Erfahrung mit EAS (Hybridsystem)

  • Man liest erstaunlich wenig von CI-Trägern mit EAS (elektro-akustische-stimulation, Hybridversorgung). Bestenfalls lese ich, dass der ein oder andere diese Technik zu einem späteren Zeitpunkt abgeschaltet hat/wurde.

    Ich selbst habe in den Tiefen einen Hörverlust von etwa 20dB bei 250Hz, 30dB bei 500Hz und 65dB bei 750Hz; ab 1kHz über 80dB bzw. taub. Bis zu meinem Abschlussgespräch im November 2019 war ich der Überzeugung, dass ich ein idealer Kandidat für EAS bin. Mein zukünftiger Operateur war skeptisch und hat mich zu einem zweiten "Abschlussgespräch" im Dezember 2019 eingeladen gehabt. Bis zu diesem zweiten Termin bin ich dann nochmal in mich gegangen und habe mich dann doch selbst überzeugt, dass für mich die Variante ohne akustische Verstärkung die sinnvollere ist. Meine Argumentation war dieselbe wie von JND in einem alten Thread:

    Ebenfalls berücksichtigen sollte, mann dass man ohne IdO-Gerät zwar auch die tiefen Frequenzen stimulieren kann, aber schlechter als mit einer normal lagen Elektrode eines normalen CIs. Für den Fall, dass man also nachher mit Hybrid-CI noch weitere Hörverschlechterungen hat, kann man das IdO-Gerät knicken und erreicht unter Umständen nur mit dem reinen CI nicht die selben Werte, wie bei normalen CIs.

    (Link: Erfahrung mit EAS? )

    (Anmerkung: damals wurde der akustische Anteil mit einem separaten IdO-Gerät generiert und mit dem SP hinter dem Ohr für die Stromversorgung verkabelt. Heute ist das meines Wissens nach integriert und wird über Schallschlauch übertragen).

    D.h. ich werde Ende Februar 2020 mit der 31mm langen Elektrode ohne EAS implantiert. Dennoch interessiert mich die Erfahrung oder die Entscheidung von heutigen bzw. insbesondere von ehemaligen EAS-Nutzern, wie zufrieden man mit der akustischen Ankopplung ist bzw. warum man mittlerweile darauf verzichtet. Freue mich auf zahlreiche Antworten ;)

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Hallo Dani!,

    das Thema hatte mich letztes Jahr vor der Anlage des 2. CI auch beschäftigt, aber da ich bereits schon ein Cochlear Implantat hatte, bin ich natürlich bei dem Verein geblieben - und die haben keine speziellen EAS-Sonden. Das CI632 ist etwa 17 mm lang und reicht mit ca. 450° in die Cochlea, der Tieftonbereich wird somit wenig beeinflusst.

    Nach der Erstanpassung habe ich erst einmal ohne EAS die Hörwelt erobert, als die Feinjustierungen immer kleiner wurden, habe ich nach etwa 2 Monaten das EAS bekommen. Die Programmierung war was für 10 Minuten, danach ging ich online - und war enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, in einer riesigen Halle zu stehen...laut, hart, mit Hall...

    Eine bessere Programmierung könne nicht erfolgen weil mein Restgehör in den Tieftönen zu gut sei - es übersteuert, kam von Seiten der Hörtechniker. (250Hz 10 dB, 500Hz 30 dB, 1kHZ 80dB Verlust - ähnlich wie bei Dir)

    Ich habe das System mit EAS dann einige Zeit ausprobiert, in ruhiger Umgebung wirklich klasse mit satten, vollen Tönen, aber sobald es lauter wurde, kam der Hall und eine Art Rückkopplung.

    Wir haben es dann nach einem Monat wieder ausgebaut....und werden es wieder einbauen, wenn mein Tieftonbereich sich (wie, wann und warum auch immer) verschlechtert. Dann wir es wohl klappen.

    Ein zweiter (nerviger) Punkt war, dass ich wieder ein Schirmchen im Ohr hatte. Es war einfach wunderbar nach der langen HdO Zeit, endlich mal nicht mehr diesen Stöpsel im Ohr zu haben, sich mit dreckigen Schirmchen und Cerumenfiltern zu beschäftigen - die Zeit war buchstäblich befreiend.

    Ich werde es später wieder in Kauf nehmen....die Hörqualität ist schon schön.

