an die SSDler. Was war der Hauptgrund...

  • ...sich für ein CI zu entscheiden?

    Hallo in die Runde,

    ich bin immer noch dabei die richtige Entscheidung für mich zu finden.

    CI, ja oder nein?

    HNO Arzt und Ärtzin in der Klinik befürworten es und sehen mich als perfekten Kandidaten.

    Da ich ja SSD bin und mit dem rechten Ohr vollständig höre, habe ich das Gefühl, dass es mir einfach zu gut geht für eine so große OP.

    Vielleicht fehlt mir auch die Vorstellungskraft wie es mit einem CI sein wird.

    Sicherlich kommt die Sorge um meinen Job noch hinzu (ich arbeite im MRT) und natürlich auch etwas Angst.

    Ich habe allerdings auch Angst, es könnte mir nachher schlechter gehen.

    Mein Schwindel ist fast vollkommen verschwunden und ich habe auch keinen Tinnitus.

    Ich komme recht gut mit einem Ohr klar, merke aber natürlich auch Entschränkungen.

    Das räumliche Hören vermisse ich am meisten. Zudem nervt es mich zunehmend in großen Gesprächsrunden nur einen "Gesprächsbrei" zu hören ohne wirklich zu verstehen, das strengt sehr an. Außerdem muss ich mich immer so setzen das mein "gutes Ohr" zum Gespräch gewandt ist (was nun mal nich immer machbar ist) ansonsten kann ich es gleich vergessen.

    An die SSDler:

    Was war der Hauptgrund, warum ihr euch für das CI entschieden habt?

    Habt ihr jemals die Entscheidung bereut? Oder hat sich eure Situation deutlich verbesser?

    Vielen lieben Dank, Verena

    Links einseitig taub, rechts normalhörend

  • Fange ich mal an:

    Mein Hauptgrund war, dass ich immer mehr gemerkt habe, dass ich beruflich und privat mit nur einem Ohr nicht klar komme und überanstrengt bin und auslauge. Ich hatte kein räumliches Hören, war ständig auf der Suche nach der Quelle von Geräuschen und Worten und hatte zugleich die Sorge, etwas zu überhören und dann ausgelacht zu werden, sodass ich ständig auf Empfang war. Ich konnte meinem verbliebenen Ohr, quasi mir, nicht vertrauen, dass ich alles mitbekomme. Die Folge war, dass ich oft meinte, etwas gehört zu haben, es wurde aber gar nichts gesagt. Ich hatte gefühlt einen Mann im Ohr und konnte nie entspannen im Wissen, dass ich schon genug mitbekommen werde.

    Ich habe mich außerdem zunehmend schief gefühlt, dadurch dass die linke Kopfhälfte nicht mehr „da“ war. Ich wollte also wieder ‚gerade‘ und ‚vollständig‘ werden und auch nicht mehr so aggressiv und bedröppelt sein. Ich wollte wieder an Gesprächen teilnehmen können.

    Fünf Monate nach EA kann ich sagen, dass ich es nicht bereut habe und auf jeden Fall wieder machen würde. Es ist wie eine Neugeburt und meine Situation hat sich deutlich verbessert, auch wenn es natürlich nicht an ein Natur-Ohr heranreicht. Aber ich

    - fühle mich wieder ‚gerade‘ und ‚vollständig‘

    - kann wieder besser an Gesprächen teilnehmen

    - länger in lauten Situationen sein, ohne mich überfordert zu sein

    - höre links wieder und verstehe oft auch besser; das Leben ist wieder auf seiner Normallautstärke

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Hallo Verena

    Ich wollte einfach wieder hören. Ich fühlte mich sehr unwohl mit nur einer "Hörweite". Mir fehlte die rechte Kopfhälfte. Im Alltag fehlte mir das Raumgefühl und bei Gesprächen bekamen ich nicht viel mit. Natürlich setzt man sich mit dem hörenden Ohr zur Gruppe....aber es war sehr anstrengend und irgendwann geht man nicht mehr gerne mit mehreren Personen weg.

    Mit CI ist es besser:

    Das räumliche Hören ist wieder da.

    Der Kopf ist wieder komplett.

    Auch wenn es eine Blech-Stimme ist, freue ich mich wieder mehr zu verstehen. Man muss "Hören" üben. Das Gehirn muss jeden Buchstaben und jedes Wort neu einsortieren. Das braucht Zeit und Geduld. Es ist aber auch spannend.

    Ich würde mich wieder für ein CI entscheiden. Ich durchlebe Höhen und Tiefen auf meiner sogenannten Hörreise.

    Aber die Entscheidung für oder gegen ein CI kann dir keiner abnehmen.

