Warum klingen manche Alltagsgeräusche schon sehr realistisch und andere nicht?

  • Ich übe immer wieder mal mit der Asklepios-App. Eine der Übungen dort ist die Alltagsgeräusche-Übung. Nun klingen manche Geräusche (z.B. Hundebellen, Zähneputzen, Wasserlaufen, Motor startet, LKW startet, Klatschen) für mich schon sehr realistisch, während manche noch sehr anders klingen. Weiß jemand von euch, woran das liegt? Weil es tendenziell tiefere Töne sind?

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

    Einmal editiert, zuletzt von AnniB (9. November 2019 um 20:41)

  • Das hängt damit zusammen, dass das ganze Hören ein Lernprozess ist!

    Mach dir mal weniger Gedanken und Sorgen und nimm es einfach hin, wie es kommt. Das braucht alles seine Zeit und jeder hört nunmal anders.


    vG und einen schönen Sonntag

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • Ich mache mir keine Gedanken und Sorgen.
    Es interessiert mich, was da im Kopf passiert.

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    das andere Ohr ist normalhörend

  • Ich finde es super, mir Gedanken zu machen. Ich bin ein wissenschaftlich denkender Mensch und habe viele Fragen. Mir geht es besser, wenn ich fragen kann und Antworten kriege. Ansonsten wäre ich sicher nicht in einem online Forum.

    Und Annis Fragen finde ich sehr hilfreich. Die meisten habe ich mir auch schon gestellt, komme aber oft nicht dazu, sie hier rein zu stellen.

    Hörsturz in 2017, seit dem SSD, sonst normalhörend, Cochlear Kanso seit 2019

  • Danke. Mich interessieren solche Dinge einfach. Und da ja hier viele User sind, kann es ja sein, dass es jemand weiß.

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    das andere Ohr ist normalhörend

  • Mir geht es auch so. Das ist doch das Schöne an diesem Forum, dass manche sich einen Kopf zu einem Aspekt machen, auf den frau niemals selbst gekommen wäre. Wen ein Thema nicht interessiert, der liest es eben nicht.

    Aber für alle wie mich, die noch vor ihrer Hörreise stehen, sind viele Sachen interessant, helfen bei der Entscheidungsfindung, nehmen die Angst vor dem Unbekannten und beruhigen auch: egal, was ich habe, hier werde ich geholfen.

    Nicht jeder ist ein alter Hase.

    Hochtonschwerhörigkeit/Hochtontaubheit von Kindheit an.

    Rechts: CI622 seit 12/2019, Nucleus 7

    Links: 65% Sprachverstehen mit HG (seit 2020 Oticon Exceed)

  • Ich denke es generell ein Phänomen der Wahrnehmung. Geräusche die akustisch immer schon da waren, wie z. B. ein startender LKW Motor, werden auch mit dem CI schnell wieder erkannt. Vor ein paar Wochen habe ich eine vierzehn jährige CI Trägerin kennengelernt. Sie konnte z. B. mit dem Geräusch einer mechanischen Schreibmaschine nichts anfangen. Moderne Zeiten ;) ! In der Asklepios App bin ich z. B. über die schließende Schiebetür gestolpert. Habe dieses Geräusch früher nie so richtig wahrgenommen. Jetzt mit zwei CIs bin ich zum "Geräuschesammler" geworden. Nehme jetzt viel mehr wahr, was ich früher nicht beachtet habe. Leider, bzw. jetzt zum Glück. Auch zum Punkt der Wahrnehmung. Mein Sohn und meine Schwiegertochter konnten mit dem Begriff CI anfänglich nicht anfangen. Jetzt sehen die beiden laufend CI Träger.

    Das Ganze eine persönliche Meinung von mir. Ohne Anspruch auf Richtigkeit ;)

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas

    Links: MedEL: Implantat MI 1200 Synchrony 24mm - SP EAS-Sonnet OP 01.06.18 EA 16.07.18 - MHH

    Rechts: MedEL: Implantat MI 1250 Synchrony 28mm - SP Sonnet 2 OP 17.09.19 EA 21.10.19 - MHH

    Einmal editiert, zuletzt von Stier60 (10. November 2019 um 15:44) aus folgendem Grund: Kleine Korrektur und eine Ergänzung vorgenommen.

  • Ich glaube nicht, dass es bei mir daran liegt, dass man Geräusche schon vorher kannte.

    Denn Stimmen, die ich vorher kannte, kann ich trotzdem nicht verstehen, geschweige denn zuordnen...

    Und bei der App merke ich mir das rhythmische Muster, nicht das Geräusch direkt. Wenn mal ein anderer LKW starten würde, würde ich den wahrscheinlich nicht erkennen.

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  • Ich habe mir heute einige Geräusche auf dieser Geräuschesammler-Webseite angehört. Dabei klangen Tiergeräusche überwiegend recht natürlich, Glockenläuten oder ein Glockenspiel aber z.B. ziemlich fremd. Da hatte ich eigentlich auch gedacht, dass es an der Bekanntheit von bestimmten Geräuschen liegt.