    Grüße,

    Bernd

    links CI 532 mit Cochlear N6, 06/2017

    rechts CI 632 mit Cochlear N7, 08/2019

  • Bei mir war auch eine Hybridversorgung angedacht - ich habe mich dagegen entschieden, weil ich vor der OP auch in den tiefen Frequenzen einen Hörverlust von 60dB und mehr hatte, davon allein im letzten Jahr 10dB . Durch die OP ist mit weiteren 5-10dB Hörverlust zu rechnen, so dass die 80dB, die Cochlear akustisch ausgleichen kann, nach meiner Rechnung vermutlich bereits 2021 erreicht werden.

    Stattdessen wurde bei mir dann CI622 voll inseriert (damit spare ich in jedem Fall die Reimplantation bei teilinserierten Elektroden), da diese Elektrode sehr dünn ist und eine atraumatische OP möglich. Sollte nach der OP genug Hörrest übrigbleiben, kann der N7 ohne großen Aufwand auf Hybrid umgestellt werden, wenn nicht, hast du auch mit CI das volle Spektrum erfasst.

    Hochtonschwerhörigkeit/Hochtontaubheit von Kindheit an.

    Rechts: CI622 seit 12/2019, Nucleus 7

    Links: 65% Sprachverstehen mit HG (seit 2020 Oticon Exceed)

  • Hallo zusammen. Bin vor ein paar Tagen auf diesen Thread per PN hingewiesen und ein wenig angestupst worden etwas zu schreiben. Auf diesem Wege vielen Dank für den Hinweis bzw. „Anstupser“.

    Bei mir lag eine hochgradige hochtonbetonte Innohrschwerhörigkeit bds. vor. Auf beiden Seiten noch ein verwertbares Restgehör im Tieftonbereich bei ca. 50db. Sodass mit mir zusammen überlegt wurde, es beidseits mit einer elektrischakustischen Stimulation zu versuchen. Beschreibe nachfolgend meinen hörtechnischen Werdegang seitengetrennt. Teilweise überlappt sich einiges und wird dann unübersichtlich.

    Am 01.06.18 bekam ich zunächst auf der linken Seite mein Cochlear Implantat. Hatte mich für die Firma Medel entschieden. Die Op war soweit gut verlaufen. Keinerlei Beschwerden postoperativ. Für ein oder zwei Tage einen leicht metallischen Geschmack beim Essen. Sonst nichts.

    Am 16.07.18 erfolgte die Erstanpassung im Hörzentrum der MHH. Die übliche Micky Maus verschwand nach nach einer guten halben Stunde. Während der ersten Stunde mit meinem EAS unterstützten Sonnet, konnte ich schon über den SP gut hören und verstehen. Nach zwei Stunden habe ich mein Hörgerät auf der anderen Seite rausgenommen und im Laufe der Woche kaum getragen. Eigentlich nur bei Arztgesprächen, als zusätzliche Sicherheit. Die Stimmen hatten durch das EAS deutlich mehr Volumen. Das weiß ich jetzt in der Nachbetrachtung richtig zu schätzen. Von Anfang an hatte ich ein gutes offenes Sprachverständnis.

    Warum auch immer, am 22.07.19 einen Tag vor meinem zwölfmonatstermin in der MHH, hatte ich einen Hörsturz auf meiner CI Seite. Hörstürze hatte ich im Laufe der Jahre schon einige, somit war es für mich kein Weltuntergang. Interessant war das ich die ganze Zeit gut verstehen konnte, begleitet von einer starken Hyperakusis. Tags drauf wurde der Befund bestätigt. Das Restgehör hatte sich bis auf ein paar Hörreste verabschiedet. Der Techniker programmierte mein Sonnet um und den Elektroden wurden neue Frequenzen zugeordnet. Sinn war den Verlust im Tieftonbereich auszugleichen. Nebeneffekt war, dass ich für ca. zwei bis drei Monate eine „verzehrte Sprachwahrnehmung“ hatte.

