Implantat nach 50 jähriger Taubheit

  • Hallo

    Ich bin neu hier und hatte vor 10 Tagen eine OP für ein Implantat auf dem linken Ohr. Auf diesem Ohr bin ich schon seit über 50 Jahren ... also fast mein ganzes Leben taub. Ich kann mich nicht erinnern jemals auf diesem Ohr gehört zu haben. Ich höre nur manchmal einen Tinnitus. Die Meinungen der Ärtzte sind recht unterschiedlich und reichen von: nach längerem Hörtraining könnte ich gut hören lernen, bis: Ich solle mir keine allzugrosse Hoffnungen machen.

    Jetzt wollte ich hier mal im Forum fragen: Hat jemand nach einer ähnlich langen Zeit der Taubheit ein Implantat bekommen und welche Hörerfolge haben sich eingestellt? Ich vermute, dass meine Op relativ sinnlos war außer, dass Ärzte und Krankenhaus damit Kasse machen.

  • Moin Tomotzki,

    willkommen hier im Forum!

    Ja, es ist möglich mit einem so lange tauben Ohr mit einem CI ins Hören zu kommen ... versprechen kann Dir da aber niemand etwas. Die Meinungen Deiner Ärzte oben spiegeln den möglichen Rahmen. Du bist vermutlich SSD (single-sided deaf), dazu gibt es hier etliche Threads.

    Ich möchte Dich auf einen Bericht/Thread in einem anderen Forum hinweisen. In dem Fall wurde ein geburtstaubes Ohr nach 50 Jahren "geweckt"- Die OP liegt zwar schon 11 Jahre zurück, Anpassung und Nachsorge sind aber evtl. für Dich interessant und waren letztendlich auch recht erfolgreich: https://www.hcig.de/forum/index.ph…?start=60#12640. Auch wenn es in dem Forum leider recht ruhig geworden ist, die Autorin ist dort für Fragen erreichbar.

    Ich wünsch Dir einen guten Rutsch nach 2020 und eine für Dich zufriedenstellende Hörreise.

    Gruß vom ChrisH

    EDIT: okay, AnniB war schneller, ich lasse es trotzdem mal stehen

  • Ich vertrete die durchaus gängige Meinung, wie lange man nicht gehört hat, so lange braucht man, um das Hören mit CI zu erlernen. Bei mir hat es ziemlich gepasst. Ich bin dem HNO- Arzt, der mich vom CI abgehalten hat, immer noch böse. Vertane Zeit, für nichts, ausser Isolation und orthopädische Beschwerden, die sich dann bei mir einstellten.

    In der Reha habe ich eine Frau kennengelernt, die hat sich auch quasi nach 50 Jahren Taubheit, das Ohr implantieren lassen. Sie war ziemlich frustriert, weil bei ihr kaum ein Piep durchkam.

    Das ist ziemlich schwieriges Thema. Ich würde sagen, gib nicht auf, trainiere, rehablitiere, trage dein SP Tag und Nacht, die Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Guten Rutsch und frohes neues Jahr 🍾

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak

  • Hallo

    Ich bin neu hier und hatte vor 10 Tagen eine OP für ein Implantat auf dem linken Ohr. Auf diesem Ohr bin ich schon seit über 50 Jahren ... also fast mein ganzes Leben taub. Ich kann mich nicht erinnern jemals auf diesem Ohr gehört zu haben. Ich höre nur manchmal einen Tinnitus. Die Meinungen der Ärtzte sind recht unterschiedlich und reichen von: nach längerem Hörtraining könnte ich gut hören lernen, bis: Ich solle mir keine allzugrosse Hoffnungen machen.

    Jetzt wollte ich hier mal im Forum fragen: Hat jemand nach einer ähnlich langen Zeit der Taubheit ein Implantat bekommen und welche Hörerfolge haben sich eingestellt? Ich vermute, dass meine Op relativ sinnlos war außer, dass Ärzte und Krankenhaus damit Kasse machen.

    Also, ich war auf mein rechten Ohr 40 Jahre taub. Anfangs nur Impulse wahrgenommen. Jetzt nach zwei Jahren, mit viel Geduld und Training, habe ich auf dem Ohr ein Sprachverständnis von fast 90%. Fazit ist, wenn man dran glaubt und etwas Energie investiert ist ALLES möglich.

  • Genauso wie es immer wieder positive Beispiele gibt, gibt es auch Fälle, bei denen sich der Erfolg nur langsam oder gar nicht einstellt. Insofern braucht es noch mehr, als nur den Glauben zu haben und etwas Energie zu investieren. Die Menschen haben die unterschiedlichsten Voraussetzungen und Hörbiografien. Trotzdem wünsche ich es jedem, optimistisch zu bleiben und jeden noch so kleinen Erfolg positiv zu sehen.