    Ich habe es dann mal so versucht, mir das Geräusch erst im Original auf dem normalhörenden Ohr anzuhören und dann mit dem CI-Ohr gestreamt. Hat bei den Glocken etc. aber nichts gebracht.

    Bei Stimmen tut sich bisher bei mir auch nichts. Rufus Beck klingt gegen Ende des Hörbuchs immer noch genauso künstlich wie am Anfang. Vielleicht sind Tiergeräusche und manche Alltagsgeräusche einfacher zu entschlüsseln.

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    das andere Ohr ist normalhörend

  • Viele Geräusche erkennt das Gehirn deshalb, da man sie des öfteren gehört hat,. Bei einigen Geräuschen hat man das Problem, das man die Ursache nicht sieht. Z.B. Glocken sieht man meistens nicht und haben auch keine festgelegten Frequenzen. Sie können tief sein, wie beim Decke Pitter (Glocke Kölner Dom) oder auch recht hell/hoch sein (wie die Glocke in meinem Dorf) Ich hatte am Anfang schwierigkeiten unsere Dorfglocke zu erkennen. Es war ein Geräusch, aber welches? Ich sah keine Glocke und konnte also das Geräusch nicht zuordnen. So sieht es auch bei anderen Geräuschen aus. Startener LKW - 20 Liter Hubraum oder nur 2,3 Liter - ist ein riesen Unterschied. Man muss auch die technische Seite der SPs berücksichtigen. Die können nicht das ganze Spektrum der Frequenzen abdecken. Tiefe Töne beim Techno z. B. Bumm bumm bumm sind bei ca. 50 Hz und die SPs fangen fast alle erst bei 180 Hz an ... ergo fehlt alles darunter.

    Selbst ein vorgelesener Artikel kann mal verstanden werden mal nicht - kommt auf den Vorleser an. Jeder spricht anders und betont anders. Jede Stimmlage beeinflusst unser Verstehen ... also muss sich das Gehirn mit vielen verschiedenen Stimmen, Stimmlagen, Nuancen, Stimmfarben usw. füttern, und das dauert.

  • Bei mir hat es mehr als ein Jahr gedauert bist z.B. Rufus Beck nach Rufus Beck tönte oder Franz Hohler nach Franz Hohler. Und damit es so wurde habe ich das gleiche Hörbuch x-mal gehört. Ein Buch von Franz Hohler ca. 5x und die Länge war jedes Mal 8 Stunden. Seither tönt es nach Franz Hohler oder eben Rufus Beck wenn ich es direkt aufs CI Ohr streame. Wenn ich laut höre dann stört es eh nicht, ich höre es einfach lauter und deutlicher als Einohrig und der Klang ist dann nicht mehr so mechanisch ohne Sprechmelodie.

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Ich glaube nicht, dass es bei mir daran liegt, dass man Geräusche schon vorher kannte.

    Das muß nicht zwangsläufig so sein.

    Gerade bei Schwerhörigen, oder bei normalhörenden Menschen, die altersbedingt langsam schwerhöriger werden, ist ja bei denen eher ein schleichender Prozeß, verschwinden so nach und nach einige Frequenzen.

    Bewußt nimmt man das nicht so wirklich wahr. Bei einem Hörsturz ja schon eher, weil das abrupt passiert!

    Beim schleichenden Prozeß "paßt" sich das Hirn immer wieder neu an, so daß der Eindruck entsteht, daß die Geräusche, die man hört, doch immer genau so und noch nie anders geklungen haben!

    Genau das ist ja auch der Grund, wieso viele ältere Menschen, denen man sagt, daß sie nicht mehr gut hören können, behaupten, daß sie doch noch sehr gut hören würden!

    Erst, wenn die fehlenden Frequenzen, sei es durch ein HG, oder im letzten Schritt durch ein CI, wieder da sind, klingt es gerade am Anfang komplett anders, oft irgendwie "falsch".

    Logisch, jetzt sind auf einmal die Frequenzen wieder da, die lange Zeit gefehlt hatten!


    Ich kann mir vorstellen, daß es bei Normalhörende, die erst kürzlich ertaubt sind, es noch etwas anders ist! Vor allem dann, wenn sie nach ihrer Ertaubung nich noch eine ganze Weile mit diesem ungewohnten Zustand herumgelaufen sind.

    Auf der anderen Seite, und ich glaube, davon sind die Normalhörende eher betroffen, als die ohnehin schon Schwerhörigen, die jahrelang mit HGs durch die Welt gelaufen sind, ist es ja so, daß man mit einem CI zwar wieder viel mehr, also ein recht breites Spektrum an Frequenzen hören kann, aber trotzdem die Elektronik an ihren Grenzen stößt.

    Wenn Ihr mal wieder bei einem Techniker seid, und Euer CI am PC angeschlossen ist, dann schaut doch mal zum Monitor und beobachtet, was da passiert, während Ihr selbst, oder der Techniker zu Euch spricht.

    Ganz laienhaft ausgedrückt: Ihr könnt sehen, welche Elektroden gerade "arbeiten". Das passiert im Wechsel. wenn auch mehrere gleichzeitig aktiviert werden, so sind nie alle gleichzeitig an!

    Ich würde zwar nur vermuten, daß wir das hörtechnisch nicht mitbekommen, weil das auch recht schnell geht, aber ich glaube schon, daß gerade ein Normalhörender auf jeden Fall irgendwelche "Verluste" wahrnimmt, im Vergleich zu früher, weil ja alle Frequenzen "unbearbeitet und ungefiltert" ihren Weg zu den Häärchen in der Schnecke gefunden hatten. Da ist ein CI, so gut so ein Gerät auch sein mag, trotzdem nicht "perfekt", im Vergleich zum normalen, natürlichen Ohr!

    Nur so kann ich mir Euer "schiefes Hören" erklären.

    Rest ist wieder eine Gewöhnungsgeschichte vom Gehirn, und mit der Zeit wird es wohl auch wieder "alles eingerenkt" werden, so daß es praktisch wieder normal gewohnt, oder halt so nahe wie möglich daran klingen wird.

    Ich habe es dann mal so versucht, mir das Geräusch erst im Original auf dem normalhörenden Ohr anzuhören und dann mit dem CI-Ohr gestreamt. Hat bei den Glocken etc. aber nichts gebracht.

    Genau so habe ich das auch gemacht ;)

    Nur nicht unter Zwang, sondern eher so nebenher, im Alltag.

    Und ja, es dauert halt so seine Zeit. Ich habe halt nur oft wiederholt.

    Also jetzt nicht zwölfdreißigtausend Mal an einem Tag (das wäre mir dann doch viel zu viel des Guten gewesen, und ich wollte ja nicht übertreiben ;) ), sondern halt verteilt über die ganze Zeit. Im Grunde genommen "übe" ich doch auch jetzt, in meinem Alltag, während ich durchs Leben laufe.

    Am schönsten gehen solche "Übungen" mit Musik ;) Denn genau DAS klingt ja mit der CI Seite doch recht gewöhnungsbedürftig! Also habe ich da ich stets meine "gute Seite" gehabt, die Musik gut hören konnte, und mit der "frischen CI Seite", welches das noch erst lernen mußte, alles nur nebenher laufen lassen. So, daß aus diesen komischen Tönen immer mehr das wurde, was ich haben wollte.


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Da hier im Forum ja immer wieder durchklingt, ich würde mir Druck und Stress machen: Nein. Ich bin einfach interessiert und möchte verstehen und seit Ewigkeiten gewohnt, Dinge zu erproben und zu üben. Ich weiß, dass ich Dinge lerne, indem ich sie immer wieder mache. Ich bin mir bewusst, dass die Dinge auch Zeit brauchen. Aber das Vergehen der Zeit allein reicht nicht. Ich möchte meine Zeit außerdem auch nutzen.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Sheltie in den letzten Tagen war es mehrfach so, dass ich nach dem Üben in Videos reingeraten bin, wo erst weibliches Gequäke war und dann kamen Männerstimmen, bei denen immer wieder mal für ganz ganz kurz die echte Stimme durchgekommen sein muss (so wirkte es). Da ‚wusste’ ich plötzlich, wie derjenige wohl klingt. Es war lustig zu sehen, wie das Gehirn es immer wieder kurz geschafft hat.

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Sheltie in den letzten Tagen war es mehrfach so, dass ich nach dem Üben in Videos reingeraten bin, wo erst weibliches Gequäke war und dann kamen Männerstimmen, bei denen immer wieder mal für ganz ganz kurz die echte Stimme durchgekommen sein muss (so wirkte es). Da ‚wusste’ ich plötzlich, wie derjenige wohl klingt. Es war lustig zu sehen, wie das Gehirn es immer wieder kurz geschafft hat.

    So geht es mir auch manchmal, aber nur bei Männern. Ich höre ganz versteckt, bzw. erahne die Tiefe der Stimme, höre aber ganz "vorn" Chip und Chap.

    Hörsturz in 2017, seit dem SSD, sonst normalhörend, Cochlear Kanso seit 2019

  • Bei SSD'ler kommt auch vor dass man zu sehr mit noch guten Ohr vergleichen tut wie es sich anhören sollte.

    Man sollte bewusst sein dass ein CI nicht wie ein gesundes Ohr klingen kann.

    Diejenigen die schon immer beidseitig bzw lange schlecht hörte haben keinen Vergleich bzw die Erinnerungen liegen schon zu weit zurück und geben ggf eher zufrieden dass es überhaupt funktioniert.

    Anni: Druck machst du dir sicherlich bewusst keine. Unbewusst wird aber dennoch sehr oft verglichen wenn Mal was anderes klingt weshalb dies so oder so ist und schon können diese und jene Gedanken hoch.

    Die Zufriedenheit der jeweiligen CI Träger ist immer individuell interpretiert. Und dein Threads mit "nach einem Jahr ist gut" weiß ich nicht woher du das hast. So pauschal kann man es eh nicht sagen da man sagt dass um lebenslange Nachsorge handelt

    Gruß

    Wallaby

    Einmal editiert, zuletzt von Wallaby (11. November 2019 um 14:08)