    Und zur OP ... bei mir verlief alles sehr gut ohne Schwindel und Übelkeit. Der sehr laute Tinnitus verschwand einen Tag nach der OP. Schmerzen hatte ich nur in der ersten Nacht sehr gering.

    CI Naida Q90 rechts OP 18.11.19

    links normal hörend

    EA 9.12.19

  • Moin,

    einiges gibt es an Gründen, die OP auf sich zu nehmen. Bei mir waren es:

    1.) Hoffnung, dass der Tinnitus verschwindet

    2.) Ich fühle mich ohne akustischen Input auf der tauben Seite unwohl

    3.) Richtungshören hätte ich zumindest teilweise wieder gerne

    4.) Musik hören macht mit nur einem Ohr kaum Spaß

    5.) Nicht zu vergessen: Was ist, wenn Dein gesundes Ohr mal "schlapp" macht?

    Zu 1: Mein Tinnitus ist weitestgehend verschwunden. Auch Nachts ohne angelegten Prozessor bin ich nun davon verschont

    Zu 2: Das "Körpergefühl" ist wieder annähernd normal

    Zu 3: Teilweise, in unkomplizierter Umgebung funktioniert das recht gut

    Zu 4: Ich kann nicht mehr Musik hören, wie vor dem Hörsturz, aber kann mich arrangieren mit dem, was mir mit dem Implantat zur Verfügung steht

    Zu 5: Du hast dann schon ein geübtes CI-Ohr, das Du zur Kommunikation nutzen kannst

    Ich meide so gut es geht sowieso laute Umgebung. Da funktioniert mein Implantat sehr gut. Durch die Momente, wo es lauter ist, muss man sich halt "durchwurschteln". Bei Besprechungen mit wechselnden/durcheinandersprechenden Rednern nehme ich auch schon mal den Prozessor ab. Dann gehts ev.besser als SSD. Könnt aber auch sein, dass ein modifiziertes Programm hier für Abhilfe sorgt...

    Gegen eine OP spricht:

    U.U.verschlechtert sich die Situation. Es können auftreten:

    - Schwindel

    - Schmerzen

    - Komplikationen mit dem Implantat (Lage/Funktion)

    - Tinnitus, der vorher nicht vorhanden war

    - Die üblichen Risiken bei OP's

    Tatsächlich ist die OP keine einfache, die über mehrere Stunden andauert. Muss jeder mit sich selber ausmachen. Mir selber fiel das leicht, da ich auf Grund anderer Geschichten schon den ein oder anderen OP-Saal kennen gelernt habe

    Was war der Hauptgrund, warum ihr euch für das CI entschieden habt?

    So gefragt war es wohl mein Tinnitus, der mich doch gewaltig geplagt hat. Im Nachhinein bin ich aber auch froh, dass die anderen Hoffnungen zumindest teilweise in Erfüllung gegangen sind


    Habt ihr jemals die Entscheidung bereut? Oder hat sich eure Situation deutlich verbesser?

    Diese Entscheidung habe ich mir von niemandem abnehmen lassen, und auch nie bereut. Ich bin über ein Jahr nach dem plötzlichen Hörsturz 2015 als "halber" Mensch durch die Gegend gelaufen. Nach der EA 2016 habe ich einen großen Mehrwert wieder erhalten

    LG Konrad

    Einmal editiert, zuletzt von Konrad (26. Februar 2020 um 18:41)

  • Der Hauptgrund war, dass ich Menschen, die rechts neben mir stehen und gehen (vor allem meinen Mann und meinen Sohn) wieder verstehen wollte. Ich wollte ansprechbar sein. Ich wollte meinen Tinnitus loswerden. Räumliches Hören hätte ich mir auch sehr gewünscht.

    Ich habe mich im Januar 2019 operieren lassen. Der Tinnitus ist besser geworden. Alles andere ist noch nicht gekommen. Zufrieden bin ich nicht. Mein Implantat soll nächste Woche vom Herstellers überprüft werden.

    Viele Grüße

    MadameMim

    Hörsturz in 2017, seit dem SSD, sonst normalhörend, Cochlear Kanso seit 2019

  • Die Gründe für das CI waren für mich folgende:

    - Richtungshören,

    - Schwerhörigkeit,

    - fortschreitende Otosklerose auch an dem noch hörenden Ohr,

    - orthopädische Beschwerden durch das zentralisieren des noch hörenden Ohres,

    Das Startsignal, etwas zu unternehmen, war während einer orthopädischen Reha im Winter 2012/ 2013, als ich festgestellt habe, dass ich die Menschen um mich herum, im Gewusel, Störgeräusch, gar nicht mehr verstehe.

    Ich habe die Entscheidung nie bereut, es kam nur besser.