    Ich wünsche Euch allen ein gutes, neues Jahr!

    Einmal editiert, zuletzt von Audi (31. Dezember 2019 um 19:00)

  • Auf einem geburtstauben Ohr kann es schwierig werden und allgemein sagt man, dass alles was mehr als 10 Jahre taub war länger braucht um Hören zu lernen.
    Ich bin SSD und war auf einem Ohr 33 Jahre taub, ich habe aber die ersten 8 Lebensjahre normal gehört und konnte schon ein paar Tage nach der Erstanpassung wieder Worte, resp. Zahlen verstehen. Da waren alle ziemlich erstaunt gewesen, weil mir eigentlich prophezeit worden war, dass es wohl schwierig werden würde jemals zu einem Sprachverständnis zu kommen. Ich habe aber täglich mindestens 1-2 Stunden für mich geübt, mit Apps, Hörbüchern und einem Computerprogramm. Nach gut 1.5 Jahren war ich an einem Punkt an welchem viele CI Träger gar nie kommen und mir nie jemand vorausgesagt hatte.
    Also nicht aufgeben, verlieren kann man ja (fast) nichts, es kann nur besser werden und man hört mehr als vorher.

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Hallo an alle und natürlich noch ein gutes, gesundes neues Jahr 2020..:thumbup:

    Tomotzi, auch ich wurde auf einer Seite taub also (SSD) geboren.. das sind 55 Jahre mittlerweile8|

    Oktober 2018 wurde mein Taubes Ohr Implantiert, vorab konnte auch keiner sagen ob es was werden

    wird. ABER.. es wird.. zwar langsam aber es kommt immer mehr, das reine Sprachverstehen nur mit CI,

    geht zwar noch nicht so richtig, denke das liegt mit an meinem noch hörenden Ohr auf der linken Seite.

    Ich bin sehr zuversichtlich das es irgendwann richtig gut wird.. hoffe nicht das ich dazu noch 53 Jahre brauche..^^

    Aber was haben wir zu verlieren, rein garnix, tauber als taub.. geht nicht!!

    Hier auch zum nachlesen falls es interessiert..

    https://www.ohrenseite.info/erfahrungsberi…chlea-implantat

    halte dir die Daumen.. es wird werden.. daran glaube ich ..:thumbup::thumbup::thumbup:

  • Danke für Eure Kommentare. Das hat mich sehr motiviert aber leider funktioniert das Implantat nicht wirklich. Ausser Gepiepse kommt da nicht viel durch. Jetzt soll beim CT nochmal geguckt werden ob das Implantat richtig sitzt. Meine Motivation ist auf dem absoluten Nullpunkt.

  • Hallo,

    du hattest doch erst vor ca. 2 Monaten EA, oder? Da würde ich noch nicht die Hoffnung aufgeben, dass es mit dem Hören noch besser wird :). Wobei es natürlich sicher gut ist, dass zur Sicherheit kontrolliert wird, dass die Elektrode richtig liegt! Wurde denn direkt nach der Implantation ein Röntgenbild gemacht (so war das bei meinem Sohn damals)? Lag sie danach richtig?

    Mein Sohn hat sein 1. CI mit 1 Jahr bekommen und konnte damals natürlich nicht sagen, was und wie er hört, aber es hat 2-3 Monate gedauert, bis er auf helle Geräusche (Glöckchen, Sprache) überhaupt Reaktionen gezeigt hat. Heute hört er mit seinen (inzwischen 2) CIs sehr gut und spricht selbst geflüsterte Worte (ohne Mundbild) korrekt nach.

    Ich wünsche dir alles Gute und drücke die Daumen, dass es mit dem Hören doch noch aufwärts geht! Und viel Geduld :).

    Viele Grüße

    Katja

  • Hallo, Tomotzi

    für mein linkes seit i40Jahren erlaubtes Ohr bekam ich vor drei Jahren ein CI. Das rechte Ohr ist mit einem Hörgerät versorgt. Es hat lange gedauert, bis Ich die ersten Geräusche hören und auch erkennen konnte. Auch jetzt kommt Sprache nimmer noch wie durch Watte an, und so ganz langsam höre ich auch einige hohe Töne. Man hat mir vor der OP gesagt, dass ich mit dem CI wohl kein Sprachverstehen haben werde, um so überraschter war man in der MHH. Nun hoffe ich, dass es noch nach drei Jahren irgendwann ein besseres Hören gibt.