    Die rechte Seite wurde am 17.09.19 versorgt. Trotz meiner Erfahrungen wollte man es noch noch einmal mit EAS versuchen. Bei der zweiten Seite wurde ich in lokaler Betäubung operiert. Während der OP konnte der Operateur mit mir über das Restgehör kommunizieren. Konnte so beim Testen der Sonde angeben, wann ich welchen Ton hörte. Hatte nach der OP ein gutes Gefühl. Wie beim ersten Mal ging es mir nach der OP soweit so gut. Warum auch immer, bekam ich am zweiten Tag nach der OP einen Hörsturz. Das zuvor erhaltene Restgehör war weg.

    Am 21.10.19 bekam ich im Rahmen der Erstanpassung den neuen Sonnet2. Die Erstanpassungswoche verlief wie beim ersten Mal ohne Probleme. Vom Sprachverständnis eigentlich sogar besser. Durch die fehlende akustische Unterstützung war es leiser als bei der linken Seite. Hatte auch hier sofort ein offenes Sprachverständnis. Denke meine zuständigen Nervenzellen war den „CI-Input“ mittlerweile gewohnt und trainiert.

    Persönliche Zusammenfassung von mir, absolut subjektiv und nur bedingt übertragbar. Elektrisch akustische Stimulation – EAS oder auch „Hybrid CI“ ist eigentlich eine schöne und tolle Sache, wenn man es nutzen kann. Aber man muss sich bewußt sein, dass ist evtl. nichts für die Ewigkeit. Habe mittlerweile CI Träger getroffen die viele Jahre davon profitiert haben, teilweise zehn bzw. zwölf Jahre. Aber es kann auch relativ schnell zu Ende sein. Bei mir nach einem guten Jahr bzw. zwei Tage. Das ist dann kein großes Problem. Der Soundprozessor wird umprogrammiert. Es ist halt mit einem Rückschritt im Sprachverständnis zu rechnen.

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

    Einmal editiert, zuletzt von Stier60 (9. Februar 2020 um 09:15)

  • Hallo Thomas,

    Danke für deinen Bericht.

    Bei mir war es meine Idee, EAS zu machen. Mein Operateur und ein Medel-Spezialist haben meinen Hörverlust als arg grenzwertig eingestuft.

    Welches System eingesetzt werden soll muss(te) ich aber vor der OP festlegen. Dementsprechend wird auf meine Entscheidung hin auf EAS verzichtet und dafür die längste passende Elektrode eingesetzt.

    Ich denke mal, dass die Länge nur für die Spontanakzeptanz von Bedeutung ist. Langfristig dürfte die Länge für den Klangeindruck egal sein, wenn kein EAS zum Einsatz kommt.

    Ich habe mich gegen ein EAS entschieden, genau aus dem Grund, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, auch das Restgehör zu verlieren. Zum einen sofort (20-30%) aber auch im Lauf der Jahre (5-10dB pro Jahr).

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Hallo Dominik!

    Persönliche Meinung von mir. In der Nachbetrachtung muss ich sagen, da es bei der Cochlea Implantation in erster Linie um das Sprachverstehen geht, ist es aus meiner Sicht ziemlich egal ob mit oder ohne EAS bzw. Hybrid CI. Als Ich bei "laufender" EAS Versorgung einen Hörsturz hatte, habe ich ja trotzdem alles verstanden. Mir fehlte halt nur der Tieftonbereich. Es klang halt alles ein wenig anders als die Zeit davor. Wie oben beschrieben. Die Elektroden bekamen tagsdrauf andere Frequenzen zugeordnet. Bin auch ebenso der Meinung, dass es ziemlich egal ist welchen Hersteller man auswählt. Es ist so ein bisschen Bauchgefühl. Wenn jemand großen Wert auf technische Anbindungen legt wählt er ABC, wenn er einen einfach zu bedienenden Prozessor sucht nimmt er XYZ. Wer auf optische Dinge gesteigerten Wert legt, wird ebenso bedient. Der Tisch ist reichlich gedeckt. Jeder findet sein Stück. Für Deine Hörreise und weiteren Lebensweg, wünsche ich Dir erstmal alles Gute.

    Mit freundlichem Gruß

    Thomas

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

    Einmal editiert, zuletzt von Stier60 (11. Februar 2020 um 09:28) aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert

  • ich trage ein EAS System von medel. Ich bis letztem Jahr einen normalen Sp(Opus 2). Habe normale Elektrode drinliegen! Das hören mit EAS ist bedeutend besser, gerade Musik (genauer und natürlicher) . Tipp einfach eas testen bei neuem Sp.