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak

  • Hallo zusammen,

    meine Gründe waren

    Zu allererst das nicht mehr vorhandene Richtungshören. Bei mir kam eine echt schlimme Schreckhaftigkeit dazu. Das kannte ich vorher überhaupt nicht und hat mich fertig gemacht. Wie schlecht das Richtungshören wirklich ist, konnte ich letztens im HTZ testen. Ich lag 4 Wochen nach EA meilenweit daneben. Geräusche von hinten konnte ich gar nicht mehr orten. Dann störte mich enorm das ständige Nachfragen ob und was jemand gesagt hat. Tinnitus hatte ich von Hörsturz bis zur OP nur ab und an. Nach der OP ziemlich heftig. Ist mittlerweile aber viel besser geworden. Manchmal höre ich, ohne den Prozessor angelegt zu haben, laute Geräusche bei denen ich regelrecht zusammenzucke. Und ich hatte auch Probleme mit Nackenschmerzen wegen dem ständigen drehen des Kopfes.

    Ich hab nach dem Hörsturz sehr gelitten. Ich war immer viel unter Menschen. Immer unterwegs und aktiv. Ich hab vom Hörsturz, der fast ziemlich genau ein Jahr her ist, bis heute 20 Kilo abgenommen. Und ich war schon immer ziemlich schlank. Zur Zeit ist gar nichts mehr dran an mir.

    Bereut hab ich es nicht, wenn ich auch ab und an keine Lust habe den SP zu tragen. So ganz zufrieden bin ich nicht. Hoffe aber das das noch wird.

    LG

    Peter

  • @Konrad

    Bei mir ist es so, dass ich über die Luft mit beiden Ohren das Gefühl habe, ganz „normal“ zu hören, was den Klang angeht.
    wenn ich über einen Kopfhörer höre, der über beide Ohren geht und in dem ich die Balance so verstellt habe, dass der Balken deutlicher auf der CI-Seite ist, habe ich einen richtig guten Klang und nehme sogar Stereo wahr. Das ist bei dir nicht so?

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Peter

    Du hast dein CI noch nicht lange, es dauert ca 1 bis 2 Jahre bis man das alles im Griff hat. Richtungshören ist schwierig und braucht Training damit es klappt.

    Stereohören hatte ich nach ca einem Jahr.

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Mein Hauptgrund war die Entfernung des Tumors, das CI-Implantat war dann nur noch Beiwerk, da ja alles durch die OP geöffnet war und das Implantat nur noch reingelegt werden musste. Das ich nach der Entfernung des Tumors wahrscheinlich nichts mehr hören könnte war mir bewusst (Hörschnecke wurde entfernt). Umso überraschter war ich dann bei der EA, als ich Geräusche wahrnehmen konnte. Heute höre ich mit dem Implantat besser als mit dem gesunden, mit HG versorgten, Ohr.

    Rechts Cochlear Kanso 1und Kanso 2 CI Modell 512; OP 25.04.2017 Hörschnecke bis auf dem Stumpf entfernt UNI-KLINIK Halle;
    Links HG AMPLI-CONNECT R 5 ON 312 GN seit September 2021.

    Seit dem 25.10.2021 Upgrade auf Kanso 2
    Zubehör: Cochlear™ Wireless Mini Microphone (Minimikrofon 2+); Telefonclip+ von Resound; ReSound TV Streamer 2

  • Hallo Anni,

    ...habe ich einen richtig guten Klang und nehme sogar Stereo wahr. Das ist bei dir nicht so?

    Zu Deiner Frage:

    Ich habe vor meinem Hörsturz über "ordentliche" elektronische Komponenten sehr gerne Musik gehört, wo ich auch räumlich Zuordnungen realisieren konnte. Das ist mir nun so nicht mehr möglich.

    Wie ich in einem früheren Thread schon mal schrieb, nehme ich Frequenzen >5000 Hz am CI-Ohr als eine konstante Tonhöhe wahr. Diese Frequenzen sind m.E.maßgeblich beteiligt an den Nuancen, die zum natürlichen Hören gehören. Eine fehlende Differenzierung wirkt sich negativ auf den Höreindruck aus

    Ich kann mich z.B.noch gut daran erinnern, dass meine ersten Hörtests damals Anfang/Mitte 30 (gesund) auf beiden Ohren noch gutes Hören >16000 Hz ergeben haben. Auf Grund der Wahrnehmbarkeit von mehr Oberwellen ist da der Hörgenuss größer

    Interessant wäre für mich, ob jemand mal auch den Test des CI über Onlinefrequenzgeneratoren durchführen könnte, und die individuellen Ergebnisse hier postet.

    LG Konrad