alle Fragen, die du hast... Viele hier sind deinen Weg so oder so ähnlich schon gegangen und können etwas weiterhelfen.
Viele Grüße
Leni