Warum wird eigentlich so wenig z.B. seitens der Ärzte auf die Folgen der Hörbehinderung hingewiesen?
Mich beschäftigt das Thema seit geraumer Zeit bzw. eigentlich bin ich überhaupt erst durch Erschöpfungszustände infolge meiner Hörbehinderung darauf gekommen, mich mit dem Thema CI zu beschäftigen.
Wenn man gezielt nach psychosozialen Folgen der Schwerhörigkeit sucht, wird man im Internet relativ schnell fündig. Aber: Otto Normalverbraucher ist ja - Hörsturz und andere Traumata mal ausgenommen - nicht plötzlich "stocktaub", es ist eine schleichende Erkrankung, die von den Betroffenen oft erst nach Jahren überhaupt erst erkannt wird (im Internet ist häufig zu lesen, dass z.B. erst nach 5-7 Jahren der Gang zum Arzt bzw. eine HG-Versorgung stattfindet, nur 1/3 der HG-Verordnungen auch tatsächlich umgesetzt werden). Und dass unbehandelte Schwerhörigkeit u.a. psychosoziale Folgen bis hin zu Depressionen haben kann, davon erfährt der Patient nichts.
Und suche ich im Internet symptombezogen nach Ursachen für Müdigkeit, Erschöpfung, finde ich alles mögliche - aber nichts zu unbehandelter Schwerhörigkeit.
Bei mir z.B. ist es so, dass ich seit Kindheit um meine Hochtonschwerhörigkeit wusste. Eine HG-Versorgung führte in der Vergangenheit aber nicht zu einer Verbesserung, die HG verschimmelten nach kurzer Zeit in einer Schublade. Erst als ich 2012 merkte, dass ich TV immer lauter stellte und nochmal den Versuch einer HG-Versorgung startete, spürte ich erstmals eine Verbesserung meiner Hörsituation und trug die HG entsprechend regelmäßig.
In 2016 ging es mir (vermutlich parallel mit einem zunehmenden Hörverlust auch in unteren Frequenzbereichen) mit einer Depression los. 2017/2018 hatte ich dann ohne Ende Schlafstörungen und Erschöpfungszustände. Ich bin von Arzt zu Arzt gelaufen, um eine organische Ursache für die Schlafstörungen zu finden (schlechter Schlaf = Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, ergo guter Schlaf nichts davon). Keiner hat etwas gefunden, keiner kam auf die Idee, meine Hörbehinderung bzw. den Hörstress damit zu verbinden. Irgendwann ist mir selbst aufgefallen, dass anstrengende Hörsituationen bei mir am nächsten Tag zu Erschöpfung und Müdigkeit führen (und dadurch mein Schlafrhythmus aus dem Takt kam).
Ich habe meinen HNO auf das Thema angesprochen und nur ein Schulterzucken als Antwort bekommen. Meine Hausärztin ist durch mich erst für das Thema sensibilisiert worden. Da frage ich mich wirklich, wie es sein kann, dass so wenig darüber informiert wird. Zumal der Leidensdruck durch die Folgen der Hörbehinderung zumindest für mich viel höher war/ist als durch die Hörminderung selbst (ok, wer von Kindheit an beeinträchtigt ist, nimmt eine Hörbehinderung vielleicht auch leichter als jemand, der mit 50 Jahren z.B. plötzlich merkt, dass er/sie schlechter hört).
Natürlich kann kein HG und kein CI das natürliche Hören 1:1 ersetzen, es sind immer nur Hilfsmittel - aber würden nicht viel mehr Menschen eher ein HG akzeptieren, wenn sie wüssten, welche Folgen eine unbehandelte Hörminderung hat? Gerade wenn heute viel offener über psychische Krankheiten wie Depressionen gesprochen wird, sollte das doch Grund genug sein, bei entsprechenden Symptomen auch mögliche Hörverluste anzusprechen oder?
Mir wäre viel erspart geblieben bzw. ich hätte meine Lebensweise wesentlich früher wesentlich besser einstellen können, wenn mich einer diesbezüglich aufgeklärt hätte.
In diesem Sinne
Terry
(sorry, das musste ich mal loswerden)