    Ich möchte dir Mut manchen, gib nicht auf, lass dir Zeit, hab Geduld und lass dich überraschen, vielleicht klappt es auch bei dir .

    Lieben Gruss

    Anne

    2 Mal editiert, zuletzt von Maoma (13. Februar 2020 um 17:55)

  • Ich glaube, eventuell nicht bei allen, aber bestimmt bei vielen, bei mir auch.. Gerade bei einem tauben Ohr, dauert es länger bis irgendwas ankommt... Jetzt über ein Jahr CI ist das Sprachverstehen nur mit CI immer noch sehr schwierig.. Ohne Mundbild.. Ohje.. Es ist alles sehr leise.. ABER es macht mich kompletter.. Wenn ich es nicht trage fehlt was... Ich möchte es nicht mehr missen.. Nächste Woche lass ich mir ein ohrpassstück machen ohne Bohrung.. Für mein HG Ohr.. Das ich es besser zubekomme um das CI Ohr zu fördern.. Hoffe es wird irgendwann lauter.. So das ich vielleicht doch irgendwann mehr Sprache versteh.. 👍 👍 👍 Euch allen viel Geduld und Erfolg weiterhin... Grüssle Marina

  • @ Tomotzi: Der Weg ist lang, Geduld ist wichtig. Das Gehirn ist ein Wunderwerk. Ich glaube, das wird noch was mit dem hören.

    Gru0 Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Ich würde mal sagen, daß genau DAS hier:

    Auf diesem Ohr bin ich schon seit über 50 Jahren ... also fast mein ganzes Leben taub. Ich kann mich nicht erinnern jemals auf diesem Ohr gehört zu haben.

    Dein Knackpunkt ist! ;)

    Nicht nur Du kannst Dich nicht mehr daran erinnern, jemals was gehört zu haben.

    Deinem Gehirn ergeht anscheinend es ganauso. Es wurde offensichtlich dort wirklich noch niemals, nie, nicht mit Input versorgt.

    Das muß ja auch erst einmal irgendwie verarbeitet werden!

    Und so eine lange Zeitspanne tut auch ihr übriges.

    Ich habe bisher so einige Erfahungsberichten von Menschen gelesen, die so lange einseitig taub durch das Leben gegangen sind. Fast alle haben inhaltlich schon das Gleiche berichtet. Deshalb kommt es mir schon irgendwie logisch rüber, daß das "Erwecken der neuen Hörseite" auch dementsprechend lange dauern wird.

    Was bisher nicht versorgt wurde, das wird auch verkümmern.

    Das Erwecken dauert halt so seine Zeit!

    leider funktioniert das Implantat nicht wirklich. Ausser Gepiepse kommt da nicht viel durch.

    Ich weiß, wie nervig so einzelne, ganz bestimmte Tönchen sein kann, vor allem, wenn es sich um Gepiepse handelt, oder Knacken, Klopfen, Klappern, Dauerton (ähnlich wie ein Tinnitus).

    Für mich liest es sich schon ganz danach, als ob DAS Dein erstes Hören mit der CI Seite ist.

    Klar, aktuell noch nervig, weil es nur solche Geräusche sind.

    Aber, es kommt ja was an.

    Der Rest ist dann halt "Arbeit". Du selbst kannst aktiv wohl noch nicht so viel tun, sprich Hörtraining mit Sprachapps und Co,, weil sich aus dem Gepiepse noch erst etwas entwickeln muß.

    Aber eventuell kannst Du doch noch was ganz bewußt "provozieren"?

    Wenn Du, mal als Beispiel, fest / hart auf dem Tisch klopfst - Tack, Tack, Tack, Tack.

    Kommt dann auf Deiner CI Seite auch ein PIEP, PIEP, PIEP, PIEP an?

    Stimmt also der Rhythmus?

    Gepiepse paßt zu den Schlägen, die Du selbst auf dem Tisch produziert hast. DANN ist das wirklich Dein erstes Hören! Dann kannst Du bewußt darauf aufbauen.

    Dein Gehirn wird sich auch wohl erst mit Geräuschen allgemein beschäftigen, als mit dem Verstehen vom Inhalt des Gesprochenen. Das heißt also auch, daß die Stimmen von den Menschen erst einmal als "Geräusch" ankommt.

    Ist da eine Art Rhythmus drin, also im Gepiepse, dann ist das schon einmal ein prima, wenn auch in Deinem Fall nerviger, Anfang!


    In diesem Fall ist wirklich sehr, sehr viel Geduld angesagt.

    Ich weiß, eine total nervige Durchhalteparole.


    Ich drücke Dir die Daumen! :thumbup:


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr